Rezension: Aventurische Namen

Vorbemerkung: Selten habe ich derart mit mir gerungen, ob die Anschaffung eines DSA-Produktes wohl sinnvoll ist oder eben nicht: Kann ich mir vorstellen, dass ein 96seitiges Buch über aventurische Namen mich anspricht? Ursprünglich war mein erster Reflex ein klares Nein. Aber wie üblich, je näher der Erscheinungstermin heranrückt, desto mehr wurde der innere Drang in mir größer, das „Wagnis“ des Kaufs doch auf mich zu nehmen und nun der Frage nachzugehen, ob es neben dem wirklich großartigen Cover noch etwas gibt, was mich an dem Band von Eevie Demirtel reizt.

In Zahlen:

– 96 Seiten

– erschienen am 18.11. 2016

– Preis: 24,95 Euro

I. Aufbau und Inhalt

Der Band hat in seinem 68seitigen Hauptteil eine klare lokale Ordnung. Hier finden sich nach Regionen eingeteilt im Schnitt je 1-2 Seiten zu den einzelnen aventurischen Regionen. Auf ein kurzes Ingame-Zitat folgen zunächst generelle Anmerkungen zur Konstruktion von Namen dieser Region, wie diese im Regelfall gebildet werden und ob es kulturelle Besonderheiten gibt. Anschließend werden Namensbeispiele gegeben, beginnend mit den Namen großer Persönlichkeiten und eben Namen für die Normalbevölkerung (eingeteilt in männliche und weibliche Namen, dazu – je nach Bedarf – Nachnahmen oder Namenszusätze). Vereinzelt mischen sich noch besondere Namenszusammenhänge unter die regionale Ordnung, z.B. eine Seite zu Anagrammen oder zum Ursprung des Namens Alrik. Eine Sonderkategorie bilden Namen, die die besondere Verbundenheit zu den einzelnen Gottheiten ausdrücken. Zuletzt finden sich aber auch Namen für nicht-menschliche Spezies.

Regeln werden nur ansatzhaft vorgestellt, hier geht es vor allem um Vor- und Nachteile, z.B. was es bedeutet, wenn der Held ein gutes Namensgedächtnis hat oder wenn er einen besonders peinlichen Namen trägt. Kurze Artikel widmen sich außerdem Namen für Tierbegleiter oder Waffen. Im Einband finden sich zuletzt noch Namensgeneratoren für das Mittelreich und die Tulamidenlande.

II. Kritik

Eine zentrale Befürchtung, die ich vorab hatte, hat sich zum Glück nicht bestätigt: Der Band ist keineswegs langweilig oder nichtssagend, im Gegenteil lesen sich die Einzelabschnitte durchaus kurzweilig. Die Namensbildung wird in den meisten Fällen nachvollziehbar und anschaulich erläutert. Somit ergibt sich tatsächlich ein Band, den man seinem Anspruch als Spielhilfe nach gut nutzen kann, die einzelnen Abschnitte lassen sich gut dazu verwenden, um für eigene Abenteuer oder Szenarien passende oder auch besonders originelle Namen zu kreieren.

Die Ordnungsstruktur nach Regionen ist grundsätzlich gut gewählt, was sich auch in jedem einzelnen Artikel wiederfindet. Ein wenig stört mich lediglich der Umstand, dass die Sonderartikel zu Spezialthemen mitten in die alphabetische Regionalordnung eingefügt wurden, hier erschließt sich mir nicht, warum man Schauspielernamen oder die interessante Alrik-Hintergrundgeschichte nicht zu einem kleinen Extrakapitel zusammengefasst hat, so wirkt das etwas irritierend.

Das kleine Regelkapitel ist knapp genug gehalten, dass es nicht stört, dass selbst so ein Band noch Zusatzregeln erhält. Im Gegenteil, die vorgestellten Vor- und Nachteile sind für meinen Geschmack sehr durchdacht ausgewählt und durchaus originell.

Tatsächlich stört mich eigentlich nur ein Aspekt an dem Band: Für das vergleichsweise banale Thema halte ich eine Hardcover-Präsentation für etwas übertrieben, hier hätte ein Softcover-Band absolut ausgereicht, vor allem auch, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass man eine solche Publikation unter diesen Umständen zu einem Spieleabend mitbringen würde, berücksichtigt man, wie überschaubar die Momente sind, in denen „Aventurische Namen“ einsetzbar ist. Eine kleine Spielhilfe im handlicheren Format hätte hier für mich mehr Sinn ergeben, z.B. im Umfang der gelungenen Tavernenspielhilfe des Meisterschirms. Mit der Vollfarbigkeit (auch wenn viele Bilder aus schon erschienenen Bänden stammen), der Seitenzahl und der Hardcover-Präsentation ist der Band das Geld sicherlich wert, aber hier stört mich der Umstand etwas, dass eine Publikation mit einem solch engen Fokus der Nutzbarkeit letztlich teurer ist als der durchschnittliche DSA5-Abenteuerband. Allerdings ist das natürlich auch eine Entscheidung, die jeder Käufer für sich selbst treffen muss. Immerhin muss ich klar sagen, dass ich den Kauf abschließend nicht bereue (auch wenn skandalöser Weise der Name „Engor“ an keiner einzigen Stelle im Band auftaucht, obwohl dies doch der ideale Name für einen mutigen Recken aus dem Kosch ist!).

III. Fazit

„Aventurische Namen“ ist – trotz des engen Fokus der Thematik auf die Namensgebung – eine sehr interessante Publikation, die einerseits sehr informative Hintergrundaspekte liefert und andererseits auch konkret am Spieltisch bzw. bei der Vorbereitung von Abenteuern durch den Spielleiter nutzbar ist. Leicht stört mich hier lediglich die Aufbaustruktur, die nicht konsequent eingehalten wird. Problematisch an der hochwertigen Präsentation ist für mich allerdings der Preis im Vergleich zu anderen Publikationen mit einer vielschichtigeren Thematik.

Bewertung: 4 von 6 Punkten

4 Kommentare

  1. Ist es nicht irgendwie mies, dass so ein Buch (auch, wenn der Inhalt zugegebenermaßen ganz nett ist) überhaupt existieren muss? Sollte sowas nicht im Grundbuch mit weniger Details und in Regionalspielhilfen mit mehr Details stehen? Für mich ist Ulisses‘ hier für mich kaum bestreitbare Gier einige Punkte Abzug wert. Gibt ja auch kostenlose Generatoren im Netz.

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