Rezension: Flüssiges Gold

Vorbemerkung: Abseits der offiziellen Publikationen bin ich immer auch auf der Suche nach lohnendem Fanwerk. Da es hierfür viele mögliche Quellen gibt, ist manches davon gar nicht so leicht zu finden. Im Fall des Abenteuers Flüssiges Gold von Sir Gawain hat mich ein Tipp des in DSA-Kreisen enorm bewanderten Nottel (u.a. bekannt von den DSANews und Nandurion) dazu gebracht, den entsprechenden Download im Orkenspalter-Forum zu öffnen. Tatsächlich ist mir das Szenario offenkundig früher schon einmal durchgegangen, ist es doch 2019 im Zuge eines Abenteuerwettbewerbs (Spiel der Elemente) entstanden, bei dem ich selbst unterstützend beteiligt war, wobei es aber darum ging, Rezensionen als „Belohnung“ zu vergeben, weshalb nicht jeder Beteiligte jedes Abenteuer gelesen hat, sondern diese Arbeit aufgeteilt wurde. Somit habe ich es jetzt erst in einer überarbeiteten Version kennengelernt.

In Zahlen:

– 37 Seiten

– Erschienen 2019

– Preis: kostenloser Download im DSA-Forum bzw. Orkenspalter-Forum

– Regeledition: DSA4

I. Aufbau und Inhalt

Zunächst werden die Hintergründe des Abenteuers geschildert, die weit in der Vergangenheit begründet liegen, aber tatsächlich Auswirkungen bis in die aventurische Gegenwart haben, was dann auch das Abenteuer initiiert.

Folgend wird die Stadt Al´Mharim (früher Eslamabad) ausführlich vorgestellt. Wichtig ist dabei vor allem der Fokus auf die Funktion eines Kurorts, indem heilende Quellen dafür sorgen, dass viele Leidgeplagte die Oase besuchen. Dazu existiert auch eine Stadtkarte. Zudem werden viele wichtige Gebäude und deren Bewohner ausgeführt, teilweise auch versehen mit Mysterien, was insgesamt 8 Seiten einnimmt.

Dann schließt sich die konkrete Abenteuerhandlung an, in der die Heldengruppe zufällig anwesend ist, als auf die horasische Adelige Valvidia della Camerano mutmaßlich ein Giftanschlag verübt wird. Deren Zofe Elea bittet darum die Spielercharaktere in der Angelegenheit ermittelnd tätig zu werden und kann direkt Verdächtige nennen, die mit Valvidia eine lange Feindschaft pflegen. Aber auch weitere Autoritäten werden auf das Wirken der Heldengruppe aufmerksam und beauftragen sie ebenfalls für Aufklärung zu sorgen, vor allem im Interesse der Stadt. Hierzu sind mögliche Rechercheergebnisse beinhaltet, die letztlich dazu führen dürften, dass es gelingt, den Finalort zu finden, wobei der beschreibende Fokus dort eher auf den Bewohnern und deren Werten liegt.

Im umfangreichen Anhang werden die wichtigsten Personen charakterisiert. Zudem finden sich dort einige Handouts sowie das Kartenmaterial. Zudem wurden hier umfangreiche Tipps zu einer musikalischen Untermalung hinterlegt.

II. Figuren

Tatsächlich ist das Abenteuer für seine knapp 40 Seiten mit einer sehr umfangreichen Figurenriege versehen. Allerdings ist es natürlich auch eine Eigenart von Kriminalhandlungen, dass sich viele relevante NSC erst im weiteren Verlauf einer Handlung als Ergebnis einer Recherche offenbaren. Zu Beginn ist es demzufolge primär die Zofe Elea, die in Vertretung der Dienstherrin Valvidia als Auftraggeberin und Hinweisgeberin agieren kann.

Sehr viele Personen werden auch in der Stadtbeschreibung hinzugefügt (auch solche, die mit der eigentlichen Krimihandlung direkt nicht verbunden sind), so dass die Spielleitung sehr viele Charaktere zur Verfügung hat, um die Atmosphäre auszugestalten.

