Rezension: Stunden der Sehnsucht

Vorbemerkung: Zu den etwas ungewöhnlicheren Produkten im Portfolio von Die Gunst der der Göttin gehört die Kurzgeschichten-Sammlung Stunden der Sehnsucht. Darin enthalten sind eine Reihe von Erzählepisoden mit einem erotischen Schwerpunkt, wobei einige der Geschichten auch prominente Aventurier ins Zentrum setzen. Ich muss zugeben, dass ich gerade diesen Band mit sehr skeptischer Erwartungshaltung in die Hand genommen habe, da mir dessen Pendant Fesseln der Lust aus dem damaligen Wege der Vereinigungen nur sehr eingeschränkte Lesefreude beschert hat.

In Zahlen:

– 14 Kurzgeschichten

– 400 Seiten

– Preis: 19,95 Euro

– Erschienen am 21.6. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Insgesamt ist der Band in 14 unterschiedliche Geschichten unterteilt, die jeweils eine unterschiedliche Länge von 20-40 Seiten aufweisen.

Stunden der Sehnsucht von dem Bandherausgeber Alex Spohr und Nathander Weise stellt die Rahja-Geweihte Yasmina saba-es-Sulef in den Mittelpunkt, die in einigen Bänden von Wege der Vereinigungen schon eine Rolle spielte. Diesmal beginnt ihr kleines Abenteuer bei einem Einkaufsbummel in Belhanka, der sie unerwartet in das imposante Hotel Imperial führt, wo sie plötzlich einer walwütigen Thorwalerin namens Swangard gegenübersteht, die gerade dabei ist, das Mobiliar zu zerlegen. Was zunächst als bedrohlich erscheint, wandelt sich schnell in eine innige Beziehung beider Frauen zueinander.

In ganz andere Gefilde führt Nach alten Regeln von Annette Juretzki, indem hier die Militärkreise Al´Anfas den Hintergrund stellen. Hauptfigur ist hier die ehrgeizige Capitana Vadoria Santara-Florios, die ihrer Commandanta Alena Karinor, der rechten Hand Oderin du Metuants, Bericht erstatten soll. Dabei erweist sich der Zeitpunkt als günstig, wird doch just in diesem Moment die Position der Adjutantin Alenas vakant. Allerdings gibt es mit Capitana Diega Espadaz eine fähige Mitbewerberin. Zudem ringt Vadoria mit weiteren Konflikten, u.a. mit der Loyalitätsfrage zwischen den Interessen ihrer Familie und denen der Garde. Zu allem Überfluss hegt sie auch noch Gefühle für Alena, die sie bislang verborgen hat. Dieses Gemisch an unterschiedlichen Ausgangslagen bringt sie letztlich dazu, alles auf eine Karte zu setzen.          

Das phantastische Observoyerium von Malin Arden beinhaltet vor allem das Rätsel um den titelgebenden Gegenstand. Auf diesen stoßen der Dieb Efferdan und seine Komplizin Katjenka, als sie gemeinsam in eine Festumer Stadtvilla eindringen. Was eigentlich ein einfacher Auftrag zur Beschaffung einiger Bücher sein sollte, entpuppt sich als kuriose Angelegenheit, da der Besitzer des Hauses offensichtlich jede Menge merkwürdiger Gegenstände besitzt, die außerdem besser geschützt sind, als die beiden Einbrecher ursprünglich angenommen hatten.   

In hohe Gesellschaftskreise des Horasreichs begibt sich Hochzeitsnacht von Horasdor di Tortellini. Diese Geschichte ist in der jüngeren Vergangenheit verortet, im Jahr 1020 BF. Deutlich wird dies in einem einführenden Gespräch zwischen Timor und Aldare Firdayon, die beide den Druck ihrer Mutter Amene Horas spüren, die kommende Generation der kaiserlichen Familie abzusichern, nachdem ihre Geschwister in dieser Hinsicht ausfallen. Timor jedoch ist als Lebemann und Schwarzes Schaf der Familie wenig an Nachwuchs interessiert, Aldare hat das pikante Problem, dass sie nicht mit einem Mensch, sondern dem Kaiserdrachen Shafir vermählt ist. Ihr steht somit ein schwerer Gang zu ihrem Gemahl bevor, in dessen Verlauf sie die Frage erörtern will, ob Mensch und Drache gemeinsamen Nachwuchs zeugen können.  

