Rezension: Aventurische Hexenzirkel

Vorbemerkung: Aventurische Magie ist in letzter Zeit in offiziellen Publikationen vor allem in ihren regelseitigen Aspekten ein Thema gewesen, durch die Veröffentlichung des Grimorum Cantiones und des Kodex der Magie. Im Scriptorium Aventuris findet sich jetzt aber auch eine Spielhilfe zu einem Spezialthema, bei der eher der erzählerische Hintergrund im Vordergrund steht. Aventurische Hexenzirkel hat auch deswegen meine Aufmerksamkeit erregt, weil es sich bei dem Autor mit Anton Weste um einen der erfahrensten DSA-Autoren handelt.

In Zahlen:

– 32 Seiten (+ die Karte der Tanzplätze der Hexenzirkel)

– erschienen am 10.4. 2023

– Preis: 4 Euro für den Download im Scriptorium Aventuris

I. Aufbau und Inhalt

Die Spielhilfe besteht aus einer Aventurien-Karte, in der die Tanzplätze der bekannten Hexenzirkel bzw. Großzirkel des Kontinents eingezeichnet sind und aus einem 30seitigen Heft, das dann die spielrelevanten Informationen über Hexenzirkel enthält.

Dabei werden zunächst allgemeine Merkmale erläutert, u.a. die Gruppengröße, die sich an magischen Zahlen orientiert oder die Funktion der meist weiblichen Zirkelvorsteherinnen und Festköniginnen. Dann wird explizit auf den zentralen Treffpunkt eingegangen, den Tanzplatz, wo in regelmäßigen Abständen alle Mitglieder zusammenkommen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das gemeinsame Brauen der Flugsalbe, denn nur hier erhält man die Salbe, mit der man sein Flugobjekt auch wirklich flugfähig werden lassen kann. Die Besonderheit ist, dass es sich um ein Ritual handelt, das nicht allein gewirkt werden kann, sondern die Kraft vieler Hexen benötigt. Bei der Hexennacht ist es durchaus auch möglich, dass Gäste anwesend sind, wofür einige Beispiele angeführt werden.

Folgend werden in einer Auflistung von A-Z die bekannten Hexenzirkel vorgestellt. Jeder Zirkel erhält dabei eine Kurzbeschreibung, u.a. mit der groben Mitgliederanzahl, dem Treffpunkt  und möglicherweise bekannten Zirkelvorsteherinnen. Übergeordnet existieren zusätzlich auch noch 12 Großzirkel, die im Regelfall mit einer Großregion identisch sind, z.B. Aranien oder dem Bornland und in denen etwa alle zwei Jahre mehrere Hexenzirkel zusammentreffen. Diese werden geführt von Oberhexen und haben unter anderem die Funktion, ein gemeinsames Handeln zu entwickeln, wenn größere Bedrohungen anstehen. Auch hier werden die einzelnen Großzirkel jeweils kurz stichwortartig beschrieben, dazu kommt noch eine Schilderung, die sich mit vermuteten Großzirkeln auseinandersetzt.

Als konkrete Hilfe wird noch darauf eingegangen, welche Kulturen die Profession Hexe kennen (getrennt nach DSA4.1. und DSA5). Zudem gibt es eine kleine Auflistung von Abenteuern (durch alle Editionen hindurch, vom Klassiker Im Zeichen der Kröte bis hin zum ersten Heldenwerk Hexenreigen), in denen Hexenzirkel eine Rolle spielen. Der Band endet mit einigen Quellenangaben, in welchen Publikationen man nähere Angaben findet, um sich vertiefend zu informieren.

Die Spielhilfe ist durchgängig mit Illustrationen versehen, wobei es sich um eine Mischung aus Scriptoriumsinhalten und aus alten Gemälden handelt, die Motive enthalten, die entweder Hexen darstellen oder zu den Textinhalten passen.  

II. Kritik    

Ich bin ja nach wie vor eher ein klarer Regelmuffel. Die zuletzt erschienenen Magiepublikationen haben mir zwar nachhaltig vor Augen geführt, wie groß die Bandbreite an aventurischen Magiewirkern und deren Möglichkeiten ist, in der Summe finde ich das allerdings immer sehr erschlagend. Und viel zu oft kommen mir im Vergleich zu den Regelkomplexen die beschreibenden Hintergrunde etwas zu kurz. Dabei halte ich gerade sie für die eigentliche Stärke von DSA mit seiner großen Vielfalt an unterschiedlichen Angeboten. Aus dieser Warte heraus gefallen mir Publikationen wie diese natürlich sehr, in denen regelunabhängig die entsprechenden Fakten prägnant zusammengefasst werden und mit denen man sich einen guten Überblick über einen Spezialkomplex verschaffen kann.

Das Ziel der Spielhilfe ist eindeutig, einen groben Überblick über die einzelnen Hexenzirkel Aventuriens zu geben. Die Relevanz dessen wird durch die Angabe noch mal bestätigt, dass diese Zirkel nach den Magiergilden die größte Vereinigung von Magiewirkern in Aventurien sind. Spielrelevante Angaben erhält man dabei über die allgemeine Struktur eines solchen Zirkels und die regionalen Schwerpunkte bzw. überregionalen Vereinigungen in den Großzirkeln. Diese Fakten sind für eine Spielleitung ausgesprochen nützlich, z.B. wenn man festlegen will, wo sich der nächste Hexenzirkel befindet oder wenn man ungefähre Angaben über eine Hexennacht oder einen bestimmten Zirkel benötigt.

Was man nicht erwarten kann, sind detailliertere Texte, die Angaben sind nicht dazu gedacht, dass man für die Hexenzirkel eine größere NSC-Riege oder eine konkrete Schilderung des Tanzplatzes erhält. Ebenso wenig wird jeder Hexenzirkel mit einer ausführlichen Agenda versehen. Das ist aber auch gar nicht der Anspruch der Spielhilfe. Dafür sind allerdings die Quellenverweise enthalten, mit denen man auf die Publikationen verwiesen wird, in denen man die entsprechenden Details erhalten kann (so man denn über sie verfügt). Selbstverständlich hätte ich mich über eine Scriptoriumsversion des vor vielen Jahren einmal angekündigten Hexenbandes gefreut, aber das ist hier nicht das Ziel, könnte aber natürlich eine mögliche Grundlage dessen darstellen, v.a. ist es eine nützliche Erstinformation bzw. Recherchehilfe.

Die Texte sind, der Erfahrung des Autors entsprechend, gut und informativ geschrieben und die die Quellen sind – wie angesprochen – sauber aufgeführt. Die Illustrationen wirken durch den Mix von klassischen Gemälden und Illustrationen aus dem Scriptorium etwas uneinheitlich, passen aber thematisch gut zum Inhalt.

III. Fazit

Aventurische Hexenzirkel ist eine nützliche Spielhilfe, in der Überblickswissen über Hexenzirkel gut und anschaulich aufgearbeitet ist, so dass sie von einer Spielleitung genutzt werden kann, um sich entsprechend über diese Vereinigungen zu informieren. Detailwissen ist jedoch nicht enthalten, allerdings ist das auch nicht das Ziel des Heftes. Wie immer bei Scriptoriumsinhalten verzichte ich allerdings auf eine Wertung.