Rezension: Rübenernte

Vorbemerkung: DSA und insbesondere dem Kontinent Aventurien haftet unter dem Stichwort der sogenannten „Hotzenplotzigkeit“ der Ruf eines manchmal fast schmerzhaft bodenständigen Settings an, eben mit einer Vorliebe für Hintergrundgeschichten, die so gar nichts Episches an sich haben. Nimmt man die letzten beiden Heldenwerk-Hefte, dann trifft dies scheinbar zu. In „Deicherbe“ konnte man einer nostrischen Deichbauernfamilie gegen einen Fluch helfen, das jüngste Exemplar „Rübenernte“ von Niklas Forreiter lässt schon im Titel anklingen, dass nicht eben die große Stunde der legendären Drachentöter unter den Helden geschlagen hat. Umgekehrt hat die Vergangenheit auch gezeigt, dass das kein Negativmerkmal sein muss, im Gegenteil gibt es auch unter den „kleinen“ Abenteuern durchaus einige Perlen.

In Zahlen:

– Heldenwerk Nr. 8

– 15 Seiten

– Erschienen am 7.10. 2016

I. Aufbau und Inhalt

Nach „Die Thorwalertrommel“ handelt es sich bei „Rübenernte“ um das zweite Heldenwerk-Heft, das die Theaterritter-Kampagne flankiert. Allerdings existieren auch Angaben, wie man das Abenteuer auch losgelöst von dem übergreifenden Geschehen gestalten kann.

Grundsätzlich wird in der Tat eine bodenständige Geschichte erzählt, spielt das gesamte Abenteuer doch in dem kleinen Dorf Neu-Wulzen im Bornland. Bekannt ist das Dorf vor allem für seine Rüben. Dieses Jahr jedoch scheint im wahrsten Sinne des Wortes ein Fluch auf der Ernte zu liegen, wenn die Rüben zum Teil bluten, zudem gibt es Geistererscheinungen. Dies dient auch als Einstieg, wenn die Helden Zeugen einer solchen Erscheinung werden. Um die folgende Recherche zur Aufklärung zur Aufklärung der rätselhaften Ereignisse ist das Abenteuer in der Folge aufgebaut.

Eine klare Ereignisabfolge ist nicht vorgegeben, stattdessen werden mehrere Einzelepisoden beschrieben, die die Handlung weiterentwickeln. Dazu gehören Informationen, die man benötigt, um die Ereignisse aufzuklären. Im Mittelpunkt steht zudem die Beschreibung einiger zentraler Figuren der Dorfgemeinschaft und einiger wichtiger Orte, wobei für den Finalort auch eine Karte vorhanden ist.

II. Figuren

Besagte Dorfgemeinschaft steht natürlich auch im Zentrum einer Recherchehandlung, da die Helden zur Aufklärung vor allem auf die Interaktion mit den Einheimischen als wichtigste Informationsquellen angewiesen sind. Eine zentrale Rolle nimmt dabei als faktische Lokalherrscherin die Junkerstochter Libussa von Wulzen ein, die diese Aufgaben weitgehend von ihrem bettlägrigen Vater Elkwin übernommen hat, die allerdings wenig kooperativ erscheint. Anders gestaltet sich dies bei der Peraine-Akolutin Prähngunde, die als Auftraggeberein agiert, ist der Geist doch offenbar ein Glaubensbruder.

Eine Sonderrolle nehmen zudem der Magier Telergo und der landlose Adelige Pjerow von Jellinske ein, bei denen es sich wie den bei den Helden um Auswärtige handelt, die den jüngsten Ereignissen mit großem Interesse folgen.

III.Kritik

Tatsächlich stellt die lokale Personenriege eine der Stärken des Abenteuers dar. Da aus Platzgründen nur wenige Eckpunkte der Handlung konkretisiert wurden, ist die Charakterisierung der wichtigsten NSCs besonders elementar. Hier sind alle Angaben über Beziehungen und Verhaltensweisen vorhanden, um die Dorfgemeinschaft lebendig zu gestalten. Natürlich ist nicht jede Figur klischeefrei ausgefallen, vor allem Lubussa stellt die typische Landadelige mit dunkler Vergangenheit dar, die den Helden bei ihren Ermittlungen mehrfach als Ärgernis im Weg stehen dürfte, eine echte Vielschichtigkeit fehlt ihr. Dafür werden die meisten Verhaltensfacetten abgedeckt, vor allem Telergo dürfte für einige Spekulationen sorgen.

Die generelle Fluchgeschichte sorgt für einige atmosphärische Momente und stellt auch das Bindeglied zur Kampagne um die Vermächtnisse der Theaterritter dar. Letzteres halte ich allerdings für nicht unbedingt notwendig, auch hier den Korsmal-Bund einzubringen wirkt für mich etwas aufgesetzt. Ohnehin setzen in dieser Hinsicht bei mir langsam gewisse Abnutzungserscheinungen ein, da die Kampagne mittlerweile sehr dominant in den diesjährigen Publikationen ist mit 4 Bänden und nun der zweiten Heldenwerk-Ergänzung. Hier hätte „Rübenernte“ für mich auch ohne Anbindung funktioniert. Positiv ist allerdings, dass eben auch Angaben für die Gestaltung mit einer isolierten Handlung vorhanden sind. Allerdings sorgt die Verbindung zur Geschichte des Bornlandes auch dafür, dass die banale Beschäftigung mit der Rübenernte doch noch einen Hintergrund erhält, der wesentlich bedeutsamer als eine reine Lokalgeschichte ist.

Positiv ist die überschaubare Handlung insofern, als dass hier wieder die Stärken der Heldenwerk-Reihe betont werden, da im Prinzip alle Angaben für den Spielleiter enthalten sind. Ich hätte mir allerdings eine kleine Übersichtkarte des Ortes gewünscht, während für den möglichen Finalort eine solche beigefügt ist, womit zuletzt auch noch ein kurzer Dungeoncrawl erfolgen kann.

IV. Fazit

„Rübenernte“ stellt ein nettes kleines Abenteuer dar, also genau das, wofür die Heldenwerk-Reihe angedacht ist. Die Story mit einer Fluchlösung ist grundsätzlich nicht besonders innovativ, sondern sehr konventionell, so dass nur wenige Überraschungen auf erfahrenere Spieler warten. Dafür ist die Dorfgemeinschaft von Neu-Wulzen gut dargestellt und in der Konstellation komplex genug, um den Helden einigen Recherchestoff zu liefern.

Bewertung: 4 von 6 Punkten

2 Kommentare

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