Es ist einsam geworden…

Vorbemerkung: Wie man sich wahrscheinlich vorstellen kann, ist jemand, der Rezensionen schreibt, auch jemand, der solche Texte gerne liest. Bei mir hat das schon als Jugendlicher anfangen, dass ich in Zeitungen, Zeitschriften und später dann im Internet gerne Kritiken zu Büchern, Filmen und Spielen gelesen habe. Nicht unbedingt, weil ich mich gerne von anderen Meinungen leiten lasse oder weil ich diese gar als Kaufanregung verwendet habe. Eher ist es so, dass ich es spannend finde, andere Meinungen mit meiner eigenen zu vergleichen, was ich auch für eine Form des Austauschs halte. Als ich vor fast 10 Jahren angefangen habe, DSA-Rezensionen zu schreiben, war das auch insofern noch auf breiterer Basis möglich, da es noch eine ganze Reihe weiterer Projekte gab, die einen ähnlichen Fokus hatten. Leider ist das mittlerweile anders, aktuell fehlt mir genau dieser Austausch immer deutlicher.

Was gab es früher?

Zuvorderst ist hier das alte Flaggschiff für Neuigkeiten rund um DSA zu nennen. Vor 10 Jahren kam man um Nandurion kaum herum, eine Gruppe von emsigen Schreiber*innen boten dort News, Spielmaterial und eben auch Rezensionen, in denen sich Abenteuer, Spielhilfen und Co. bis zu 9 Einhörner als Qualitätssiegel verdienen konnten. Dabei ging es durchaus auch humorig zu, zudem gab es hin und wieder auch sogenannte Dispute, in denen mehrere der Nanduriaten ihre Meinungen abglichen, was immer dann besonders spannend war, wenn unterschiedliche Auffassungen aufeinandertrafen. Leider hat das Teamprojekt in den letzten Jahren unruhigeres Fahrwasser bekommen und es gibt nur noch wenige Artikel im Jahr, gerade Rezensionen sind dort ausgesprochen rar geworden (die letzte ist im Dezember 2022 erschienen).

Ebenfalls früher sehr aktiv in Sachen DSA war die österreichische Seite Weltenraum, wo regelmäßig Besprechungen zu finden waren. Diese Seite ist auch immer noch sehr aktiv, der Fokus hat sich aber offensichtlich verschoben, Aventurien ist nur noch sehr selten ein Thema, die letzte Rezension zur Thorwal-RSH Die Gestade des Gottwals ist vom März 2022 datiert.

Gleiches gilt für die Teilzeithelden, die als Newsportal für fantastische Inhalte weiterhin ein guter Anlaufpunkt sind und in breit gefächerten Themenkomplexen sehr regelmäßig Artikel produzieren. Nur scheint sich in der dortigen Redaktion niemand mehr mit einem DSA-Faible zu finden, Die Zähne des Kaimans vom Januar 2022 stellen den bisherigen Endpunkt dar.  

Extrem fix im Anfertigen von DSA-Rezensionen war bis vor einigen Jahren Neue Abenteuer. Hier wurden oft schon wenige Tage nach dem offiziellen Erscheinen Produkte besprochen. Das hat sich allerdings 2016 geändert, als es einen offen ausgetragenen Disput mit Ulisses gegeben hat, an dessen Ende der Entschluss der Seitenbetreiber stand, künftig keine DSA-Produkte mehr zu besprechen. Eine Ausnahme stellten eine Zeitlang die Heyne-Romane zur Phileasson-Saga dar, aber auch hier stammt die letzte Rezension zu Echsengötter aus dem August 2020.

Ähnlich gelagert ist der Fall auch bei Orkenspalter TV. Nach vielen Jahren der engen Verbindung zu Ulisses hat es auch hier offenbar Probleme im Binnenverhältnis gegeben. Zwar werden dort immer noch ab und an DSA-Produkte besprochen, bei weitem aber nicht mehr in derselben Häufigkeit wie früher (auch wenn DSA dort weiterhin ein Thema ist, allerdings vornehmlich im Bereich von Spielrunden-Streams).   

Auch Arkanil hat die Blogschreiberei im Vergleich zu früher in den letzten Jahren nur noch sehr unregelmäßig betrieben, gerade im DSA-Bereich ließ sich aber auch hier eine immer größer werdende Distanz erkennen, vornehmlich nach dem Editionswechsel hin zu DSA5.

An dieser Stelle lassen sich sicher noch viele weitere Projekte nennen, die auch DSA-Besprechungen hatten oder haben, allerdings eher wenige, bei denen dies in der Regelmäßigkeit stattgefunden hat, wie bei den oben genannten. Manche gibt es auch schlichtweg nicht mehr. Dabei gab es durchaus auch kuriose Varianten, z.B. den Rezensionsblog, bei dem erste von 10 Punkten immer schon abgezogen wurde, bloß weil die DSA5-Abenteuer keine Nummer mehr hatten wie ihre DSA4-Pendants.

Was gibt es noch?

Sehr regelmäßig werden DSA-Produkte nach wie vor beim Ringboten besprochen, wobei ein Schwerpunkt sich in den letzten Jahren auf die Heldenwerke verschoben hat. Tatsächlich handelt es sich damit – neben meinem Blog – um die einzige regelmäßige Anlaufstelle für Textrezensionen.

Ebenfalls weiterhin eine Institution ist das DSA-Forum, das ja neben einem allgemeinen Diskussionsbereich auch über Rubriken für Spielhilfen, Abenteuer und Romane verfügt. Diese werden auch relativ regelmäßig gefüttert. Allerdings handelt es sich hier eben um Blogeinträge, die sehr individuell verfasst wurden (und auch von vielen unterschiedlichen Nutzer*innen), demzufolge keine Einheitlichkeit in Länge, Stil und auch bei den gewählten Schwerpunkten aufweisen. Umgekehrt findet sich hier natürlich ein breiteres Meinungsbild, abgebildet in den gesammelten Bewertungen, auch in Form von Punktvergabe. Ergänzend kann man hier auf den DSA-Metascore verweisen, der Rezensionen und Wertungen sammelt.

Hinzu kommen natürlich noch gängige Plattformen wie z.B. Amazon, die ebenfalls DSA-Produkte vertreiben. Auch hier gilt natürlich, dass es an Einheitlichkeit fehlt, zudem muss man dort natürlich auch die kommerziellen Hintergründe berücksichtigen, handelt es sich ja in der Regel um Kaufrezensionen.

Auch im Social media-Bereich gibt es natürlich immer wieder auch qualitative Anmerkungen, allerdings sind diese oft sehr kurz und somit wenig ausdifferenziert. Hier existiert zudem etwas das Problem der Flüchtigkeit, indem solche Beiträge ja in der Flut von täglichen Texten schnell nach unten rutschen und somit oft auch schwer zu lokalisieren sind.    

