Wie wird 2023?

Vorbemerkung: DSA lässt mich im Prinzip nie ganz zur Ruhe kommen, und so beginne ich das Schreiben an diesem Artikel unmittelbar nach der Fertigstellung meines Jahresrückblicks. 2022 hat dabei ja von mir kein ganz so schlechtes Zeugnis ausgestellt bekommen. Allerdings ist das eben nun schon Schnee von gestern und ab sofort soll der Blick nicht mehr nach hinten, sondern nach vorne gerichtet werden. Wie immer habe ich natürlich große Erwartungen: Ich will schöne neue Produkte sehen, v.a. spannende Abenteuer, eine klare Entwicklung im Metaplot mit echten Höhepunkten, u.a. den Komplex das Karmakorthäons betreffend. Und natürlich muss mehr Fortschritt im Bereich der Regionalspielhilfen her. Was davon sich einhalten lässt, kann man zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht sagen. Aber wie immer versuche ich mich an einem kleinen Überblick über all das, was bis jetzt schon angekündigt ist, um zu schauen, inwieweit man daran schon Erwartungshaltungen konkretisieren kann.

Crowdfundings

Besonders konkret sind ja vor allem die Produkte des kürzlich beendeten Crowdfundings Die Gunst der Göttin absehbar. Die Besonderheit ist hier ja, dass es um gleich zwei Kernprodukte herum gebaut ist. Zum einen handelt es sich dabei um die Spielhilfe Rahjas Gunst, die einen Überblick über den Rahjaglauben verschaffen soll und alle Facetten der Gottheit abdecken soll, auch über ihren Ruf als Liebesgöttin hinaus. Erstmals ist es aber auch ein Abenteuerband, der außerdem im Mittelpunkt stehen wird. Die verborgene Gabe wird ein Kampagnenband werden, in dem die Heldengruppe die frisch erwählte Geliebte der Göttin (Dabei kann es sich nach Ankündigung durchaus auch um ein Mitglied der Gruppe handeln) auf einer Abenteuerreise quer durch Aventurien begleiten sollen. Ergänzt werden sollen diese Kernbände um ein neuartiges Produkt: Rahjas Diener wird ein Meisterpersonen-Band, der Figuren aus der Rahjakirche als NSC näher vorstellt, wobei es sich auch um Figuren aus der Kampagne handeln soll.   

Der Kampagnenband wird aber nicht das einzige Abenteuermaterial darstellen: Mit Rosenduft und Bühnenspiel und Lotosblüten und Visionen wird es gleich zwei Anthologien geben. Dabei werden inhaltlich immer je ein Gruppenabenteuer und ein Soloabenteuer kombiniert. Die beiden Soloabenteuer werden eine Einheit bilden, indem man wahlweise die Rolle der Rahjageweihten Yasmina oder des Magiers Djidhe einnehmen kann. Wie immer bei einem Crowdfunding entsteht auch ein Bonusband, der diesmal den Titel Kompendium der Gunst der Götter trägt. Als Inhalt ist eine Kombination aus zwei Abenteuern und Spielhilfen-Anteilen vorgesehen. Weiterhin wird wieder eine Sphärenklang-CD entstehen.

Auch die Ingame-Schiene wird mit zwei Bänden bedient werden: Das Levthan-Vademecum soll dabei mit einem besonderen Bewusstsein dafür geschrieben werden, dass dieser Gott einen extrem polarisierenden Hintergrund hat (allein schon wegen der Vergewaltigung Satuarias). Hier verspricht Ulisses, dass man viele Gedanken darüber angestellt hat, wie man mit diesem sensiblen Thema umgehen soll und wie man ein Konzept erschaffen kann, dass Geweihte Levthans spielbarer werden. Bei Amaziella Bosvanis Bordellführer besagt natürlich der Titel schon, welchen Schwerpunkt der Band haben wird. Konkret soll die titelgebende Rahjageweihte diverse Bordelle vorstellen, was sowohl unterhaltsam werden als auch Abenteueranlässe bieten soll. Stunden der Sehnsucht schließlich ist ein Kurzgeschichten-Band mit einem rahjagefälligen Schwerpunkt, wobei einige der Protagonisten aus den Reihen der aventurischen Prominenz stammen werden.

