Rezension: Divinarium Liturgia

Vorbemerkung: DSA5 hat im Regelbereich sehr aufgefächert begonnen, mit vielen aufeinander folgenden thematisch gleichen Publikationen, was zur Folge hatte, dass viele Regelelemente auf unterschiedliche Bände verteilt wurden. Aktuell befindet sich die Edition in einer Phase der Bündelung, indem diese Themenkomplexe zusammengefasst werden. Das Echo dazu ist bei den sogenannten Kodex-Bänden durchaus geteilt. Anders sah es im letzten Oktober mit dem Grimorum Cantiones aus, das wunderschöne Zauberbuch konnte viel Lob einheimsen. Nun ist mit dem Divinarium Liturgia das Pendant für Geweihte entstanden, das den Anspruch hat, alles karmale Wirken für die Geweihten und Schamanen zusammenzutragen. Damit bündelt es einen Teil der Informationen aus den vorherigen Bänden Aventurisches Götterwirken I und II. Durch den vergleichbaren Zauberband liegt die Messlatte demensprechend allerdings auch nicht gerade niedrig.

In Zahlen:

– 458 Seiten

– Preis: 69,95 Euro

– Erschienen am 14.12. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Nach einigen Regelvorbemerkungen setzt der Kern des Bandes ein, indem alle Segen, Liturgien und Zeremonien mit den entsprechenden Regelelementen vorgestellt werden, in den drei Kategorien jeweils alphabetisch geordnet.

Bei den „kleinen“ Segen erfolgen immer Kurzbeschreibungen des jeweiligen Segen, ergänzt um Reichweite, Wirkungsdauer, Zielkategorie und Verbreitung (also welche Geweihten welcher Gottheit über diesen Segen potentiell verfügen) Folgend werden dann für diese Geweihten beispielhaft Stoßgebete aufgeführt, passend zu ihrer Gottheit.

Deutlich mehr Raum nehmen dann die Liturgien ein: Diese haben in der Regel eine ganze Seite erhalten. Dabei werden zunächst die allgemeine Funktion der Liturgie und die entsprechende Probe genannt, bevor dann eine Wirkungsbeschreibung erfolgt. Dies wird dann um weitere Angaben (Dauer, KaP-Kosten, Reichweite, Wirkungsdauer, Zielkategorie, Verbreitung und Steigerungsfaktor) ergänzt. Als neue Elemente sind zudem jeweils 5 Liturgieerweiterungen vorhanden, mit denen die ursprüngliche Liturgie jeweils leicht abgewandelt werden kann (z.B. durch die Ausweitung von Reichweite oder Wirkungsdauer. So kann man den Bannstrahl beispielsweise in einer der Erweiterungen statt gegen einen Dämon gegen zwei einsetzen, allerdings verteilt sich dann auch der Schaden). Außerdem wird unter dem Stichpunkt Geste und Gebet beispielhaft ausgeführt, wie die Geweihten eine passende Anrufung ihrer Gottheit durchführen können und diese mit passenden Gesten und Handlungen unterstützen. Bei manchen Liturgien ist zudem noch eine weitere Textpassage in einem anderen Schrifttyp hinzugefügt worden, in der aus einer nicht persönlich benannten Ingame-Perspektive zusätzliche Informationen niedergeschrieben wurden. Bei den Zeremonien wurde genauso verfahren, was den Beschreibungsaufbau betrifft.

Dem Aspekt der heiligen Gesten und Gebete wird auch noch ein kurzes Sonderkapitel gewidmet, wobei unter anderem auf Anlässe und das Finden der richtigen Worte eingegangen wird.  Zusätzlich sind als Ergänzung alle Geweihten- und Schamanentraditionen aufgeführt und zuletzt finden sich alle Segen, Liturgien und Zeremonien nach Aspekten bzw. Traditionen als Schlagwortverzeichnis geordnet. Da eine Reihe der Zauber das Verwandeln in eine Tiergestalt ermöglichen, wurden auch deren Tierwerte hinzugefügt sowie dazugehörige Regelelemente (z.B. Sonderfertigkeiten).

