Wie kommen Autoren an Abenteuertitel?

Vorbemerkung: Der Karneval der Rollenspielblogs im Juni widmet sich dem Thema Abenteuertitel. Besonders interessant erscheint mir hier die Frage, wie sich diejenigen damit beschäftigen, die häufig vor das Problem gestellt werden, einen Text mit einem passenden und möglichst ansprechenden Titel zu versehen. Also habe ich eine Reihe von AutorInnen angeschrieben und war angenehm überrascht, dass alle, die ich gefragt habe, sehr bereitwillig Auskunft dazu geben wollten und mir ein paar Antworten auf meine Fragen zukommen lassen haben. Da meine eigene Präferenz ja im DSA-Bereich liegt, sei noch angemerkt, dass es sich hier ausnahmslos um AutorInnen handelt, die auch schon etwas für Aventurien und Co. geschrieben haben.

 

Carolina Möbis

Carolina Möbis ist als Autorin vor allem für DSA – aber auch für Battletech und Earthdawn – tätig, aus ihrer Feder stammen unter anderem viele der sogenannten Heldenbreviere. Außerdem hat sie einige Zeit den Aventurischen Boten betreut, arbeitet zudem auch als Lektorin.

Dereblick: Wie kommst du als Autorin zu deinen Titeln?

Carolina Möbis: Titel finden ist für mich wie Schuhe kaufen. Entweder man hat gleich im ersten Laden sofort Erfolg oder es zieht sich, bis man frustriert aufgibt. Manchmal steht der Titel gleich zu Anfang des Projekts und bleibt dann oft auch so wie bei Duo Infernale, aber in einigen Fällen habe ich mich schwer getan und brauchte ein wenig Hilfe von außen. Bei Mehrer der Macht zum Beispiel. Das Konzept lieferte ich damals mit dem Arbeitstitel „Druidenrache“ ein, was zu Melanor und dem hinter den Kulissen agierenden Druiden Yehodan gut gepasst hätte. Doch erfuhr ich dann zu meinem Leidwesen, dass es bereits einen gleichnamigen DSA-Roman gab. Danach war Rätselraten angesagt, bis Eevie Demirtel dann auf die regeltechnisch passende Alliteration kam. Bei Der Hund von Orkendorf hingegen stand der Titel sogar noch vor dem Inhalt. Kaum sah ich das Titelbild, das Nadine Schäkel für die Anthologie Nachtgeheul gezeichnet hatte, schwebte mir ein Abenteuer im Stile des Romans Der Hund von Baskerville vor.

Dereblick: Gibt es irgendwelche Stolperfallen, die du bei der Titelfindung vermeiden möchtest?

Carolina Möbis: Eigentlich fällt mir da kein Don’t ein. Was funktioniert ist erlaubt. Vielleicht der Rat, sich nicht zu sehr an einem Ideal vom perfekten Titel festzubeißen und sich damit unter Druck zu setzen. Irgendetwas findet sich schon, und wenn man selbst gar keine Idee hat, dann gibt es noch Freunde, Bekannte und nicht zuletzt den Verlag, wo erfahrene Leute sitzen, die einem helfen können.

 

Sebastian Thurau

Sebastian Thurau ist unter den DSA-Autoren mit einer fast zwei Jahrzehnte umfassenden Vita als Schreiber fast schon ein Urgestein. Besonders hervorgetan hat er sich dabei als Autor vieler Soloabenteuer, die meisten Exemplare dieser selten gewordenen Spezies seit dem Jahrtausendwechsel stammen aus seiner Feder.

Dereblick: Wie entwickelst du die Titel für deine Abenteuer?

Sebastian Thurau: Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Die Nacht der Feuertaufe war Niko Hochs Idee, Das wispernde Herz ein Vorschlag von einem halben Dutzend, der Zoe Adamitz am besten gefallen hat. Im Wesentlichen gibt es drei Ansätze. 1) Plötzlich gibt es einen coolen Titel, dazu MUSS einfach ein Abenteuer entstehen. Das ist mir noch nicht passiert, aber ich weiß von mindestens einem Fall aus der Zeit nach Ulrich Kiesow. 2) In der Konzeptphase sammelt man schon mal Titel, wobei sich oft ein Favorit schnell herauskristallisiert.  Bei Esche und Kork gab es zum Beispiel genau einen Titelvorschlag. 3) Man schreibt einfach mal los, dann heißt die Datei zum Beispiel Söldnersolo. Beim Schreiben stellt man fest, dass der stärkste Figurentitel Der rote Schlächter ist und plötzlich durchzuckt es Autor und Redakteur und der Titel findet sich.

