Rezension: Das Abenteuer beginnt (Das Computerspiel)

Vorbemerkung: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass 2024 wirklich ein echtes Jubiläumsjahr sein wird, indem viele Produkte mit den Anfängen verbunden sind, sei es der Sammelband Der Fluch des Schwarzen Keilers, die Veröffentlichung von Ära des Goldenen Kaisers oder zuletzt das Heldenwerk Verschollen in Ras Tabor. Aber auch von Fan-Seite gibt es dahingehende Projekte, z.B. Kai Frerichs Abenteuerwettbewerb. Im Scriptorium Aventuris hat Silvio Richter sein Projekt zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um eine Computerspiel-Version des allerersten DSA-Soloabenteuers von Ulrich Kiesow, das unter dem Titel Das Abenteuer beginnt damals eine Art Solo-Tutorial darstellte, an dem man sich versuchen sollte, bevor man eine Gruppe losschickt, sich an Silvanas Befreiung heranzuwagen.

In Zahlen:

– Umfang: ca. 30 Min. Spielzeit

– Preis: kostenfreier Download im Scriptorium Aventuris

– Erschienen am 24.4. 2024

I. Inhalt

Man erhalt einen kostenfreien Link im Scriptorium Aventuris, mit dem man sich eine Zip-Datei herunterladen kann. Installiert man damit das Spiel, wird man zunächst in ein Hauptmenü verwiesen, in dem man die Spieloptionen vorgestellt bekommt. Dabei kann man zwischen zwei Spielmodi wählen, dem klassischen Modus, bei dem man nur die Abschnitte vorgestellt bekommt und Kämpfe und Proben selbst per Würfel erledigen und Erfolg und Misserfolg selbst zurückmelden muss oder Klassik plus, bei dem die Heldenwerte bereits implementiert sind und die Kämpfe und alle weiteren anfallenden Proben berechnet werden können.

Inhaltlich handelt es sich zunächst einmal simpel um eine digitale Umsetzung des alten Solos, d.h. die Texte wurden abgetippt und man kann dann per Mausklick den nächsten Abschnitt anwählen. Dabei ist man in Havena unterwegs und kommt an einem Haus vorbei, in dem anscheinend gerade ein Verbrechen stattfindet. Sobald man eindringt, muss man zwei Damen beistehen, die sich von Verbrechern bedroht sehen, zudem gilt es im Haus ein verborgenes Dokument zu finden. Visuell wurden die alten Illustrationen von Brian Talbot in den Hintergrund montiert, um das, was in den Texten geschildert wird, auch zeigen zu können. Untermalt wird dies mit ein wenig Retro-Musik und einigen Sound-Effekten, z.B. einem Knarren, wenn man Türen oder Truhen öffnet. Wenn es zu einem Kampf kommt oder Eigenschaftsproben benötigt werden, werden diese wie bereits oben erwähnt vom Programm berechnet (es sei denn, man hat sich dafür entschieden, selbst zu würfeln). Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg kann man allerdings zum Teil auch nehmen, z.B. indem man zwischen einer normalen, schwungvollen oder vorsichtigen Attacke wählt, was dann jeweils andere Modifikatoren für die Probe zur Folge hat, also erleichternd oder erschwerend wirkt. Man kann das Spiel jederzeit abspeichern, wozu 9 Speicherslots vorhanden sind (was angesichts der Kürze der Handlung mehr als ausreichend ist).

Vom Umfang her beschränkt sich das Abenteuer tatsächlich auf den Solo-Teil vom alten Buch der Abenteuer, der damals eben nur als kleines Tutorial vor dem Spiel des Gruppenabenteuers gedacht war, d.h. man benötigt etwa eine halbe Stunde zum Durchspielen.

