Rezension: Auf Schusters Rappen

Vorbemerkung: Das DSA-Jahr gestaltet sich bislang in der Publikationsdichte ausgesprochen abwechslungsreich, weil nicht nur verschiedene Medien bedient werden (zuletzt ja auch wieder einmal ein Computerspiel), sondern auch verschiedene Produzenten (neben Ulisses auch noch der Heyne Verlag und Fanpro) umtriebig sind. Demnach soll es heute auch wiederum um einen anderen Sektor gehen, nämlich den Hörspielbereich, für den sich Winterzeit Audiobooks verantwortlich zeigt. Hier sind wir mittlerweile bei Auf Schusters Rappen angekommen, dem 3. Teil der 3 Staffel der Reihe um Gundar Gemmenschneider und seine Gefährten.

I. Inhalt

Weiterhin befindet sich die Gruppe in Punin und wird in die seltsamen Ereignisse um die Untergrundbande Schwarze Tulpe verwickelt, bei denen magisch Einfluss auf Personen genommen wird und diese zu Schaden kommen. Konkret begleiten sie nun Filoens alte Freundin Milailee nach Madasee, wo diese ein junges Mädchen namens Jadell, das verfolgt wird, in eine geheime Zuflucht bringen will. Dabei scheint es so, als könne man mit dieser Mission gleichermaßen die Tsa-Kirche als auch den Marbiden-Orden als Fürsprecher gewinnen. Zusätzlich schließt sich ihnen auch wieder der Scharlatan Rastafan an. Schon auf der Anreise wird schnell deutlich, dass Milailees Sorgen um Jadell nicht unbegründet sind, sondern Verfolger sich auf ihre Fersen gesetzt haben. In Punin gibt es zudem Fälle von verschwundenen Personen, darunter auch Lumino, der Verlobte von Alinnes Freundin Yasmina.

II. Figuren

Recht eindeutig handelt es sich diesmal um eine Ensemble-Folge, so dass aus der Riege der bekannten Protagonisten niemand besonders herausragt. In einigen kurzen Auseinandersetzungen beweisen sich die Freunde allerdings als bewährte Truppe, die die meisten Gegner mit vereinten Kräften (durch die Schlagkräftigkeit von Gundar und den beiden thorwal´schen Geschwistern sowie Alinnes und Filoens Magie) zurückschlagen kann. Weiterhin undurchsichtig erweist sich Rastafan, der plötzlich auftaucht und sich als Weggefährte nach Madasee anbietet.

Das große Mysterium stellt allerdings die junge Jadell dar, die sich ausgesprochen schweigsam gibt, deren Kräfte die anderen aber schwer beunruhigen, zumal sie nicht genau einordnen können, um was für ein Wesen es sich bei dem Mädchen genau handelt.

Einen kurzen, aber durchaus denkwürdigen Auftritt hat erneut der Blutalrik, der seinem Ruf als die Unterweltgröße Punins absolut gerecht wird und der seinen Schergen im Falle eines Scheiterns keine Zugeständnisse macht und nicht bereit ist, Versagen zu dulden.

III. Kritik

Weiterhin gilt das erste Lob einmal mehr der Stimmigkeit in Bezug auf Aventurien. Die Details der Folge sind auch diesmal gut recherchiert. Das gilt gleichermaßen für den großen Schauplatz Punin als auch für den Zielort Madasee. Letzterer wird mit seinen elfischen Wurzeln gut beschrieben und passt demnach auch als Ort mysteriöser Geschehnisse. Für Punin hat man sichtbar sogar auf die Kleinigkeiten gesetzt, wenn z.B. Alinne von dem berühmten Schauspieler Omer Shadif und seinen Auftritten auf der Yaquirbühne schwärmt oder man den Klatsch und Tratsch der Metropole dem Boulevard-Blatt Yaquirblick entnehmen kann. Das sind Details, die nicht-DSAler nicht verschrecken und umgekehrt Leuten, die das Spiel seit vielen Jahren kennen, wiedererkennbare Bestandteile des Settings bieten. Man fühlt sich somit weit mehr in Punin, während in den beiden vorherigen Staffeln z.B. Gareth eigentlich kaum erkennbar gewesen ist. In dieser Hinsicht leistet die Autorin Kristina Lohfeld gute Arbeit und wird diese – wie dem Booklet zu entnehmen ist – erfreulicherweise auch in der folgenden Staffel weiterführen.  

Positiv sind außerdem vor allem die Nebenfiguren zu erwähnen, die neben der altbekannten Truppe unvorhersehbare Elemente einbringen. So ist sowohl bei Rastafan als auch Milailee die endgültige Agenda noch nicht zu erschließen, gerade ersterer könnte sich immer noch als wertvoller Verbündeter oder auch als verräterischer Schurke entpuppen. Jadell hingegen stellt schon in ihrer Identität ein Mysterium dar. Einzig bei Ragna ist mir in dieser Staffel noch nicht ganz klar, welche Rolle sie spielt, derzeit ist sie nur die zweite Thorwalerin der Gruppe mit einem ähnlich aufbrausendem Temperament wie ihr Bruder und einem Hang zu wildem Rumgefluche und impulsiven Handlungen, sie hebt sich darin aber nicht sichtbar von ihm ab und somit fehlt mir der Mehrwert.

Während mich Figuren und Setting weitgehend überzeugen können, plätschert die Geschichte ein wenig zu sehr vor sich hin. Sicherlich werden einige durchaus spannende Fragezeichen aufgeworfen, z.B. nach den Geheimnissen der oben genannten Figuren oder nach dem, was die Schwarze Tulpe mit ihrem irrationalen Treiben wirklich beabsichtigt. Allerdings kommt wenig Bewegung in die Ereignisse und trotz zweier Kämpfe wirkt die Reise nach Madasee relativ schnell abgehakt und wirft eben mehr neue Fragen auf, als dass sie zusätzliche Erkenntnisse bringt. Mir erschließt sich z.B. nicht, warum man nach der Enthüllung von Jadells Identität nicht versucht, mehr über sie in Erfahrung zu bringen, sondern einfach nach Punin zurückgekehrt. Hier würde ich mir für die zweite Staffelhälfte mehr Dramatik und mehr Bewegung wünschen, z.B. dass die Gruppe langsam erfasst, welchem Geheimnis sie genau auf der Spur ist.

Wie schon seit Beginn der ersten Staffel ist die technische Seite des Hörspiels absolut tadellos, es macht schlichtweg Spaß, den guten und hochprofessionellen Sprecher*innen zuzuhören, gleiches gilt für Soundeffekte und Musikuntermalung.

IV. Fazit

Auf Schusters Rappen führt den guten Eindruck der Staffel in ihrer Machart nahtlos fort, das gilt sowohl für die technischen Aspekte als auch für die vielen stimmigen Details, mit denen man Punin ausgeschmückt hat. Inhaltlich könnte die Geschichte allerdings deutlich mehr Dramatik gebrauchen, hier geht es mir etwas zu gemächlich zu.

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