Sehr unterschiedlich sind auch die Kriterien, anhand derer der Titel entsteht. Es gibt mitunter Vorgaben durch Reihen, etwa Dreiworttitel (Tempel. Türme und Tavernen), Zweiwort-und-Und-Titel (Monster und Schätze) oder Titel in Strukturen wie Artikel-Farbe-Substantiv (Der rote Chor). Wenn sich eine solche Schiene durchgesetzt hat, ist man natürlich gebunden, man kann aber auch gestalten. Zum Beispiel entstand Die schwarze Eiche in einem Dokument namens Soloabenteuer. Bei der Titelsuche gab es dann einige Kandidaten, Die schwarze Eiche setzte sich aber durch, weil sie zum Cover passte. Das Cover ergab sich aus dem Setting, dazu sollte nun aber auch der Titel passen. Die Gruselburg klingt nach Kinderbuch, Die Feste der Finsternis eher nach einer Chaosritterbehausung. Die schwarze Eiche als Soloabenteuerneustart des schwarzen Auges zog zu DSA eine Analogie, hatte etwas Düsteres und bezog sich auf einen Ort, um den herum die Handlung stattfindet. (Man verzeihe mir das Abschweifen, es sollte ja um Reihenvorgaben geben.) Spannend wurde nun der zweite Teil. Als er genehmigt war, war auch der dritte Teil genehmigt, es war also klar, dass ich zwei Titel bräuchte. Im zweiten Teil ist ein zentraler Ort die blaue Tanne. Der Titel Die blaue Tanne stand im Raum, aber mir wollte kein guter dritter Titel mit Farbe und Baum einfallen, der auch inhaltlich Sinn gemacht hätte. Problematisch wäre dabei auch, dass die drei Abenteuer zur Baumtrilogie würden und das passt nicht zu den Inhalten. Also bin ich da bei den Schwarze Eiche-Titeln mit dem Griff und der Rückkehr geblieben.

Der Vampir von Havena bekam seinen Titel, weil ich abends am Fenster den Vollmond gesehen und Lust aufs Schreiben bekommen habe. Mich hat das an Wolf von Winhall erinnert, weshalb ich ein vom Setting her ähnliches Abenteuer schreiben wollte. Kurz darauf kam die Anfrage für das erste DSA5-Soloabenteuer und dann passte plötzlich alles zusammen. Ich habe dann Eevie Demirtel den Titel vorgeschlagen, woraufhin sie laut lachte und meinte, der sei so furchtbar pulpig, den müssten wir einfach nehmen. Danach kam dann Die Verschwörung der Magier, Der rote Schlächter, Die Nacht der Feuertaufe und Das wispernde Herz. Auch hier gibt es eine Reihenvorgabe, die sich für mich ergeben hat.

Grundsätzlich ist mir bei den Titel neben Einprägsamkeit, dem Wecken von Neugier, der Aussprech- und Richtigschreibbarkeit und anderen Faktoren bei vielen Titeln wichtig, dass sie neugierig machen und eine Erwartungshaltung aufbauen, ich diese dann leicht oder auch mal schwer brechen kann und man am Ende dann doch denkt: Ja, der Titel passt, er hat mich nicht belogen. Echsenjäger – wer jagt da wen? Riesige Liebe – nur große Zuneigung? Nicht immer (In den Hallen von Hartromlosch, Die schwarze Eiche), aber sehr oft spiele ich da gerne ein bisschen mit der Erwartungshaltung.

Dereblick: Gibt es bei der Titelfindung Stolperfallen, die du unbedingt vermeiden willst?