Al´Anfanische Spiele von Lance Hard knüpft an eine Episode aus Fesseln der Lust an, indem einige Figuren einer hedonistischen Clique wieder aufgegriffen werden. Wie dort auch, liegt hier der Geschichte ein reger Briefwechsel als Erzählform zugrunde. Inhaltlich geht es um die junge Adelige Madalena, die den unerfahrenen Rondrian Kleefeld zu ihrem Lustsklaven erziehen will. Dies diskutiert sie mit ihren Freunden Thurvin, Vittorio und Casmina, die ihr unterschiedliche Ratschläge erteilen, in deren Verlauf der etwas undurchsichtige Renio als „Experte“ für eine solche Ausbildung miteinbezogen wird.

Auch Zachan, der Protagonist von Ausdruckstanz (von Phalamea) hat ein Problem: Der Zaubertänzer aus Barburin hat von einem Emir drei Sklavinnen erhalten und möchte diesen nun vermitteln, dass sie sich nun nicht mehr ständig einem fremden Willen unterwerfen sollen, sondern dass sie ihre eigenen Bedürfnisse artikulieren. Allerdings erweist sich dies als ausgesprochen schwierig, da Sita, Pahaha und Kala offensichtlich zu absolutem Gehorsam erzogen wurden. Hilfesuchend wendet er sich an die Rahjageweihte Yasmina (bereits aus Stunden der Sehnsucht bekannt), die ihm mit ihren eigenen Methoden helfen will, die natürlich besonders auf rahjanisch geprägte Selbsterfüllung abzielen.   

Der Titel der Geschichte Tausend Jahre her von Dhara Rotkehlchen ist weniger hochgegriffen als er klingt, steht doch im Mittelpunkt der legendäre ehemalige Magiermogul Tubalkain (heute in Selem als Tubarek al´Kain bekannt). Dieser mag zwar uralt und quasi unsterblich sein, dies bringt aber nicht nur Vorteile mit sich. Vor allem verspürt er eine emotionale Abstumpfung. Dies ändert sich, als er die junge Nepakami aus der Gewalt einer Bande von Mördern rettet und diese auf ihr Bitten als Dienerin bei sich aufnimmt. Schnell bemerkt er, dass ihre Nähe lang vergessene Gefühle wieder aufleben lässt. Allerdings stürzt ihn das wiederum in neue Zweifel, wie er damit umgehen soll, als jemand, der sich bewusst eine Aura der Unnahbarkeit zugelegt hat.

Serina Steinmann konfrontiert ihren namenlosen (nicht im religiösen Sinne) Protagonisten in Der al´anfanische Brief mit einer kniffeligen Lage. Eigentlich wollte er sich mit der geheimnisvollen Elyria nur treffen, damit diese ihm als „Herrin“ einige erotische Spielarten der Unterwerfung beibringt, plötzlich jedoch gerät ein Freund von ihm in den Verdacht, für Al´Anfa zu spionieren, was durch eindeutige Beweise untermauert wird. In diesem Moment erweist sich Elyria zusätzlich als kompetente Ermittlerin, die mit ihm zusammen der vermuteten Intrige auf den Grund geht.

In Ein Lächeln hinter den Schleiern von Dhara Rotkehlchen ist die Zaubertänzerin Palmeya mit ihrer berühmten Ziehmutter Sherizeth in Mherwed zu Gast bei Emir Khadir ben Yadail. Dieser möchte Chala, eine von Sherizeths Schülerinnen kennenlernen, da er erwägt, diese mit seinem Sohn zu verheiraten. Palmeyas Aufmerksamkeit wird aber von Tair ben Shochan, einem Verwandten Hasrabal von Goriens in Anspruch genommen. Zu ihrem Leidwesen interessiert sich dieser aber vor allem für Sherizeth.  

