Rezension: Aventurische Rüstkammer II

Vorbemerkung: Auch 2018 wird wieder jede Menge DSA-Publikationen beinhalten. Die erste Neuerscheinung des Jahres ist die Aventurische Rüstkammer II und bringt somit eine Fülle an neuen Ausrüstungsgegenständen und Waffen, mit denen man seine Helden ausstatten kann. Die erste Rüstkammer, die Mitte 2016 erschienen ist, konnte mich nur zum Teil überzeugen, unter anderem, weil dort nur eingeschränkte Möglichkeiten der Ausrüstung vorhanden waren, weil für mich einige basale Gegenstände fehlten. Umso spannender die Frage, ob nun im Folgeband angemessen nachgebessert wurde oder nicht.

In Zahlen:

– 158 Seiten

– 143 Gegenstände

– Preis: 34,95 Euro

– Erschienen am 17.1. 2018

I. Aufbau und Inhalt

Wiederum liefert der Band im Kern drei unterschiedliche Arten von Artikeln: Getrennt werden kann hauptsächlich zwischen Ausrüstungsgegenständen, Waffen (für den Nah- und Fernkampf) und Rüstungen (mit zusätzlichen Ergänzungsteilen). Die Präsentation ist jeweils sehr ähnlich gehalten. Auf ein kurzes Ingame-Zitat folgt eine allgemeine Beschreibung des jeweiligen Gegenstandes. Dazu hat jeder Gegenstand eine eigene Illustration und natürlich eine Tabelle mit regeltechnischen Angaben. In vielen Fällen existiert zusätzlich noch ein Kasten mit einem Dialog der ikonischen Helden, die sich über die Vor- und Nachteile aus ihrer subjektiven Sicht äußern. Die Artikellänge ist unterschiedlich, oft erhält ein Gegenstand eine ganze Seite, teilweise werden aber auch zwei pro Seite beschreiben, dann fällt der Heldendialog entweder weg oder es gibt nur eine kurze Aussage eines einzelnen Helden. Dabei werden insgesamt 36 Ausrüstungsgegenstände, 51 Nahkampfwaffen, 10 Fernkampfwaffen, 25 Rüstungen 15 Helme und 6 weitere Rüstungsergänzungen berücksichtigt.

Zusätzlich finden sich im Anhang noch weitere Regelergänzungen bzw. Fokusregeln, die zum Einsatz der vorgestellten Gegenstände benötigt werden bzw. hilfreich sein könnten. Beispielsweise widmet sich ein Abschnitt den unterschiedlichen Arten von Bolzen und deren Einsatzmöglichkeiten. Alle rein regeltechnischen Aspekte werden hier zudem noch einmal gebündelt aufgeführt. Zuletzt ist noch eine Tabelle vorhanden, aus der ersichtlich wird, in welchen Regionen die einzelnen Gegenstände üblicherweise verwendet werden. Dazu ist zur besseren Übersichtlichkeit noch ein Schlagwortindex vorhanden.

II. Kritik

Eine Sache ist mir natürlich sofort positiv ins Auge gefallen: Es gibt wieder Helme bei DSA5! Auch wenn es nur ein nebensächliches Detail sein mag, habe ich dieses ikonische Heldenmerkmal in der 1. Aufgabe der Rüstkammer schmerzlich vermisst. Dem wurde nun Rechnung getragen, in Form des Flügelhelms existiert sogar eine kleine Verneigung vor dem quasi unvermeidlichen Grundbestandteil eines (fast) jeden Yüce-Covers der guten alten Zeiten. Ohnehin ist hier eine gute Ergänzung vorhanden, da im ersten Band Rüstungen nur wenig Berücksichtigung erfahren haben (nur 10 Rüstungen) und nun mit den Erweiterungsteilen über 50 Kurzartikel vorhanden sind.

Ohnehin gefällt mir hier die Mischung zwischen Waffen und Rüstungen gut, auch sind die Alltagsgegenstände etwas in den Hintergrund gerückt. Wer seinen Helden ausstatten will, hat mittlerweile eine richtig breite Basis zur Verfügung, so dass auch kleine Entscheidungen jetzt durchaus für Kopfschmerzen sorgen können, wenn man alleine darauf achtet, wie viele Alternativen man jetzt hat, wenn man Überlegungen anstellt, seinen Helden mit einem Dolch auszustatten. Das gilt für fast alle Ausrüstungsbereiche, dass immer mehr Spezifikationen vorhanden sind. Nach wie vor ist hier auch die Sinnhaftigkeit einer hohen Illustrationsdichte zu betonen, da somit alle Gegenstände einfach plastischer vorstellbar werden. Gerade bei den Waffen und Rüstungen ist die Optik ja eine gewichtige Sache. Regeltechnisch mag es ja oft nicht allzu bedeutsam sein, welche Art Schwert man trägt, wenn der Schaden relativ ähnlich oder komplett gleich ist zwischen den unterschiedlichen Modellen, allerdings hat bei mir immer auch eine Rolle gespielt, wie gut es denn aussieht.

