Rezension: Mystische Winterzeit

Vorbemerkung: Manche Produkte sind weit im Vorfeld ihrer Veröffentlichung angekündigt und dementsprechend langerwartet (man denke beispielsweise an Banner der Treue oder aktuell die Ork-Kampagne). Andere hingegen kommen eher plötzlich und unerwartet. In diese Kategorie fällt auch Mystische Winterzeit, wahrscheinlich aufgrund seiner besonderen Genese. Schließlich handelt es sich um eine PDF-Spielhilfe, in der kompakt Beiträge zusammengefügt wurden, die ursprünglich Teil einer Adventskalender-Aktion von Ulisses waren und im vergangenen Dezember einzeln über deren Social media-Kanäle veröffentlich wurden.

In Zahlen:

– 12 Seiten

– Preis: 4,99 Euro (für das PDF, eine Print-Variante existiert bislang nicht)  

– Erschienen am 29.5. 2024

I. Aufbau und Inhalt

Dem Charakter der ursprünglichen Publikationsform folgend hat der Band keinen roten Faden, sondern besteht aus einer Reihe von nicht miteinander verbundenen Einzeltexten. Als thematischer Überbau fungiert allerdings die titelgebende Winterzeit, wie Alex Spohr in einem kurzen Vorwort erläutert.

Zunächst werden vier Berufsgeheimnisse vorgestellt, die man seinem Charakter zur Ausprägung hinzufügen kann, z.B. Geheimwissen über das erste Schwarze Auge oder über Frostriesen. Angegeben sind die benötigen Wertvoraussetzungen und die AP-Kosten.

Folgend werden unterschiedliche Kategorien von Ausrüstungsgegenständen berücksichtigt: 3 sehr individuelle Waffen (der Diskus Dupa´Kyr, der Stoßspeer Eisfall und der Langbogen Silberner Tod), 2 magische Artefakte (die Schnatterflöte und die Schuhe des Frostprinzen), 3 karmale Talismane (Der verfluchte rote Schal, Die Frühlingskrone und Rondravias Mantel) und 2 Alchimica (Eistrank und Gefrierungstrank). In allen Fällen erfolgen ein kurzer Beschreibungstext und dann die dazu notwendigen Wertangaben, z.B. die übliche Wertetabelle für die Waffen.

Ebenso werden 6 Gegner hinzugefügt, denen man in den kälteren Gefilden Aventuriens begegnen kann: Dies sind die Karen-Schwan-Chimäre Io-Meki, der verdorbene Frostriese Himthur, den Blakharaz-Dämon Jarka-Phai, der daimonide Kalte Wanderer und der Aphestadil-Dämon Mugalir. Auch hier haben alle eine Kurzbeschreibung erhalten und einen ausführlichen Wertekasten.

Abgeschlossen wird das PDF mit der Präsentation von 4 Meisterpersonen: Die Firnelfe Alimona Eispfad, das Feenwesen Kalgujus Zipp, der Firungeweihte Natal aus Norburg und die Konditorin Vanezia Baruzo, ebenfalls alle mit einer knappen Charaktervorstellung und einem Wertkasten versehen.

II. Kritik

Grundsätzlich ist der Ersteindruck natürlich schon eindeutig so, dass es sich um kein geplantes Komplettprodukt handelt, sondern um eine Sammlung von Einzelartikeln, die wirklich nur den sehr allgemeinen thematischen Überbau des Winters haben, was natürlich auch keinen engen, gemeinsamen Rahmen setzt. Somit sind das alles Elemente, die sich nicht anbieten, sie gemeinsam zu nutzen, z.B. um daraus ein Abenteuer zu kreieren. Demzufolge ist die Eignung nur die eines Steinbruchs, indem man also eine der Figuren oder der Gegner in ein passendes Szenario einbindet oder einen der Gegenstände thematisiert.

Was die Einzelbestandteile betrifft, muss ich umgekehrt sagen, dass viele davon sehr spannend klingen, seien es die sehr individuellen Gegenstände, um die man durchaus auch direkt ganze Abenteuer basteln könnte oder auch die Gegner und Figuren. Gerade bei Letzteren sind die Hintergrundgeschichten teilweise sehr reizvoll, z.B. bei dem spielzeugbauenden Feenwesen Kalgujus Zipp. Die vor kurzem erschienene Winterwacht-Regionalspielhilfe könnte man in meiner Vorstellung mit einigen der Inhalte durchaus anreichern (zu deren Bewerbung ganze Aktion ursprünglich auch angedacht war).

Bei anderen hingegen ist es so, dass der Winterbezug etwas weiter hergeholt ist, z.B. wenn bei der Zuckerbäckerin einfach nur erwähnt wird, dass einige ihrer Spezialitäten im Winter hergestellt werden oder wenn bei Jarka-Phai schlicht gesagt wird, dass er im Bornland als Schauergestalt bekannt ist, es aber nichts anderes gibt, was ihn jetzt spezifisch dort ansiedeln würde oder die Schnatterflöte in ihrer Wirkung nichts mit dem Winter zu tun hat, aber aus einem Wintermärchen stammen soll. Ganz generell muss man zudem sagen, dass das, was eigentlich interessant ist, nämlich die Geschichte hinter den Gegenständen oder Figuren, im Regelfall aus einigen wenigen Sätzen besteht, d.h. man hat immer nur etwas sehr ansatzhaftes an der Hand. Auch dies ist natürlich dem eigentlichen Social Media-Format geschuldet, für das man selbstverständlich keine langen Texte verfasst hat. Natürlich erwarte ich nicht unbedingt, dass dann nochmal Kapazitäten für eine Erweiterung verwendet werden, umgekehrt muss man dann aber bei einer Transformation hin zu einem Kaufprodukt auf diese Grenzen hinweisen.

III. Fazit

Mystische Winterzeit ist ein netter Ideensteinbruch mit einigen schönen, kleinen Ideen. Den Texten merkt man ihre Herkunft als Social media-Postings allerdings sehr deutlich an, indem man immer nur sehr knappe Anregungen erhält, zudem existiert natürlich keine wirkliche Verbindung zwischen den Einzelbestandteilen. Manche der Artikel passen aus meiner Sicht thematisch nicht gut zum Oberbegriff der Winterzeit.

Bewertung: 3 von 6 Punkten 

1 Kommentar

  1. 40 Jahre DSA, und das ist doch ein schöner Rücksturz in die Vergangenheit. Viele, wirklich tolle Ideen, wild zusammengewürfelt unter einem groben Thema. (Lange) später nimmt sich jemand einige Ideen und zaubert noch etwas besseres draus. Liest sich, wie der Aventurische Bote Anfang der 90er (oder sogar einige alte Abenteuer).

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