Foren, Vlogs, soziale Medien, Blogs – DSA im Netz

Vorbemerkung: Angeregt durch eine wieder aufgekommene Diskussion im Orkenspalter-Forum habe ich in den letzten Tagen sehr viel über die unterschiedlichen Formen von Kommunikation über DSA im Netz nachgedacht. Im vergangenen Jahr war der Aufhänger eine von Arkanil angeregte Debatte über die Frage, ob DSA und die Beschäftigung mit dem Spiel erschlaffend sei, v.a. dadurch aufgeworfen, dass viele traditionelle Anlaufstellen im Laufe der Jahre verschwunden sind. Ich habe das damals negiert und auf eine Verschiebung von Schwerpunkten hingewiesen. Aktuell ist eher die Frage nach den Qualitäten der unterschiedlichen Angebote vorherrschend, konkreter: Was unterschiedet soziale Medien, Foren, Blogs und Vlogs voneinander, wie und von wem werden sie genutzt? Kann man deutlich trennen zwischen Auslaufmodellen und neuen Trends? Auch wenn ich als jemand, der einen Blog betreibt, sicherlich kaum neutral an die Frage herangehe, habe ich mich einmal bemüht, so sachabwägend wie möglich darüber nachzudenken.

Als Kind der 80er Jahre und Jugendlicher der 90er habe ich selbst eine noch sehr analoge Sozialisation genossen, gerade auch, was DSA angeht: Meine ersten Informationsquellen über DSA waren tatsächlich noch direkte Funde im Händlerregal und Werbeprospekte, der Kauf der ersten Box hatte bei mir eindeutig den Charakter von „die Katze im Sack kaufen“. Unsere Spielgruppe musste sich noch mündlich zum persönlichen Treffen verabreden und Recherchen über aufkommende Fragen oder Hintergrundrecherchen waren keine digitale Angelegenheit, sondern mussten durch Nachschlagen vergleichsweise mühsam erledigt werden. Noch keine Spur einer immens wertvollen Hilfe, wie es das Wiki Aventurica heute darstellt.

Heute stellt sich das alles natürlich deutlich anders dar, vieles ist vereinfacht worden. Und gerade die Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten sind vielfach. Die zur Zeit gängigsten Varianten erscheinen mir dabei die oben erwähnten sozialen Medien, Foren, Blogs und Vlogs.

Foren

Hier gibt es im DSA-Bereich sicherlich eine Reihe von Angeboten, gerade auch in systemübergreifenden Foren, wie z.B dem altehrwürdigen Tanelorn. Für DSA sind aber sicherlich vor allem das DSA-Forum und das Orkenspalter-Forum zu nennen, die beide auch schon eine ganze Reihe von Jahren auf dem Buckel haben (und damit auch schon einige ihrer Artgenossen überlebt haben). Tatsächlich haben Foren – wenn sie denn gut betreut werden – den großen Vorteil einer übersichtlichen Sortierung von Themensträngen, in denen man sich austauschen kann, mal mit kürzeren, mal mit längeren Beiträgen. Das DSA-Forum bietet zudem auch einiges an interessanten Daten, z.B. in den Bewertungsthreads, die nützliche Informationen verknüpfen mit persönlicher Meinungsäußerung. Nachteil ist umgekehrt, dass die Aktivität sehr unterschiedlich ist, da oft auch eine große Differenz besteht zwischen der offiziellen Mitgliederzahl und denen, die sich tatsächlich aktiv beteiligen. Ganz allgemein (das betrifft nicht nur DSA-Foren) ist es zudem nicht immer ganz einfach, als „Neuer“ seinen Platz zu finden, gibt es doch nicht selten auch „Platzhirsche“, die viel Meinungshoheit einnehmen. Ich persönlich schätze an Foren primär den Umstand, dass hier auch sehr gut zeitversetzte Debatten möglich sind, es wird nicht unbedingt eine direkte Antwort erwartet und man kann seine Gedanken sortieren. Für die beiden großen Foren gilt zudem, dass hier einiges an Kreativpotential zu finden ist, seien es Threads mit Ideensteinbrüchen, Downloadbereichen und Projekten. Das Orkenspalter-Forum hat zudem einen angeschlossenen Blogbereich, während das DSA-Forum regelmäßig Sonderaktionen ansetzt, um das Kreativpotential der Nutzer zu kitzeln.

Soziale Medien

Hier muss ich gestehen, dass ich in diesem Bereich wahrscheinlich die wenigste Kompetenz habe, mit einem Facebook- und Twitteraccount zudem eher auf fast schon wieder überholten Plattformen unterwegs bin. Offenkundig ist hier der Vorteil des direkten Austausches, so finden sich in den DSA-Gruppen unzählige Anfragen zu aktuellen Spielsituationen, Anschlussgesuchen an Onlinegruppen oder regionale Spielgruppen, aber auch durch plötzlich aufkommende Bedürfnisse entsprechende Umfragen, die schnelle Antworten liefern sollen. Gerade auch Ulisses selbst nutzt das sehr intensiv, auch um die Spieler auf Neuerscheinungen, Crowdfundings etc. hinzuweisen oder um sich Rückmeldungen einzuholen.