Regionalspielhilfen

Im abgelaufenen Jahr habe ich die Produktkategorie vermisst, 2023 wird es aber definitiv neue Regionalspielhilfen geben, nachdem Das Wüstenreich – Die Wüste Khom und Thalusien bereits im Dezember im Collectors Club im Vorverkauf zu erwerben war. Die Redaktion hat dabei angekündigt, sehr bewusst mit einigen bisher problematischen Details des Settings umzugehen (Stichworte Gleichberechtigung, sehr irdische Islam-Anleihen usw.). Ebenso wird die Rolle von Rastullah im Rastullah-Vademecum weiter ausdifferenziert, der ja – anders als die Zwölfe – kein karmaspendender Gott ist. Die klassischen Rollen neu definieren kann dabei möglicherweise auch das Heldenbrevier, indem es dort u.a. um Dschinja saba Malkillah gehen wird, die Kalifentochter, die als erste Frau an der Zauberschule in Mherwed ausgebildet wird. Wie immer wird das Regionalabenteuer den lokalen Metaplot weiterführen, was diesmal unter dem klangvollen Titel Königin der Tränen stattfinden wird. Dort muss man dem Schicksal der Söhne des Kalifen auf den Grund gehen, die plötzlich verschwunden sind. Die bekannte „Flöte“ wird abgerundet durch eine Sphärenklang-CD und ein Landkartenset und die Rüstkammer des Wüstenreichs.

Tatsächlich ist auch die darauffolgende Regionalspielhilfe schon angekündigt. Mit Die Marschallslande – Das Bornland und das Überwals steht eine der beliebtesten Regionen Aventuriens an. Gerade dieser Band wird im Prinzip schon seit einigen Jahren erwartet, galt doch die Theaterritterkampagne als überleitende Weichenstellung für eine sich anschließende Überarbeitung der Region auf den Stand von DSA5. Allerdings lässt sich hier noch nicht konkret absehen, ob ein Erscheinungsdatum 2023 realistisch ist, wenn erst ein Crowdfunding vorgeschaltet wird, das ja bislang auch noch keinen klaren Termin hat.

Abenteuer

Hier ist derzeit abseits der bereits erwähnten Begleitabenteuer der Regionalspielhilfen und den Abenteuern aus Die Gabe der Göttin ziemlich wenig konkret bekannt. Nach dem Abschluss von Sternenträger steht natürlich die nächste Großkampagne aus. Auch hier ist die Informationslage noch sehr diffus, allerdings weiß man durch einen entsprechenden Trailer, dass es diesmal um die Orks gehen wird. Der Aikar steht ja eigentlich seit vielen Jahren für einen kommenden Orkensturm oder ähnliches in den Startlöchern (noch aus den Zeiten von DSA4 resultierend) und nun scheint es endlich soweit zu sein, dass es losgeht.  

Regelwerke

Hier wird ein Trend fortgesetzt, der schon im Rahmen des Rohals Erben-Crowdfundings begonnen wurde. Nachdem dort mit dem Grimorum Cantiones ein Sammelband für alle Zauber entstanden ist, sollen auch die weiteren Regelaspekte in gebündelter Form erscheinen: Den Anfang soll dabei der Kodex der Magie gestalten, in dem die Regeln aus Aventurische Magie 1-3 zusammengefasst werden.  Dem schließen sich dann der Kodex der Helden (alle Generierungselemente), der Kodex des Götterwirkens (die Zusammenfassung von Aventurisches Götterwirken 1-2) und der Kodex des Schwertes (u.a. die Zusammenfassung der Sonderregeln aus den Aventurischen Kompendien) an.   

Schuppenkleid und lange Zungen hingegen soll eine weitere Lücke füllen, indem nun auch die Echsenwesen Aventuriens spielbar werden sollen, was ja zuvor schon mit den Orks geschehen ist, Damit wird die Tendenz weitergeführt, neben Menschen, Elfen und Zwergen auch andere Spezies nach DSA5-Regeln führbar zu gestalten.

