Lohnt sich „Die Winterwacht“?

Vorbemerkung: Auch im Bereich der Crowdfundings hat es eine gewisse Phase der Verzögerung gegeben, doch seit gestern ist nun das neuste Projekt angelaufen. Ein weiteres Mal handelt es sich um eine der besonders beliebten und in der DSA-Historie mit sehr vielen Abenteuern bedachten Region, das Bornland. Allerdings läuft dies nun unter dem Titel Die Winterwacht – Das Bornland und die Walberge. Im Rahmen von DSA5 sind dabei gleich zwei Aspekte besonders bemerkenswert. Zum einen ist es eine Region, die seit dem Editionswechsel schon sehr viel Metaplot-Entwicklung erfahren hat, da hier mit der Theaterritter-Kampagne bereits eine längere Produktreihe erschienen ist, die Veränderungen gebracht hat. Zum anderen handelt es sich um die erste neue Regionalspielhilfe, die den Ankündigungen der Roadmap unterworfen ist, also dementsprechend eine neue Struktur in der Aufteilung von Inhalten auf Einzelbände aufweisen wird. Wie immer möchte ich kurz die angekündigten Einzelprodukte zusammenfassen, verbunden mit meiner Erwartungshaltung.

Was ist drin?

Erstmals wird die RSH in der neuen Struktur mit drei Kernbänden entstehen. Die Winterwacht wird demzufolge der regelfreie Hintergrundband sein, indem neben den sesshaften menschlichen Bewohnern auch die Norbarden eine Rolle spielen werden und dazu das Volk der Goblins. Im Kontext der Flora und Fauna steht zu erwarten, dass das Phänomen des Erwachens des Bornlands weiter ausgebaut wird. Im politischen Bereich ist der Aspekt der Adelsrepublik eine Besonderheit, mit der Position des Adelsmarschalls an der Spitze. Der Regelband Helden der Winterwacht soll u.a. einige Kuriositäten enthalten, wie die Elchkavallerie, aber generell die berittenen Einheiten, gibt es dort doch auch die legendären geflügelten Reiter. Sämtliche tiefergehenden Hintergründe finden nunmehr im Spielleitungsband Mysterien der Winterwacht ihr Zuhause, wobei explizit der Grüne Wall und die Hexe Zelda von Ilmenstein erwähnt wurden. Das ebenfalls beinhaltete Regionalabenteuer soll die Spielercharaktere mit dem Geheimnis des derzeitigen Langen Winters vertraut machen.

Auch der Ingame-Bereich wird wieder reich bedacht mit weiteren drei Bänden. Das Heldenbrevier der Winterwacht ist insofern bemerkenswert, als dass dieser Band ja gar nicht als Teil des Portfolios eingeplant war, sondern die Einstellung des Formats angedacht war. Viele Rückmeldungen haben Ulisses nun doch dazu bewegt, weiterhin Heldenbreviere zu produzieren. Allerdings werden diesmal dafür kaum (oder keine?) Illustrationen enthalten sein. Inhaltlich soll es ebenfalls um den Grünen Wall und Kämpfe gegen die Schergen des Namenlosen gehen. Ebenso wird es gleich zwei Vademecum-Bände geben. Das Mokoscha-Vademecum widmet sich dabei einer regionalen Gottheit, die im Zentrum der Verehrung durch die Norbarden steht. Das Vademecum des Widderordens hingegen setzt die Reihe der Bände zu Organisationen fort.

Das Kompendium der Winterwacht wird zuletzt wieder der Band, der all das zusammenfügt, was im Rahmen des Crowdfundings durch das Erreichen der Bonusziele an zusätzlichen Texten entsteht. Bisher schon sichtbar (oder erreicht) sind unter anderem eine Kurzgeschichte über die bornischen Dachse (über die schon manch Großer gestolpert ist) und eine zu einem firnelfischen Magier, sowie ein Abenteuerszenario von Felix Pietsch, einige Heldendokumente und eine Beschreibung der Halle des Quecksilbers. Zudem sind zwei Neuauflagen vorgesehen: Zum einen handelt es sich um die erste Bornland-Spielhilfe Das Bornland von 1989, zum anderen um den Roman Blaues Licht von Daniela Knor.