Fazit

Sicherlich gibt es noch die eine oder andere Anlaufstation, die ich hier vergessen oder insgesamt bislang übersehen habe (vor allem solche, die eher unregelmäßig schreiben oder senden). Trotzdem merkt man aus meiner Sicht deutlich, dass die Aktivität in den vergangenen Jahren auf dem Rezensionssektor extrem zurückgegangen ist. Während es vor 10 Jahren noch erwartbar war, dass ein neues DSA-Abenteuer oder eine Spielhilfe halbwegs zügig 2-4 ausführlichere Rückmeldungen erhalten hat, passiert heute in dieser Hinsicht sehr wenig. Auch wenn ich diese Fahne natürlich gerne hochhalte, empfinde ich das als ausgesprochen schade. Einerseits natürlich, weil ich meine eigenen Meinung nach wie vor gerne mit der von anderen abgleichen würde. Zum anderen – und das halte ich für deutlich relevanter – weiß ich, dass gerade Autor*innen solche Rückmeldungen als sehr wertvoll ansehen und es bedauern, wenn sie quasi ohne Resonanz schreiben. Und nicht zuletzt halte ich es auch für eine wichtige Möglichkeit, dem Verlag Feedback zu liefern über die Zufriedenheit (oder eben Unzufriedenheit), die ein Produkt bei den Spieler*innen erzeugt. Natürlich gebe ich mich nicht der Illusion hin, dass ein Rollenspielverlag sich ausschließlich von außen leiten lässt (das würde ich sogar als eher inkonsequent empfinden). Aber ich glaube schon, dass eine breitere Basis an Resonanz mehr Effekt hat, als wenn nur wenige Einzelpersonen sich zu Wort melden.

Abseits davon halte ich eine aktive Szene für wichtig, was im Prinzip auf DSA ja in vielen Bereichen durchaus zutrifft, nimmt man z.B. gerade den kreativen Sektor, in dem viel Fanmaterial entsteht, z.B. Abenteuer, Spielhilfen. Kurzgeschichten oder sogar ganze Romane. Dasselbe würde ich mir verstärkt auch wieder für den Rezi-Sektor wünschen. Warum es sich so ausgedünnt hat, ist schwierig zu bewerten, anscheinend hat es mit veränderten Interessenslagen zu tun, mitunter auch mit Konflikten/Unzufriedenheit in Bezug auf den Verlag oder die Publikationsstrategie. Für Blogs gilt dabei natürlich auch, dass es sich fast schon wieder um ein Format handelt, das als nicht mehr modern gilt. Zugleich kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man ein gewisses Maß an Arbeit hineinstecken muss, wenn man eine Rezension anfertigen will, die dem rezensierten Gegenstand auch gerecht werden kann. Dazu gehört am Anfang die Lektüre, dann das Einordnen in die selbstgewählten Kriterien und ein Ausloten von Stärken und Schwächen, dazu eben die Erstellung der Rezension selbst, was in meinem Fall in der Regel einen Text von 2-5 A4-Seiten bedeutet, zuletzt folgen Überarbeitungen und das Korrekturlesen, nach der Veröffentlichung noch das Setzen einiger Verlinkungen. Je nach Länge des zu rezensierenden Produkts bedeutet das, viele Stunden zu investieren. Mir bereitet das immer viel Spaß und deshalb würde ich das auch nicht als Arbeit ansehen. Aber ich kann verstehen, dass so ein Prozess und der damit verbundene Aufwand Leute auch abschrecken können.

Selbstverständlich wäre das auch eine Frage, die ich gerne an meine Leser*innen weitergeben würde, also ob es auch aus ihrer Sicht ein Defizit an Rezensionen gibt bzw. unter welchen Voraussetzungen man selbst Rückmeldungen zur Qualität von Produkten geben würde und an welchen (digitalen) Orten bzw. in welchen Formaten (Vlogs, Blogs, Foreneinträge etc.).      

53 Kommentare

  1. Früher gab es da doch auch noch diesen Schelm, der immer mal wieder mit Rezensionen in seinem Blog versuchte, den Pile-of-Shame der ungelesenen DSA-Publikationen abzubauen. Seitdem der faule Kerl aber das Schreiben mehr oder weniger an den Nagel gehängt hat und sich praktisch nur noch auf YouTube rumtreibt, bleibt nur noch der unermüdliche Engor als Anlaufstelle für fundierte, wohlfeil formulierte und pünktlich wie das Uhrwerk eines Vinsalter Eis erscheinende Rezensionen. Danke dafür von einem treuen schelmischen Leser!

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  2. Auch wenn ich aus DSA schon länger raus bin, verfolge ich dein Blog weiterhin und lese auch immer wieder deine Rezensionen – vor allem zu Kampagnen und Quellenbänden, zu Einzelabenteuern eher weniger, wenn sie nicht gerade ein spektakuläres Thema haben. Deinen Retro-Check empfinde ich ebenfalls als sehr bereichernd.
    Ja, Blogs sind wohl kein „modernes“ Medium mehr. Genauso geht es seit Jahren ja auch mit Foren abwärts zugunsten von Discord – was ich sehr schade finde. Ein Grund ist aber sicher auch der, den du gleichzeitig als Qualitätsmerkmal genannt hast: in einem Blogbeitrag steckt potentiell ein Vielfaches der Arbeit, den man in einen eher Chat-artigen Discord-Beitrag (oder andere social media) steckt. Das macht sie aber gleichzeitig in meinen Augen auch besonders erhaltenswert – auch die langfristige Sichtbarkeit ist ein riesiger Pluspunkt in meinen Augen. Und wenn es um reine Informationen geht, ist jeder Text jedem Video oder Podcast haushoch überlegen.
    Also, Liebe für Blogs! Zum Glück sind wir noch nicht SO alt, dass dieses Format in den nächsten Jahren mit uns aussterben muss, wenn wir das nicht wollen…

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    1. Aber vor allem für beinharte Fans, denn, die Tiefe der Infos ist für den Gelegenheitsspieler kaum zu erfassen und/oder nicht wirklich interessant.

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      1. Nee, ich bin eigentlich eher ein Gelegenheitsspieler und kein großer Fan von Personen-Fandoms

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      2. Hi Roland,

        wobei die Nachrichten ja über neue Produkte informieren, da ist die Infotiefe nicht wirklich groß, eher breit und umfassend 🙂

        Bei den Fantalks ist es mal so, mal so. Wobei ich gerade die Idee für einen Fantalk habe, der v.a. Neulinge und Gelegenheitsspieler anspricht – was würde dich persönlich denn da interessieren oder ansprechen?

        Und der Podcast – auch wenn es ihn lange nicht gab – hat einfach einen Überblick über News aus der Community geboten.