Romane

Passend zur kürzlich erfolgten Spielhilfe Rohals Erben wird es mit Expurgico auch einen Roman geben, der sich einem der bekanntesten zeitgenössischen Magier Aventuriens widmet. Mit Karjunon Silberbraue steht dabei eine extrem ambivalente Figur im Mittelpunkt, immerhin jemand, der aus einer Gilde ausgeschlossen wurde (was ja auch im Romantitel besonders hervorgehoben wird).

Nunmehr seit 7 irdischen Jahren begleite ich hier im Blog die Phileasson-Saga. 2023 wird dort den Endpunkt setzen, indem der epische, quasi ganz Aventurien umspannende Wettbewerb von Beorn und Phileasson an seinem Endpunkt anlangen wird. Dabei wird König der Meere auch die titelgebende Frage auflösen, wer fortan diesen Ehrentitel tragen wird. Zudem gilt es, für viele Figuren einen Abschluss ihrer eigenen Handlungsstränge zu finden, was sicherlich eine umfangreiche Aufgabe für das Duo Hennen/Corvus darstellen wird.   

Die Schwarze Katze

Hier wird es im Januar eine neue Produktkategorie geben, die sogenannten Pfotenwerke, also quasi eine Heldenwerk-Variante für DSK. Zunächst scheinen nur PDF vorgesehen zu sein, ja nach Erfolg sind aber vielleicht auch Printveröffentlichungen möglich. Den Anfang wird dabei Ein Fest in Fasar machen, wobei es um ein Rennen durch Fasar gehen wird. Darauf wird ein Abenteuer in Havena mit dem Titel Aus fernen Ländern folgen, bei dem ein Zirkus im Mittelpunkt stehen soll. Anders als bei DSA sind aber nicht nur Abenteuer angekündigt, stellenweise kann es sich auch um Spielhilfen handeln.       

Ebenso wird es mit Schleichender Verfall ein neues Crowdfunding geben (wahrscheinlich schon im Januar). Nach den großen Städten Havena und Fasar wird nun mit der viel kleineren Stadt Donnerbach und den Salamandersteinen (die ja z.B. sehr elfisch geprägt sind) ein deutlich wildnisgeprägteres Setting thematisiert. Wie bisher auch sind neben dem Hauptband ein Bestiarium, eine Abenteuer-Anthologie, ein Heldenbrevier und mit Jenseits des Wasserfalls wieder ein Umgebungsband geplant. Dazu wird es weitere neue erwachte Spezies geben, konkret wurden schon Otter und Dachse angekündigt.

Völlig in den Sternen steht aus meiner Sicht noch, ob das seit längerem angekündigte DSK-Computerspiel A Furry Tale – A Night in Havena in diesem Jahr erscheinen wird. Viel ist außer dem Genre Action-Adventure ohnehin noch nicht bekannt.

Aventuria

Auch das Abenteuerkartenspiel in Aventurien wird fortgesetzt: Diesmal steht als Klassikerumsetzung Die sieben magischen Kelche an. Dabei wird wie im gleichnamigen Rollenspielklassiker die Erforschung einer Pyramide im Mittelpunkt stehen, wofür wieder spezielle Mechanismen entwickelt werden. Einen klaren Rahmen und einen Zeitpunkt für das Erscheinen gibt es aber noch nicht. Auf der Heldenebene wurde außerdem noch ein Kor-Geweihte-Heldenset angekündigt, also wird die Riege der geweihten Figuren erweitert.

Hörspiele

Die 3. Staffel der Hörspielreihe von Winterzeit Audiobooks ist fast komplett, es fehlt nur noch die 18. Folge, die die Abenteuer von Gundar und Co. in Punin abschließen soll. Und auch danach wird es weitergehen, eine 4. Staffel ist bereits in Mache, ohne dass bislang irgendwelche Details zu Inhalt, Schauplatz etc. bekannt sind.   

