Geht wählen! – Ein neuer Adelsmarschall für das Bornland

Irdisch gesehen ist Politikverdrossenheit ein modernes Phänomen, das abnehmende Interesse an politischer Partizipation als Wahlberechtigter ist sichtbar: Immer mehr Bürger nehmen ihre Möglichkeiten nicht mehr wahr, was von vielen Beobachtern ausgesprochen kritisch gesehen wird. Die Gründe sind vielfältig, reichen von mangelnder Informiertheit über schlichte Unlust bis hin zu tiefer Enttäuschung über das politische System. Allerdings handelt es sich hier eben auch um Politik, die bitteren Ernst und reale Begebenheiten darstellt. Wie sieht es wohl aus, wenn man die Möglichkeit zu einer „Spaßwahl“ hat. Strömen nun die Massen an die (virtuelle) Urne?

Worum geht es?

Die Probe aufs Exempel kann jetzt stattfinden, da DSA-Spieler aktuell eine ganz besondere Wahl mitprägen können. Wie schon im neuen Boten angekündigt, gibt es zur Zeit die Gelegenheit auf der Ulisses-Homepage seine Stimme bei der Wahl zum neuen Adelsmarschall des Bornlandes abzugeben.

Tatsächlich stellt das Bornland eine Besonderheit unter den aventurischen Regionen dar, wird das höchste Regierungsamt doch nicht schlicht von einem Inhaber an einen Nachkommen vererbt, sondern alle 5 Jahre per Wahl vergeben. Hintergrund ist der Umstand, dass das Bornland nicht monarchisch regiert wird, sondern dort eine Adelsversammlung existiert, aus deren Kreisen sich einige Mitglieder zur Kandidatur stellen dürfen. Der Adelsmarschall ist dabei in letzter Konsequenz kein absoluter Herrscher, sondern eher eine wichtige Instanz zur Wahrung übergeordneter Interessen in einem Staatsgebilde, dass eher von starkem Partikularismus und somit großer Vielfalt geprägt ist. Sprich: eine nicht immer vergnügungssteuerbefreite Aufgabe, zwischen teils schwer zerstrittenen Bronnjaren mit oft hohem Eigensinnsfaktor zu vermitteln oder gar autoritäre Maßnahmen durchsetzen zu sollen.

Gestalterischer Anlass ist der Abschluss der sechsbändigen Theaterritterkampagne, deren letzter Band tatsächlich in Festum im Vorfeld der Wahl stattfindet. Im Band selbst haben die Spielercharaktere die Gelegenheit, mit allen Kandidaten zusammenzutreffen und müssen mit ihnen in einer Passage des Abenteuers sogar eng kooperieren. Allerdings wird die Wahl am Ende eben nicht erzählerisch ausgestaltet, sondern bewusst offengelassen, um jetzt eine reale Wahl durchführen zu können. Die Kenntnis der Kampagne ist aber absolut keine Teilnahmevoraussetzung.

Die Kandidaten

Die Kandidatenauswahl ist dabei breit gefächert: Als Favoritin dürfte natürlich die amtierende Adelsmarschallin Nadjescha von Leufurten in die Wahl gehen, untadelig und tatkräftig, ein Vorbild für jeden Bornländer.

Das totale Gegenteil verkörpert Alderich von Notmark, ein eher knorriger und ruppiger Vertreter des alten Adels, nicht gerade volksnah und mit dem Makel belastet, der Sohn Uriels von Notmark zu sein, der viel Übel über das Land gebracht hat, gestorben als Verräter.

Die drei anderen Kandidaten sind weit weniger bekannt: Joost von Salderkeim ist der Kandidat der Handelsherren, also des gut betuchten bürgerlichen Lagers. Gewina von Ilmenstein kann vornehmlich für sich in Anspruch nehmen, die Nichte der berühmten Thesia von Ilmenstein zu sein. Jucho von Elkinnen schließlich steht für alte und ritterliche Tugenden, vor allem ist er kein ausgemachter Politiker, was ihn zum volksnähen Anwärter werden lässt.

Wo abstimmen?

Die Wahl kann bis 25.6. auf der Ulisses- Homepage vorgenommen werden, wo dann wohl im Anschluss auch das Ergebnis verkündet wird, das dann auch tatsächlich so in die offizielle Geschichtsschreibung aufgenommen wird und in der kommenden Spielhilfe zum Bornland eine der wichtigen Setzungen sein dürfte.

Warum wählen?

Ich finde es ausgesprochen reizvoll, tatsächlich ein wenig mitbestimmen zu können, es ist sogar ausgesprochen spannend, seine Wahlentscheidung zu treffen, wägt man die Kandidaten gegeneinander ab. So ist Nadjescha sicherlich eine Sympathieträgerin, allerdings ist die Figur trotz individueller Hintergrundgeschichte für meinen Geschmack viel zu ähnlich zu anderen dominanten Frauenfiguren wie Rohaja oder Swantje von Rabenmund: machtbewusst, aber auf Ausgleich bedacht, tendenziell mit wenig dunklen Seiten ausgestattet. Viel interessanter finde ich da Alderich. Von der Anlage als unnahbarer Grobian angelegt, kann er aber – im Zuge der aktuellen Kampagne auch geschehen – durchaus überraschend agieren. Für mich ein viel weniger vorhersehbarer und variabler einzusetzender NSC, der wahlweise als Antagonist oder als ungeliebter Auftraggeber dienen kann und der viel Konfliktpotential für die nächsten Jahre bietet. Die anderen Kandidaten halte ich für weniger bekannt und somit eher für Außenseiter.

Ergo: Ich erwarte eine spannende Wahl und hoffe auf eine breite Beteiligung. Demnach auch meine Aufforderung an alle DSAler: Zeigt, dass Interesse an solchen Aktionen besteht! Ich denke, eine gute Resonanz könnte dazu führen, dass es regelmäßiger solche Möglichkeiten zu Beeinflussung aventurischer Verhältnisse gibt. Umgekehrt hoffe ich auch seitens Ulisses auf eine Veröffentlichung der abgegebenen Stimmen, ich fände es seht interessant zu wissen, wie viele Leute bei so einer Sache teilnehmen, auch unter dem Eindruck der aktuellen Diskussion über eine möglicherweise erschlaffende Community.

Auf dass Politikverdrossenheit auf Deres Gefilden ein Fremdwort bleibt!

 

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