Rezension: Die Khabla-Chroniken

Vorbemerkung: Zu den „Nebenprodukten“ von Die Gunst der Göttin gehört auch das kurze Solo-Abenteuer Die Khabla-Chroniken von Alex Spohr. In der Genese handelt es sich dabei um das letzte Bonusziel, indem das ursprünglich als reine Werbebegleitung für das Crowdfunding angedachte Abenteuer auch als PDF zusammengestellt wurde. In seiner ursprünglichen Fassung war es lediglich als Serie von Facebook-Einträgen veröffentlicht worden, wobei die Community per Mehrheitsentscheidung den Fortgang in den Entscheidungsabschnitten bestimmen konnte. Grundsätzlich freuen mich mehr Abenteuer immer, allerdings schwingt bei mir hier auch die leise Skepsis mit, ob es gelingen kann, in der Heldenwerk-Länge mit ein paar Dutzend Abschnitten eine wirklich interaktive Abenteuergeschichte zu ermöglichen.

In Zahlen:

– 15 Seiten

– 56 Abschnitte

– Erschienen am 21.6. 2023

I. Aufbau und Inhalt 

In diesem Soloabenteuer ist die Spielfigur festgelegt und dabei handelt es sich um eine Figur aus der Riege der prominenten Aventurier. Man führt die Magierin Khelbara durch die Handlung, die insofern ein besonders illustrer NSC ist, als dass sie eine bewegte Vergangenheit hat, die zunächst von dem oronischen Irrglauben geprägt war, bevor sie geläutert auf die Seite der Zwölfe zurückgekehrt ist.

Aufgrund seiner Kürze verfügt das Abenteuer über keine komplexen Spielmechanismen neben den normalen Entscheidungen, die immer wieder gefällt werden müssen. Moralische Entscheidungen allerdings haben eine Auswirkung auf den Fortgang und werden deshalb in den Kategorien Rahjas Gunst bzw. Belkelels Missgunst als Punkte gesammelt. Dafür werden im Abenteuer keine Würfelproben verlangt, wenn Khelbara ihre Fähigkeiten einsetzt. 

Inhaltlich geht es um die titelgebenden Khabla-Chroniken, ein sagenumwobenes Buch, das angeblich von dem Alveraniar Khabla, dem Vater Levthans, selbst verfasst wurde. Genau diese brisante Lektüre wird Khelbara offeriert. Folgend geht es ihr darum, zum einen zu klären, ob es sich wirklich um ein erstgemeintes Angebot handelt oder eine Falle und zum anderen, wie sie das das Buch in die Hände bekommen kann. Über allem steht dabei natürlich die Frage, ob die Chroniken überhaupt existieren. Allerdings ist es mit solch wertvollen Gegenständen ja immer so, dass es sich als nicht einfach erweist, sie für sich zu gewinnen und demzufolge muss Khelbara ein kleines Abenteuer bestehen.

II. Figuren

Zwar gibt es auch einige Figuren, mit denen Khelbara interagiert, im Ganzen aber fokussiert sich die Handlung sehr auf sie, ihre Gedanken und ihre Handlungen. Sie wird auch hier als eine sehr ambivalente Figur dargestellt, die einerseits durchaus die richtigen Ziele hat, allerdings in der Wahl ihrer Mittel auch nicht dogmatisch festgelegt ist. Dementsprechend kann man sie im Abenteuer auf unterschiedliche Art in Szene setzen, von skrupellosen Entscheidungen bis hin zu menschenfreundlichen Akten ist alles möglich.

III. Kritik

Zunächst muss man natürlich sagen, dass das Abenteuer mit normalen Maßstäben nicht ganz einfach zu bewerten ist. Man merkt recht eindeutig die Herkunft: Die Abschnitte sind – verglichen mit den regulären Soloabenteuern – fast durchweg sehr kurz, eben angepasst an das Kurzformat von Facebook-Postings. Das bringt es mit sich, dass auf diese Weise nur eine sehr einfache Geschichte erzählt werden kann, in der es weder eine komplexe Story gibt noch Figuren, die allzu viel Tiefe erhalten.

Stellenweise finde ich das etwas schade, weil die Grundidee in ihren Einzelbausteinen durchaus reizvoll ist: ein sagenumwobenes Buch mit unbekanntem Inhalt, eine sinistere Magierin als Protagonistin und einige Nebenfiguren mit unbekannter Motivation. In der vorliegenden Form kann das aber alles kaum ausgeführt werden, da im Prinzip nur wenige Ereignisse zwischen Anfang und Ende stattfinden: Khelbara erhält eine Nachricht, muss sich entscheiden, ob sie sich zum Treffpunkt begibt, erfährt dort von dem Buch und muss anschließend noch zwei kurze Stationen abgehen, um ans Ziel zu gelangen und dann noch überlegen, wie sie mit den Konsequenzen umgeht. Das nimmt nur wenige Abschnitte in Anspruch, die Konfrontation mit einem Antagonisten beispielsweise wird quasi nebensächlich behandelt. Positiv ins Gewicht fällt dafür eine gehörige Portion an Selbstironie, indem der Autor sich für das Finale selbst eine Bewertung gibt, was situativ auch zur Handlung passt (mehr will ich hier nicht verraten).

Als Soloabenteuer funktioniert das Abenteuer für mich nur eingeschränkt. Es gibt zwar immer wieder Alternativen, die als Abschnittoptionen angeboten werden, allerdings kann man dem Abenteuer trotzdem kaum wirklich alternative Verläufe geben, selbst die Differenzierung von Rahjas Gunst bzw. Belkelels Missgunst hat immer nur unterschiedliche Effekte zur Folge, nicht aber andere Konsequenzen.

IV. Fazit

Das Abenteuer ist im besten Sinne eine nette Dreingabe zum Crowdfunding, inhaltlich aber völlig unspektakulär und sorgt eher für den einen oder anderen Schmunzler. Trotzdem finde ich es gut, wenn solche kleinen Ideen genutzt werden, um Die Gunst der Göttin um ein kleines Abenteuer zu ergänzen, selbst wenn es eben kein großer Wurf ist.

Bewertung: 4 von 6 Punkten

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