Alles neu macht der Bote?

Nachdem in den letzten zwei Monaten das neue Botenkonzept nur theoretisch diskutiert werden konnte, gibt es jetzt mit dem Erscheinen von Bote Nr. 173 endlich die notwendige Grundlage. Nun da die alte klammergeheftete Variante (durch die DSA5-Anteile zuletzt noch seitenstärker geworden) Geschichte ist, liegen dem Abonnenten nunmehr zwei Kernteile vor:

– der Bote selbst in einer DinA3-Ausgabe mit 4 Seiten, dieses Mal noch ergänzt durch eine zweiseitige Sonderausgabe zu den Ereignissen in Arivor

– das Heldenwerk-Abenteuer mit 16 Seiten in DinA4

Ich habe den Boten nach längerer Pause in den letzten beiden Jahren wieder gelesen und wusste die Aufmachung absolut zu schätzen, auch weil (im Gegensatz zu früheren Zeiten, als es ein reiner Schwarzweiß-Bote war, der ausschließlich Ingame-Informationen enthielt) der vollfarbige Außenteil eine echte optische Aufwertung war, wobei ich den Hintergrundteil als sehr wechselhaft empfunden habe, manchmal waren sehr interessante Sachen dabei, manchmal habe ich aber auch nicht wenige Artikel für verzichtbar gehalten.

Wenn ich die neue Ausgabe mit der alten Version vergleiche, so sind für mich – auf beide Teile bezogen – zwei Erkenntnisse wichtig:

1. Der Ingame-Bote hat sich für mich grundsätzlich in seiner Nützlichkeit nicht verändert. Ich habe immer schon nur begrenzt Verwendung dafür, ein Großteil der Artikel hinterlässt bei mir meistens große Fragezeichen, entweder weil ich das Thema nicht relevant finde oder weil die enthaltenen Informationen sehr verklausuliert formuliert waren. Hier habe ich die Meisterinformationen im alten Boten sehr zu schätzen gewusst, die mir direkt eine Entschlüsselung liefern konnten (wenn dies den Spielern denn zugestanden wurde, auch hier gab es ja häufig die Entscheidung, Aspekte bewusst im Dunkeln zu lassen, worüber ich mich ehrlich gesagt meistens massiv ärgere). Allerdings kann man dies relativ simpel über einen relativ schnellen Download im pdf-Shop erhalten, was auch im Fall des aktuellen Boten kostenfrei ist (auch wenn für diese Ausgabe wirklich eher nichtssagende Informationen vorhanden sind). Als problematisch im Sinne der Haltbarkeit empfinde ich das DinA3-Format, hier dürfte es für Sammler schwieriger werden, ihr Exemplar dauerhaft unbeschädigt zu halten, da war mir die alte Variante deutlich lieber, auch weil ich das Lesen so unpraktischer finde. Das ändert für mich aber nichts an der Wichtigkeit des Boten, der trotz angesprochener Verklausuliertheit eine Institution ist, ist er doch das Hauptinstrument des Metaplots im aventurischen Alltag, da hier der stetige Handlungsfluss der lebendigen Spielwelt transportiert wird. Wenn dessen Erscheinungsformat aber nicht mehr wirtschaftlich ist, halte ich Änderungen für vollkommen legitim, die weiterhin irgendeine Erscheinungsform garantieren, die für den Verlag machbar und tragbar ist.

2. Das Heldenwerk-Abenteuer ist für mich das Hauptargument für ein Botenabo. Ich bin in dieser Hinsicht doch eher altmodisch veranlagt und habe die Abenteuer nun mal gerne im Printformat vorliegen, was jetzt eben ausschließlich beim Abo möglich ist. Auch wenn ich an dem diesmal vorliegenden Abenteuer „Ein Goblin mehr oder weniger“ ein paar Kritikpunkte habe, finde ich die gebotenen Qualität deutlich besser als in den früheren Botenszenarien, die statt 16 Seiten eben im Regelfall zwischen 5-8 Seiten Stärke auswiesen, was einfach eine wirkliche Ausgestaltung unmöglich werden lässt. Die 16 Seiten reichen aber vollkommen, um kleine Abenteuer zu ermöglichen, die sich an 1-2 Abenden durchspielen lassen, was als Format in den letzten Jahren bis auf wenige Promo-Abenteuer vollkommen unterrepräsentiert war. Gerade für eine neue Regeledition halte ich das für vorteilhaft, wenn die Spieler so Gelegenheit erhalten, schnelle und unkomplizierte Ausflüge nach Aventurien unternehmen zu können.

Auffällig ist, dass offenbar beide Teile mit heißer Nadel gestrickt wurden, so dass dem Lektorat zwei dicke Schnitzer unterlaufen sind, so hat der Bote eine falsche Nummerierung auf der ersten Seite (143 statt 173) und in „Ein Goblin mehr oder weniger“ steht als Reihenbezeichnung statt Heldenwerk „Heldenreigen“ (da ist wohl jemand mit „Hexenreigen“ durcheinandergekommen). So etwas kann durchaus mal passieren, sollte aber gleich zweimal in derart prominenter Platzierung eigentlich vermeidbar sein.

Fazit: Für jemanden wie mich, den das enthaltene Abenteuer mehr reizt als der Bote selber, ist die neue Variante vorteilhaft, in Sachen spielbares Material sehe ich eine Verbesserung (auch wenn Spielhilfen jetzt unter den Tisch fallen). Der Bote ist und bleibt in seiner Ingame- Nutzbarkeit eine sperrige und verklausulierte Angelegenheit, was aber im Prinzip schon immer so war. Da ich die Meisterinformationen auch so schnell im Netz erhalten kann, sehe ich hier keinen Unterschied. Das DinA3- Format stellt für mich allerdings eher eine Verschlechterung dar, hier sollte vielleicht erwogen werden, entsprechend zu prüfen, wie die Rückmeldungen von anderen Abonnenten ausfallen, um dies eventuell noch einmal zu überdenken.

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