        Also sooo tief gehen wir inhaltlich gar nicht, das kann Engor auch viel besser 🙂

        Gernot von Hinter dem Schwarzen Auge

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      3. Gernot, freut mich, von Dir zu lesen!
        Ich kann Dir gar nicht genau sagen, vielleicht liegt es auch an mir, dass ich DSA inzwischen fast als eigenen Fan-Kosmos sehe, der ein wenig um sich selbst kreist und den der Verlag mit Event-Veröffentlichungen füttert.
        Ich wüsste im Moment z.B. nicht, wie ich als „Außenstehender“ für mich gute DSA-Abenteuer finden sollte, die ich ohne große Vorarbeit in „mein Aventurien“ einbauen könnte. Für mich ist weniger der Aventurienkontext wichtig, als Thema, Form und Aufbereitung.

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      4. Hallo Roland,

        das mit dem eigenen Kosmos ist und war sicher schon immer so 😉

        Für die meisten DSA-Spieler ist Aventurien natürlich DAS Argument. Aber ich denke, man kann auch vieles spielen, ohne sich eng an den Kanon zu halten. Hierbei dürfte es wichtig sein, bei Rezensionen und Co „zwischen den Zeilen“ zu lesen – also statt „wie gut ist das DSA-Abenteuer?“ eher auf „Wie gut ist die Story für sich?“ herauszulesen 🙂

        Oder auch gezielt im Discord und Co danach zu fragen (und alle Posts zu „so spielt man aber DSA nicht“ zu ignorieren, die kommen werden 😉 )

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    2. Völlig richtig, Gernot leistet da sehr gute und wertvolle Arbeit. Der News-Bereich ist bei DSA auch umgekehrt ein ausgesprochen ergiebiger Sektor, da gibt es u.a. mit Hinter dem Schwarzen Auge, Nuntiovolo und Vier Helden und ein Schelm eine Reihe von Anlaufstellen, die sehr regelmäßig neue Inhalte bieten. Rezensionen sind aber kein Bestandteil von HdSA. Allerdings gibt es dort regelmäßig Fantalks, in denen natürlich auch über Produkte und deren Qualität gesprochen wird.

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    3. Vielen Dank für das Lob 🙂

      Wobei wir ja keine Rezensionen machen, die Engor hier vermisst. In den Fantalks und bei Aventuria ist er ja sogar ab und zu dabei 😉

      Gernot von Hinter dem Schwarzen Auge

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  3. Hallo Engor. Ich bin treuer Leser deiner Rezis und habe seit Jahren keine verpasst. Zum Teil lese ich auch noch die ganz alten, wenn ich mich mal wieder mit einem der Abenteuer befasse. Zumeist lasse ich mir deine Texte entspannt vorlesen und arbeite dabei weiter. Ganz großes Danke erstmal von mir dafür.

    Auch ich habe gemerkt, wie schwer es ist, über deinen Blog hinaus, noch inhaltlich wirklich fundierte Rezis zu aktuellen DSA-Publikationen zu finden. Da würde ich mir zwar mehr wünschen, aber eigentlich reichen mir auch deine Texte, da sie ja nicht nur deine Meinung, sondern auch erstmal einen ausführlichen inhaltlichen Überblick bieten. Zwar teile ich deine Meinung häufig nicht so ganz, aber sie ist stets interessant.

    Was das Kommentieren angeht, so würde ich mich auch gerne häufiger melden, aber deine Rezis sind so brandaktuell, dass ich vieles schlicht noch nicht gelesen habe. Und wenn ich dann mal eine Spielhilfe oder ein Abenteuer gelesen bzw. gespielt habe, verspüre ich nicht mehr so den Drang meine Meinung unter deinen Text zu schreiben, weil dieser schon irgendwo tief in den Archiven verschwunden ist. Ich habe nicht das Gefühlt, dass das noch jemanden interessiert bzw. jemand liest, was ich nachträglich beizusteuern hätte.

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  4. Es ist aber generell sehr viel ruhiger geworden im Netz bzgl. Rollenspielen, oder? Gerade nach einer langen Pause fällt auf, dass man unterm Strich soooo viel irgendwie gar nicht verpasst hat.
    Ich bleibe weiterhin Blogfan und lese diesen hier, obwohl ich seit ca. 3 Jahren nicht ein einziges Mal DSA gespielt hab. Stimme RPGnosis da völlig zu.

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  5. Ich lese Rezensionen prinzipiell gerne. Mich wundert auch dass es so wenige gibt in der letzten Zeit.

    Zuerst schaue ich persönlich gerne bei Amazon nach und finde dort gut dass sie gebündelt an dieser Stelle zu finden sind. Viele machen sich allerdings keine Mühe dort groß eine Rezension zu verschriftlichen, sondern bewerten das Produkt nur mit Sternen. Das finde ich persönlich zu wenig.

    Selbst habe ich dort auch schon zwei Rezensionen hinterlassen, aber nur weil ich das Prodult wirklich gut fand und es gerne pushen wollte. Für ein schlechtes Produkt hätte ich mir die Mühe nicht gemacht.

    Für mich persönlich macht die Bewertung oder das Schreiben einer Rezi aber keinen Spaß. Deswegen mache ich es kaum.

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  6. Danke, dass du die Fahne hoch hältst. Explizit von mir, dem (Gast-) Autoren der letzten Nandurion Rezi.
    Ich glaube, ein Faktor, der mit hineinspielt ist so eine gewisse „Einheitlichkeit“ der aktuellen Edition. Im Vergleich zu früheren Editionen unterliegen DSA-5 Abenteuer relativ engen Standards. Sie sind fast immer gleich lang 15 Seiten, 60 Seiten oder 120 Seiten, Kampagnen haben fast immer 6 Bände, sie haben ein durchgehendes Art-Concept, sie folgen fast der gleichen Politik der Platznutzung (namentlich „das Abenteuer muss komplett für sich stehen“) sie haben fast alle eine 3-Akt Struktur, sie haben fast alle ein sehr gutes Lektorat….
    Das heißt nicht, dass es keine Unterschiede zwischen ihnen gibt, aber die Ähnlichkeiten sind doch stärker als z.B. in DSA4.
    Gleichzeitig wurden auch plottechnisch noch wenige Themen angesprochen, die genug gravitas mit sich bringen, dass ihre Umsetzung als kontrovers gilt. DSA 4 kannte ja so Debatten wie „Ich glaube ja nicht, dass jemand ikonisches, wie Haffax auf DIESE WEISE zuende erzähl lt wird.“ oder „Warum ist der Mittelreichelische Bürgerkrieg eine Railroad und der Horasische eine Sandbox?“ DSA 5 war bis jetzt sehr vorsichtig, Dinge anzufassen, die Leuten emotional nicht gefallen könnten und wenn es sie anfasst, dann meistens auf eine immer gleiche Weise, nämlich in dem Regional-Abenteuern zur RSH.
    Ich erlebe, dass diese eher einheitliche Art, an Abenteuer heranzugehen dafür sorgt, dass viele Leute entweder sagen „Ich mag DSA 5“ oder „Ich mag DSA 5 nicht“ aber relativ wenig Leute sich hinsetzen und sagen „Ich fand Offenbarung des Himmels“ weniger gut, als „Das Geheimnis des Drachenritters“.
    Sehr häufig sind es ja auch die individuellen Kritikpunkte eines Abenteuers, die aus der übergreifenden Struktur herrühren. Z.B. war ein häufiger Kritikpunkt von Sternenträger 3 (u.a. von Orkenspalter TV) dass in den ersten beiden Abschnitten zu wenig passiert, die Sandbox im dritten aber zu schlecht ausgearbeitet ist. Aber das geht natürlich nicht anders, wenn alle Abschnitte ähnlich lang sein müssen. Sehr gelobt wurde an mehreren Stellen, wie gelungen die Illustrationen bestimmter Bände sind. Aber auch das ist ja nicht bei individuellen Band so, sondern liegt am gelungen Gesamtkonzept.
    Das heißt übrigens nicht, dass ich es gut finde, dass es so wenig Rezensionen gibt, ich sitze selbst gerade mal wieder an einer (und überlege gerade an einem eigenen Blog), es gibt aber ein paar mehr „emotionale“ Hürden, bevor man sich an sich an eine aktuelle DSA Rezi setzen kann…