Meine Kritikpunkte setzen dann wiederum weniger auf der inhaltlichen Seite an, sondern eben erneut eher im strukturellen Bereich. Wie bei anderen Bänden sehe ich beispielsweise das Aufkommen von Doppelungen als problematisch an, wenn es zu Überlappungen mit den regionalen Rüstkammern oder den Regionalspielhilfen kommt. Gerade für Leute, die viele DSA5-Produkte besitzen, handelt es sich dann um überflüssige Passagen. Genauso frage ich mich, wieso auch dieses Mal die regeltechnischen Anmerkungen sowohl direkt bei dem jeweiligen Gegenstand stehen als auch noch einmal im Anhang gesondert aufgeführt werden. Das sind immerhin satte 18 Seiten Text, die doppelt verfügbar sind. Aus meiner Sicht macht ein Schlagwortindex, der ja vorhanden ist, eine solche Übersicht überflüssig.

Hier finde ich es nebenbei auch irritierend, dass genau diese Kritik schon 2016 aus mehreren Richtungen geäußert wurde, aber keine Reaktion erfolgt ist. Nach wie vor bin hier der Ansicht, dass es falsch ist, ein Konzept bloß um der Einheitlichkeit unter den Einzelbänden willens fortzuführen, wenn es denn verbesserungswürdig erscheint. Somit wäre eher noch Platz für weitere Gegenstände gewesen oder der Band hätte etwas kürzer (und somit wohl auch günstiger) ausfallen können (wobei ich den Band angesichts der Vollfarbigkeit und der Seitenstärke auch ohne die Doppelungen nicht für überteuert halte).

Ohnehin ist das Einsparen von Platz auch dieses Mal nicht unbedingt die Maxime gewesen: So löblich ich auch die verstärkte Berücksichtigung von Rüstungen und Helmen finde, so augenfällig ist doch gerade in diesem Bereich des Bandes, dass das Layout hier merkwürdig ist, ist doch mehrfach eine Drittelseite bis zu einer halben Seite ungenutzt. Hier hätte man durchaus zwei Helme auf eine Seite packen können oder stellenweise Umbrüche in Kauf nehmen können, die Leerstellen sehen wirklich schlecht aus und sind einfach nicht ökonomisch.

Über andere Platzaspekte kann man sicherlich streiten: So weiß ich bei einigen reinen Alltagsgegenständen nicht, ob es nötig ist, diese mit mehr als einen schlichten Tabelleneintrag zu würdigen, eine ganze Seite für einen Brotbeutel halte ich z.B. für vollkommen überflüssig. Ähnliches gilt für die Heldendialoge, die stellenweise bis zu fünf unterschiedliche Sprechakte enthalten. Dabei sind zwar manchmal auch durchaus interessante Informationen untergebracht, oft handelt es sich meiner Auffassung nach aber schlichtweg um eher albern gehaltenes Gezänk mit wenig relevanter Aussagekraft.

III. Fazit

Einerseits ist die Aventurische Rüstkammer II angefüllt mit informativen Artikeln und erweitert die Ausrüstungspalette um viele nützliche Gegenstände, wobei gerade verstärkt die Rüstungen betont wurden und endlich auch wieder Helme verfügbar gemacht wurden. Andererseits fallen aber auch strukturelle Mängel auf, z.B. einige halbleere Seiten und Dopplungen, wobei letztere schon in ersten Band vorhanden waren. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass man den Platz noch effektiver nutzen könnte oder den Umfang preissparend einkürzen könnte.