Die junge Hexe Ilma steht im Mittelpunkt von Levthansnacht von Phalanea. In einem Wald in der Nähe von Lowangen plant sie eben solch eine ausschweifende Nacht. Zu diesem Zweck hat sie fünf weitere Personen eingeladen, die sie in den vorherigen Tagen unter unterschiedlichen Umständen kennengelernt hat. Die für sie spannende Frage lautet, ob diese denn auch bereit sind, sich auf eine derart sinnliche Nacht einzulassen.

Ungewöhnlich aufgebaut ist Große Welle von Carolina Möbis, da hier quasi eine Geschichte innerhalb einer Geschichte thematisiert wird. Die Autorin Fiammetta Phelicitas della Horasia beschreibt in ihrem neuesten Roman, wie ihre Protagonistin Simiona den gefürchteten thowal´schen Piraten Schwarzaxt kennen- und lieben lernt. Folgend werden in Form einiger Brief- und Erzählquellen die wirklichen Hintergründe aufgeklärt, wie es zu dieser Romanidee gekommen ist, was gleich mehrere unerwartete Wendung hervorbringt.  

Talafeyar Rahjakind, der Tempelvorsteher des Rahjatempels zu Perricum, muss sich in Unterdrückte Leidenschaften von Feqzjian von Tuzak mit den Schwierigkeiten seines Schützlings Ludolin auseinandersetzen. Dieser ist neu unter den Geweihten des Tempels und zeigt mehrfach ein unsicheres Verhalten. Dies resultiert offenbar aus der strengen Erziehung durch seinen Vater, der seinem Sohn ein sehr klares Bild von männlichem Verhalten anerzogen hat, unter dem Ludolin leidet. Talafeyar versucht ihm aufzuzeigen, dass es viele unterschiedliche Lebensweisen gibt.

Die schillernde ehemalige Oronierin Khelbara ist die Protagonistin von Rosenkönigin von Alex Spohr. Zusammen mit ihrer Freundin, der Magierin Lajella, versucht sie seit längerem, eine beachtliche Privatbibliothek aufzubauen. Die Jagd nach einem neuen Band versetzt sie in eine gefährliche Situation. Immerhin gilt es das gesuchte Büchlein aufgerechnet ihrer Erzfeindin, der Harani Jashild saba Dalilah, zu entwenden, die sich gerade auf einem diplomatischen Besuch in Elburum befindet.

Den Abschluss des Bandes bildet Die Grandin und die Pantherin von Angela Kolovos, Alex Spohr und Nathan Fürstenberg. Bei der titelgebenden Grandin handelt es sich im niemand geringeres als Shantalla Karinor. Diese lädt zu einer ihrer berühmten Orgien ein, bei der es wie üblich nicht nur um ihre Vergnügungssucht geht, sondern die auch ein Mittel zum erreichen politischer Zwecke ist. Allerdings verläuft der Abend alles andere als nach Plan, da plötzlich eine geheimnisvolle Fremde mit ihrem Gefolge (inklusive einem Panther als Schoßtier) auftaucht. Sämtliche Schachzüge Shantallas werden von ihren Handlungen durchkreuzt. Somit beschließt die Grandin, ihre Nebenbuhlerin genau zu beobachten, um in Erfahrung zu bringen, was diese vorhat.

II. Kritik

Ein Vorteil der Kurzgeschichten-Anthologien zu DSA ist immer die Möglichkeit, prominenten Figuren Aventuriens zu einem ihrer oft raren Auftritte zu verhelfen. Auch Stunden der Sehnsucht greift da sehr großzügig in das Füllhorn: Khelbara, Shantalla Karinor, Goldo Paligan, Tubalkain, Schwarzaxt, Aldare und Timor Firdayon und sogar Shafir der Prächtige, hier geben sich wahrlich viele berühmte NSC die Klinke in die Hand. Die Natur der Anthologie sorgt dafür, dass hier nicht immer am ganz großen Rad des Metaplots geschwungen wird (außer vielleicht in Hochzeitsnacht, wo es immerhin um die Thronfolge des Horasreichs geht), trotzdem empfinde ich es immer als günstig, wenn die Gelegenheit genutzt wird, solchen Figuren mehr Profil zu verschaffen.

