Vorbemerkung: Ich führe diesen Blog seit mittlerweile fast 10 Jahren und kann mich in all der Zeit definitiv nicht über Nachschubprobleme beklagen, es gab und gibt immer genug zu tun. Allerdings habe ich mir über das Bloggen selbst vergleichsweise wenig Gedanken gemacht, wie mir jetzt bewusst geworden ist. Angeregt dazu hat mich aktuell eine interessante Artikelserie von Clawdeen in ihrem Blog Clawdeen spielt, indem sie in fünf längeren Texten viele Gedanken aus unterschiedlichen Blickwinkeln über ihr Hobby anstellt, natürlich auch in Form einer Rundschau über Zeit- und Wandelphänomene. Bei mir wirft sich durchaus die Frage auf, welchen Sinn das Bloggen im Nischenbereich Rollenspiel eigentlich macht, wobei ich für mich persönlich natürlich auch klare Antworten ergeben, aber genauso auch offene Fragen, vor allem, was mein eigenes Nutzerverhalten angeht.
Aus der Zeit gefallen?
Sicherlich ist das Schreiben längerer Texte nicht unbedingt etwas extrem Modernes, gerade wenn man den Rollenspielbereich betrachtet. Vergleicht man die Klickzahlen eines Textblogs mit den Zugriffzahlen von Youtube-Videos (oder ähnlichen Plattformen), so erkennt man doch deutliche Differenzen, mehr bewegte Bilder, Gesichter und Stimmen, das ist für den Zuschauer sicherlich unmittelbarer und direkter, das Gefühl der Nähe zwischen Produzent und Konsument ist hier wahrscheinlich eher gegeben. Social-Media-Plattformen erfreuen sich zudem weiterhin uneingeschränkter Beliebtheit und auch hier fällt natürlich sofort eine krasse Differenz auf, wenn man die Textlänge eines Blogartikels mit durchschnittlichen Beiträgen bei Facebook, Twitter und Co. vergleicht, gerade Jugendliche wachsen mit dieser Art der verknappten und auf das Wesentliche reduzierten Kommunikation auf.
Beides Beispiele, die aus meiner Sicht in ihrem Wirkungsbereich klare Vorteile aufweisen. Allerdings ist genau hier die Existenzberechtigung einer Blogkultur gegeben: Auch wenn ich unter gewissen Umständen die Vorteile von Vlogs und Social-Media-Plattformen erkenne, ermöglicht die längere und vorbereitete Textvariante doch, seine Gedanken so pointiert und dezidiert wie möglich widerzugeben: Man muss nichts spontan äußern, sondern kann seinen Text in Ruhe wachsen lassen (manche Artikel liegen teils Wochen oder gar Monate auf Halde, weil sie eben noch nicht so weit sind). Und Länge (wohlgemeint nicht Überlänge) bietet auch die Gelegenheit, das gewählte Thema so zu umreißen, wie man es für nötig hält.
Publikumsmagnet?
Keine Frage, wer etwas schreibt und es öffentlich ins Internet stellt, der will auch, dass es gelesen wird. Und tatsächlich ist es manchmal frustrierend, wenn man sich mit einem Artikel besonders viel Mühe gegeben hat, dann aber erkennbar wenig Menschen ihn wahrnehmen. Beispielsweise weiß ich, dass auf die Rezension eines DSA-Regelbandes oder einer Regionalspielhilfe für meine Verhältnisse vergleichsweise viele Leser klicken werden, während Besprechungen von Fanmaterial wie der Memoria Myrana deutlich weniger Anklang finden werden. Das kann man aus Erfahrungswerten heraus schon im Vorfeld kalkulieren und nimmt es eben in Kauf, wenn es einem das Thema trotz geringerem Zuspruch trotzdem wert ist. Tatsächlich frustrierend wird es dann, wenn man z.B. ein kleines Abenteuer geschrieben hat, das sicherlich 4-5-mal so viel Zeit in Anspruch genommen hat wie eine Rezension, welches dann in Bezug auf die Leserzahl eher untergeht.
Sicherlich kann man dem entgegenwirken, indem man zusätzlich ein wenig Zeit investiert, die Artikel entsprechend zu bewerben, wobei hier wiederum die Social-Media-Plattformen hilfreich sind, eine gewisse Bandbreite zu erreichen. Allerdings muss man sich im Bereich Rollenspiel schlicht darüber im Klaren sein, dass die potentielle Leserschaft (selbst beim Markführer DSA) immer vergleichsweise überschaubar bleiben wird, schlicht weil es in Deutschland eben nur eine gewisse Zahl an aktiven Spielern gibt. Will sagen, reich und berühmt wird man mit einem solchen Themenschwerpunkt garantiert nicht.