III. Kritik

In dieser sehr ausführlichen Stadtbeschreibung liegt aus meiner Sicht auch die große Stärke des Abenteuers. Al´Mharim wird auf diese Weise sehr lebendig, vor allem der Charakter eines Kurortes (m.E. eine eher unverbrauchte Idee in Bezug auf Aventurien) wird so unterstrichen. Man hat für die Recherche viele Anlaufstationen zur Verfügung und vor allem viele NSC, die gerade auch für eine Ermittlung insofern wichtig sind, um z.B. falsche Spuren oder vorhandene Verdachtsmomente auszulegen. Außerdem kann man auf diese Weise die Stadt sogar über Flüssiges Gold hinaus als Schauplatz für eigene Abenteuer nutzen, dazu können z.B. die kleinen Mysterienkästen als Abenteueraufhänger genutzt werden. In dieser Hinsicht kann sich das Abenteuer in der Beschreibungsdichte absolut mit offiziellen Publikationen messen. Verstärkt wird dies durch den umfangreichen Anhang, der neben Figurenbeschreibungen das notwendige Kartenmaterial und Handouts zur Verfügung stellt. Heraus ragt dabei für mich ein sehr schönes Märchen, das viel Aufschluss über die wahren Hintergrunddetails gibt.

Gut gefällt mir auch die Hintergrundidee, indem eine Bedrohung für den Kurort und seine Heilquelle erzeugt wird, die am Ende sicherlich für einige Überraschungseffekte sorgen kann, insbesondere wenn sich herausstellt, dass der Ausgangsauftrag eigentlich in die Irre führt und der vermeintliche Giftanschlag eine ganz andere Ursache hat bzw. anders eingeordnet werden muss. Hinzu kommt ein alter Fluch, der dem Ganzen eine mystische Komponente verleiht und zuletzt auch einige sehr ungewöhnliche (und gefährliche) Gegner hinzufügt.

Ausbaufähig ist allerdings aus meiner Sicht noch der konkrete Handlungsteil, in dem gerade die zentralen Ermittlungsinhalte und die Begebenheiten am Finalort doch sehr vage gehalten sind. So ergibt sich bei der Recherche zu den Konkurrenten von Valvidia zwar eine ausgeführte Beschreibung der gemeinsamen Vorgeschichte, wie man aber die einzelnen Hinweise erhält und wie man am Ende den Konflikt lösen kann, wird eher grob ausgeführt bzw. wird dies immer in kurzen Zusammenfassungen geschildert, die eher narrativ angelegt sind und damit für eine Spielleitung nur sehr eingeschränkt nützlich sind. Gleiches gilt für den sehr mystischen Finalort, der am Ende 3,5 Seiten erhalten hat, wovon addiert eine Seite aus Werten besteht. Dabei handelt es sich um sogenannte lebende Wandmalereien, die ich als Gegner ausgesprochen spannend finde, über die man aber vergleichsweise wenig erfährt. Im Vorwort wird von Sir Gawain in Aussicht gestellt, dass das Abenteuer in Zukunft möglicherweise noch Erweiterungen erfährt, dies wäre für mich ein Ansatzpunkt, die auffällige Diskrepanz zwischen sehr ausführlicher Hintergrundbeschreibung und eher grober Handlungsschilderung. Der Hintergrund hat zudem trotz seiner vielen Details ein Problem: Letztlich stehen die meisten dieser Informationen gar nicht im konkreten Zusammenhang mit dem eigentlichen Abenteuerkern, da man in der Stadt selbst die Lösung gar nicht finden kann, das alles funktioniert eher wie eine allgemeine Spielhilfe.

IV. Fazit

Flüssiges Gold ist ein gelungenes Fanabenteuer, das vor allem mit einer guten und ausführlichen Hintergrundbeschreibung und Zusatzmaterial für die Spielleitung überzeugen kann. Die eigentlich sehr originelle Grundidee ist im Bereich der Handlungsbeschreibung allerdings etwas grob ausgeführt. Wie immer bei Fanwerk verzichte ich auf eine abschließende Punktwertung.

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