Was das generelle Sujet angeht, muss ich nach wie vor einräumen, dass ich offensichtlich für den Reiz von erotischer Literatur eher weniger empfänglich bin, stellenweise sind mir die Inhalte der Geschichten schlicht zu trivial bzw. kann ich damit einfach wenig bis gar nichts anfangen. Das ist allerdings mein persönlicher Geschmack und kann/soll somit auch kein Qualitätsmerkmal sein.

Bei einigen der Geschichten stört mich allerdings eindeutig, dass sie viel zu oberflächlich und inhaltlos verfasst sind. Besonders im Falle von Levthansnacht, Al´Anfanische Spiele, Ausdruckstanz und teilweise auch Stunden der Sehnsucht fehlt mir eine dezidierte Handlung, stattdessen geht es vor allem um ellenlange Beschreibungen von Sex, Stellungen etc., die vor allem plakativ angelegt zu sein scheinen und bei denen mir die Figurentiefe fehlt. Ganz generell frage ich mich an dieser Stelle nachhaltig, wo den nun der Unterschied zur Romananthologie zu Wege der Vereinigungen liegen soll, nachdem ja im Vorfeld immer wieder betont wurde, dass die Gunst der Göttin eben nicht Wege der Vereinigungen 2 sein soll. Wenn aber dann teilweise in epischer Breite beschrieben wird, wie die Figuren übereinander herfallen und dies wenig dramaturgische Effekte hat, dann sehe ich da eben keinen Unterschied. Unterstrichen wird dies auch durch einige Kleinigkeiten, die für sich betrachtet, vielleicht nicht erwähnenswert sind, im Ganzen aber vielsagend sind. Damit meine ich vor allem solche Synonyme wie Lance Hard, Nathander Weise oder Horasdor di Tortellini. Natürlich kann man dies auch als harmlose Witzchen abtun, im Ganzen aber stehen sie für mich für eine albern-verschämte Haltung. Aus dem Thema Erotik kann man aber weit mehr herausholen.

Andere Geschichten leiden etwas unter dem Format einer Kurzgeschichte, was vor allem für Das phantastische Observoyerium gilt. Hier brechen zwei Diebe in das Haus einer mächtigen Magierin ein, der Ort der Handlung und die Identität ihrer Gegenspielerin, die viel Erzählpotential bieten würden, werden aber sehr kurz abgehandelt, obwohl gerade hier eine echte Abenteuergeschichte entstehen könnte. Im Falle von Unterdrückte Leidenschaft finde ich den Schwerpunkt etwas merkwürdig gesetzt. Dem jungen Ludolin soll ein anderes Verständnis von Männlichkeit vermittelt werden, als es sein strenger Vater getan hat. Dieses erstreckt sich dann am Ende aber wiederum nur auf Anziehungskraft und Sexualität. Überspitzt ausgedrückt: Ein traumatisierter junger Mann soll durch eine Dreier von seinen Komplexen „geheilt“ werden. Das ist mir als Problemlösung arg einfach gedacht. Ein Lächeln hinter den Schleiern lässt mehr Fragen offen, als beantwortet werden. Am Anfang scheint es um die unerfüllte Liebe von Palmeya zu Tair zu gehen, dann eher um das Verhältnis zu ihrer Ziehmutter, am Ende jedoch werden beide Fäden komplett unaufgelöst fallen gelassen, nur um eine weitere Figur einzubringen. Und am Ende steht auch hier wieder eine Liebesnacht als Auflösung.    

Umgekehrt gibt es aber glücklicherweise auch einige sehr klug verfasste Geschichten, nämlich vorwiegend solche, in denen das Thema Lust und Liebe mit einem klaren dramaturgischen Ziel und interessanten Figuren verbunden wird. So stellt Hochzeitsnacht einen interessanten Hintergrundbeitrag zur Geschichte des Horasreichs und der führenden NSC dar, gerade auch was das Verhältnis des ungleichen Paares Aldare und Shafir betrifft. In Nach alten Regeln wird die Protagonistin in einen spannenden inneren Konflikt zwischen Liebe zu einer Frau und Loyalität zu ihrer Familie gesetzt, was dann auch nachvollziehbare Konsequenzen hat. Rosenkönigin braucht für eine Kurzgeschichte zwar relativ lange, um zum eigentlichen Handlungskern vorzudringen, erzählt dann aber eine unterhaltsame Heist-Episode. Die beste Kurzgeschichte stellt für mich allerdings eindeutig Große Welle dar. Hier liegt die Stärke einerseits im Humorfaktor, andererseits aber in den intelligenten Wendungen, die gleich mehrfach vorgenommen werden. Geschickt wird die Erwartungshaltung der Leser*innen unterlaufen, u.a. direkt zu Beginn, da man zunächst glaubt, es handele sich um eine Kitschgeschichte. Und selbst wenn man glaubt, alles durchschaut zu haben, schließen sich weitere Überraschungsmomente an.       