Wo bleibt die Resonanz?
Genauso, wie man eben gerne gelesen werden möchte, freut man sich auch über Resonanz, z.B. in Form von Kommentaren oder gar in aufkommenden Diskussionen. Aber auch hier halten sich die Reaktionen auf das Geschriebene oft in Grenzen, Kommentare trudeln nur vereinzelt ein, Diskussionen kommen ebenfalls nur ganz selten auf.
Sicherlich hängt das auch mit den sehr eingeschränkten Kommentarfunktionen der meisten Blogs zusammen, hier ist direkte Kommunikation ja kaum möglich, vor allem gibt es – gerade in Social-Media-Bereich – einfach modernere und schnellere Plattformen, die eben für genau für einen solchen direkten Austausch gemacht worden sind.
Warum bloggen?
Die weiter oben getätigten Aussagen mögen in der Summe nicht unbedingt positiv klingen. Allerdings muss man natürlich einschränken, dass niemand dazu gezwungen wird, einen Blog oder etwas ähnliches zu führen. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich beispielsweise sagen, dass das Bloggen auch etwas ist, dass man für sich selbst macht. Letztlich ist es ein Hobby, das einem helfen kann, Alltagsstress zu kompensieren, eben weil man hier frei in seiner Themenwahl ist und tun und lassen kann, was man will. Das bringt auch eine enorme Freiheit mit sich, die durchaus auch genossen werden kann. Und in dieser Hinsicht ist meiner Meinung nach jeder gut beraten, genau das Medium für sich zu wählen, das einem am meisten liegt, sei es also als Betreiber/Moderator eines Forums, als Gründer einer Facebook-Gruppe oder als Blogger/Vlogger.
Was die Resonanzfrage angeht, so freut sich natürlich jeder über viel Kommentare. Allerdings bin ich an dieser Stelle ja genauso Produzent wie Konsument. Ich schreibe ja nicht nur selbst, sondern lese genauso die Erzeugnisse meiner geschätzten Kolleginnen und Kollegen. Und wenn ich da im Mittel überlege, wie oft ich einen Artikel einfach nur gelesen oder ein Video einfach nur angesehen habe bzw. wie oft ich im Verhältnis dazu einen Kommentar hinterlassen habe, dann bin ich dort selbst meistens eindeutig „nur“ Leser. Und das halte ich grundsätzlich auch überhaupt nicht für verwerflich: Nicht immer habe ich das Gefühl, dass ein Kommentar vonnöten ist (oft genug ist das Wichtigste schon gesagt oder man fühlt man nicht eng genug in der Materie bewandert, um etwas beizutragen), genauso ist man schlicht und einfach nicht selten mit der Rolle des reinen Lesers zufrieden.
Etwas ändern?
Ich sehe tatsächlich aktuell keine Grundsatzdiskussion, dass das Bloggen an sich in einer echten Existenzkrise ist. Letztlich ist es ein Hobby, und bei einem solchen muss man immer für sich entscheiden, ob man noch Spaß daran hat oder eben nicht mehr. Wenn das nicht mehr der Fall ist, muss man sich eben etwas anderem zuwenden. Allerdings hat man sicher sowohl in der Rolle des Lesers als auch des Schreibers Möglichkeiten, ein wenig Einfluss darauf zu nehmen. Ich habe mir persönlich vorgenommen, öfter mal zu versuchen, einen Kommentar zu hinterlassen, wo ich es für passend/angebracht halte. Allerdings ist es natürlich auch nach wie vor völlig in Ordnung, einfach nur zu konsumieren.
Im Bloggerbereich hat sich aus einer interessanten Diskussion die Überlegung ergeben, ob es nicht verschiedene Möglichkeiten der Kooperation geben könnte, z.B. hier von Greifenklaue in mehreren Optionen vorgeschlagen. Ebenso werde ich Zukunft versuchen, an den passenden Stellen auch mehr Verlinkungen zu setzen.