Sebastian Thurau: Vor allem darf man es in meinen Augen mit dem Brechen der Erwartungshaltung nicht so übertreiben, dass sich ein Spieler betrogen fühlt. Wenn auf dem Cover eine düstere Festung zu sehen ist, das Abenteuer auch noch Burg des Grauens heißt, dann im Abenteuer aber ein Handelskonflikt in Grangor ausgespielt wird, wobei in einem Zimmer eines der beteiligten Händler dann ein Bild hängt, das wie das Cover aussieht, dieses Bild aber nicht einmal mehr den Einsatz einer Wette darstellt, dann führt der Titel meiner Meinung nach zu sehr in die Irre. Unglücklich sind auch missverständliche Titel oder Titel, die Dopplungen und Anlehnung an bekannte Bücher haben, wenn es nicht erwünscht ist. Kritisch kann auch die Sitte sein, Titel im Internet abzukürzen. Das kann böse enden, wenn das neue Abenteuer Am rechten Säulengang Chab Hybis‘ heißt. Das Beispiel zeigt auch, dass ein Titel aussprechbar sein muss. Echsenjäger können viele sagen und schreiben, die Achazbezeichung dagegen nur die wenigsten. Manche Dreiworttitel haben das Problem, dass die Reihenfolge nicht zu dem passt, was sich im Sprachgebrauch durchsetzt. Man baue einen Titel aus den Worten, Power, Plüsch und Plunder. Die meisten treffen dabei nicht den Titel des Systems, wenn sie über PP&P reden. Schließlich muss man sich auch bewusst sein, dass Titel Versprechungen aufgrund ihrer Art machen. Die Metzelfeste des Todes passt zu einem OSR-System, Die Liebe der Lärchen unter dem Herbstmond suggeriert keinen Dungeoncrawl und Pistolenpiet pustet plüschige Powerpuper um! schreit so laut nach Satire, dass es einfach nicht zu einem ersten System passen mag. Es kann solche Brüche geben, aber da muss man sich sehr bewusst sein, warum man es macht. Andere Stolpersteine können dann auch noch durch Konkurrenzprodukte entstehen. Eine Spielhilfe mit dem Namen Katakomben und Drachen halte ich für DSA eher ungeeignet, weil ich da an die Kinderversion von D&D denken würde.

Dereblick: Als langjähriger Autor: Gab es schonmal besondere Schwierigkeiten, einen Titel zu finden?

Sebastian Thurau: Eigentlich nicht, auch wenn man sich an manche Titel gewöhnen muss. Die größte Schwierigkeit gab es, weil ich einen Titel hatte, ihn aber nicht nehmen konnte. Nach Die schwarze Eiche sollte Im Schatten der schwarzen Eiche und Die Rückkehr zur schwarzen Eiche kommen. Im Schatten eines Baumes fand ich als Bild toll und es überträgt sich auch gut auf die Handlung des Abenteuers. Der Titel stand für mich, aber ziemlich zeitgleich sollte ein anderes Abenteuer erscheinen: Im Schatten des Elfenbeinturms. Auch ein toller Titel, aber die Dopplung ist offensichtlich. So wurde der zweite Teil zu Im Griff der schwarzen Eiche. Auch solche Probleme können auftreten.

 

Christian Nehling

Christian Nehling ist seit 2014 als Autor für DSA tätig, aus seiner Feder stammt unter anderem das Heldenwerk Ein Fest für die Augen, zudem hat er an einigen Spielhilfen wie dem Aventurischen Pandämonium und dem Aventurischen Herbarium mitgearbeitet.

Dereblick: Worauf achtest du, wenn du einen Titel für ein Abenteuer finden sollst?

Christian Nehling: Ist mir der Zieleinlauf – das Finden eines passenden Abenteuertitels – geglückt, lehne ich mich lächelnd und entspannt zurück. Die Gestaltung ist wie eine kleine Reise, manchmal ein gemütlicher Spaziergang nach Erleuchtungen oder ein längerer Weg mit Staus und Ausweichrouten. Der Titel trägt in seinem Rucksack einige Aufgaben, die er zu erfüllen hat. Eine tiefe Verbindung zum Inhalt und Thema des Abenteuers halte ich für wichtig, ohne direkt zu spoilern oder auf andere Erwartungen schließen zu lassen. Wer „Zyklopenspieße“ anbietet, verzichtet besser auf ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Marasfladen“. Unserem Gedächtnis gefallen eher kurze und/oder knackige Überschriften als Schachtelsätze im Cicero-Stil. Titel mit mehrfacher Bedeutung besitzen für mich eine extra Portion Charme. Diese ermöglichen Spielleitern und Spielern beim Lesen, Erleben und Rückblick verschiedene Assoziationen. Im Heldenwerkabenteuer Ein Fest für die Augen sind beispielsweise die relevanten Aspekte „Schönheit und Festivität“ enthalten. Zudem trifft man die speziellen „Augen“ im Finale. Dieser Titel gefiel mir schon zu Beginn des Abenteuers und änderte sich im Prozess nicht mehr. Bei anderen Publikationen hat mich mein Notizbuch mit einer Auswahlliste unterstützt. Dazu erhielt ein Klebezettel jeweils ein passendes Schlagwort, was zu wilden und teils amüsanten Kombinationen führte.