III. Fazit

Stunden der Sehnsucht hinterlässt bei mir einen sehr durchwachsenen Eindruck. Zu viele Geschichten sind mir zu plakativ und inhaltsleer angelegt oder ich empfinde die Schwerpunkte falsch gesetzt. Das bedeutet nicht, dass der Band nicht auch einige sehr lesenswerte Highlights beinhaltet, diese sind mir aber unterm Strich zu rar gesät.  

7 Kommentare

  1. Bei dem Produkt hab ich bisher den Eindruck, dass eine Bewertung wirklich sehr stark vom Geschmack abhängt.
    Die Kurzgeschichten vom WdV Crowdfundig kenne ich z.B. nicht und an sich mag ich schlüpfrige Storys, von daher hatte ich hier kein großes Problem mit der Erotik. Schlimmer finde ich es da, wenn man sich beim Lesen langweilt, was ab und an auch passiert ist.
    Z.B. „Stunden der Sehnsucht“ war mir als Einstieg nicht interessant genug, vor allem, weil im Intro schon verraten wird wie sie ausgeht. „Hochzeitsnacht“ war auch so ein Fall, wo ich mich ab und an durchboxen musste… Vielleicht ist da auch das Problem, dass man genau weiß, wie es mit der Sicherung der Thronfolge aussieht.

    Ich persönlich hab insgesamt aber bei fast bei allen Geschichten etwas gefunden, das mir gefallen hat, z.B.:
    Das Ende von „Tausend Jahre her“ war unerwartet heftig und hallt bei mir jetzt noch nach, bei „Unterdrückte Leidenschaft“ hab ich mich sehr über die Darstellung von Talafeyar gefreut. „Levthansnacht“ hab ich deswegen gern gelesen, weil wir Ilma schon mal als NSC getroffen haben und sie ein lustiges Techtelmechtel mit unserem Thorwaler angefangen hatte. Bei „Nach alten Regeln“ und „Ausdruckstanz“ waren es auch die Protagonisten, die mich besonders angesprochen haben. Mit Vadoria habe ich die ganze Zeit mitgefiebert und Zachan war mir unglaublich sympathisch mit seiner naiven, emotionalen und etwas doofen Art.

    Aber vielleicht bin ich auch nicht anspruchsvoll genug, wer weiß. 😄

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    1. Ach, mit anspruchsvoll oder nicht hat das wahrscheinlich wenig zu tun. Du hast völlig recht, Bewertungen sind immer völlig subjektiv und natürlich auf geschmacksgefärbt. Bloß weil mir etwas nicht gefällt, muss das für niemand anderen etwas bedeuten. Mir ist es nur wichtig, meine Meinung gut zu begründen, damit man meine Kriterien nachvollziehen kann und das mit seinen eigenen abgleichen kann. Wenn du jeder Geschichte etwas abgewinnen kannst, ist das doch sehr schön, dann hat der Band für dich seinen Zweck voll erfüllt.

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      1. Ich will dir auch gar nicht in deine Bewertung reinreden, das war nicht die Absicht.
        Deine Rezensionen schätze ich sehr und bei den restlichen Produkten des Crowdfundigs war ich bisher durchweg deiner Ansicht. Deswegen fand ich es spannend, dass es bei dem Kurzgeschichtenband eben nicht so war und wir da teilweise komplett divergierende Meinungen haben.
        Deswegen die Betonung darauf, dass es hier wohl viel mit persönlichem Geschmack zusammenhängen dürfte.