Das wichtigste aber ist nach wie vor tatsächlich die Artikel, Videos, Podcasts überhaupt wahrzunehmen, wozu ich beispielsweise auf hervorragende Seiten wie rsp-blogs.de, PnPnews.de oder die Teilzeithelden, im DSA-Bereich auch Nuntiovolo oder Nandurion, verweisen möchte. Austausch erfolgt ja auch nicht immer nur unmittelbar in Form der Nutzung einer Kommentarfunktion, manchmal sind die Diskussionen ja auch nur verschoben und finden an anderen Orten statt. Beispielsweise kann ich auch sagen, dass ich über das Bloggen und über Gespräche über Rollenspiel auch jede Menge Menschen kennengelernt habe, mit denen sich sonst wohl nie in Kontakt gekommen wäre. Auch das ist eine unheimlich wertvolle Komponente, die bei mir dazu führt, dass das Bloggen und die Diskussionen über Rollenspiel, wo auch immer sie stattfinden, nach wie vor großen Spaß bereiten.
Lieber Engor,
diese Frage haben sich vermutlich schon die meisten Blogger gestellt, oder alle die im Fanbereich werkeln. Tatsächlich finde ich die schweigende Leser-Mehrheit manchmal regelrecht erdrückend. Aber ja, auch ich kommentiere nur wenige Artikel, obwohl ich jeden Blogeintrag von dir lese und natürlich auch kurz als Teaser bei Nandurion zusammenfasse und da meinen Eindruck einfließen lasse.
Oft stammen Kommentare von anderen Bloggern, oder Leuten deren Namen schon mal irgendwo in der ‚Szene‘ gelesen hat. Vielleicht ist die Hemmschwelle zu kommentieren da kleiner, weil man ja auch die andere Seite kennt. Möglicherweise liegt es auch daran das Blogeinträge oft keine Aufforderung enthalten mitzudiskutieren, keinen Ansatz. Sie stehen ziemlich geschlossen vor einem. Selbst ein „Hinterlasst mir einen Kommentar wenn es euch gefallen hat“ ist nicht wirklich ein Anreiz. Aber das allein kann es auch nicht sein, wenn ich frage ob ein Format im Blog gefällt und es mehr davon geben soll gibt es auch kaum Feedback. Ist das Format nun schlecht? Oder nicht? Und dann steht man da und hat viel Zeit und Gedanken reingesteckt und sich ehrlich gesagt auch sehr gefreut und dann.. nichts.
Sollte man also vielleicht seelenlose Likes und Dislikes einführen? Die im guten und schlechten dazu führen das man etwas, unkonstruktiv und anonym bewertet?
Vermutlich nicht, zumindest ein Dislike sollte da gar nicht möglich sein. Wer was auszusetzen hat kann das doch schreiben. Auch Kritik ist Feedback. Wenn jemand schreibt „Ich habe den Blogartikel nicht verstanden weil..“ oder „Mit dem Format kann ich nichts anfangen, aber vielleicht könntet ihr das und das ändern..“ dann hilft das und ist in meinen Augen auch schön, weil sich jemand mit dem was man macht auseinandersetzt.
Du hast schon recht, und bist wie meist, sehr versöhnlich, letztendlich macht man es für sich selbst, aber auch ich finde den Aspekt das man Menschen kennenlernt sehr wichtig und ohne die Unterstützung und die Kommentare der anderen Blogger würde ich vermutlich längst nicht mehr schreiben. Tja was bleibt zu sagen? Kommentiert mehr! Ich bin sicher das viele Leute, bevor sie ein Abenteuer kaufen schauen wie Engor es bewertet hat. Und vielleicht seid ihr ja mal gar nicht seiner Meinung, dann schreibt es in die Kommentare. Oder etwas in der Rezension hat euch besonders angesprochen, raus damit! 🙂
Fenia
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Danke für den Aufruf! Ich bin deshalb eher versöhnlich, weil ich bisher fast auf jeden Artikel irgendeine Form von Resonanz verspürt habe. Sei es eine Mail, ein Kommentar bei Facebook, irgendein online-Gespräch Wochen oder Monate später oder allgemeine Rückmeldungen, jemand, der einen in einem Forum zitiert.
Aber es ist sicherlich auch immer eine Frage, wie wichtig direkte Resonanz ist: Ein Forum ohne Interaktivität ist zum Sterben verurteilt und da macht ihr ja im DSA-Forum immer sehr viel, um Leben in der Bude zu haben. Beim Blog ist das ja nicht ganz so, wobei es ganz ohne Resonanz auch nicht angenehm wäre. Direkte Aufrufe funktionieren tatsächlich außerhalb von sozialen Medien meist eher schlecht, die Erfahrung hab ich auch schon gemacht, deshalb verzichte ich darauf meistens.
