Mehr Zwerge! – Wunschzettel, Teil II

Nachdem ich zuletzt Gedanken über Regionen und Schauplätze angestellt habe, möchte ich jetzt mehr die Spezies in den Vordergrund stellen. Hier ist Aventurien ja eine Fantasy- Kontinent, der relativ eindeutig von seinen menschlichen Bewohnern dominiert wird. Allerdings bietet das Setting ja noch weitaus mehr Vielfalt, die allerdings in den letzten Jahren ebenfalls deutlich in den Hintergrund gerückt ist.

Orks – der ewige Feind

Nimmt man die DSA- Historie, so sind die Orks insgesamt eine Spezies, die durchaus von Zeit zu Zeit eine gewichtige Rolle einnehmen, auch im Rahmen des Metaplots. In der alten Orkland- Trilogie stand das Orkland dabei noch für eine absolut fremde Region. Das hat sich spätestens seit der ersten Orkland-Box grundlegend geändert, weil hier auch zwischen einzelnen Stämmen und Lebenswelten differenziert wurde, als Höhepunkt stand hier ja der Orkensturm im „Jahr des Greifen“, wobei mit dem Aikar Brazoragh, Uigar Kai und Sadrak Whassoi auch prominente Führungspersonen kreiert wurden.

In den letzten Jahren gab es aber kaum noch Verwendung für die Orks, sieht man von der prominenten Platzierung einer Orkgruppe in „Firuns Flüstern“ als spielbare Fraktion ab. Das Jahrbuch 1036 BF hat allerdings Veränderungen für das Svelltland angekündigt, ebenso stehen für die gesamte orkische Kultur noch Veränderungen an, die schon in „Orkengold“ (2010) vorbereitet wurden. Sonst sind Orks natürlich als Marodeure und Räuberbanden nach wie vor immer wieder mal präsent, große Entwicklungen waren zuletzt nur noch vereinzelt zu sehen. Zuletzt durften die Orks dann sogar in einer Publikation mit dem Titel „Orkensturm“ nur eine kleine Nebenrolle spielen.

Elfen – Die Sonderlinge

Elfen sind seit jeher schwer greifbar, halten sich die meisten Vertreter dieser Spezies doch seit ewigen Zeiten aus dem derischen Tagesgeschäft heraus und meiden Städte und größere Siedlungen. Auch hier war zuletzt in „Firuns Flüstern“ eine größere Gruppe von Elfen anzutreffen, sonst beschränkt es sich auf einzelne Figuren, die in Publikationen als NSCs vorkommen. Elfische Mysterien wurden in der Vergangenheit häufig thematisiert, z.B. im Rahmen der Phileasson-Kampagne und der daran anschließenden Simyala- Trilogie. Zuletzt aber ist es seit „Ein Traum von Macht“ (2012) recht ruhig geworden.

Interessanterweise ist in den letzten Jahren eher eine Verschiebung zu beobachten, die häufigste Repräsentation ist hier eigentlich die des Elfen als Gegnertyps, immer dann, wenn Pardona und ihr Gefolge, die Nachtalben, als verbitterte Feinde im lebensfeindlichen Norden auftreten durften.

Achaz – Die Außenseiter

Fast schon deprimiert müssen sich die Achaz vorkommen, zumindest als Spielercharaktere, findet man doch in einer Vielzahl von Abenteuerbänden den Zusatz, dass solche Exoten nur sehr problematisch in das Geschehen einzubinden wären, da sie von der menschlichen Normalbevölkerung nicht akzeptiert werden.

Aber auch sonst treten Achaz nur eher selten als Handlungsträger auf, häufig eben in Verbindung zu großen Kampagnen, in denen ebenfalls vor allem alte Mysterien im Mittelpunkt stehen. Im Zuge der Bände der „Drachenschatten“-Kampagne wurde diese Kultur dafür relativ genau beleuchtet, ebenfalls im Rahmen der damit eng verbundenen „Drakensang“-Computerspiele. Interessant war hieran vor allem, dass mit den Drachen die mächtigsten Vertreter häufig eine Rolle spielten, womit Abenteuer, die Echsen einbinden, in der Regel eher für hochstufige Helden gedacht sind. Genau wie die Elfen scheint es sich offenbar eher um ein Manko zu handeln, dass die Hochphase der Spezies weiter in der Vergangenheit zurückliegt.

Die Zwerge – Freunde und Helfer

Grundsätzlich gilt dies auch für die Zwerge, auch deren Population ist heute bei weitem nicht mehr so groß wie in früheren Zeiten. Allerdings sind sie in der Gesellschaft häufig präsenter, sind sie doch eine weitgehend akzeptierte Spezies, die sich durchaus auch Lebensräume mit den Menschen teilt und in den großen Schlachten und Kriegen der vergangenen Jahrzehnte stets als verlässlicher Verbündeter auftraten.

Der letzte Besuch an einem von Zwergen dominierten bzw. erschaffenen Lebensraum, sprich einer der Bergfreiheiten, liegt aber ebenfalls sehr lange zurück, obwohl gerade hier spannende Szenarien kreiert wurden, z.B. in „Brogars Blut“, „Die letzte Wacht“ oder einigen der Abenteuer aus „Kar Domadrosch“. Hier war für meinen Geschmack aber immer auch ein wenig das Problem vorhanden, sich aus Vorstellungen und Ideen zu lösen, die sich sehr aus dem Tolkien-Fundus bedienen.

Gerade ein Volk mit einer derart langen Geschichte und einer komplexen Gesellschaft sollte auch genügend eigenen Geschichten bieten können, die gerade auch aktuelle aventurische Verhältnisse aufnehmen müssten. Vor allem sehe ich durchaus auch die Möglichkeit, Zwergenvölker im Konflikt mit ihren menschlichen Nachbarn zu zeigen, was bisher eher selten als Handlungsgrundlage verwendet wurde.

Fazit

Nimmt man diese vier wichtigen Spezies, sehe ich in der Rückschau der jüngeren Vergangenheit tatsächlich eine gewisse Vernachlässigung nichtmenschlicher Figuren, wobei auch hier die Dominanz von Plotlinien verantwortlich sein dürfte, die eben die menschlichen Konflikte in den Vordergrund gestellt haben bzw. die den Einflussbereich einiger Spezies nur am Rand tangiert haben.

Auch hier wird sich zeigen, ob in Zukunft in diesem Punkt eine ausgewogenere Verteilung herrschen kann. Interessanterweise scheint es mit den Goblins zunächst eine andere Spezies zu sein, die vermehrt Beachtung erhält, stehen sie doch im Mittelpunkt des Heldenwerk-Abenteuers „Ein Goblin mehr oder weniger“ und scheinen auch im Auftakt der Theaterritter-Kampagne „Der weiße See“ eine zentrale Rolle zu spielen.

Ich würde mir auf jeden Fall eine vermehrte Präsenz anderer Spezies wünschen, schließlich ist Vielfalt für mich ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Nach all den epischen Intrigen- und Schlachtenplots der Menschen in jüngerer Zeit kann es jedenfalls nicht schaden. Allerdings bin ich insofern etwas skeptisch, als dass ja das Karmakorthäon ausgerufen wurde, womit im Zeitalter der Helden wahrscheinlich weiterhin die Menschen im Vordergrund stehen werden, es sei denn, die Orks machen ihnen diese Stellung streitig.

Trotzdem: Als großer Anhänger von Elfen und Zwergen hoffe ich inständig, dass diese weiterhin ihren Platz in Aventurien finden werden und ihre Kulturen hin und wieder in Abenteuerplots berücksichtigt und um interessante Facetten erweitert werden.

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