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  2. Genau das was ich erwartet habe. Finde ich auch nicht schlimm, dass hier das Thema Sexualität hervorsticht (ist ja nun Mal auch ein Aspekt Rahjas). Da wir hier ein gesondertes Produkt haben, welches weder notwendige Regeln noch andere „Spieltisch-Funktionen“ übernimmt, stimmt der Satz „muss man nicht kaufen“ ausnahmsweise Mal.

    Ob man erotische Geschichten mag ist natürlich höchst individuell, inhaltlich hätte ich ebenfalls nicht erwartet, das jede der Geschichten gleich gut umgesetzt ist. War ja bei Fesseln der Lust schon genau so. Ist im Grunde bei fast allen Kurzgeschichtensammlungen der Fall.

    Insgesamt finde ich aber das solche Romane bzw. Sammlungen an Geschichten eine ganz gute Lösung sind auch Rahjahefällige Themen anzubieten, ohne dass jemand „gezwungen“ wird ein Produkt zu erstehen, dass er nicht möchte, sich aber irgendwie genötigt sieht für seine Sammlung. Also z.b. Abenteuer oder gar Spielhilfen.

    An offiziellen Rahjahefälligen Abenteuer bin ich für meinen Teil genug bedient (die bisherigen Abenteuer stehen noch im Schrank. Ob ich sie irgendwann tatsächlich Spiele, bleibt abzuwarten). Falls ich irgendwann mehr Bedarf an erotischen Abenteuer habe, schreibe ich einfach selbst eines.

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  3. Eigentlich mag ich schlüpfrige Stories selten, die, die ich in dem Band gelesen habe, waren eigentlich gut und angenehm verschieden. Bisher habe ich die Hälfte gelesen (nach Interessensreihenfolge). Normalerweise stimme ich dir Engor in 90% aller Fälle mit deinen wirklich guten Rezensionen zu, hier ist das ausnahmsweise gar nicht so . Ich habe eher den Eindruck, dass einige der genannten Geschichten nur überflogen wurden, weil die Kurzzusammenfassungen nicht ganz zu dem passen, was ich im Buch gelesen habe. Um hier genannte Beispiele zu greifen:

    a) Ausdruckstanz ist eine typische Kurzgeschichte mit viel Humor. Sie hat keinen weltbewegenden Handlungsstrang, ist aber dafür mit viel Witz und ein bisschen Albernheit gespickt, was mir gut gefällt. er, ein Freigeist will nicht mit seinen Dienerinnen schlafen, weil er glaubt, sie tun das nur, weil es von ihnen erwartet wird – während die aber wirklich wollen. Mir hat die Geschichte schon ein Schmunzeln entlockt, der Plot ist dieses lustige Missverständnis, das wahrscheinlich nicht aufzuknoten ist.
    b) Ein Lächeln hinterm Schleier: in den ersten Seiten wird mehrfach Thema, dass das Hauptproblem ist, dass die Tochter (obwohl selbst schon fast 30) immer noch im Schatten ihrer berühmten Mutter steht. Die weitere Figur wird früh eingeführt hat im Laufe der Kurzgeschichte aber immer länger werdende Passagen. Die „Liebe“ zum Mann ist eher beiläufig, wobei sie ihn sehr lustvoll anziehend findet, über richtige Liebe würde ich nicht sprechen, sie hat ihn ja gerade erst gesehen – schlimm ist für sie eher, dass er wieder mal ihre Mutter vorzieht. Die begehrte Aufmerksamkeit bekommt sie dann von der stückweise eingeführten Figur, die ihr letztlich in einem Gespräch endlich die Augen öffnet.
    c) Stunden der Sehnsucht: Ist auch nicht weltbewegend und die Erotik-Szene ist für meinen Geschmack zu lang, aber ich mag diesen romantischen Kern, mit der walwütigen Thorwalerin, die ihre Besänftigung gefunden hat. Außerdem geben mir die Beschreibungen Belhankas einen guten Input für die Vorstellungskraft. Mir gefällt, dass sie aus der Ich-Perspektive geschrieben ist und man sich gut in die Erzählerin versetzen kann.
    d) Unterdrückte Leidenschaft: Diese Geschichte habe ich auch etwas anders verstanden. Ludolin ist frisch geweihter Rahjageweihter und alles, was ihm dazu fehlt, seine Hemmungen durch die Prägung durch die schlechte Erziehung eines homophoben Vaters zu durchbrechen ist hier das Zusammenkommen und aktive Miterleben einer homosexuellen Ehe. So habe ich das aufgefasst. Und das tut er dann ja mit allem drum und dran, wobei der Sex hier jetzt nicht groß beschrieben wird – es geht auch ums sich gegenseitig bekochen und einfach das Miteinander zu „erleben“.
    d) Das phantastische Observoyorium: Diese Geschichte war eine der Besten. Sie wirkt schon wie ein Puzzleteil aus einem größeren Werk, aber es ist schon sehr cool, diesen Teil zu lesen. Sie ist dazu sehr gut geschrieben, das Ende ist überraschend und streut für mich einen Hinweis auf was noch kommen könnte oder zeigt so: sie ist noch da und sie tut Dinge… Mir reicht das, um eine Geschichte sehr gut zu finden, ich brauche gerade in Kurzgeschichten die in einem größeren Kontext (damit meine ich die lebendige aventurische Geschichte) auch sowas, um Lust auf mehr zu einem Thema zu kriegen.

