Gratisfutter: Memoria Myrana Nr. 50

Vorbemerkung: Schande über mich, aber berufsbedingter Zeitmangel hat dafür gesorgt, dass ich ausgerechnet die Jubiläumsausgabe der Memoria Myrana bislang unerwähnt gelassen habe. Dieses sträfliche Versäumnis möchte ich nun endlich aufarbeiten. Es ist doch nach wie vor höchst erwähnenswert, wie dort trotz der momentanen Ungewissheit über die Zukunft Myranors und Tharuns auf privater Basis weitergearbeitet wird. Nach wie vor hoffe ich, dass dieses Engagement bald sichtbare Früchte tragen wird und endlich valide Aussagen darüber getroffen werden, wie es weitergehen soll. Die kreativen Schreiber sind doch da, man muss sie nur nutzen…

Inhaltlich schlägt die neue Ausgabe einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, werden doch weiterhin bislang unveröffentlichte Wettbewerbsbeiträge und neue Texte veröffentlicht.

Myranor

Aus dem Wettbewerb Ars Myrana 2011 ist Von Sklaven und Optimaten, eine Kurzgeschichte von Claas Rhodgeß, die sich eben je einen Vertreter der beiden im Titel genannten Schichten herausgreift und einen Dichterwettstreit um die Hand einer Optimatin schildert, der das Schicksal beider Figuren maßgeblich beeinflusst.

Jäger und Sammler von Jochen Willmann, Christoph Michaelis, Dennis Maciuszek und Kirsten Schwabe stammt zum Teil ebenfalls noch aus dem damaligen Wettbewerb und präsentiert einige myranische Charaktere, die sich in die beiden Richtungen einordnen lassen, wobei beide Begriffe weit ausgedeutet werden, bezieht sich beispielsweise Sammler tatsächlich auf eine starke Sammelleidenschaft in Sachen Artefakte und auch (lebendige) Untersuchungsobjekte. Für alle Charaktere sind neben einer Beschreibung auch Spielwerte enthalten.

Etwas morbide kommt die Spielhilfe Nergabath – die Stadt der lebenden Toten von Jan Stawarz daher, handelt es sich doch tatsächlich um eine Stadt, die von einem Untoten regiert wird und in der Lebende und Tote miteinander leben. Historisch ist dies bedingt durch die Verehrung des Totengottes VisRa. Neben dem Umland werden einige Besonderheiten beschrieben, z.B. die Totenverehrung und als Örtlichkeit der Knochenpalast, der Sitz des untoten Herrschers Khaldun. Eine wichtige Komponente ist auch die Rivalität zu den umliegenden Bergdörfern, deren Bewohner einerseits unter den Schrecken der Totenstadt leiden, sich anderseits aber auch teilweise auf den Raub dortiger Besitztümer spezialisiert haben.

Ebenfalls von Jan Stawarz stammt die deutlich konventionellere Spielhilfe Nandramukti – Hochburg der Erleuchtung. Hierbei handelt es sich um die Beschreibung eines amaunischen Radjarats am Rande des Dschungels, das gleichermaßen Exotik als auch alte Traditionen in sich vereint.

Der Artikel Das Aggdrim oder Erzschnapper ist eine Kreaturenbeschreibung, in der Daniel Bluhm eine daimonide Lebensform vorstellt, die echsische und mineralische Eigenarten in sich vereint. Dabei wird neben der Lebensweise als Lauerjäger vor allem die Fortpflanzung in den Vordergrund gestellt. Zur Spielbarkeit ist ein Wertekasten enthalten.

Die Spielhilfe Die magischen Traditionen der Kerrishiter: Die Pristerinnen von Peter Horstmann setzt sich mit der gleichnamigen Tradition auseinander. Hierbei geht es um magiebegabte Priesterinnen, die zunächst anhand einiger historischer Beispiele vorgestellt werden. Für Spielfiguren wird dann auf den die Priesterschaft beherrschenden Dualismus von Feuer und Wasser eingegangen, bevor die Ausbildung der Priesterinnen geschildert wird.

Tharun

Für die Hohlwelt ist mit Der Zorn der Nanja ein Abenteuerszenario von Roland Hofmeister beinhaltet. Hierbei erhalten die Helden den Auftrag eines Marakai, seine Schwester an den Hof zurückzuholen, die bei einer Nanja als Dienerin tätig ist. Dort angekommen müssen sich die Spielercharaktere allerdings einigen Prüfungen stellen, bei denen sich die Nanja als zähe Gegnerin mit einer eigenen Agenda erweist.

Vesayama

Neben den beiden altbekannten Kontinenten wird auch die Erschließung Vesayama weiter vorangetrieben. Als Stilmittel werden hier fiktive Reiseberichte zweier myranischer Prospektorinnen verwendet (verfasst von Daniel Bluhm), die sich auf die Reise zum Kontinent südlich von Myranor begeben haben. Allerdings beginnen die beiden ihre Reise im ersten Kapitel Heimweh keineswegs als umjubelte Entdeckerinnen, sondern gehen das waghalsige Unternehmen zunächst unfreiwillig an, landen sie doch als Sklavinnen auf dem fremden Kontinent und finden sich auch dort in einer Gefängniszelle wieder.

Irdisches

Ein Jubiläum will entsprechend gefeiert werden, deshalb enthält die aktuelle Ausgabe auch die Wettbewerbsbeschreibung Ars Myrana 2018, wobei in drei Runden unterschiedliche Textsorten mit myranischen Themen eingesandt werden können. Neben den Teilnahmebedingungen werden natürlich auch die zu gewinnenden Preise genannt.

Fazit

Die 50 Seiten starke Ausgabe enthält tatsächlich wieder einige Perlen mit schönem Spielmaterial, was sicherlich dazu angetan ist, die Wartezeit auf offizielle Publikationen zu überbrücken. Wie sonst auch fällt die durchweg gute redaktionelle und professionelle Bearbeitung ins Auge. Mein Highlight der Jubiläumsausgabe ist die Beschreibung der Totenstadt Nergabath, vor allem aufgrund der originellen und unverbrauchten Idee. Sehr überzeugt hat mich aber auch die leicht märchenhafte Kurzgeschichte Von Sklaven und Optimaten, die sicherlich auch schon eine frühere Veröffentlichung verdient gehabt hätte.

Generell fällt auf, dass die Macher sich Mühe gegeben haben, die letzten Uhrwerk-Bände mit zusätzlichem Spielmaterial zu versorgen, knüpfen doch z.B. die beiden Stadtbeschreibungen direkt an Jenseits des Nebelwalds an. Dem Wettbewerb ist zudem eine gute Resonanz zu wünschen, soll doch hier weiterhin die kreative Seite der Myranor-Spieler genutzt und belohnt werden.

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