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  7. Zuallerst danke für deine Rezensionen, die ich fast immer lese, Engor. Ich
    nutze sie als einen von mehreren Hinweisen darauf, ob ich einem
    DSA-Abenteuer meine Aufmerksamkeit widme. Meistens ist mein
    Rezensionsfokus bei Abenteuern, da mit anderen Produkten auch andere
    Erwartungshaltungen einhergehen. Zum Bsp. müsste eine Regionalspielhilfe
    schon sehr schlecht sein, damit ich sie bewusst nicht anschaue, wenn ich
    dort ein Abenteuer leiten will. Also grundsätzlich habe ich selbst den
    Blickwinkel der Spielleitung, die Abenteuer aussucht. Wenn ich schon von
    Anfang aufgrund der Region oder Stichworten zum Inhalt ahne, dass ich es
    selbst spielen möchte, lese ich natürlich möglichst wenig darüber und dann
    ist die Endnote relevant.

    Rezensionen zu schreiben ist tatsächlich viel Aufwand und den bin ich
    nicht so oft bereit zu leisten. Grob kann ich für mich sagen, dass ich für
    so einen 160-Seiter mit gewissenhaftem langsamem Lesen inklusive Notizen
    nebenher machen, Rezensionstext verfassen und auf Blogformat bringen an
    die 20 Stunden benötige. Das ist sehr viel Zeit, in der man auch ein
    mittelgrosses Abenteuer spielen bzw. leiten könnte.

    Verrisse die aus der Hüfte geschossen für ein paar schnelle Lacher in
    Foren abgekippt werden, kann ich nicht ernst nehmen. Wer sich mit den
    Texten auseinandergesetzt hat und ähnlich wie eine SL auch den Kontext
    weiss, der erkennt schnell, was Mumpitz ist in den Beiträgen und was
    nicht. Rezensionen wie hier sind schlicht eine andere Nummer und
    eigentlich kaum zu ersetzen. Für manche können das Videos leisten, für
    mich ist aber ein schnell durchsuchbares Medium wie digitaler Text um
    Längen besser.

    Zu den genannten Projekten kann ich zumindest ein bisschen kommentieren,
    was ohnehin öffentlich bekannt ist: Marc ist schon eine ganze Weile nicht
    mehr bei den Teilzeithelden und damit ist die vermutlich tragende Säule
    der DSA-Rezensionen dort nicht mehr vorhanden. Von Nandurion sind z.B.
    Thorsten und Josch längerfristig auf die Verlagsseite gewechselt, d.h. im
    Lektorat und auch als Autoren tätig. Andere von dir Genannte habe ich
    ebenfalls eingeladen ihre Sichtweise hier beizutragen.

    Dabei fiel mir auf, dass natürlich auch nicht alle Rezensenten gleich
    ticken und z.B. nicht alle den Austausch suchen. Für mich war es auch
    immer ein guter Teil intensivere Beschäftigung mit dem Produkt, unabhängig
    von Meinungen anderer.

    Mit der Zuversicht, dass es auch künftig lesenswerte Beiträge geben wird,
    schließe ich einen für mich viel zu langen Kommentar 🙂

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  8. Ich selbst rezensiere immer wieder DSA-Kram in meinem Blog. Da ich die Bücher nicht nur lesen, sondern auch soweit möglich spielen will, reicht die Zeit meist nur für eine oder zwei Rezensionen pro Monat. Und eine Rezi hat überschaubare Besucherzahlen, keine hunderte Leser pro Text.
    Außerdem finde ich es schade, mich nur auf ein System zu beschränken. Ich lese deine Rezension gern, Engor, wenn auch nicht alles. Die Schwarze Katze interessiert mich z.B. nicht.

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  9. Jaja, das waren noch Zeiten…
    Auch auffällig das keine Rezi mehr in WikiAventuria erscheinen; speziell zu DSA5 – ist doch so toll, oder sind die DSA5er nur faul?
    Seit dem großen Forenchrash wird des mit jedem Jahr ruhiger in der Szene, keine gute Werbung. Aber zum Glück bist du noch da – dem sachlich und nachvollziehbar. Kein Video kann eine genaue schriftliche Rezi ersetzen – außer sie wird vorgelesen.
    Danke.
    (Du scheinst zudem noch ein Sammler – oder RPG-Händler – zu sein, des es fehlte bei dir bisher kein neues Produkt; was zudem auch hilfreich bei der Auswertung deiner Rezis ist.)

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      1. Tja, der erging es dir ähnlcih wie mir beim DereGlobus, denn zu dme Zeitpunkt hatte ich DSA abgebrochen und im Keller verstaut … und es dann wieder herausholte und die Lücken ersetzte.
        Naja, bei all den Rezi – und Kosten – käme ja auch ein RPH-Händler in Frage; als Sammler hab ich mich nie gesehen … seltsam 🙂

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    1. Hallo, letztes Jahr habe ich viele DSA5-Produkte auf WikiAventuria gepostet, aber ich hatte immer den Eindruck, dass es eher toleriert als honoriert wurde. Ich habe es letztes Jahr zusammen mit ein paar anderen in einen passablen Zustand gebracht und aufgehört. Jetzt gibt es wieder große Lücken und es sieht nicht so aus, als ob die alten Moderatoren Interesse hätten.