    Das so meine 2 Cents dazu. Wie gesagt, ich mag Erotikgeschichten nicht so, aber die meisten die ich bisher gelesen habe, haben jetzt Erotik nur als Beiwerk.

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    1. Völlig ok, wenn du einen anderen Eindruck von den Geschichten hast, das ist ja auch eine völlig subjektive Wahrnehmung.
      Allerdings nehme ich für mich schon in Anspruch, die Sachen, die ich rezensiere, auch gründlich gelesen zu haben, sonst könnte ich sie nicht seriös besprechen. Ich sehe auch überhaupt keinen Widerspruch zwischen deinen Kurzzusammenfassungen und meinen, sie setzen nur andere Schwerpunkte. Zudem halte ich Zusammenfassungen bewusst etwas vage und verrate auf keinen Fall das Ende, weil ich die niemanden spoilern möchte. Und bei 14 Geschichten können die Zusammenfassungen ohnehin nicht allzu viel Raum einnehmen, wenn ich die normale Textlänge meiner Rezension nicht sprengen möchte. Deshalb finden sich auch im Bewertungsteil nicht nochmal Anmerkungen zu jeder einzelnen Geschichte, hier filtere ich bei solchen Anthologien für mich das heraus, was ich für besonders bemerkenswert halte.

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      1. Ich habe jetzt deine Antwort gesehen und um mich da zu erklären, was ich meinte. Besonders fiel mir das auf bei deiner Zusammenfassung zu Lächeln hinterm Schleier. Da kam der Eindruck dass die nur überflogen wurde. Du hast ja geschrieben „Am Anfang scheint es um die unerfüllte Liebe von Palmeya zu Tair zu gehen, dann eher um das Verhältnis zu ihrer Ziehmutter, am Ende jedoch werden beide Fäden komplett unaufgelöst fallen gelassen, nur um eine weitere Figur einzubringen. Und am Ende steht auch hier wieder eine Liebesnacht als Auflösung.“ Das passt eben nicht zu der Geschichte wie sie da steht. Am Anfang wird mehr als einmal klar in Andeutungen und auch wortwörtlich, es geht um das Verhältnis zur Ziehmutter. Eine unerfüllte Liebe gibt es für mich gar nicht, da ist nur die neue Schwärmerei und das Leid dass er sich für die Ziehmutter entscheidet. Und die weiter eingebrachte Figur ist schon am Anfang, die taucht immer wieder auf. Die Liebesnacht ist nicht die Auflösung sondern die Aufmerksamkeit und das Gespräch. Die Fäden hab ich auch nicht als unaufgelöst wahrgenommen dadurch. Damit du siehst, was ich meinte, die Zusammenfassung fand ich irgendwie zu ungenau, das wirkte auf mich wie überflogen und in falsche Reihenfolge gebracht dadurch.

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