Dereblick: Gibt es bei der Titelfindung etwas, was du unbedingt vermeiden möchtest?

Christian Nehling: Neben den vorweggenommenen Inhalten möchte ich mich von zu ähnlichen Titeln, insbesondere aus dem DSA-Universum, fernhalten. „Klauenspuren“ erinnert mich an Krallenspuren und fällt dem Rotstift zum Opfer. „Grauen aus der Tiefe“ doppelt sich mit Grauen aus dem Nebel sowie Schrecken aus der Tiefe. Insofern gestaltet sich die Titelsuche in einigen Fällen schwerer als ursprünglich angenommen. Eine Eingabe in Google oder Amazon hilft ebenfalls weiter, um eine unbewusste Nähe in Bezug auf Filme, Serien oder Romane zu umgehen.

 

Jochen Willmann

Jochen Willmann hat als Autor für den Uhrwerk Verlag unter anderem an einigen Abenteuern und Spielhilfen zu Myranor gearbeitet. Aktuell ist er als Chefradakteur für die Memoria Myrana verantwortlich.

Dereblick: Worauf achtest du, wenn du einen Titel für einen Rollenspieltext entwirfst?

Jochen Willmann: Das ist unterschiedlich. Während bei einer Spielhilfe der Titel bereits sehr viel über den Inhalt verraten darf, sollte man sowas bei einem Abenteuer tunlichst vermeiden.

Dereblick: In welcher Phase eines Schreibprozesses entsteht bei dir ein Titel?

Jochen Willmann: Als erstes gibt es eine Idee, die einen Arbeitstitel bekommt. Manchmal gefällt mir der Arbeitstitel bereits so gut, dass er zum finalen Titel wird. Ansonsten wird erst mal an der Idee gearbeitet und während dessen kommt dann der endgültige Titel zu Stande.

Dereblick: Gerade in der Memoria sind ja auch schonmal sehr exotische Titel dabei, mit denen man als Leser nicht auf den ersten Blick etwas anfangen kann. Ist das aus deiner Sicht eine Stärke eines Settings, das nicht so detailliert beschrieben ist oder ein Nachteil, weil damit nicht alles sofort griffig wirkt?

Jochen Willmann: Ich kann die exotischen Titel weder als Stärke noch als Nachteil sehen. Ich weiß auch nicht was du genau mit ‚exotisch‘ meinst. Die Titel der Abenteuer ‚Per Aspeda Ad Nubibus‘ oder ‚Ohne Shinxir’s Hilfe‘ zum Beispiel sollen ja auch nicht gleich alles über den Plot verraten, aber das kann man in jedem Setting machen. Für Spielleiter des jeweiligen Settings ist es aber von Vorteil, wenn er bereits im Titel etwas liest, dass er nur diesem Setting zuordnen kann. Wir haben aber natürlich auch viele komplett neue Ideen in der Memoria Myrana, wodurch ganz neue Bezeichnungen entstehen, die auch der eingefleischte Fan noch nicht kennen kann.

 

Heike Wolf

Heike Wolf ist als Autorin sehr erfahren, hat nicht nur einige Abenteuer und Romane zu DSA veröffentlicht (wobei sie sich sowohl in Aventurien als auch in Myranor verewigt hat), sondern auch einige historische Romane. Aktuell schreibt sie unter anderem an einem Projekt für Splittermond.

Dereblick: Wie entwickelst du einen Titel für ein Abenteuer bzw. einen Roman?