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Du hast einige interessante Punkte getroffen. Das schönste am bloggen ist tatsächlich das Kennenlernen anderer Leute um ein, zwei Ecken, aber unsere Podcastertreffen z.B. möchte ich nicht missen. Würde mich freuen, Dich bei einem der vorgeschlagenen Gemeinschaftsprojekte zu treffen 😉 Vielleicht ergibt es sich beim Fanzine, da lese ich gerade alte Karnevalsartikel – und ich erinnere mich, dass Du auch ab und an teilgenommen hast.
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Schöner Artikel, der mich motiviert hat, auch mal einen Kommentar dazulassen.
Blogartikel zu schreiben kostet Zeit und Mühe. Sich da irgendeine Form von Feedback zu wünschen, ist, denke ich, sehr verständlich – und auch angebracht. Wie sonst soll man dazulernen?
Daher finde ich deine Idee, Fenia, einen seelenlosen Like-Button einzubauen, ziemlich gut, und mache mich gleich mal auf die Suche nach einem seelenlosen Plugin.
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Interessantes Thema und erfreulich, dass du es ansprichst.
Ich persönlich mag das geschriebene Wort sehr viel mehr, als youtube, podcasts, facebool und co., glaube dir aber, dass ich damit wohl nicht die Mehrheit vertrete. Daher bin ich auch ein treuer Leser deines Blogs und freue mich, dass du an diesem Format festhälst!
Auch eine Resonanz ist vielleicht folgendes, was ich mal den „Engor-Effekt“ nenne. Nach deiner Rezension unserer Kurzgeschichten-Anthologie stieg die Zahl der Downloads merklich an.
In den zehn Tagen vor der Rezension waren es insgesamt 20 Downloads, in den zehn Tagen nach der Rezension 160 Downloads. Wenn unter diesen 140 Mehr-Lesern nur ein paar dabei sind, die unserem Aufruf zur Registrierung bei der DKMS gefolgt sind, hast du vielleicht ein Leben gerettet. Klingt pathetisch, ist aber möglich. 😉
In diesem Sinne wünsche ich dir und uns Lesern noch viel Spaß mit deinem Blog!
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Danke für die Rückmeldung, freut mich, wenn eine Rezension hier offenbar auch konkrete Effekte zeigt. Allerdings ist das eben nur zum Teil ein „Engor-Effekt“ (wobei ich den Begriff natürlich total genial finde), sondern eher ein Community-Effekt. Ohne entsprechende Verlinkungen bei Facebook und Twitter (die ich selber setze) und folgend kurze Artikel z.B bei Nuntiovolo und Nandurion (die netterweise von den dortigen Schreiberinnen und Schreibern verfasst werden), würde meine Rezension kaum wahrgenommen werden.
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Wenig Leser, wenig Resonanz? Ja, Blogeinträge sind oftmals sehr viel anstrengender zu lesen als sich mit irgendeinem Youtube-Format berieseln zu lassen. Ich nehme für mich aber in der Regel aus einem wohlüberlegten Blogeintrag deutlich mehr mit. Und wenn ich etwas recherchiere bin ich immer sehr dankbar, wenn es ein durchsuchbarer Inhalt ist.
Aber oftmals bin ich einfach zu müde um mich qualifiziert mit einem Blog auseinander zu setzen. Ich will einen Kommentar schreiben und dann kommt doch was dazwischen. Oft stoße ich auch bei Recherchen auf Beiträge, die schon sehr lange zurück liegen. Deshalb sind sie mir nicht weniger lieb.
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Sehr schöner Artikel.
Ich freu mich grade, dass neben meinem Kommentar noch so viele weitere dabei sind.
Ich kann alles angesprochene nachvollziehen und stimme dir zu. Grade weil ich auch noch das Zeitalter ohne Internet und Smartphone kenne, weil ich blogs schon kenne als es noch kein Youtube, Facebook und Co gab.
Die Entwicklung ist schon sehr merkwürdig. Niemand hat mehr Zeit oder will sie sich nehmen. Artikel werden überflogen und nach 10 sec wieder geschlossen.
Lieben Gruß
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Doch. hier ! Ich habe noch Zeit und lese diesen Blog gerne (und andere!).
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Für mich als DSA-Fan ist dein Blog Pflichtlektüre und ein willkommener Leitfaden, welche Publikationen ich mir näher ansehen sollte. Außerdem schaffst du es wunderbar, verschiedene Perspektiven des Rollenspiels darzustellen. Ein Paradebeispiel für einen guten Blog – klare Nische. Klare Worte. Weiter so!
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Vielen Dank für die Blumen, ich werde mir weiter Mühe geben!
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