Rezension: Aventurische Rüstkammer

Vorbemerkung: Eigenschaften, Talente und körperliche Merkmale definieren grundsätzlich schon vieles, was für einen Rollenspielhelden notwendig ist. Allerdings nützen z.B. Waffentalente nur dann etwas, wenn ein Charakter auch über die richtige Ausrüstung verfügt. Genau dieser Bereich wird nun durch die für DSA5 neu erschienene „Aventurische Rüstkammer“ abgedeckt, in der sich alles finden soll, was ein Held für die Bewältigung seines abenteuerliches Alltages benötigt.

In Zahlen:

– 158 Seiten

– Preis: 34,95 Euro

– erschienen am 27.7. 2016

I. Aufbau und Inhalt

Im Kern liefert die Rüstkammer drei Arten von neuen (und alten, schon aus dem Grundregelwerk bekannten, nur eben diesmal in Ausführlichkeit beschriebenen) Gegenständen: Ausrüstungsgegenstände, Waffen (unterteilt in Nah- und Fernkampfwaffen) und Rüstungen. Zu jedem Bereich ist eine kurze Einleitung vorhanden. Im Regelfall ist die Präsentationsform für alle drei Kategorien gleich. Neben einer Abbildung findet sich zunächst ein einleitendes Ingame-Zitat, dann folgt ein Erläuterungstext mit Angaben zu Vorkommen, Herkunft, Handhabung und Besonderheiten. Darunter existiert dann in Tabellenform die regeltechnische Erläuterung (Gewicht, Preis, Schaden etc.), zusätzlich finden sich jeweils noch optionale Fokusregeln, die Besonderheiten des Gegenstandes in spielrelevanten Zahlwerten abbilden sollen. In vielen Fällen dürfen sich (wie schon in der Rüstkammer zu den Streitenden Königreichen) außerdem die Archetypen zu ihren konkreten Erfahrungswerten äußern. Meist teilen sich zwei Gegenstände eine Seite. Insgesamt sind 60 Gegenstände, 73 Nahkampfwaffen, 19 Fernkampfwaffen und 8 Rüstungstypen enthalten. Das Ordnungsprinzip ist abseits der genannten Oberkategorien nicht nach Merkmalen, sondern alphabetisch gewählt.

Dazu gibt es auch einige neue (Fokus-)Regeln, in denen beispielsweise der Umgang mit Waffen (z.B. Pflege und Wiederherstellung) sowie die generelle Herstellung erläutert werden, z.B. unter welchen Umständen ein Schmied auch besonders hochwertige Materialien verarbeiten kann. Genauso kommen neue Kampftechniken und -stile hinzu. Den Abschluss bieten umfangreiche Tabellen, in denen alle Regelteile der einzelnen Gegenstände kompakt aufgeführt werden sowie ein Index.

II. Kritik

Ausrüstung ist für viele Rollenspieler ein wichtiges Thema, wenn man denn Spaß daran hat, seinen Charakter seinen Wünschen nach zu gestalten, eben nicht nur rein wertetechnisch, sondern auch von der optischen Vorstellung. Persönlich ist eine der ersten DSA- Erinnerungen, wie ich als 12jähriger Junge fasziniert im DSA3-Regelwerk im Kapitel mit der Ausrüstung geblättert habe, angestrengt rechnend, welche möglichst cool aussehende Waffe und welche Rüstung ich denn mit dem Startgeld meines Charakters bezahlen kann. Auswahl und Optik waren damals schon wichtig, was natürlich auch in Zeiten von DSA5 gilt. Letzteres wird ja nun in einer meist schicken Farboptik geliefert, allerdings fällt mir hier schon auf, die Waffen meist recht nüchtern wirken, da auf Verzierungen weitgehend verzichtet wurde.

Eine Bewertungsgrundlage muss natürlich die Bandbreite sein, die geliefert wird. Schließlich ist der Anspruch an einen solchen Ausrüstungsband, der die Palette des Grundregelwerks erweitert, dass ich hiermit jeden basalen Heldentyp spielen kann. Eine Einschränkung hierzu ist ja bereits bekannt, Ulisses hat sich für ein Konzept der regionalen Rüstkammern entschieden, d.h. regionaltypische Waffen und Ausrüstungsgegenstände fehlen weitgehend. Der Nachteil dieser Idee ist natürlich, dass es nun kein vollumfängliches Werk sein kann. Allerdings hat mir die Rüstkammer zu den Streitenden Königreichen durchaus gefallen, wenn es auch vergleichsweise kein günstiges Vergnügen ist.