Heike Wolf: Ich habe meistens einen Arbeitstitel, der entweder gleich schon gut passt (wie „Rabengeflüster“ oder „Spielsteine der Götter“) oder von vornherein darauf ausgerichtet ist, später ersetzt zu werden. So hießen die Rabenbücher lange „das Al’Anfa-Ding“ oder Der Bernsteinbund war „der Hanse-Roman“. Wenn das Buch dann fertig ist, suche ich nach einem Titel. Bei den Rabenbüchern war von vornherein klar, dass sie in einer Reihe mit Rabengeflüster und Rabenblut stehen und daher auch „Rabentitel“ haben sollten. Dazu habe ich Freunde befragt und auch selbst eine lange Brainstormliste angelegt. Am Ende ging es einerseits um den Klang, aber auch darum, dass der Titel noch nicht existierte. Und mir war wichtig, dass er zum Inhalt passt. Gerade beim zweiten Band, Rabenbund, ist der „Bund“ vielseitig interpretierbar, was mir gut gefiel. Rabenerbe passt beim ersten aber auch sowohl zu Said, als auch zu Esmeraldo und Amato.

Ein Titel-Brainstorming mache ich eigentlich immer, wenn ich vorher nur einen ungenauen Arbeitstitel habe. Dabei kristallisiert sich recht bald heraus, in welche Richtung es gehen soll (Stimmung, Einwort- oder Mehrworttitel, zentrales Motiv wie „Raben-“ oder Bernstein …). Am Ende fällt die Entscheidung dann meist im Einvernehmen mit dem Verlag.

Anders war es bei mir bislang bei Abenteuertiteln. Da habe ich meistens sehr früh einen Titel gehabt, der bis zum Ende geblieben ist. Das liegt aber auch daran, dass ich nur einen Bruchteil der Zeit an Abenteuern sitze, die ich für einen Roman aufbringe, und es mir da irgendwie leichter fällt, etwas Schmissiges aus dem Ärmel zu schütteln.

Dereblick: Gibt es Stolperfallen, die du dabei zu vermeiden versuchst?

Heike Wolf: Auf jeden Fall. Ein Titel sollte nach Möglichkeit nicht schon vergeben sein. Das muss auf jeden Fall überprüft werden. Dann sollte der Titel kein dummes oder unpassendes Wortspiel enthalten. Und dann war mir bei den historischen Romanen sehr wichtig, dass der Titel nicht „Die XXY-in“ lautete, wie es eine Zeit lang bei allen historischen Romanen der Fall war. Außerdem versuche ich unbedingt zu vermeiden, dass der Titel etwas anderes suggeriert als drinsteht. Das passiert leider auch immer wieder, vor allem bei großen Verlagen, wenn das Marketing viel Einfluss hat und der Meinung ist, dass bestimmte Titel sein müssen, damit sich etwas verkauft (das war vor zehn Jahren aber noch viel schlimmer, inzwischen scheint sich das wieder etwas beruhigt zu haben). Und ich versuche nach Möglichkeit, Verwechslungsgefahren zu vermeiden. Bei den Rabentiteln bleibt das nicht aus, aber das ist nicht schlimm, weil die inhaltlich eh alle zusammengehören und äußerlich so unterschiedlich sind, dass da keine Missverständnisse aufkommen.

Dereblick: Wie findet die Kommunikation mit einem Verlag einen Titel betreffend statt?

Heike Wolf: Bislang war es immer so, dass man erst mal mit einem Arbeitstitel gearbeitet hat. Der auch auf dem Vertrag als „AT“ vermerkt war und das Werk erst mal bezeichnet hat. Je näher dann der Erscheinungstermin rückt, desto wichtiger wird die Frage nach dem endgültigen Titel. Im Idealfall hat man Zeit dafür, wenn es nicht gut läuft, wird die Titelsuche sehr hektisch.

Bislang wurde ich immer nach Vorschlägen gefragt, die ich dann eingereicht habe. Vom Verlag kam dann zurück, was man gut fand (oder was in der Vertreterkonferenz als gut empfunden wurde bei größeren Verlagen). Oder es kam ein Alternativvorschlag. Das ist z.B. bei „Der Bernsteinbund“ geschehen, weil alle Vorschläge nicht gepasst haben. Wir (der Lektor und ich) haben dann noch hin- und herüberlegt, und am Ende habe ich den Aspekt eines „Bundes“ noch als Klammer in den Roman eingebaut, damit es zum Titel passt. Also der umgekehrte Weg als der, den ich bevorzuge. Aber ich hatte immer ein Mitspracherecht.

 

 

Ich danke Heike Wolf, Carolina Möbis, Christian Nehling, Sebastian Thurau und Jochen Willmann ganz herzlich dafür, dass sie mir so bereitwillig Auskunft erteilt haben!

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