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      1. Tut mir leid, dass ich dich bis jetzt nicht gesehen habe Aurelion.
        Vergleiche das Wiki mit Engors, ich verwende hauptsächlich Wiki Aventurica:Moderatorenportal/Änderungslisten Neue Dataien „Cover“

        jes lyck

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      2. Danke für deine Antwort. Gar kein Ding, ich war ja auch sehr spät dran. Die Cover sind tatsächlich ein wunder Punkt. Das ist mitunter das einzige, was ich nicht ergänze, weil mir nicht klar ist, wie das lizenztechnisch läuft. Ich mach mich mal schlau und ziehe das grade, wenn es nicht so wild ist. Bring dich ruhig auch selbst ein, wir würden uns freuen – ja, auch die alten Käuze 😉

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  10. Hi Engor,
    sehr schöner Blogpost. Als Nanduriat ein kurzes persönliches Statement: Rezis zu schreiben setzt für mich voraus, dass man emotional berührt ist. Ich persönlich verfasse Rezis vor allem dann, wenn ich sehr begeistert bin oder eher enttäuscht; ich also etwas mitzuteilen habe.
    Den stetigen Strom an Neuerscheinungen zu kommentieren, fällt mir persönlich schwer, denn es fehlt oftmals an Zeit, das Material wirklich zu sichten und zu würdigen.

    Ich habe in den vergangenen Jahren selbst Rollenspielprodukte veröffentlicht, u.a. für HeXXen 1733. Seither hat sich meine Perspektive stark verändert: Es steckt UNFASSBAR viel Herzblut, Schweiß und Tränen in so einer Publikation, für die oftmals auch das Arbeits- und Familienleben etwas auf der Strecke bleibt. Wenn ich eine solche Publikation beurteile, dann habe ich den Anspruch, sie komplett durchdrungen und verstanden zu haben, um den sehr emsigen Macher*innen eine grundlegende Wertschätzung zukommen zu lassen, weil ich nachvollziehen kann, was die durchgemacht haben.

    Da ich gleichzeitig in den letzten Jahren eine latente handwerkliche und inhaltliche Abwärtsspirale bei DSA-Produkten registriert habe (insbesondere den Regionalspielhilfen), möchte ich außerdem nicht in den Ruch kommen, unerbittliche Verrisse zu schreiben. Mangelhafte Produkte sind in den seltensten Fällen auf inkompetente Mitarbeiter*innen zurückzuführen, sondern situativ bedingt. Darauf einzuschlagen wäre polemisch, auch wenn es Klicks bringt.

    Aus allgemeiner Nandurion-Sicht kann ich zumindest konstatieren, dass gegenwärtig ein gutes Dutzend Rezensionen bereitliegen, wir aber in den letzten Jahren davon abgekommen sind, jede Veröffentlichung auf Teufel komm raus und so schnell wie möglich zu kommentieren, sondern lieber Langzeiterfahrungen mit den Spielhilfen einfließen zu lassen. Beispielsweise arbeite ich seit fast einem Jahr an meiner Rezension für „Banner der Treue“. Dieses komplexe Werk verdient tatsächlich eine ebenso komplexe Betrachtung.

    Für mich heißt rezensieren, dass ich eine Spielhilfe oder ein Abenteuer nicht einfach durchgelesen, sondern in der heimischen Spielrunde aktiv bespielt habe, bevor ich mich an eine Bewertung setze.
    Dass die Taktzahl an Rezensionen und Kolumnen dementsprechend geringer ausfällt, liegt in der Natur der Sache. Dass die entsprechenden Blogposts von den Nandurion-Kolleg*innen dafür Hand und Fuß haben, ist die positive Seite der Medaille. 😉
    LG
    Raphael (Thorus84)

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    1. Was du schreibst, kann ich natürlich voll nachvollziehen, man muss einen Weg finden, Rezensionen so anzufertigen, dass man auch hinter ihnen stehen kann. Und wenn das Kriterium gewählt wird, dass man auf Basis einer Spielerfahrung werten will, dann braucht es eben viel mehr Zeit. Für mich ergibt sich nur daraus der Nachteil, dass aktuelle Besprechungen so quasi wegfallen, also zeitnah nach einer Veröffentlichung darüber gesprochen werden kann. Gerade beim Beispiel von „Banner der Treue“ ist ja dann sogar der Extremfall vorhanden, dass der Autor mittlerweile gar nicht mehr für DSA schreibt.
      Und Blogs leben natürlich auch von der Frequenz von Artikelveröffentlichungen. Wenn ich zu lange nichts schreibe, geht die Zahl der Leser*innen auch drastisch nach unten und neue Artikel werden dann plötzlich weniger wahrgenommen. Das ist dann die Kehrseite der Medaille. Nandurion wurde z.B. früher von mir täglich angeklickt, in froher Erwartung von neuen Artikeln. Heute erfahre ich oft Tage später, wenn sich nach Wochen oder Monaten mal wieder etwas getan hat. Das finde ich eben in der Entwicklung absolut schade, weil das für mich früher DIE Institution schlechthin für DSA war (das ist jetzt nicht als Vorwurf gemeint, sondern schlichtweg eine Tatsache, die ich sehr bedaure).

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  11. Was ich noch mitbekomme, seitdem der Würfelheld an Bord ist gibt es in fast jeder Folge ein bis zwei DSA-Rezis in der Medienschau des nerdigen & niveauvollen Trashtalk Podcasts.
    Da wurdest du Engor, passend zum Thema hier, letztens übrigens sehr gelobt für deine fleißige Arbeit!

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    1. Da bin ich tatsächlich neulich erst durch eine Verlinkung drauf gestoßen, mit Podcasts kenn ich mich nur begrenzt aus. Es gelingt mir aber irgendwie nicht, gezielte Zusammenfassungen über die Einzelthemen einer Folge zu finden und damit auch an die Informationen zu kommen, was dort z.B. für DSA besprochen worden ist.

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  12. Persönlich finde ich immer schade dass man vorhandene Rezensionen oft mühsam suchen muss. Mal ist ein Produkt in diesem oder jenem Blog rezensiert worden, mal in diesem oder jenem Forum besprochen, mal bei Amazon, mal bei drivethrurpg mal an anderer Stelle.

    Hilfreich fände ich und sicherlich auch gut für die Szene, wenn die Rezensenten zB ihre Texte auch bei Amazon hinterlegen würden mit Hinweis dass der Text aus dem eigenen Blog XY ist. Das machen manche bereits im Brettspielbereich. Da schauen viele zuerst und kaufen auch oft auch. Und so generiert man dann auch Aufmerksamkeit für den eigenen Blog und die Rollenspielprodukte selbst.

    Wäre das nicht auch ein Ansatz für dich? Denn so bekommst du sicher eine größere Leserschaft wenn auch über einen Umweg.

