Vorbemerkung: Der gelungene DSK-Settingband Fasar – Brüchiger Frieden präsentiert das Fasar der erwachten Wesen als einen höchst lebendigen Ort voller Konflikte. Genau hier setzt dann die Anthologie Hundstage an. Die insgesamt drei Abenteuer sollen die Stadt direkt nutzbar machen, indem hier der narrative Hintergrund für große Heldentaten gegeben ist. Wie schon im ersten Crowdfunding ist einer der Schwerpunkte dem Thema Horror gewidmet, was sich gerade in diesem Band auch thematisch und inhaltlich wiederfindet.
In Zahlen:
– 48 Seiten
– 3 Abenteuer
– Preis: 14,95 Euro
– Erschienen am 7.12. 2021
I. Aufbau und Inhalt
Wie bei DSK gewohnt handelt es sich um drei Abenteuer, die keinerlei direkte Verbindung zueinander aufweisen, sondern die als Einzelabenteuer konzipiert sind.
Maunzen aus der Gruft
Das Abenteuer von Dominic Hladek stellt eine der sogenannten Ewigen in den Mittelpunkt. Das plötzliche Auftauchen der Katzenmumie Horisat sorgt für einiges an Aufsehen. Allerdings hat sie viel von ihrer früheren Macht eingebüßt, vor allem fehlen ihr einige Erinnerungen an ihr altes Leben. Somit wendet sie sich an die Heldengruppe mit der Bitte, ihr diese Erinnerungen zurückzubringen. Konkret fühlt sie, dass ihr etwas fehlt, als Anhaltspunkt kann sie ihre Mumienbinde vorweisen, auf der Symbole zu erkennen sind, die aber unvollständig sind.
Somit schließt sich folgend ein Rechercheteil an, in dem die Gruppe verschiedene Spuren verfolgen kann. Primär werden dabei Orte und Personen aufgesucht, von denen man sich Hilfe bei der Entschlüsselung der Symbole erhofft. Gelingt dies, so erreicht man im Laufe des Abenteuers die notwendigen Kenntnisse, um Horisat ihre Erinnerungen und ihre vollständige Kraft möglicherweise zurückzubringen, allerdings ist dies an ein aufwändiges Finale gebunden, das die Spielercharaktere auch vor eine wichtige moralische Entscheidung bringt.
Das Ende der Jungtiere
Jens Ballerstädt und Nadine Schäkel senden die Heldengruppe auf eine sehr emotionale Mission. Mehrere Kinder (dabei handelt es sich um Vertreter aller vier erwachten Spezies) sind in jüngster Zeit verschwunden. Dabei lassen sie verzweifelte Eltern zurück, die sich vor Sorge um ihre Kinder verzehren. Im Laufe ihrer Ermittlungen stoßen sie dabei auf immer mehr Betroffene, was die Dimensionen ihrer Aufgabe zeigt. Dabei ergibt sich auch eine politische Komponente, da sich Hunde und Katzen gegenseitig der Drahtzieherschaft verdächten (optional kann dies auch auf der Ebene der Anführer die rivalisierenden Gruppen ausgespielt werden). Die Ermittlungen sorgen folgend wahrscheinlich dafür, dass das Areal eingegrenzt werden kann, in dem sich die Verschwundenen befinden müssen. Auch hier ergibt sich am Ende eine große Überraschung, wenn man die Hintergründe in Erfahrung bringt. Besonders ungewöhnlich gestaltet sich in diesem Abenteuer die Identität des Gegenspielers bzw. dessen Motivation.
Da bei DSK auch immer auf die Spielbarkeit für Kinder und Jugendliche geachtet wird, finden sich in vielen Bereichen kleine Kästen mit Anpassungsvorschlagen. Gerade im vorliegenden Abenteuer sind diese primär darauf angelegt, beunruhigende oder verstörende Elemente zu entschärfen.
Knochen für Gulsach
Auch im letzten Abenteuer von Frauke Forster gilt es, einen Verschwundenen zu finden. Dabei handelt es sich um jemanden, der ohnehin über eine tragische persönliche Geschichte verfügt. Der junge Hund Tavon ist ein sogenannter Gulsachverräter, d.h. er ist wegen diverser krimineller Vergehen von seinem Klan ausgestoßen worden. Insgeheim hat sich trotz eines klaren Kontaktverbots seine Mutter Razinja weiterhin mit ihm getroffen. Nachdem er allerdings seit Kurzem nicht mehr auffindbar ist, wendet Razinja sich an die Heldengruppe mit der Bitte, ihren Sohn wiederzufinden. Demnach gilt es nun, auch hier einiges an Recherchearbeit auf sich zu nehmen, um dessen letzte Schritt nachvollziehen zu können. Dazu sind mehrere Anlaufstationen beschrieben, nebst den Informationen, die man dort jeweils erhalten kann. Auch hier kann sich dann ein dramatisches Finale ergeben.
