Uhrwerk in Not

Vorbemerkung: Dass der Rollenspielmarkt in Deutschland leider nur ein kleiner Nischenbereich ist, wird einem aktuell mal wieder besonders schmerzlich bewusst. Mit dem Uhrwerk Verlag musste jetzt einer der bekanntesten deutschen Rollenspielverlage Insolvenz anmelden, was natürlich eine höchst ungewisse Zukunft für den Verlag und die Mitarbeiter mit sich bringt und auch für alle Spieler der teils sehr beliebten Reihen von Uhrwerk höchst bedauerlich ist.

Eine böse Überraschung

Über die Hintergründe zu spekulieren verbietet sich für Außenstehende natürlich, allerdings ist diese Entwicklung doch relativ überraschend, der veröffentlichten Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass man sogar im Verlag selbst davon überrascht worden ist. Und sicherlich ist das ein sehr ernster Vorgang, der trotz allgegenwärtiger Solidaritätsbekundungen an vielen Stellen im Netz, sei es im social media-Bereich, in Blogs, Vlogs oder Foren, von außen nicht leicht positiv zu beeinflussen ist.

Trotzdem möchte auch ich mich dem Apell anschließen, hier unterstützend einzugreifen. Der Uhrwerk Verlag ist auch hier bei mir lange Zeit immer ein Thema gewesen, wurden dort doch über viele Jahre hinweg die beiden DSA-Kontinente Myranor und Tharun und die dazugehörigen Produktlinien betreut, bis die Lizenz wieder zu Ulisses Spiele zurückgegangen ist.

Große Verdienste um Myranor und Tharun

Gerade in Sachen Myranor ist mir erst durch die mit erkennbar viel Herzblut entstandenen Uhrwerk-Publikationen das Potential des Settings klargeworden, mit dem ich früher überhaupt nicht warm geworden bin. Dabei sind viele tolle Bände entstanden, stellvertretend möchte ich hier den großartigen Settingband Unter dem Sternenpfeiler nennen, der die enorme Vielfalt der Spielwelt verdeutlicht. Mit der Wächter des Imperiums-Kampagne ist hier zudem eine Abenteuerfolge entstanden, die sich in Sachen Epik nicht hinter den großen aventurischen Abenteuerkampagnen zu verstecken braucht, ähnliches gilt für die geniale Überarbeitung der Lamea-Kampagne, die aus einer früher unvollendeten tollen Grundidee eine nun komplett spielbare Ereignisfolge gemacht hat, mit der man sich gefühlt jahrelang beschäftigen kann. Wer zudem immer mal Pardona als Spielfigur führen wollte, dem ist dringend zu raten, mal einen Blick in Legatin des Bösen zu werfen.

Und genauso positiv möchte ich das Vertrauen hervorheben, dass Uhrwerk in die Wiederaufnahme des alten Schwertmeister-Settings gesetzt hat, womit der Kontinent Tharun nach über 20 Jahren wieder mit neuem Leben erfüllt wurde. Eigentlich kann ich mit einer asiatisch angehauchten Spielwelt nicht viel anfangen, hier aber packt mich die Idee einer deutlich unfreundlicheren Umgebung, die sich sehr von den anderen DSA-Kontinenten unterscheidet. Besonders stark umgesetzt empfinde ich dies in der Anthologie Schwerter und Giganten, die auch ein Übergangsszenario von Aventurien nach Tharun enthält.

Wie helfen?

Worauf in an dieser Stelle natürlich hinaus will, ist dass hier sicherlich für Außenstehende die größte Möglichkeit zu Solidarität und Unterstützung besteht: Wer aktuell noch seinen Abenteuerbestand aufstocken müsste, kann die Gelegenheit nutzen, im verlagseigenen Shop ein paar wirklich gute Publikationen zu erwerben, gerade für Myranor und Tharun sind eine Menge echter Schätze dabei, was sich natürlich nicht auf die oben angesprochenen Bände beschränkt. Und natürlich hat der Uhrwerk Verlag auch noch eine ganze Menge anderer Reihen in seinem Portfolio wie z.B. Splittermond oder Space 1889, die zwar außerhalb meiner Kernkompetenz liegen, über die man aber ebenfalls viel Positives hört.

Ob das allein wirklich eine Rettung des Verlags herbeiführen kann, ist natürlich höchst zweifelhaft. Aber aus familiären Erfahrungen weiß ich, wie hart eine Insolvenz ein Unternehmen und gerade die beteiligten Personen trifft, weil damit die berufliche Zukunft akut gefährdet ist. Da können auch die kleinen und großen Gesten enorm hilfreich sein. Und nebenbei kann es sicherlich nicht verkehrt sein, für die Reihen, die man selber gerne spielt oder immer schon mal ausprobieren wollte, jetzt ein Signal zu setzen, dass es sich um ein gewolltes und beliebtes Produkt handelt, schließlich steht mit der Insolvenz des Verlages wohl auch die Zukunft einiger Reihen in Frage, auch wenn dies aus bekannten Gründen in dieser Form für die DSA-Reihen nicht gilt (die allerdings gerade leider brach liegen). Und zuletzt denke ich, dass es für die gesamte Rollenspielszene in Deutschland einen Mehrwert darstellt, wenn es möglichst viele Verlage gibt, die kreativ tätig sind, denn diese Vielfalt bereichert. Und in dieser Hinsicht würde der Uhrwerk Verlag sicher sehr fehlen.

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