Wie immer wird auch eine ganze Reihe weiterer Zusatzprodukte geben, z.B. das Landkartenset, die Sphärenklänge von Ralf Kurtsiefer und ein Würfel- und ein Acrylmarkerset.        

Preisgestaltung

Neu ist diesmal auch die Preisgestaltung, weil hier erstmals die drei neuen Hardcover-Bände der überarbeiteten RSH-Struktur erworben werden können: Der Hauptband Die Winterwacht hat 128 Seiten und kostet 35 Euro, der Regelband Helden der Winterwacht hat 80 Seiten (25 Euro) und der Spielleitungsband Mysterien der Winterwacht 96 Seiten (30 Euro). Einzeln kostet eine RSH für die Grundbände also 90 Euro. Wie immer gibt es bei dem Crowdfunding Gesamtpakete, die von der genannten Basisvariante für 90 Euro bis hin zu sehr dicken Paketen mit allen Bestandteilen für 359 Euro geht.    

Mein Eindruck 

Das Bornland ist für mich eine der wichtigsten aventurischen Regionen, mit der ich immens viel verbinde, auch weil es in der Vergangenheit enorm viele Publikationen dazu gegeben hat, z.B. Der Zorn des Bären, Stromaufwärts, Zeit der Ritter oder auch natürlich das Roman-Epos Das zerbrochene Rad von DSA-Schöpfer Ulrich Kiesow. Die Atmosphäre einer rauen Winterlandschaft mit viel Natur und Wildnis, kombiniert mit einer sehr feudalen, oftmals etwas rückständig wirkenden Adelsgesellschaft, hat etwas sehr eigenes und unterscheidet sich aus meiner Sicht merklich vom Mittelreich oder von den Streitenden Königreichen, die von der Grundprämisse her ähnlich angelegt sind. Was ich in dem Kontext nicht so recht verstehe, ist warum der Titel nicht einfach wieder schlicht Das Bornland lautet, Die Winterwacht hat mir persönlich zu viele Game of Thrones-Anleihen und ich sehe die Region auch nicht unbedingt als einen Schutzwall gegen das Böse. Das ist aber selbstverständlich ein sehr subjektiver Standpunkt und im Endeffekt ist mir eine Betitelung auch deutlich weniger wichtig als inhaltliche Qualität, an die ich aber hohe Ansprüche habe.

Denn thematisch bietet sich hier ja einiges an und gerade das Bornland weist ja in dieser Hinsicht auch die Besonderheit auf, dass es – anders als andere DSA5-Regionalspielhilfen zu ihrem Entstehungszeitpunkt – bereits größeren Metaplotentwicklungen unterworfen ist. Hier hat die große Theaterritter-Kampagne ja bereits stattgefunden und einige neue Schwerpunkte gesetzt, z.B. das schwierige Erbe der Theaterritter, was ein Erstarken von Gegenbewegungen zur Rondra-Kirche zur Folge hatte. Gerade dieser Aspekt ist im Kontext des Karmakorthäons ausgesprochen relevant und hier erwarte ich, dass dieser Plotstrang weitergeführt wird, u.a. auch was solche wichtige neuen NSC wie Leudara von Finunen betrifft. Zudem steht ja eine neue Adelsmarschall-Wahl an, deren Ausgang diesmal nicht von der Community beeinflusst werden konnte, sondern von der Redaktion gesetzt wurde.

