Ein Ausflug ins Klemmbausteineland

Vorbemerkung: Als das Thorwal-Crowdfunding gut angelaufen ist, hatte Ulisses recht geheimnisvoll ein besonderes Ziel zur Freischaltung für die 100.000 Euro angekündigt. Weil ich mir eher etwas im Printbereich erhofft hatte, war ich ziemlich irritiert, als sich besagtes Ziel sich dann als Umsetzung einer Thorwal-Otta in einer Noppensteinversion entpuppte. Dabei habe ich über die Art der Ankündigung sogar meinen Unmut geäußert. Merchandise ist schlichtweg etwas, mit dem ich mich nicht anfreunden kann, vor allem dann, wenn es gegenüber dem eigentlich Spielkern in den Vordergrund gestellt wird.

Somit entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ich im Rahmen eines DSA-Quiz beim Jahresrückblick-Stream von Hinter dem Auge (der übrigens sehr unterhaltsam war) einen Bausatz von eben jener Otta gewonnen habe, den mir Kai von Vier Helden und ein Schelm als Preisspender netterweise zugeschickt hat. Und wenn ich unverhofft doch zu dem guten Stück gekommen bin, will ich es mir umgekehrt auch nicht nehmen lassen, auch dazu eine kurze Rezension zu schreiben, womit quasi noch meine Bastlerpremiere ansteht.

Und dabei lernt man immerhin auch noch einiges, handelt es sich doch mitnichten um das, was ich bisher als Lego-Modell bezeichnet hätte. Mittlerweile gibt es offenbar neben dem Markführer aus Dänemark auch noch viele Anbieter, die Klemmbaumodelle anbieten. Die Otta stammt von der Firma BlueBrixx, mit der Ulisses in diesem Bereich kooperiert.

In Zahlen:

– Maße: Länge: 40cm, Breite 20cm, Höhe 28cm

– 686 Teile

– Preis: 44,95 Euro

– 127 Seiten Anleitung

I. Inhalt und Aufbau

Die Box kommt als schlichter Pappkarton daher, die gut 700 Teile sind in mehreren kleinen Tüten verpackt, dazu finden sich noch das Stoffsegel und ein paar Aufkleber. Eine Anleitung liegt nicht bei, stattdessen kann man sich diese auf der Homepage von BlueBrixx herunterladen.

Viele kleine Teile

Auf über 120 Seiten wird dann der Aufbau Schritt für Schritt erläutert. Dabei wird ausgesprochen kleinschrittig vorgegangen, auf jeder Seite ist immer nur ein kleiner Bauschritt enthalten, wobei zunächst die Steine gezeigt werden, die man für den gezeigten Abschnitt benötigt, dazu wird im Bild gezeigt, wo man diese in welcher Anordnung anbauen soll.

So wächst nach und nach das Schiff: Man beginnt mit dem Sockel, woraufhin dann die lange Basis des Schiffs entsteht, woran man dann den Bug mit dem Drachen und das Heck befestigt. Anschließend konstruiert man die beiden Seiten, die man an den Rest des Schiffes anbaut. Hier steht die größte Kleinarbeit an, da hier an der Seite kleine Teile wie die Schilde und die Ruder hinzugefügt werden. Die Schilde erhalten zur Dekoration noch kleine Aufkleber.

Zuletzt wird der Mast zusammengebaut. Auch hier muss man etwas Fingerspitzengefühl beweisen, da am Ende noch das Segel befestigt wird, das zur Stabilisierung noch mit einigen Fäden versehen wird, die u.a. im Segel eingefädelt werden müssen und dann am Schiff festgeknotet werden.

II. Kritik

Also ein wenig fühlt man sich schon in die Kinderzeit erinnert, es ist mindestens 25 Jahre her, dass ich das letzte Mal sowas zusammengebastelt habe. Und dabei merkt man auch, dass sich in dem Sektor mittlerweile einiges getan hat, da waren auch jede Menge Teile dabei, die ich noch nicht kannte und die vor allem dafür sorgen, dass die sichtbaren Teile außen nicht klobig wirken, sondern glatt.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die schmucklose Aufmachung in dem einfachen Pappkarton ohne irgendwelche Abbildungen, zudem hat mich das Fehlen einer gedruckten Anleitung etwas irritiert. Eine kurze vergleichende Recherche mit entsprechenden Lego-Modellen bringt mich aber zur Erkenntnis, dass dies vor allem damit zu tun haben dürfte, einen halbwegs normalen Preis dafür aufrufen zu können. Die dänischen Modelle sind nach meinem Verständnis im Abgleich exorbitant teurer.