II. Kritik

Genau wie bei dem Grimorum Cantiones gilt auch für das Divinarium Liturgia, dass Optik und Gestaltung des Bandes überragend gelungen sind. Der Band hat wieder dieselbe Ingame-Optik wie die Magie-Variante, sowohl was die haptische Machart als auch Cover und Einband betreffen. Hinzu kommen wieder die wunderschönen Illustrationen von Katharina Niko, die zu den Liturgien sehr gut passen und die angesprochen Ingame-Optik noch unterstreichen. In dieser Hinsicht wüsste ich nicht, wie man ein solches Zauberbuch schöner aussehen lassen könnte, was u.a. auch für eine LARP-Tauglichkeit sorgt (bzw. es sich auch am Spieltisch sehr atmosphärisch einsetzen lässt, selbst wenn man es nur als Nachschlagewerk verwendet). Allerdings muss man an dieser Stelle ebenfalls anmerken, dass diese wertige Machart auch einen stolzen Preis mit 70 Euro hat.

Weitaus wichtiger ist aber selbstverständlich der inhaltliche Bereich. Wie bei vielen anderen Sammelbänden der jüngsten Zeit gilt natürlich auch hier, dass Käufer*innen der bisherigen Publikationen zum Götterwirken zumindest grundsätzlich nichts (bzw. kaum) Neues erhalten und somit abwägen müssen, ob sie die Anschaffung als lohnend betrachten. Nach wie vor ist der Bündelungsaspekt aus meiner Sicht ein enormer Vorteil im Vergleich zur vorherigen Zersplitterung der Inhalte. Hier hat man nun einen einzigen Band, der alles karmale Wirken für alle Geweihten- und Schamanenprofessionen beinhaltet, was ich als großen Fortschritt werten würde. Somit kann er auch als klassisches Nachschlagewerk fungieren (insofern man nicht lieber auf eine digitale Varianten oder das pure Regelwiki zurückgreifen will), was für die oben erwähnten Vorgänger innerhalb dieser 5. Edition eben nicht galt.

Neu sind die Liturgieerweiterungen und die Gesten und Gebete. Hier sehe ich absolut einen Mehrwert, da sie dazu dienen können, die sehr allgemeinen Angaben für die Liturgien und Zeremonien mit einem individuelleren Zuschnitt auszustatten, sowohl im Regelbereich als auch was das dazugehörige Rollenspiel betrifft. Die Liturgieerweiterungen sorgen dafür, dass man die Wirkungen den eigenen Bedürfnissen anpassen kann. Durch die Gesten und Gebete hingegen wird ein höherer Immersionsaspekt ermöglicht (selbstredend optional, man kann natürlich auch darauf verzichten), indem die Liturgie somit auch in den Kontext einer spezifischen Handlung gesetzt wird, die auf die jeweilige Gottheit abgestimmt ist (so sind beispielsweise die Handlungen für Rondrageweihte oft sehr ernst und feierlich, die für Korgeweihte recht martialisch, während Phex eine eher augenzwinkernde Variante beinhaltet). Generell zeigt die Banddicke einmal mehr die Optionsvielfalt von DSA, für alle Geweihten gibt es eine große Auswahl an Liturgien, Segen und Zeremonien, zusätzlich sind hier ja neben den Zwölfen auch noch die Geweihten des Namenlosen, der diversen Halbgötter und die der Schamanen aufgeführt. Die Charakterkonzepte, die von dem Band unterstützt werden, sind also ausgesprochen vielfältig. Was ich an dieser Stelle nicht vornehmen kann, ist die regeltechnische Einzeleinordnung der unterschiedlichen karmalen Regelaspekte, dies überlasse ich den Regelexperten, z.B. was den Vergleich von karmalem mit magischem Wirken betrifft.     

Eher wenig kann ich mit den handschriftartigen Zusatztexten anfangen, die den Band an dieser Stelle etwas inkonsequent wirken lassen, da hier dann plötzlich richtige Ingame-Elemente (und eben nicht nur die Optik) eingewoben und mit den eigentlichen Regelschwerpunkten, die sich explizit an die Spieler*innen und nicht die Charaktere richten, vermischt werden. Zusätzlich halte ich den Informationswert dieser Passagen ohnehin für eher eingeschränkt, da sie sich entweder eher in Allgemeinplätzen verlieren oder sich nicht großartig von dem unterscheiden, was bei den Gebeten und Gesten steht, wenn dort teilweise einfach andere Varianten genannt werden.        

III. Fazit

Auch das Divinarium Liturgia ist wieder ein optisch extrem ansprechender und gelungener Band geworden. Inhaltlich führt er sämtliches karmales Wirken aller bislang behandelter Geweihten- und Schamanenprofessionen zusammen und leistet somit einen Überblick, der in den bisherigen Publikationen nicht vorhanden war. Wie immer bei reinen Regelbänden verzichte ich allerdings auf eine Punktewertung.  

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