Bewertung: 3 von 6 Punkten

7 Kommentare

  1. Als Tüpfelchen auf dem I was Verneigungen an die Yüce-Cover angeht fehlt dann nur mehr der Schnauzer zum ankleben. Darf bei keiner Verkleidung fehlen. Dazu dann vielleicht noch ein Bild von Carolan mit so einem buschigen Monster im Gesicht. Also, nur wenn dann schon so Alltagsgegenstände auch in Zukunft das bisher übliche Maß an Platz erhalten …

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  2. Der Grund für das verschwenderische Layout und die umfangreichen Doppelungen liegt doch auf der Hand: die Redaktion kann so mit weniger Arbeit mehr Seiten füllen. Da sich das Preis/Leistungs-Empfinden der Käufer an der Dicke des Buches orientiert, können so der Kaufpreis erhöht und die Arbeitskosten verringert werden. Im Ergebnis entsteht zwar ein schlechteres Produkt, aber mehr Gewinn.

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  3. Lange nicht mehr reingeschaut, aber scheint nach wie vor alles beim Alten zu sein in Ulisses-Land.
    35 Öcken finde ich trotz Blingbling für einen Ausrüstungsband schon happig,
    insbesondere wenn er die genannten Schwächen in Form Lücken und Dopplungen enthält.
    Das hört sich für mich so an, als wenn effiktiv nur 50% des Buches überhaupt nützlichen Inhalt vorweisen können.

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    1. Naja, 50% sind eine krasse Übertreibung, bei aller Kritik sind da auch jede Menge guter und sinnvoller Sachen drin. Trotzdem halte ich hier den Anteil an Seiten, die man genauso gut hätte einsparen können, für insgesamt zu hoch.

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  4. Ich spiele ja leider nicht mehr aktiv, da sich meine Runde nun endgültig aufgelöst hat, auch aufgrund von DSA5, da keiner Lust hatte damit anzufangen und man mit DSA4 auch nicht weiter machen wollte, hinzu kamen dann noch einige persönliche Dinge.

    Dennoch verfolge ich gerne was mit meinen Lieblingsrollenspiel so passiert und jedes weitere Buch was erscheint schmerzt mich doch sehr. Diese Platzverschwendung ist schon eine Unverschämtheit und ich kann mir auch nicht vorstellen wie man damit sinnvoll spielen kann. Das war ja schon bei DSA4 schlimm ständig hin und her blättern zu müssen in X-verscheidenen Büchern, aber wie viele Bücher will man denn hier zur nächsten Runde mitschleppen, wenn alles überall verteilt ist und nicht jeder setzt sich mit einen Loptop an den Tisch, weil man wohl nur über das Wiki die Übersicht behalten kann. Sind die verbleibenden Fans nur noch die Sammler die sich das ungelesen ins Regal stellen? Ich habe fast diesen Eindruck.

    Ich mag die Welt immer noch sehr gerne, auch wegen Myranor was nun wohl leider eingestellt wird, genau wie Uthuria und Tharun aber mit diesem Regelwust, verteilt in zahlreiche Bände würde ich persönlich niemals spielen wollen und mich lieber einem anderen Rollenspiel zuwenden. Diese Aufteilung ist einfach Schwachsinn.

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    1. Schade, dass du von DSA5 dermaßen enttäuscht bist. Ich muss das für mich selbst aber grundsätzlich ein wenig einschränken: Mit den Regelbänden der letzten Zeit bin ich tatsächlich mehrheitlich nicht zufrieden, in der Summe sehe ich aber auch viel gutes, vor allem im Abenteuerbereich, aber auch bei den bisherigen Regionalspielhilfen. Liegt aber eventuell auch daran, dass ich Regeln lediglich als notwendiges Hilfsmittel betrachte und eh immer das weggelassen habe, das ich unnötig oder uninteressant finde und immer mehr an den Geschichten interessiert war.

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  5. Von der Regeln habe ich tatsächlich keine Ahnung, mag sein dass die wirklich ganz gelungen sind. Es gab aber sonst immer ein Waffenbuch, da war alles drin. Es gab ein Kreaturenbuch, da war alles drin und nun ist überall irgendwas… da komme ich absolut nicht mit zurecht.

    Man kann ja mehrere Bücher machen. Wenn man aktiv spielt dann kauft man auch schon mal eins mehr, darum geht es mir gar nicht. Dann teilt es aber wenigstens sinnvoll auf, denn das was derzeit passiert ist in meinen Augen einfach totaler Unsinn.

    Mich betrifft es ja nicht mehr, das kann mir ja egal sein, dennoch war es mein Lieblingshobby und drum schmerzt es mich schon wenn ich sowas hier lese oder in „Durchgeblättert“ auf Youtube sehe.

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