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    1. Ich muss zugeben, dass ich mich mit Amazon sehr schwer tue, ich bemühe mich, deren Dienste nur im Ausnahmefall zu nutzen.
      Ich weiß auch nicht, ob das für ein Spezialthema wie DSA der richtige Ort zur Bündelung ist. Dafür nutze ich meist das Wiki aventurica, auf den Seiten für einzelne Produkte werden auch die Rezensionen gesammelt und verlinkt.

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  13. Als PnP-Redakteur bei Teilzeithelden fühle ich mich durch den Beitrag direkt angesprochen. Auch und gerade deshalb, weil ich einige Produkte für DSA rezensiert habe.
    Es stimmt, dass Teilzeithelden weniger DSA Bücher rezensiert, weil diejenigen, die sich mit DSA auskannten, weitergezogen sind.
    Ich selber bin zwar Aventurien herzlich verbunden, verfolge die Erscheinungen, kaufe und lese einige Bücher, aber ich rezensiere sie nicht.

    Das hat zwei Gründe.
    Zum einen der Auswahlprozess für Artikel. In der Rollenspielszene gibt es eine unendlich große Auswahl an Themen, zu denen etwas geschrieben werden kann. Aus Zeitgründen wird dann oft ein Thema herausgepickt, dass mir als Autor am Herzen liegt. Das macht unsere Themenauswahl sehr willkürlich und unzusammenhängend.

    Zum Zweiten, für DSA erscheint, im Vergleich zu anderen Systemen, sehr viele Produkte. Dazu werden auch recht schnell Rezensionen geschrieben, gedreht und eingesprochen. Sprich, DSA Produkte bekommen schon recht viel Aufmerksamkeit. Ein weiterer Beitrag ergibt zwar eine differenzierte Meinung, macht aber keinen großen Unterschied. Tatsächlich halten sich die Klickzahlen für DSA-Artikel in Grenzen. Neben den oben erwähnten Blogs sind und wollen die Teilzeithelden keine DSA Experten sein. Es ist unser Anspruch, einen breiten Überblick über die Rollenspielszene abzubilden.
    Der letzte, sehr subjektive, Grund ist, dass DSA nie mein favorisiertes System war und sein wird.

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    1. Danke für den Einblick: Das ist natürlich bei größeren Seiten, die multithematisch sind, nochmal ein ganz anderer Aspekt, wenn man schauen muss, für welche Systeme man Schreiber*innen hat und für welche nicht. Und Klickzahlen sind natürlich auch ein relevanter Bereich, die stellen ja auch eine Rückmeldung dar, was diejenigen, die mitlesen, interessiert.

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  14. Tja, da die alten Nandurion-Zeiten erwähnt werden lockt es auch mich hinter meinem inzwischen sehr gemütlich vor sich hinglosenden Ofen weit außerhalb vom alten „Nerdpol“ hervor. Ich wüsste nicht, wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal mein altes Nandurion-Pseudonym verwendet hätte.

    Zunächst einmal meinen Dank und meine Bewunderung, Engor, für dein unermüdliches Bearbeiten von so vielen Neuerscheinungen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie du das machst, aber ich finde es den Hammer. Ich bin ein stiller, gelegentlicher Leser deines Blogs. 🙂

    Vor 10 Jahren (oder noch länger) gehörte auch ich einmal zu den sehr aktiven Rezensent*Innen für DSA-Produkte und damit ist schon lange bei mir Schluss. Ich habe nach längerem Nachdenken über deinen Befund – den ich teile – drei persönliche Ursachen zu benennen versucht, warum ich vor langer Zeit schon raus bin.

    Zunächst einmal wäre da das Leben, das einen weiter nimmt. Mein berufliches Engagement wurde zu diesem Zeitpunkt von Jahr zu Jahr umfangreicher (ich bin Lehrer) und auch sonst kamen neue Hobbies hinzu. Ich hatte zunehmend weniger Zeit mich im – ebenso legendären – Nanduriaten-Chat einzuschalten und es dauerte immer länger, bis ich Texte abgeben konnte. Oder lange Spielhilfen sauber durchlesen. Irgendwann zog ich die Konsequenzen und beendete meine Zeit dort. Ohnehin ging gerade die Generation, die mich eingelernt hatte nach und nach.

    Zweiter Grund: Die Kritik. Meine eigene, unsachliche, gefühlsgesteuerte und manchmal zügellose Art zu kritisieren. Ja, ich habe sogenannte „Verrisse“ geschrieben, wenn ich Sachen Mist fand. Manche fanden mich bissig und witzig (wenn man meinen manchmal fiesen Humor teilte), andere hassten diese „unsachliche“ Art ein Produkt zu thematisieren. Das betraf z.B die erste Version der Historia, ein paar DSA-Musik-CDs oder den ganzen DSA-Sexkram, der zum Ende hin ein bisschen hip wurde. Ich habe an genau dieser Stelle auch von mir so gelesene versteckte oder offene Sexismen scharf kritisiert (die 2023 so ganz bestimmt nicht mehr gedruckt werden würden), dafür wurde ich aus meiner Sicht ziemlich scharf angegangen – vor und hinter den Kulissen. Ich fand die Vorwürfe teilweise berechtigt – Herzblut von Autor*Innen – teilweise nicht statthaft – Geschäftsschädigung – aber letztendlich vor allem dann die Arbeit nicht mehr der Mühe wert, etwas zu schreiben, so lange ich nicht (aufrichtig) loben konnte. Und leider fand ich noch immer, dass es viel anzukreiden gibt, und ich war nicht der Typ, um dies diplomatisch zu tun. Es hätte mir auch so keinen Spaß gemacht. Also ließ ich das Geschäft irgendwann bleiben.

    Dritter Grund: DSA5 rockt(e) mich nicht. Weder von den Regeln und vor allem noch weniger von der Produktstrategie und dem ständigen Crowd-Gefunde mit X Legacy-Goals (gut, ehrlicherweise war ich bei der Havena-Geschichte mit am Start und fand die auch super.) Niemals hätte ich unter diesem grundsätzlichen Bias im Blick auf die aktuelle Edition mit dem Rezensions-Geschäft weitermachen können, vor allem im Hinblick auf meine vermutlich laut aus mir heraussprudelnde Kritik an allem Möglichen. Alleine über gestiefelte Katzen könnte ich vermutlich ganze Kübel von säuerlicher Meinung auskippen – und das sollte man mit Katzen nicht machen, also war es wohl besser, Vibarts Voice zur Ruhe zu setzen. Und nicht mehr zu rezensieren.

    Mein eigener Weg raus aus der DSA-Netz-Community ist sicherlich sehr individuell, aber wer weiß – vielleicht gibt es ja ehemalige mit einer ähnlichen Vita oder Motiven. DSA selbst habe ich nie den Rücken gekehrt. Ich spiele einmal die Woche (DSA3!111!), kann das mit einem brechend vollen Rollenspiel-Regal sicherlich bis in die einsetzende Demenz hinein tun und gelegentlich kaufe ich mir sogar im Rollenspielladen einen neuen Regionalband. Und finde es das schönste Hobby der Welt.

