Rezension: Mischa, der Wolf und der Goblin

Vorbemerkung: Auch wenn DSA sicher kein Spiel ist, dass für kleine Kinder gedacht ist, gibt es in jüngerer Zeit durchaus die Tendenz, auch diese miteinzubeziehen, z.B. in Form der Kinderregeln für DSK. Explizit für die Jüngsten gedacht ist allerdings die die Kinderbuchreihe des Verlag Schwarze Ritter. Seit einiger Zeit ist nun auch der dritte Band Mischa, der Wolf und der Goblin erhältlich, wie schon die beiden Vorgänger wieder geschrieben von Hagen Tronje Grützmacher und illustriert von Rudolf Eizenhöfer. Diesmal ist der Band explizit mit dem Zusatz „ein Märchenbuch“ tituliert, was also wiederum kinderfreundlichen Lese/Vorlesestoff verspricht.

In Zahlen:

– 3. DSA-Kinderbuch

– 52 Seiten

– erschienen am 26.4. 2020

– Preis: 12,90 Euro

I. Inhalt und Gestaltung

Die Handlung ist in ein unbenanntes Dorf in Sewerien verlegt, in dem der junge Mischa mit seinen Großeltern lebt, während seine Mutter ihren Dienst als Gardistin in der bornischen Hauptstadt Festum leistet. Sein Großvater Dziadek erzählt ihm immer wieder seine Lieblingsgeschichte, die von den einst menschenfreundlichen Himmelswölfen handelt, die sich durch eine Untat der jungen Mada von den Menschen abgewandt haben. Seitdem herrscht eisige Feindschaft zwischen Mensch und Wolf. Dies festigt in Mischa den Entschluss, in die Wildnis zu ziehen, um dort einen Wolf zu finden, bei dem er sich stellvertretend für die anderen Menschen entschuldigen kann, um eine Versöhnung zu erreichen. Dies ist natürlich nur der Auftakt zu Mischas Abenteuerreise in die Wälder des Bornlands, bei der er unter anderem auf einige fremde Wesen trifft, die oft gefährlich wirken.

Wie schon bei den Vorgängern handelt es sich um ein reich illustriertes Kinderbuch, so dass sich neben dem Text auf jeder Doppelseite 1-2 Illustrationen finden. Sprache und Satzbau sind bewusst einfach gehalten, um es für kleine Kinder verständlich zu gestalten. Wann immer besondere aventurische Begriffe verwendet werden, werden diese im Text erläutert, z.B. wo Sewerien liegt oder was Nivesen sind. Auf Gewalt als Gestaltungsmittel wird verzichtet.

II. Figuren

Wie üblich in den bisherigen Kinderbüchern steht auch ein junger Aventurier im Mittelpunkt: Mischa zeigt die Welt und die dortigen Verhältnisse mit den Augen eines Kindes und entschärft somit vieles, was die Erwachsenen (oft zum Nachteil) verinnerlicht haben. So kennt er keine Vorurteile gegenüber Wesen wie Goblins und Wölfen und kann dadurch auch freundschaftliche Bande knüpfen.

Eine weitere wichtige Figur ist der Goblin Gax, der ebenfalls nicht dem Klischee entspricht, nicht künstlich dumm oder feige dargestellt wird, sondern ein treuer Begleiter für Mischa wird, selbst wenn dieser offenbar einen gefährlichen Plan verfolgt.

Da ein Teil der Handlung mit der aventurischen Sagenwelt verbunden ist, spielen auch mythische Figuren wie Mada und Liska eine Rolle, allerdings nicht in der üblichen abgehobenen Verklärtheit, sondern in einer deutlich nahbareren Variante.

III. Kritik

Natürlich muss man auch hier wieder die Zielgruppe berücksichtigen: Mischa, der Wolf und der Goblin ist keine dramatische Abenteuergeschichte mit epischen Kämpfen, Waffengerassel und furchteinflößenden Monstern. Es ist ein Kinderbuch, in dem eine deutlich harmlosere Version von Aventurien gezeichnet wird, in der die Welt weitaus weniger feindlich gezeichnet wird. So ist das Leben in einem sewerischen Dorf eher ein wenig romantisiert, anstatt dass das entbehrungsreiche Leben der einfachen Bevölkerung, die Leibeigenschaft oder die Knute der Bronjarenherrschaft thematisiert werden.