Die Anleitung selber ist sehr eingängig und verständlich. Etwas nachteilig hat sich allerdings die Farbgestaltung erwiesen. Im Wesentlichen haben die Steine der Otta vor allem zwei Brauntöne, wovon einer etwas heller, der andere dunkler ist. Diese beiden kann man in der Anleitung nur scher auseinanderhalten, hier musste ich öfter nochmal umständlich reinzoomen, um den Unterschied zu erkennen.

Die Bauschritte sind gut erläutert, so dass sogar ein absoluter Anfänger wie ich gut folgen konnte. Manchmal erscheint mir lediglich die Baufolge nicht ganz logisch. So sind beispielsweise die beiden Seiten des Schiffs spiegelverkehrt völlig baugleich, so dass es aus meiner Sicht einfacher gewesen wäre, diese parallel zu konstruieren, anstatt nacheinander, wie es die Anleitung vorsieht. Zudem ist es ungünstig, dass erst am Ende die Aufkleber auf die Schilde geklebt werden sollen, also wenn diese bereits am Schiff befestigt sind. Erledigt man dies vor dem Einbau, ist das eine deutlich weniger wackelige Angelegenheit.

Das Endresultat sieht aus meiner Perspektive wirklich nett aus, die Aufkleber und vor allem der große Wal auf dem Segel lassen die Otta auch eindeutig als DSA-Schiff identifizieren. Allerdings muss man ganz klar darauf hinweisen, dass es sich wirklich nur um eine Modell handelt. Das Schiff ist tatsächlich nur dazu geeignet, um es sich in den Schrank oder die Vitrine zu stellen. Als Spielschiff für Kinder ist es z.B. völlig ungeeignet, da es viel zu instabil ist. Es gibt jede Menge Stellen, die nur sehr locker am Schiff befestigt sind und die sofort abfallen, wenn man sie auch nur leicht berührt. Ganz offensichtlich fehlen an mehreren Stellen stabilisierende Teile. Grundsätzlich ist das legitim, allerdings erschwert das auch den Aufbau immens, da sich zwischenzeitlich immer wieder Teile lösen, wenn man während des Aufbaus daran ruckelt, weil man andere Teile am Schiff befestigt. Das lässt das Ganze doch ein wenig zu einem Nervenspiel werden, für das man ein gewisses Maß an Geduld mitbringen sollte. Wenn man Teile aus einem vorherigen Bauabschnitt versehentlich durch zu viel Bewegung wieder verloren hat, muss man nämlich hin und wieder auch ein paar Schritte in der Anleitung zurückgehen, um nachvollziehen zu können, wie diese ursprünglich befestigt waren. Das Modell ist doch zu komplex, als dass alle Aufbauschritte ohne Anleitung intuitiv erschließbar sind.   

III. Fazit

Ganz grundsätzlich muss ich schon sagen, dass es mal wieder Spaß gemacht hat, ein wenig mit Klemmbausteinen zu basteln und im Endresultat sieht die Otta auch hübsch aus. Wer also Spaß an solchen Dingen hat, für den mag sich das bestimmt lohnen. Für mich gilt allerdings, dass ich mir das Schiff definitiv selbst nicht gekauft hätte, auch wenn der Preis offenbar für heutige Verhältnisse völlig in Ordnung zu sein scheint. Nach wie vor ist das eine Art von Merchandising, die ich für mich nicht unbedingt brauche. Umgekehrt muss man aber auch sagen, dass hier ja keine Kapazitäten von Ulisses selbst verwendet werden, da mit BlueBrixx ja ein spezialisierter Partner für die Umsetzung sorgt. Was das konkrete Modell angeht, sollte aber auch jeden Fall für die Zukunft noch mehr Wert auf Stabilität gelegt werden, die vielen lockeren Teile erschweren den Aufbau unnötig. Da wir hier weitab von Dingen sind, mit denen ich mich auskenne, verzichte ich natürlich auf irgendeine Form von Punktewertung.           

3 Kommentare

  1. Lange kein Lego mehr gekauft? 🙂
    Ich hab mal eine mittelgroßes StarWars-Raumschiff gekauft, und mußte es beim Zusammenbau öfters drehen (auf den Kopf und zurück); auf die Idee muß man erstmal kommen – früher baute man von Unten nach Oben.
    Aber das Ergebnis sieht genial aus – und es gibt verdammt viele neue Teile, die ich gern früher gehabt hätte.
    Viel Spaß mit deiner Otta.

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