Wenn ich nun den vorliegenden Band daraufhin bewerten soll, ob in den allgemeinen Kategorien die notwendige Vollständigkeit für alle denkbaren Heldentypen vorhanden ist, kann ich da nur einschränkend zu einem positiven Urteil kommen. Im Bereich der Waffen sind sowohl die Nahkampf-  und die Fernkampfwaffen durchaus in ordentlicher Zahl vorhanden, hier habe ich keine Waffen vermisst, die mir grundsätzlich als notwendig in den Sinn kommen würden.

Deutlich anders sieht es im Bereich der Rüstungen aus: Lediglich 8 vorgestellte Rüstungen stellen nur eine minimale Erweiterung des Grundregelwerks dar. Vor allem aber fehlen sämtliche bekannten Rüstungserweiterungen, wie Arm- und Beinschienen oder Handschuhe. Ebenfalls sind Helme und Kopfbedeckungen gänzlich ausgelassen worden, was anfangs sehr verwirrend ist und erst später in den Trefferzonenregeln erläutert wird. Rüstungen werden hier als Komplettrüstungen gedacht und nicht differenziert (Was durch die Abbildungen nicht zu erkennen ist, da hier immer nur der Bereich des Brustpanzers gezeigt wird). Gerade das aber gehört für mich grundsätzlich dazu, wenn ich meinen Helden komplett ausstatten möchte, was ich somit leider als massiven Mangel empfinde. Genauso sind relativ wenige Schildsorten (5 Stück) vorhanden.

Platz genug wäre eigentlich auch vorhanden, da ein Teil des Bandes aus reinen Doppellungen besteht. Es mag zwar zur Übersichtlichkeit nützlich sein, dass alle Regelanmerkungen, die schon bei der jeweiligen Waffe stehen, am Bandende noch einmal kompakt beinhaltet sind, aber grundsätzlich halte ich das für zu viel Luxus in einem vergleichsweise kostspieligen Band, es handelt sich immerhin um 20 Seiten mit rein kopierten Texten bzw. Tabellen. Hier hätten oben angesprochene Rüstungserweiterungen sicherlich Raum finden können.

Ähnliches gilt für mich auch für die Heldendialoge. In den meisten Fällen halte ich diese für nicht sonderlich aufschlussreich, da sie im Regelfall keine nennenswerten Zusatzinformationen liefern, die nicht ohnehin schon im Infotext vorhanden sind, zudem – das ist aber wohl auch Geschmackssache – finde ich die zum Teil witzig gemeinten Aussagen meistens nur leidlich komisch. Solche Dialoge existieren allerdings nicht zu allen Gegenständen.

Das Kapitel zu den generellen Gegenständen ist vielfach durchaus nützlich, allerdings sind hier auch Gegenstände vorhanden, die ich entweder für nicht bedeutend genug halte, um ihnen Platz zu gewähren (z.B. der Bratenspieß) oder für eher unpraktisch, um sie regelmäßig mitzuführen. So sind z.B. eine ganze Reihe von Büchern (bis hin zu mehrbändigen Nachschlagewerken) aufgeführt. Diese würde ich persönlich eher anderen Bänden (z.B. Magiebänden) zuordnen.

Als jemand, der allzu komplexen Regeln eher kritisch gegenübersteht, sind die enthaltenen Fokusregeln für mich eher Elemente, die das Spiel überflüssig kompliziert gestalten, wenn man eventuell bei jedem einzelnen Kampf erst noch alle Waffenbesonderheiten mit einbeziehen muss (so man die Fokusregeln verwendet). Allerdings sorgen sie auch dafür, dass Waffen eine individuelle Note erhalten, was zudem zumeist auch in einem erkennbaren Zusammenhang zu den Informationen steht, die man aus den Infotexten entnehmen kann. Das wird umgekehrt regelaffinen Spielern sicherlich auch gefallen.

Einschränkend zu der Kritik muss aber auch angeführt werden, dass ich den Band keineswegs für einen Totalausfall halte, viele der aufgeführten Gegenstände und Waffen sind vollkommen zufriedenstellend beschrieben. Die meisten meiner jemals gespielten Helden würden hier ihren Ausrüstungsgrundstock problemlos finden, eben mit der Ausnahme der Rüstungsergänzungen.

III. Fazit

Die „Aventurische Rüstkammer“ liefert einen ausreichenden Grundstock an Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Die Rüstungen sind leider in sehr kleiner Zahl vorhanden und vor allem durch das Fehlen von Helmen und anderen Ergänzungsteilen nicht vollständig. Die Doppelungen der Regeltabellen und die Heldendialoge sind meiner Auffassung nach nicht notwendig und kosten viel Platz.

Bewertung: 3 von 6 Punkten

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