II. Kritik

Somit ist es wirklich ein eher kurzes Vergnügen und das ist eigentlich auch das Einzige, was ich zu bemängeln habe bzw. vielmehr bedauere. Über eine Umsetzung des Gruppenabenteuers – also hier dann in einer Soloerweiterung – hätte ich mich ungemein gefreut. Aber natürlich ist mir vollkommen klar, dass man bei einem kostenlosen Projekt, das zudem auch noch von einer Einzelperson gestemmt wurde, so etwas gar nicht kritisieren darf (zumal ich als absoluter Technik-Laie unmöglich einschätzen kann, wieviel Zeit man in die Programmierung eines solches Spiels investieren muss, ich ahne aber, dass das am Ende zeitintensiv gewesen ist).

Spannend fand ich zunächst die Genese, die man im verlinkten Thread im DSA-Forum nachlesen kann, demzufolge sogar Kontakt zu Ulisses bestand und auch die Idee existent war, das vorliegende Computerspiel der digitalen Version der Kaiser Retro-Box hinzuzufügen, was dann leider in der weiteren Umsetzung nicht mehr weiter forciert wurde, so dass es jetzt zur selbstständigen Veröffentlichung durch Silvio Richter auf einem anderen Weg gekommen ist. Das hätte ich als eine sehr gelungene Ergänzung und auch als klaren Mehrwert eingestuft.

Natürlich handelt es sich letztlich um eine 1:1-Umsetzung der Buchvariante, eben nur in einem anderen Medium, also grundsätzlich keinen originär neuen Beitrag zu DSA, aber aus meiner Sicht ist es ausgesprochen charmant ausgearbeitet worden. Technisch kann sich das natürlich mit modernen Spielen oder z.B. auch in etwa vergleichbaren Titeln wie Wolves on the Westwind (denn auch hier handelt es sich im Prinzip um nichts anderes als ein digitales Soloabenteuer) nicht messen, dazu sind Grafik und Features viel zu simpel und eingeschränkt. Dennoch passt für mich diese Retro-Umsetzung absolut zum Charakter einer solchen Hommage und ich habe auch wirklich eine halbe Stunde sehr viel Spielspaß damit gehabt, auch wenn es sicher noch raffiniertere Möglichkeiten gibt, um z.B. die Kämpfe darzustellen, die sich mitunter etwas hinziehen können, gerade auch weil bei einem solchen Einstiegsabenteuer die Werte aller Beteiligten recht niedrig sind und demzufolge längere Kampfpassagen aufkommen können, die aus lauter Fehlschlägen bestehen. Die Illustrationen von Brian Talbot sind zudem immer noch sehr sehenswert und passen gut zur Textumsetzung. Auf jeden Fall denke ich, dass gerade viele Spieler*innen aus alten Tagen mit dem Abenteuer ihren Spaß haben werden und sich gerne einmal zurückversetzen lassen. Auch aus diesem Grund komme ich dem Wunsch von Silvio Richter zur Weiterverbreitung in Form dieser Rezension gerne nach, damit sich diese Arbeit auch gelohnt hat und viele andere in den Genuss einer kleinen Zeitreise in die DSA-Anfangstage kommen werden. Ob man damit umgekehrt jüngere Spieler*innen ansprechen kann oder Leute, die noch nie mit DSA in Kontakt gekommen sind, das würde ich eher bezweifeln, dazu ist das alles doch etwas zu sehr Kind seiner Zeit.

III. Fazit

Die Computerspielumsetzung von Das Abenteuer beginnt ist zwar nur eine ausgesprochen kurzzeitige Angelegenheit, weil die Spielzeit kaum mehr als eine halbe Stunde überschreiten dürfte, trotzdem möchte ich eine absolute Empfehlung aussprechen. Hier steckt wirklich ganz offensichtlich viel Arbeit und Herzblut dahinter, zudem wird man mit viel Nostalgie und einer schönes digitalen Umsetzung des Klassikers belohnt. Von daher würde ich mich sehr freuen, wenn der Aufwand auch mit einer gewissen Resonanz in Form von vielen Downloads und vielleicht auch der einen oder anderen Rückmeldung an Silvio Richter belohnt werden würde. Wie immer bei Fanprodukten verzichte ich auf eine konkrete Punktewertung.    

1 Kommentar

  1. Danke für diese Empfehlung. Ich hatte gestern Abend eine tolle nostalgische, gute halbe Stunde und immer noch ein Lächeln im Gesicht.

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