Fazit

Wie immer gilt an dieser Stelle, dass die obige Auflistung noch unvollständig ist, im Laufe des Jahres werden sich mit Sicherheit noch eine ganze Reihe weiterer Neuerscheinungen ergeben, die bis jetzt noch nicht offiziell angekündigt sind. Beispielsweise waren im Kontext von Die Gunst der Göttin weitere Publikationen angekündigt, die dann aber im endgültigen Crowdfunding-Portfolio fehlten, z.B. ein Vademecum für die Rahja-Kavaliere. Ob so ein Band noch realisiert wird oder nicht, wird sich beispielsweise noch zeigen. Genauso muss es nicht zwangsläufig so sein, dass alle genannten Produkte wirklich bereits 2023 erscheinen. Vor allem Regionalspielhilfe für das Bornland würde ich da noch mit einem leichten Fragezeichen versehen, da es auch im Rahmen eines Crowdfundings stattfinden soll und hier aufgrund der Masse an Begleitprodukten immer ein gewisser Zeitrahmen benötigt wird. 

Was auf jeden Fall auffällt, ist dass 2023 eine Lücke schließen wird, die von mir für 2022 moniert wurde: Es wird mit Das Wüstenreich und möglicherweise eben auch Die Marschallslande neue Regionalspielhilfen geben. Das halte ich für eine wichtige Entwicklung, sind es doch absolute Kernprodukte, vor allem auch solche, mit denen der für mich besonders relevante Metaplot vorangetrieben werden kann. Und gerade hier handelt es sich um zwei Regionen, bei denen man besonders gespannt darauf sein kann, welche Weiterentwicklung sich ereignen wird. Für Das Wüstenreich wird sicherlich die Frage vordergründig sein, inwieweit man Änderungen an bisherigen Setzungen vornehmen will, das zeigen ja auch die Diskussionen, die sich um Erwartungshaltungen seit der Ankündigung ergeben haben. Im Mittelpunkt steht dabei unter anderem die Männer- und Frauenrolle, die nicht dem übrigen Aventurien entspricht, zudem entfalten sich ja immer wieder Debatten über die irdischen Anleihen, z.B. beim Islam. Mit Sicherheit kann man da unterschiedlicher Meinung sein, z.B. dass es völlig legitim ist, wenn sich nicht alle Settings einer Fantasywelt am irdischen Zeitgeist orientieren und dabei finden sich auch Auffassungen, dass Abänderungen, die in Richtung Gleichberechtigung der Geschlechter zielen würden, „Weichspülerei“ wären oder eben auch Abenteueranlässe wegnehmen, wenn man versucht, Ungerechtigkeit abzubauen. Ich persönlich habe schon die Auffassung, dass es der Region guttun würde, wenn man hier Änderungen herbeiführen würde, die unter anderem dazu beitragen können, dass es leichter wird, sich für weibliche Figuren als Charaktere zu entscheiden. Und ich halte es auch für richtig, gewisse irdische Anleihen über Bord zu werfen und dem Rastullahglauben einen anderen, eigenständigeren Zuschnitt zu verpassen, in dem z.B. die Konfrontation mit vermeintlich „Ungläubigen“ so nicht mehr stattfinden, sondern ein Nebeneinander von Religionen realistischer möglich ist. Alle bisherigen Ankündigungen deuten aber ja auch genau in diese Richtung, indem Ulisses versprochen hat, sensibel an diese Thematiken heranzugehen und auch die Themen v.a. des Heldenbreviers und Königin der Tränen deuten ja genau in diese Richtung. Auch in Thalusien verspricht sich ja einiges an Bewegung, wie die vielen Social-Media-Postings ankündigen, indem sich anscheinend eine Rebellenbewegung gegen die Herrschaft Dolgoruks entwickelt. Konflikte sind einem Setting ja immer zuträglich, so dass ich dem sehr gespannt entgegenblicke.

