Vorbemerkung: Wie üblich ist das hier der passende Ort, mein Bedauern darüber auszudrücken, dass immer noch keine Neuigkeiten darüber vorliegen, was Ulisses nun für Pläne für das offizielle Myranor und Tharun hat. Zumindest ein kleines Lebenszeichen könnte wirklich nicht schaden! Trotzdem – und hier kommt wieder der gute Teil dieser Rubrik – muss der Fan der außeraventurischen Kontinente nicht ohne spielbares Material darben, gibt es doch nach wie vor lohnenswertes Material in der Memoria Myrana, die mittlerweile bei der 55. Ausgabe angekommen ist.
Myranor
Thomas Weber stellt in Die Taverne und Herberge „Zur alten Eisenmine“ ein wahrhaft ungewöhnliches Exemplar dieser Gebäudeart vor, handelt es sich doch tatsächlich um eine solche Mine (wenn auch stillgelegt), so dass der größte Teil des Gasthauses unterirdisch liegt. Somit verfügt es auch über einige außergewöhnliche Räumlichkeiten, unter anderem einen Badebereich in einem überfluteten Teil des Bergwerks.
Schicksalstag von Benedikt Menger thematisiert ein Ritual, das mit Temporalmagie arbeitet und es dem Anwender erlaubt, bei einem Scheitern eine zweite Chance zu erhalten (also regeltechnisch beispielsweise in Form einer Probewiederholung nach einem vorherigen Fehlschlag). Dazu werden alle notwendigen Bedingungen und Hilfsmittel aufgeführt, also z.B. Zutaten, Ort und Zeitpunkt.
Die zweckentfremdete Helepolis von Michael Wild präsentiert einen Wohnturm in Daranel mit einer besonderen Geschichte. Ursprünglich handelt es sich hierbei um einen gigantischen Belagerungsturm, der nach einer erfolgreichen Einnahme der Stadt nicht mehr von der Mauer wegbewegt werden konnte und sich im Laufe der Zeit zu einer Wohnstätte entwickelt hat. Neben der Vorgeschichte wird natürlich auch auf die aktuellen Bewohner eingegangen.
Bei Per Aspeda ad nubibus handelt es sich um eine Ideeneinsendung, die von Roland Hofmeister zu einem Szenario ausgearbeitet wurde. Dabei steht der Plan einer Adepta im Mittelpunkt, sich eines arkanomechanischen Fluggeräts zu bemächtigen, wozu sie eine Expedition zu einem verlassenen Flugfeld aufstellt, an der die Helden als Geleit teilnehmen sollen. Zum einen wird der Seeweg dorthin beschrieben und natürlich die Zustände, die sie am Zielort angekommen vorfinden. Gelingt es, ein noch halbwegs funktionsfähiges Flugobjekt in Besitz zu nehmen, so bleibt dies innerhalb der Region nicht unentdeckt, so dass in der Folge kriegsähnliche Zustände ausbrechen, bei denen die Helden durch geschickten Einsatz ihrer Mittel triumphieren können.
Fast ein wenig makaber wirkt Die Totenverträge der Onachos von Jan Stawarz, denn hier geht es um Verträge, bei denen man als Lebender seinen Körper im Nachleben veräußern kann. Das bedeutet faktisch, dass man nach dem Tod im Dienste des Hauses Onachos ein Dasein als Untoter fristen muss. Neben den Verträgen selbst finden sich hier auch Abenteueranregungen, die sich z.B. mit dem Umstand auseinandersetzen, dass nicht jeder gewillt ist, den Vertrag auch zu erfüllen, was wiederum Kopfgeldjäger auf den Plan rufen kann.
In den Legendenbereich geht der Beitrag Ummurshetu – tragische Heldinnen? – herorische Vorbilder? von Peter Horstmann. Bei den Ummurshetu handelt es sich um einen Sammelbegriff für Heldinnen und Märtyrerinnen. Dabei werden einige konkrete Beispiele mit ihrem Schicksal (das teils sehr drastisch ausfällt) genannt, dazu auch kurz angesprochen, wie diese in regionale Kulte eingebunden sind.
Ebenfalls eine Legende steht am Anfang von Dumussi – Lieben und Vergehen – kerrishitischer Totenkult (ebenfalls von Peter Horstmann). Ausgehend von einer tragischen Geschichte, in der eine Göttin sich in einen menschlichen Hirten verliebt und diesen durch ein Unglückfall verliert bzw. dies nicht akzeptieren will, wird das Verhältnis der Kerrishiter zum Nachleben erläutert, zusätzlich wird der Kult von Dumissi und Bal´Thuranit eingeführt.
Vesayama
Heimweh – Kapitel V von Daniel Bluhm führt die Fortsetzungsgeschichte um die beiden Prospektorinnen fort, wobei nach den dramatischen Ereignissen der vorherigen Episoden diesmal deutlich mehr Ruhe einkehrt und die Protagonisten über die bisherigen Ereignisse reflektieren können.
Mit Obiex Aggrum: Kerkerfeste (ebenfalls von Daniel Bluhm) wird auch ein Gebäude aus der Abenteuergeschichte aufgenommen, diesmal aber in Form einer Spielhilfe. Dazu wird die Geschichte der Kerkerfeste erzählt, folgend findet sich eine kurze Gebäudebeschreibung (zusätzlich mit einem Plan versehen). Ebenfalls aufgeführt werden die beiden wichtigsten NSC unter den Festungsbewohnern, die Kommandantin Atroca und der Kapitän und Hafenkommandant Navalis.
Rakshazar
Das Riesland wird diesmal in dem Abenteuer Sturmgeschmiedet von Raphael Brack aus aventurischer Perspektive angegangen. Seinen Ausgang nimmt das Szenario in Festum, wo der umtriebige Brückenbaron Vaklav und der alternde Magier Tjalf eine Schiffmannschaft für eine wahrhaft riskante Unternehmung anheuern. Sie haben ein Ritual entwickelt, welches es auch Magiern möglich machen soll, Rüstungen zu tragen. Allerdings muss dieses Ritual an der Seegrenze zum Riesland durchgeführt werden, weil nur dort die passenden Wetterbedingen herrschen. Somit lautet der fast irrwitzige Plan, gezielt in einen Sturm zu segeln. Nachdem die Helden als wichtigste Mannschaftsmitglieder angeworben werden, liegt es unter anderem in ihrem Aufgabengebiet, die restliche Mannschaft zu verpflichten, wozu sich beispielshafte Kurzbeschreibungen der Anwärter finden. Folgend wird die Reise beschrieben, bis schließlich der aufkommende Sturm das große Finale einleitet. Dabei gilt es, viele wichtige Entscheidungen zu treffen, durchaus auch diplomatischer Natur.
Fazit
Die Memoria Myrana 55 enthält auffällig viele Beiträge, die dafür jeweils eine eher überschaubare Länge aufweisen. Dafür findet sich wieder ein bunter Mischmasch an reizvollen Örtlichkeiten und vielversprechenden Abenteueranlässen: Für ragt dabei diesmal Die Totenverträge der Onachos heraus, das einmal mehr die flexibleren myranischen Moralvorstellungen hervorhebt. Sturmgeschmiedet ist wiederum ein Abenteuer mit einer sehr originellen Grundidee, wobei mir vor allem der Ansatz gefallen hat, dass die Helden die Mannschaft selbst auswählen sollen, was im weiteren Verlauf für einige Wendungen sorgen kann.
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