II. Kritik
Tatsächlich verfolgt der Band relativ konsequent die Devise, die Spielercharaktere mit den verschiedenen Facetten des Schmelztiegels Fasar zu konfrontieren, wobei die Betonung hier vor allem auf den düsteren Aspekten liegt. Klar erkennbar ist in allen drei Abenteuern die enge Anbindung an Fasar – Brüchiger Frieden, da der Fokus aus der Hintergrundgeschichte, der Handlung und den Figuren liegt, während die Ortsbeschreibungen und die Vorstellung der für das gesamte Setting zentralen NSC durch entsprechende Verweise ausgelagert sind.
Maunzen aus der Gruft bietet für mich die ausgefeilteste Geschichte, indem eine klare Verbindung zwischen Horisat und dem Artefakt besteht, das die Heldengruppe für sie finden soll. Dabei ergibt sich zwischenzeitlich eine konventionelle Recherchegeschichte, die aber vor allem auf ein spannendes Finale zusteuert. Hier wird der Reiz durch die Figur der Horisat erzeugt, die sich ausgesprochen ambivalent zeigen kann, entweder arrangiert man sich mit ihr oder aber sie wird gar zu einer Antagonistin.
Ähnliches gilt für Das Ende der Jungtiere. Auch dort ist die Figur, mit der man am Ende konfrontiert wird, in jeglicher Hinsicht besonders. Der Überraschungseffekt steht dabei im Vordergrund und auch in diesem Fall ergeben sich unterschiedliche Lösungsansätze, die von Konfrontation bis hin zu einem Arrangement reichen. Das moralische Dilemma entsteht vor allem aus der Tatsache, dass hier jemand vorhanden ist, der gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorgehen will, dafür aber ein falsches Mittel des Zwangs nimmt, was angesichts der tragischen Umstände des bisherigen Lebens verständlich ist. Somit erscheint die Frage, wie sich die Gruppe entscheiden wird, besonders relevant.
Knochen für Gulsach ist von der Grundgeschichte ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass es sich nur um eine verschwundene Person handelt, zudem kann man von Beginn an mutmaßen, dass Tavon nicht ganz so schutzlos ist, die die Kinder zuvor. Somit bewegt man sich die meiste Zeit eher in Halbweltkreisen und folgt auch hier der Spur, die der junge Hund in den Tagen zuvor hinterlassen hat. Was mir hier nicht so gut gefällt ist das Finale, das im Vergleich zur vorherigen Recherche nur wenig Raum einnimmt und vergleichsweise unspektakulär ausfällt.
Generell sind alle drei Abenteuer durchaus spannend und reizvoll, in der Summe sind mit die Handlungsansätze aber zu ähnlich. Alle haben vor allem einen dominanten Rechercheteil. Dieser ist natürlich grundsätzlich dazu angetan, das Setting voll auszureizen, da man so viel in der Stadt rumkommt. Allerdings nutzt sich das dann doch etwas ab, vor allem die letzten beiden Abenteuer sind sich dann doch recht ähnlich im Handlungsablauf. Hier wäre es vielleicht günstiger gewesen, zumindest ein Abenteuer mit einem anderen Schwerpunkt auszuwählen.
Ein kleiner Zusatzaspekt, der für meine Bewertung nicht relevant ist, den ich aber trotzdem etwas ungünstig finde: Der Titel ist im Kontext von DSA ungünstig gewählt, gibt es doch die gleichnamige Novellen-Reihe, solche Überschneidungen sollte man meiner Meinung nach vermeiden.
III. Fazit
Hundstage beinhaltet drei spannende Abenteuer, die gut mit dem Kernband verbunden sind und konsequent dessen Beschreibungen nutzen. Besonders auf der Figurenebene sind interessante NSC enthalten, die teils sehr ambivalent angelegt sind. Nachteilig ist die sehr ähnliche Grundanalage aller Abenteuer mit einem Rechercheschwerpunkt, so dass ein wenig die Abwechslung fehlt.
Bewertung: 4 von 6 Punkten
1 Kommentar