Das Bornland hingegen ist ja in einer Überarbeitung seit dem Editionswechsel eigentlich schon mehr als überfällig, da sich hier ja schon im Rahmen der Theaterritter-Kampagne vieles ereignet hat, was Machtstrukturen, Figuren und auch das Sonderthema Erwachen des Bornlands betrifft. Die Frage ist dabei sicher auch, wie dies nun weitergeführt wird und nicht in einen statischen Zustand versetzt wird. Gerade Figuren wie Leudara, die dort aufgebaut worden sind, sollten dringend aufgegriffen werden und mit einer Zukunftsperspektive versehen werden und zwar auch so, dass sie für Heldengruppen weiterhin in der Interaktion präsent sind.

Die zweite wichtige Tendenz ist auf dem Regelsektor die Bündelung, die in Form der 4 Kodex-Bände stattfinden soll. Die ungünstige Aufteilung von Regelaspekten auf mehrere Einzelbände ist ja schon oft angesprochen worden. Einerseits kann ich nachvollziehen, dass ein komplexes Spiel wie DSA nicht mal eben innerhalb kürzester Zeit für eine neue Regeledition überarbeitet werden kann, sondern dass dies eine Zeit dauert. Umgekehrt hat dies zu einer enormen Menge an Doppelungen geführt, die ich persönlich immer wieder als ärgerlich und unnötig ansehe. So etwas sollen solche Bände beenden und das erachte ich als einen richtigen Schritt. Natürlich müssen sich die Besitzer*innen der bisherigen DSA5-Regelbände überlegen, ob sie ihr Geld in etwas investieren wollen, was sie zum größten Teil schon besitzen, nur um des Vorteils größerer Übersichtlichkeit. Das ist aber eine Entscheidung, die alle Betroffenen für sich selbst fällen müssen. Grundsätzlich verspreche ich mir davon aber eben auch einen veränderten Fokus, weg von den Regeln, hin zu noch mehr Konzentration auf Hintergründe, was ja in den letzten beiden Jahren auch zunehmend geschieht. Als kontraproduktiv würde ich es allerdings ansehen, wenn in Zukunft doch noch weitere Detailregeln erscheinen würden, die dann den Komplettheitscharakter solcher Bände wieder unterlaufen würden.

Mehr Hintergrund verspricht ja gerade auch Die Gunst der Göttin, was nach seiner erfolgten Finanzierung 2023 der Auslieferung harrt. U.a. eine Kampagne in den Mittelpunkt zu stellen, halte ich für eine gute Idee, was in dieser Form bisher ja noch nicht dagewesen ist, Abenteuer waren bis dato immer „Nebenprodukte“. Ich will aber nicht verhehlen, dass bei mir eine gehörige Portion Skepsis mitschwingt, ob es sich in der Gesamtheit nicht um eine Erweiterung von Wege der Vereinigungen handelt, was ich ja als Gesamtkonzept damals eindeutig negativ gesehen habe. Bloße Ankündigungen, es sei „kein Wege der Vereinigungen 2.0“, klingen zwar gut, einiges wirkt auf mich allerdings doch sehr themennah, wie z.B. die bisherigen Informationen über den Kurzgeschichtenband, genauso die gezeigten Cover und Illustrationen, die vor allem wieder sehr plakativ sein sollen. Nach wie vor störe ich mich weniger an einem erotischen Schwerpunkt, damals hat mich die Umsetzungen mit vielen eher peinlich-schlüpfrigen Texten und völlig unnötigen und teils bizarren Regeln immens gestört, vor allem aber war ich absolut genervt von den mitunter sehr hart geführten Begleitdebatten, die unter anderem auch die Folge hatten, dass einige wirklich gute Autor*innen sich von DSA abgewandt haben. Ich hoffe sehr, dass die Ankündigungen sich dementsprechend bewahrheiten, also dass im Hintergrund vor allem relevante Aspekte der Rahjaverehrung angesprochen werden und dass eine wirklich gute Kampagne entsteht, die Metaplot-relevant ist und auch den Aspekt des Karmakorthäons aufgreift. Ebenso hoffe ich, dass man aus eher mittelprächtigen Publikationen wie Niobaras Vermächtnis gelernt hat und eine Reisekampagne gut verknüpft wird und nicht zu episodenhaft bleibt.   