    Jedenfalls war es schön, hier auch mal wieder den ein oder anderen Namen lesen. Was man nun gegen das Aussterben der Rezension mit Kommentarspalte (die schon um 2010 rum übrigens immer leerer wurden im Vergleich zu den Anfangsjahren) tun kann: Ich weiß es leider nicht. Aber dem Dereblick von Engor wünsche ich jedenfalls noch ein langes, erfülltes und umtriebiges Leben.

    Gruß an alle Alveran.org-Rugby-Veteranen

    Achim, aka Vibarts Voice

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    1. Vielen Dank für diesen ausführlichen Einblick. Das ist sicher bei vielen Leuten so, dass sich Gründe bündeln, warum sich Vorlieben und Hobbies ändern.
      Aber vielleicht wären dann demnächst die regelfreien bzw. editionsunabhängigen Regionalspielhilfen ja wieder was für dich?

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      1. Mal sehen ob das einen Unterschied macht. Wenn man seit Jahren jeden Regelcontent ignoriert, merkt man dann die Absenz in einer Publikation überhaupt noch? 🙂 Neue Regionalspielhilfen hatten es ja auch bisher in mein DSA-Regal geschafft.

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  15. Dank ChatGTP werden Rezensionen nun einfach:

    Titel: „Grimorum Cantiones – Ein faszinierendes Zauberbuch für DSA-Enthusiasten“

    Rezension:
    Grimorum Cantiones, geschrieben von Ulisses Spiele, ist ein zauberhaftes Buch, das insbesondere DSA-Fans begeistern wird. Es bietet eine faszinierende Sammlung von Zaubersprüchen und magischen Techniken, die das Spielerlebnis in der Welt von Das Schwarze Auge bereichern.

    Die erste bemerkenswerte Eigenschaft des Buches ist die liebevolle Gestaltung, die perfekt zur Atmosphäre von DSA passt. Die Seiten sind kunstvoll illustriert und mit einer Mischung aus historisch inspirierten Zeichnungen und modernen Darstellungen geschmückt. Dies verleiht Grimorum Cantiones einen charmanten und ansprechenden visuellen Stil, der die Magie von DSA zum Leben erweckt.

    Darüber hinaus ist die Struktur des Buches äußerst benutzerfreundlich für DSA-Spieler. Die Zauber sind übersichtlich nach den verschiedenen Traditionen und Zauberschulen kategorisiert. Jeder Zauber wird mit detaillierten Beschreibungen und Regeln präsentiert, die speziell auf das DSA-Regelwerk abgestimmt sind. Dies ermöglicht es den Spielern, die Zauber leicht zu finden, ihre Eigenschaften zu verstehen und sie nahtlos in ihre Abenteuer einzufügen.

    Was Grimorum Cantiones jedoch wirklich von anderen Zauberbüchern unterscheidet, ist die Tiefe und Originalität der präsentierten DSA-Zauber. Hier finden sich nicht nur die üblichen Standardzauber, sondern auch einige einzigartige und überraschende Magieformeln, die speziell für das DSA-Universum entwickelt wurden. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass das Buch immer wieder neue Möglichkeiten für kreative Spielansätze bietet und die Neugierde der DSA-Spieler aufrechterhält.

    Abschließend kann ich Grimorum Cantiones allen DSA-Zauber- und Rollenspielfans wärmstens empfehlen. Es ist ein inspirierendes Buch, das nicht nur die Fantasie beflügelt, sondern auch das Spielerlebnis in der Welt von Das Schwarze Auge auf eine neue Ebene hebt. Die liebevolle Gestaltung, die benutzerfreundliche Struktur und die Vielfalt der präsentierten DSA-Zauber machen es zu einem echten Juwel in der Welt der DSA-Rollenspielbücher. Tauchen Sie ein in die Magie von Grimorum Cantiones und lassen Sie sich als DSA-Abenteurer verzaubern!

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  16. Rezensionen wäre etwas was wir bei unserem Blog vielleicht auch noch machen können, die Sicht von Außen wäre sicherlich spannend, wenn man nicht mit DSA sozialisiert wurde hat man sicher einen ganz anderen Blickwinkel.

    Ich werde das mal bei meinen Kollegen anregen, aber ich selber bastel lieber weiter NPCs und lese fleißig die Rezensionen hier.

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  17. Ich halt aktull zumindest im DSAForum die Fahne noch hoch.
    Auf meinem eigenen Blog ist mir das mit Bildern zurechtsuchen für SEO aktuell zu nervig und meine Rezensionen oft zu bissig.

    Ich lese bei dir immer super gerne mit, aber ich hab auch das Gefühl, dass viele abgespr sind und kaum einer nachkam.
    Kp ob jemand bei Facebook in den Gruppen was rezensiert, da schau ich seit Jahren nicht mehr rein.

    Gefühlt hat sich bei mir durch den Coronalockdown 2020 mein online Verhalten verändert.
    Ich hab irgendwie andere Prioritäten dadurch gesetzt.

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    1. Ich scrolle immer noch ab und zu durch deine Youtube-Videos um zu sehen, ob da Rezensionen oder andere Meta-DSA-Videos erschienen sind 🙂 Vor allem deine „Verbesserungen“ offizieller Abenteuer (zB Klingen der Nacht) waren absolute Highlights für mich!

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  18. Ich glaube, das ist alles ganz schön komplex und hängt unter anderem mit dem, was Engor unter „nicht mehr modern“ fasst zusammen. Das Internet hat sich einfach drastisch verändert, Blogs und Foren sind einfach keine zentralen Anlaufstellen mehr, Meinungen werden eben ehr über Discord oder social Media ausgetauscht und für viele Formate ist sie Rezension schon zu lange. Eine kurze Einschätzung in einem Discord oder das Erklären der Meinung auf Nachfrage dürfte hier viel öfter der Fall sein. Das kann sich mit dem etwaigen Kollaps von Reddit und Twitter auch wieder ändern. Aber da muss man sehen.
    Auch nicht unwichtig, ein Blog ist aufwändiger zu bespielen als ein social Media Profil, zumindest was textlänge betrifft

    Dann kommen noch die ganzen Grognards dazu, die sich auf Ulisses und DSA 5 als schlimmstes übel der Welt eingeschossen haben.

    Und noch eine Beobachtung aus dem Bereich wissenschaftlicher Rezensionen: gerade die Pandemie hat es schwierig gemacht, hier Leute zu finden, weil Rezensionen im Gegensatz zu Aufsätzen etc. als unwichtiger betrachtet werden inzwischen und sie dann in Stresssituationen am ehesten nicht geschrieben werden. Es kommt auch immer wieder die Frage auf, ob es das Format überhaupt noch braucht. Lässt sich jetzt sicher nicht eins zu eins übertragen, aber kann mir das bei Leuten aus dem kreativen oder journalistischen Bereich schon auch ähnlich vorstellen, zumindest das mit der Zeit. Da schreibt man lieber ein eigenen Abenteuer, nimmt ein Actual Play, Podcast etc. auf statt zu rezensieren, auch wenn diese Veröffentlichungen auch wiederum durch Rezensionen profitieren würden.