Gleichermaßen sollte auch das bislang immer recht diffuse Erwachen des Bornlands mit mehr Leben und natürlich auch mehr Hintergrundinformationen angereichert werden, was ich z.B. als klare Erwartung an einen Band wie Mysterien der Winterwacht habe, eben auch in klaren und konkreten Fakten, nicht in irgendwelchen Andeutungen nach dem Motto „Vielleicht, eventuell, irgendwann, mag es passieren, dass…“, wie sie in der Vergangenheit viel zu oft verwendet wurden. Wenn es nun wirklich einen Spielleitungsband geben soll, muss dieser auch wirklich relevante und konkret umsetzbare Informationen an die Hand geben. Hier bin ich auch insofern optimistisch, als dass im Mittelpunkt ja der sogenannte Lange Winter ist, der sicherlich erklärungsbedürftig ist.     

Bei den Ingame-Bänden gehe ich grundsätzlich von einer guten Qualität aus, gerade die Heldenbreviere und die Vademecum-Bände haben in den vergangenen Jahren gute Standards entwickelt und konnten überzeugen.       

In der Preisgestaltung muss man sagen, dass man – wie bei allen DSA-Crowdfundings – sehr viel Geld ausgeben kann, gerade die Komplettpakete rufen schon recht stolze Preise auf. Die drei Basisbände sind für 90 Euro auch nicht gerade das, was ich als Schnäppchen bezeichnen würde, bei der Ankündigung im Rahmen der Roadmap habe ich allerdings einen etwas höheren Betrag von etwa 100 Euro erwartet.       

5 Kommentare

  1. Es sei noch angemerkt, dass diejenigen die nur den reinen Fluffband haben wollen, egal ob es die normale oder Deluxe Ausgabe ist, keinerlei Stretchgoals bekommen… Nicht Mal die Fluff Stretchgoals.

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    1. Ich kenn mich da allgemein nicht so aus, weil ich nur an den DSA-Crowdfundings teilnehmen. Wie machen das andere denn?
      Hier gehe ich davon aus, dass das eben auch eine Frage der investierten Summe ist. Das Kompendium ist ja an die Sammelpakete gebunden, für die man entweder 100 Euro digital oder 210+ Euro Print bezahlt. Wenn man dann das Kompendium (da vermute ich einen Print-Preis von ca. 15-20 Euro) dazubekommt, rechnet sich das für den Verlag trotzdem. Wenn man aber nur den Grundband für 30 Euro kauft, wäre das für den Verlag doch ein ziemliches Verlustgeschäft, weil da doch nicht genug Gewinnmarge drinsteckt, dass man einen Bonusband drauflegen kann.

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      1. Bei anderen CF’s bekommt man immer irgendwelche Stretchgoals, außerdem war es beim CF der Gunst der Göttin so, dass wenn man 40€ ausgeben hat für den Hauptband die Digitalen Stretchgoals und teile der Physischen.

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  2. Was mir fehlt ist ein CF Paket mit Fluffband und Leitungsband, da es anscheinend nur Fluffband oder alle drei gibt.
    Ansonsten gibt es den Kodex extra für 35 € mein ich.

    Alleine auf Euro pro Seite bezogen, da der Inhalt ja noch nicht bekannt ist, liegt man hier für die drei Hauptbände bei ca. 0,265 €/S gegenüber ca. 0,260 €/S bei der RSH Das Wüstenreich, also m. M. n. im gleichen Bereich. Also nicht wie online von einigen befürchtet eine verkappte Preiserhöhung.

    Wird für mich also wahrscheinlich Fluff + Leiterextra. Ob noch was dazu kommt muss ich noch zwo Nächte drüber schlafen.

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  3. Ulisses hat sich jetzt mit einem Update zu der Stretchgoalfrage gemeldet….
    Da Sie keine Stretchgoals nach Fluff sortieren wollen bzw. aufsplitten wollen, gibt es halt keine Stretchgoals für diejenigen die nur den Fluffband genommen haben. So kann man auch neu erworbenes Vertrauen zerstören.

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