Mein persönliches Anliegen bleibt natürlich zudem, dass ich erwarte, dass gerade der Bereich der Abenteuer einen zentralen Fokus in der Publikationsstrategie darstellt. Zwar mögen sich diese nach Verlagsaussage weniger gut verkaufen als Regelwerke und Hintergrund-Spielhilfen, aber sie sind es doch, die besagte Produkte erst nutzbar machen. Und in großen Kampagnen und herausragenden Abenteuern begründet sich doch auch erst eine der Stärken von DSA, indem die Welt in Bewegung bleibt. Die bisher noch sehr diffus angekündigte Ork-Kampagne halte ich dementsprechend für sehr relevant und bin folglich sehr gespannt, in welche Richtung sich dies entwickeln wird, nachdem ja einige der späten DSA4-Publikationen viel Spekulationsraum gewähren, inwieweit z.B. der Aikar Kräfte entfesseln kann, die auch überregional von Bedeutung sind.

Positiv erscheint mir abseits davon, dass auch andere Publikationsebenen auf jeden Fall fortgeführt werden. DSK hat ja offenbar mittlerweile eine festen Rang in der Ulisses-Produktpalette und ein eher wildnisorientiertes Setting nach zwei urbanen Schwerpunkten klingt nach einer reizvollen neuen Schwerpunktsetzung. Ebenso wird auch das von mir sehr gern gespielte Aventuria fortgesetzt und hier bin ich sehr gespannt, wie die großartigen Ideen des Geschichten-Modus nun genutzt werden, beispielsweise würde ich mir auch hier mittelfristig einmal längere Handlungsbögen wünschen, z.B. in Form einer Kampagnenumsetzung, sei es in einer Klassiker-Variante (z.B. für die Orkland-Trilogie) oder auch neuen Handlungen. Zudem würde ich mich weiterhin sehr darüber freuen, wenn 2023 endlich auch Neuigkeiten zu den anderen derischen Kontinenten bringen würde, z.B. Lebenszeichen von Myranor.

Sicherlich wird es auch wieder einige Highlights geben, von denen einige noch diffus sind, z.B. in der Frage, ob Die verborgene Gabe eine großartige Kampagne wird oder ob Das Wüstenreich eine richtig gute Regionalspielhilfe wird. Für mich wird ein Höhepunkt aber mit Sicherheit im September stattfinden, wenn mit König der Meere der Abschlussband der Phileasson-Saga erscheinen wird, der immerhin eine Reihe von vielen Tausend Seiten Handlung abschließen wird und von dem ich sehr hoffe, dass er dem Wettstreit von Phileasson und Beorn einen würdigen und epischen Abschluss geben wird.

Daneben wird es sicherlich auch wieder andere Überraschungen geben, beispielsweise bin ich sehr gespannt, welche Entwicklungen es aus dem Fanbereich geben wird, der bei DSA wirklich immer einen Blick wert ist.

Zuletzt wird es auch für meinen Blog ein kleines Highlight geben, immerhin wird der Dereblick Ende November ein Jubiläum feiern, da sich dann die Veröffentlichung des ersten Artikels zum 10. Mal jährt. Auch wenn hier natürlich die Publikationsbesprechungen im Mittelpunkt stehen sollen, werde ich diesen Anlass dazu nutzen, ein wenig auf die Vergangenheit des Blogs zurückzuschauen.

Ich wünsche allen Leser*innen ein frohes neues Jahr 2023!

8 Kommentare

  1. Das mag jetzt ein bisschen gemein und/oder haarspalterisch erscheinen: Für mich werden fehlende Regionalspielhilfen in 2022 nicht durch die Wüstenlande und (hoffentlich) die Marschallslande „ausgeglichen“. Zwei RSHs pro Jahr finde ich angemessen, da fehlt dann der Ausgleich.
    Wie allgemein schon oft erwähnt würde es trotzdem eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis Aventurien 5e „vollständig“ beschrieben ist.