Für mich ist dafür die Schnelllebigkeit manchmal erdrückend, es erscheint oft schwer, Themen wiederzufinden, ploppen doch ständig neue Interaktionen auf, die alte Unterhaltungen virtuell weiter nach unten drücken. Sprich: Hier habe ich den Eindruck, dass soziale Medien oft eher für den schnellen und unmittelbaren Austausch geeignet sind, allerdings wenig Potential haben, relevante Sachen dauerhaft verfügbar zu machen. Zudem liegen hier sicherlich auch die kommerziell höchsten Interessen, wird der Rahmen doch nicht von einer ehrenamtlichen Institution geliefert, sondern von einem Big Player, der immer wieder im Fokus kritischer Berichterstattung steht. Was mir zudem auffällt, ist die Tatsache, dass hier oft extrem unterschiedliche Menschen aufeinanderprallen (vergleicht man es z.B. mit Foren), was ab und an zu Diskussionen führt, die auch in Worten und Inhalt unschön verlaufen können, gerade in Bereichen die gar nicht moderiert werden. Was ich umgekehrt aber auch ganz klar als großes Plus benennen muss, ist die Möglichkeit, hier Aufmerksamkeit und Interaktion zu bekommen, erhalten gerade Blogs doch auch sehr viel Resonanz über Verlinkungen in sozialen Medien, hier ist die Reichweite um ein Vielfaches höher. Für Projektgestaltungen ist zudem die Möglichkeit, sich direkt auszutauschen bei aufkommenden Fragen, sehr reizvoll.

Blogs

Auch wenn ich mich bemühe, den Dereblick möglichst regelmäßig zu befüttern, so ist mir hier ein Nachteil sehr bewusst: Blogs sind im Regelfall Einzelprojekte oder basieren auf der Arbeit kleinerer Teams. Somit ist die inhaltliche Füllung oft sehr stark abhängig von der persönlichen Situation, ob man gerade Zeit hat, einen Artikel zu schreiben oder nicht. Gelingt dies über einen längeren Zeitraum nicht, ist nicht selten das Sterben eines Blogs die Folge bzw. wird diese Station von Nutzern irgendwann nicht mehr angelaufen. Ein großer individueller Vorteil ist sicherlich die Möglichkeit, sich hier sehr umfassend zu den Themen zu äußern, die einem an Herzen liegen, handelt es sich doch sicher um das Medium mit den größten zusammenhängenden Texten. Ich persönlich weiß auch die Unabhängigkeit zu schätzen, immerhin ist man hier im Regelfall völlig selbstbestimmt und kann das schreiben, was man möchte. Hier sind allerdings sicher 3-4 Textsorten vorherrschend: essayartige Kommentare, Spielberichte, Rezensionen und News.

Eher gering ist hier die Interaktivität, Kommentare werden eher selten gesetzt und wenn, dann sind sie eher als unmittelbare Rückmeldung über Gefallen oder Nichtgefallen gedacht, so gut wie nie im Sinne einer echten Diskussion, was schlicht an der technischen Funktionalität liegt. Hier bemerkt man oft, dass Blogartikel oder News eher in sozialen Medien in den dazugehörigen Verlinkungen diskutiert werden.

Vlogs

Hier liegt sicherlich die aktuell am stärksten wachsende Aktivität vor, wobei sich Inhalte mit denen von Blogs durchaus überschneiden, allerdings deutlich andere Darstellungsformen gewählt werden, kann man doch den Vortrag/die Beiträge durch viele Tools mit Erweiterungen unterlegen, z.B. mit Bildern, Kartenausschnitten, die zudem gut bearbeitet werden können. Große Beliebtheit genießen hier offensichtlich auch die Mitschnitte von Spielgruppen, denen man hier zuschauen kann, wie sie sich durch ein Abenteuer spielen, was ja auch von Ulisses selbst genutzt wird. Interessant ist hier auch die Bandbreite, von einer sehr schlichten und (hier nicht wertend gemeint) offenkundig amateurhaften Machart bis hin zu sichtbar professionell erstellten und bearbeiteten Videos wie bei Orkenspalter TV. Die große Vorteil liegt hier natürlich in der Anschaulichkeit und Vielfalt der Darstellungsmöglichkeiten, wie auch in dem Umstand, dass man einen vertiefenden Eindruck seines Gegenübers erhalten kann, wenn man z.B. mit der Stimme oder der Gestik/Mimik seine Worte noch untermauern kann, was im Textblog als Leerstelle vom Leser selbst gefüllt werden muss. Auch hier existieren zwar Kommentarfunktionen, allerdings sind diese wiederum eher zu unmittelbaren Rückmeldung gedacht, Diskussionen und Fragen werden auch hier oft eher in begleiteten Auftritten in den sozialen Medien behandelt. Im Rahmen von Videochats etc. darf sicherlich auch nicht außer acht gelassen werden, dass hier auch eine gute Basis für Spielrunden gegeben ist, sich virtuell zusammenzuschalten.