Stattdessen scheint Mischas Kindheit trotz der Abwesenheit seiner Mutter eher behütet, wird er doch von seinen liebevollen Großeltern aufgezogen. An dieser Stelle wird dann auch direkt gleich der Märchenaspekt in die Geschichte eingebracht, indem eine kindgerechte Variante der aventurischen Sagenwelt um Mada und Liska erzählt wird. Die Tragik bleibt zwar enthalten, wird aber letztlich reduziert auf die menschliche Wahrnehmung des Wolfs als Bedrohung.

Und genau dieser Gegensatz wird auf eine friedliche Art und Weise beigelegt, dazu in Form einer kleinen Heldenreise gestaltet, in der Mischa als positives Vorbild agiert, fremden Wesen mit Offenheit und Neugier begegnet und Konflikte ausgleichend auflöst. Dabei bleibt die Geschichte gerade für Kinder trotzdem spannend, weil natürlich mit dem Reiz des Unbekannten gespielt wird.

Auch als einer der ersten Schritte nach Aventurien eignet sich auch dieser Band, weil die Begriffe, die Besonderheiten der Welt ansprechen, zumeist direkt erklärt werden, allerdings im Regelfall auf 1-2 Sätze reduziert, um zu viel Komplexität und Detailfülle zu vermeiden. Trotzdem wird die Geschichte von Liska und den Himmelswölfen anschaulich erzählt, ebenso wird das Leben in Sewerien im bornischen Frühling passend transportiert, auch in Form der unterstützenden Illustrationen. Was die Tötung von Liskas Welpen angeht, so gelingt es dies zwar als tragisches Ereignis darzustellen, auf eine Ausführung der Untat Madas wird aber verzichtet. Generell wird versucht, über den gesamten Handlungsverlauf eine optimistische Sichtweise beizubehalten, was vor allem durch Mischas Glaube an das Gute in allen Wesen und durch seinen Wunsch nach Versöhnung erreicht wird, zudem geht er jeder Herausforderung offen entgegen, immer in der Haltung, dass sich die Dinge zum guten hin entwickeln werden. Ähnliches gilt für den Goblin Gax, der sich trotz der Ablehnung, die er in der Vergangenheit erfahren musste, mutig zu Mischa gesellt und für ihn einen treuen Freund darstellt, auch weil Mischa sich ihm gegenüber völlig vorurteilsfrei verhält.

Wie üblich sind auch die Sprache und der Satzbau einfach und verständlich gehalten, so dass es als Vorlesebuch oder für erste eigene Leseversuche gut geeignet ist. An einigen Stellen ist die Wortwahl nicht ganz glücklich, z.B. verbinde ich Sätze wie „Wow, das war super“ dann doch nicht mit einem aventurischen Jungen, im Ganzen sind Text und Geschichte aber gelungen.

Neben der Wortebene ist natürlich auch die bildliche Darstellung hier ein sehr dominanter Aspekt. Die schönen Zeichnungen von Rudolf Eizenhöfer sind zwar wie immer eher grob gehalten, unterstreichen aber die Märchengeschichte wiederum gut, nehmen in ihren freundlichen Farben auch bedrohliche Eindrücke etwas zurück.

IV. Fazit

Mischa, der Wolf und der Goblin ist erneut ein schönes Kinderbuch, das eine optimistische Geschichte von Freundschaft und Abenteuerlust erzählt. Passenderweise erfolgt diesmal der Rückgriff auf die aventurische Mythologie, was für einen märchenhaften Ton sorgt. Dabei ist sehr darauf geachtet worden, eine kindgerechte Sprache zu verwenden und gerade in Bezug auf Aventurien alle vorkommenden Besonderheiten anschaulich und einfach zu erläutern, wie bei den vorherigen Bänden wird der Text zudem von passenden Illustrationen begleitet.

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