    Grade die Tatsache, dass die Kodexbände wohl doch etwas an Ressourcen belegen werden und die Orkkampagne auch noch eher eine Nebelgestalt ist, stimmen mich skeptisch, ob wir 2023 einen Fokuswechsel von Regeln auf Hintergrund und/oder Abenteuer bekommen.

    Für alle, die die bald gebündelten Regelbände bereits einzeln erworben haben und sich nicht nocheinmal zulegen möchten, sind die Kodexe ja quasi vier „non-releases“.

    Ich bitte ausdrücklich darum, meine Skepsis mit super Hintergrund- und Abenteuerprodukten zu widerlegen, aber ich schaue bisher pessimistisch in dsa DSA-Jahr 2023.

    Like

    1. Ich denke, wir müssen uns von dem Gedanken der „Vollständigkeit“ lösen, dass Aventurien auch in E5 mit Regionalspielhilfen komplett beschrieben wird. Gerade im Hinblick auf die weitere Aufteilung der zu beschreibenden Regionen ist es unrealistisch, dass alle Bereiche des Kontinents eine eigene Spielhilfe erhalten werden, bevor wohl etwa 2030 (persönliche Einschätzung) die nächste Edition ansteht. Wesentlich sinnvoller erscheint mir hier die Fokussierung auf Favouriten, wie beispielsweise eben die Khom, das Bornland, oder zukünftig auch Orkland, Al’Anfa oder Weiden. Gerade deshalb halte ich aber auch eine Spielhilfe für den Sternenfall bzw. das Karmakorthäon insgesamt für dringend notwendig, welche die Entwicklungen in den nächsten Jahren festlegt und das derzeitige Stückwerk beendet.

      Like

      1. Ich persönlich hätte mit einer reduzierten Anzahl an RSH kein Problem, für mich könnte man Aventurien auch weiterhin in 10-12 großflächigeren Spielhilfen beschreiben. Aber die Redaktion hat diese Standards ja selbst gesetzt und aus meiner Sicht sollte dann auch überall eine Überarbeitung/Weiterentwicklung erfolgen. Dazu wäre es aber meiner Meining nach zwingend notwendig, von den Komplettpaketen mit Rüstkammer, Heldenbrevier etc. Abschied zu nehmen, bzw. müsste man diese nicht immer mitliefern wollen sondern nur noch für ausgewählte RSH.

        Like

  2. @Engor ich finde du hast die Kritik an vielen alten Novadi-Beschreibungen nicht ganz griffig zusammen bekommen und deshalb die Fragestellung was die Regionalspielhilfe da Leisten sollte aus meiner Perspektive auch nicht ganz so Präzise gestellt.

    Es geht ja m.E. nicht daraum, dass es keine Frauenunterdrückung in Aventurien geben darf, oder dass nirgends die islamische Kultur als Ideenbaustelle aufgegriffen werden sollte. Ich würde sagen der Kern der Kritik ist, dass mit dem Volk der Novadis ein negatives Stereotyp vom engstirnigen, fundamentalistischen Araber, sehr eindimensional aus der Perspektive des Abendlandes und ganz klar als Antagonist aufgebaut wurde. Das sind rassistische Klischees und Menschen aus der Community haben beschrieben wie sie das verletzt hat, oder zumindest wie sie das überwinden und umschreiben mussten wenn sie als Jugendliche mit migrantischer Geschichte DSA angefangen haben. Es wurde halt aus weißer Karl Mai Perspektive erzählt ohne sich Gedanken zu machen was es mit Jugendlichen macht die tatsächlich irgendwie kulturelle oder auch nur hautfarbenmäßige Verbindung zu den Hintergrund haben. Und halt sehr oft sehr Dumm und nicht z.b. so schön und vielfarbig wie z.b. Maraskan in dem sich ja auch ein realweltlicher asiatischer Hintergrund irgendwie rauslesen lässt zum Teil.