Fazit

Nach wie vor sehe ich eine sehr aktive DSA-Gemeinschaft im Netz, allerdings eine, die sich doch sehr verteilt auf unterschiedliche Bereiche. Schaut man zudem genauer hin, so stellt man nicht selten fest, dass es oft sehr stark nutzerabhängig ist, welche Angebote man nutzt und dass davon auch abhängig ist, was man von dieser Vielfalt wahrnimmt. Ist man z.B. nur in Foren und Blogs unterwegs (wie es mir bis vor einem Jahr weitgehend ging), bekommt man zum Beispiel gar nicht mit, wie viel Aktivität gerade auf Plattformen wie Youtube herrscht. Und wer umgekehrt keine Foren nutzt, dem entgeht wahrscheinlich, dass dort über viele Themen schon seit sehr langer Zeit unheimlich viel Material und Erfahrungswerte vorhanden sind. Aktuell kann ich tatsächlich empfehlen, sich – so man das noch nicht getan hat – auch einmal etwas breiter umzuschauen. Sicherlich ist dabei auch eine kritische Distanz empfehlenswert, es ist natürlich völlig legitim, sich an den eigenen Präferenzen zu orientieren und auch an bestimmten Bereichen überhaupt nicht interessiert zu sein. Was mir allerdings öfters negativ aufstößt, sind „besser-/schlechter-Diskussionen“, in denen Foren und Blogs pauschal veraltet sind bzw. soziale Medien per se oberflächlich und nichtssagend. Hier ist sicherlich auch immer relevant, welchen Nutzen man konkret daraus ziehen will bzw. welche Intention man selbst hat, z.B. ob und in welcher Tiefe man sich über etwas informieren will oder welche Art von Austausch bzw. Kommunikation man benötigt.

Einschränkend muss natürlich gesagt werden, dass die vorliegende Betrachtung sehr subjektiv ist, bin ich doch sicher nicht der progressivste Nutzer und in manchen Bereichen nur sehr oberflächlich bewandert, so dass mit Sicherheit auch viele Möglichkeiten/Chancen/Grenzen von mir gar nicht gesehen bzw. erwähnt wurden. Hier fände ich natürlich auch interessant, wie andere DSA-Spieler die unterschiedlichen Angebote nutzen und bewerten.

5 Kommentare

    1. Naja das ist aber auch die privateste und individuellste Medium und zum größten Teil schwer von außen einsehbar. Vermutlich aber auch das Medium, was am meisten genutzt wird. Dort bleibt man aber konstant in seiner eigenen Blase.

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  1. Ich bin ja auch ein alter Sack, spiele aber regelmäßig mit jungen Spielerinnen. Die sind fast alle durch RocketBeans zum Rollenspiel gekommen und tauschen sich in Discord aus. Das sind kleinere, privatere Bereiche als die alten Foren, aber mit großer Aktivität gefüllt.

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  2. Gibt es eigentlich irgendwo eine Übersicht, was für Informations-/Austauschquellen es insgesamt gibt? Bzw. annähernd? So listenförmig wie du das in diesem Artikel beschrieben hast, z.B. Foren: DSA-Forum, Orkenspalter-Forum, Tanelorn; soziale Medien: Facebook, Twitter, Instagram; Blogs: Dereblick, Nandurion, Vier Helden und ein Schelm, Fetzh Welt, etc.; Vlogs: Orkenspalter TV, Phexarius, Frosty Pen& Paper, Boronsrabe, etc.

    Findet man so etwas? Ich habe mich vor kurzem von Facebook zurückgezogen aber mir fehlt die DSA5 – Aventurien- Gruppe und die Diskussionen.

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  3. Als jemand der auf Onlinebasiertes Pen&Paper Rollenspiel angewiesen ist (bei mir in der Gegend gibt es einfach keine Tischrunden) beobachte ich auch eine Vielzahl an Austausch im DSA Forum, Orkenspalterforum oder auch auf Drachenzwinge.de, wobei letztere weniger auf DSA ausgerichtet ist sondern darauf Onlinespiel möglich(er) zu machen, Discord ist ein inzwischen akzeptiertes Kommunikationsmittel welches die Spieler all dieser Communities verbindet. Die Schnittmenge wer auf den Discordservern vertreten ist, zeigt eigentlich sehr deutlich dass die DSA-Gemeinde noch sehr aktiv ist. Dennoch gibt es immer noch Nischen. Beispielsweise kenne ich längst nicht alle Youtuber unter den DSA Spielern (Ein Grund, warum ich die Vernetzung von denen sehr befürworte). Inzwischen gibt es auch eine menge onlinetools um Spielkampagnen zu organisieren (Scabard, Obsidianportal oder meine Präferenz: Kanka.io). Zwar wird bei letzterem gerne noch vornehme Zurückhaltung geübt aber auch so etwas zu nutzen und seine Kreativität zu teilen halte ich für die richtigen Schritte um DSA – egal in welcher Iteration- interessant zu halten.

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