    Deshalb finde ich super dass die Redaktion der RSH den Plan gefasst hat sich von Stereotypen zu lösen und Novadis vielfältiger und eben auch nachvollziehbarer und liebenswürdiger darzustellen. Dazu ist es m.E. nicht nötig alle Islam Bezüge oder aller Frauenunterdrückung umzuschreiben, aber es braucht eben die Beschreibung einer vielfältigen novadischen Gesellschaft die mehr ist als ein Klischee. In der z.b. Frauenunterdrückung nicht nur ein Attribut ist was fundamentalistische Männer zu zeichnen hilft, sondern z.b. starke Frauenrollen die darin um ihre Rechte ringen und ihre Schicksale und auch die Gesellschaft prägen. Einfach eine Kultur die genauso fundamentalistische wie fortschrittliche Teile beinhaltet und in der es viele Dimensionen und Nischen gibt genauso wie im Mittelreich auch aber anders. Einfach ein Hintergrund der viele spannende Ideen, Konflikte und Optionen aufmacht die Lust machen eine novadische Figur zu erdenken statt einen in eine enges, eigentlich negative Zwangsjacke aus rassistischen Stereotypen zu zwingen.

    Like

    1. Da hast du vollkommen recht, das sind natürlich alles relevante Fragen, auf deren Beantwortung ich mich in der Spielhilfe freuen würde. Allerdings ist der Jahresausblick auch nicht unbedingt das Format, in dem ich jedes einzelne Produkt genau sezieren kann (und will), deshalb sind die Erwartungshaltungen hier eher grob formuliert, sonst gäbe es zu vielen Produkten noch einiges zu sagen, z.B. zum Levthan-Vademcum oder den Kodex-Bänden.

      Like

      1. Ja volle Zustimmung und Verständnis. Ich wollte nur einen leicht anderen Zungenschlag reinbringen, bevor Leuten die Angst packt dass mögliche Veränderungen ihnen die Konflikte wegnehmen, oder alles langweilig wird. Natürlich wissen wir nicht wie der Band wird, aber ihr braucht euch nicht zu fürchten. Vielfalt bietet mehr Konflikte, mehr Spielfreiheit und weniger Langeweile.

        Like

    2. Ich sehe das ursprüngliche ‚Problem‘ an sich nicht. Die orientalischen Einflüsse sind sehr vielfältig in ihrer Ausformungen. Wenn es nur die Novadis gäbe, würde ich dir wohl zustimmen, aber da es auch die sehr farbenfroh beschriebenen Tulamiden gibt, sehe ich den arabischen/orientalischen Kulturraum gar nicht als auffallend negativ dargestellt. So sind mehrere arabische Epochen an sich recht ausdifferenziert nach Aventurien transferiert worden.
      Was die Stereotypen angeht, würde ich nur dann ein Problem sehen, wenn die anderen aventurisierten Kulturräume explizit ohne ebenjene auskämen – tun sie aber nicht. Allein das Svelltland ist ein einziges, wandelndes Klischee, das Bornland ebenso und auch Thorwal strotzt nur so von Stereotypen.
      Die Novadis sind sehr eindeutig an die expansiven Berber/Mauren des 7.-10. Jhds. angelehnt und die bisherige Umsetzung halte ich in Anbetracht der Vorlage für sehr gelungen.
      Warten wir mal ab, was nun daraus wird; ich bin skeptisch, aber durchaus offen für Neuerungen, sofern sie nicht mit dem Holzhammer erzwungen werden.

      Like

  3. Danke für diesen wunderbaren Überblick.

    Ich persönlich halte Regionalspielhilfen ohne Lebendige Abenteuer für unzureichend. Und damit meine ich ausdrücklich nicht das begleitende Pflichtabenteuer. Eine Region in der nichts passieren soll braucht auch keine RSH. Der Komplettismus findet von mir keinen Beifall.
    Gespannt wäre ich sehr auf den Aikar. Aber ich vermute, dass man keine Veränderungen riskieren will, die meinen Ansprüchen an die Wirkungsmacht eines Aikar Brazoragh gerecht werden können. Sollte hier die nächste 6-Band-Kampagne kommen, werde ich aber in jedem Fall sehr aufmerksam sein.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s