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  19. Ich rezensiere seit 2020 in sehr unregelmäßigen Abständen auf meinem Blog, davor habe ich meine Rezensionen im DSA-Forum veröffentlicht.

    Bei mir ist vor allem Zeitmangel das Problem. Die Rezension selbst zu schreiben, das mache ich in ein paar Stunden, mit Korrektur, Textstruktur etc. vielleicht 5 Stunden – aber das liegt daran, dass ich ausschließlich rezensiere, was ich selbst geleitet habe. Und da wird es kniffelig, denn das mit dem Leiten dauert eben seine Zeit.
    Zeitnahe Rezensionen von aktuellen Publikationen fallen damit auch, von vorneherein, weg (und um alle DSA-Publikationen zu kaufen, fehlt mir leider auch nach wie vor das Geld.)
    Die in den letzten Jahren etwas unzuverlässige Veröffentlichungsstruktur hat dieses Problem nur verschlimmert. Auf die Sternträger hatte ich mich beispielsweise riesig gefreut, aber ich lese Kampagnen gerne vollständig, bevor ich sie leite. Und da wurde man ja nun mal vertröstet, vertröstet und… wieder vertröstet.

    Ein weiteres, riesiges Problem ist für mich ehrlich gesagt die Community an sich. Das DSA-Forum und der zugehörige Discord sind für mich als queerer trans Mann nur sehr bedingt Orte, an denen ich mich sicher fühlen kann. Und damit sind das auch nur bedingt Orte, an denen ich gerne meine Arbeit (also meine Rezensionen) teile. Leider sind das aber gleichzeitig neben dem Wiki einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte der Online-DSA-Community.

    Das man sich, wenn man ausführliche Blog-Artikel schreibt, auch Interaktion mit Lesenden wünscht, steht außer Frage. Auch das ist aber als genereller Trend rückläufig, was wiederum die Motivation, überhaupt zu veröffentlichen, hemmt. Ich denke, das ist auch einfach ein sich selbst verschlimmerndes Problem.

    Danke dir Engor für den zum Nachdenken anregenden Post, und alle, die in den Kommentaren so viele Einsichten in ihre persönlichen Beweggründe geboten haben.

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    1. Mea culpa, ich muss zugeben, dass ich deinen schönen Blog als eingeschlafen betrachtet hatte, die Rezi zu „Der Fluch des Seestern“ kürzlich habe ich erst jetzt wahrgenommen.
      Völlig richtig, die Reaktionen muss man auch in den Fokus nehmen, oft findet wenig Interaktion statt. Vor allem drücke ich dir die Daumen, dass du zukünftig nur gute Erfahrungen mit der Community machst.
      Wer mal reinschauen möchte, wird hier fündig: https://tellingaventurien.home.blog/

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  20. Wie schön, dass dieser Post solch emotionale Reaktionen hervorruft. Ich könnte vermutlich stundenlang dazu schreiben und habe tatsächlich auch schon einen Eintrag für Nandurion geschrieben, der sich unter dem Titel Der Tod der Rezension mit Konsequenzen aus den von Engor geschilderten Fakten beschäftigt. Kommen wir zu meinen 50 Cent.

    Alles was Engor geschrieben hat ist richtig, auch die Kommentare hier, kann ich gut nachvollziehen. Während ich dies hier schreibe wandern heulende Kleinkinder durch die Flure und meine Frau stellt mir Fragen zum Online-Banking. Der alltägliche Wahnsinn will in Schach gehalten werden.

    Ich glaube, dass es nach wie vor viele Leute gibt, die gerne Rezensionen lesen (siehe oben), aber zu wenig Personen nachwachsen, die sich dem Medium Blog widmen wollen. Für Leute rund 20 Jahre jünger sind als ich, ist das vermutlich ohnehin ein Anachronismus. Ändern wird sich daran nicht mehr viel. Was hat für mich und Nandurion zu Veränderungen geführt?

    Wir sind weniger geworden. Der Anteil der Nandurion-Inhalte, die von mir erstellt werden, wird immer größer. Das ist nicht meine Absicht, aber einfach die Realität.
    Der Output wird immer größer. Ich komme kaum noch nach auch nur zu registrieren, welche Publikationen diesen Monat schon wieder alles erschienen sind. Auch nur die Hälfte davon zu lesen, zu kaufen oder gar zu rezensieren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Keine Ahnung in welche Paralleldimension Engor sich zurückzieht um dieses Pensum zu schaffen.
    Die Rezension wird immer egaler. Engor rezensiert alles. Damit ist vermeintlich alles gesagt. – Ja eine provokante These, denn ich teile Engors Vorliebe für das Lesen anderer Meinungen als meiner eigenen oder Engors. Die Produkte werden jedoch immer glatter. Der Fokus immer enger. Die Innovation der Inhalte gefühlt weniger. Kurzum kaum ein Produkt kann mich noch wirklich begeistern. Bevor ich mich aufraffe und zwei Wochen meine freien Abende in ein Fazit: „Ist so einigermaßen ok, Inhalt siehe Engor“ stecke, fällt mir Besseres ein.
    Der Wind weht schärfer! Emotionale Berührung ist Voraussetzung für die Energie eine Rezension zu schreiben. Zumindest für mich und meine knappe Zeit. Allzuoft sind dies negative Elemente. Beispielsweise habe ich angefangen, die Sternenträger-Kampagne zu rezensieren. Aber schon nach dem Lesen des zweiten Bandes war ich emotional so erschöpft, dass ich mich nicht mehr aufraffen konnte etwas zu Band 3 zu schreiben oder die Folgebände auch nur zu lesen. Negative Kritiken führen vor allem zu einer Sache. Negatives Feedback. Selbst wenn hundert Leute deine Rezension lesen, die deine Meinung teilen. Kommentare kommen von den drei, die sich aus welchen Gründen auch immer persönlich gekränkt fühlen. Ich kann und will es nicht jedem Recht machen. Wozu also die Mühe? Bleiben die Produkte, die mich begeistern. Die werde ich mir auch weiter anschauen und kommentieren.

    Habe ich deswegen aufgehört zu schreiben?
    Nein habe ich nicht. Die letzte Rezension erschien im März (Handbücher des Drachen). Die letzte DSA-Rezension im Dezember (nicht von mir geschrieben aber Lektorat, Layout, Korrektorat etc.). Meine letzte DSA-Rezension bestand aus 10 (?) Beiträgen zum Elfenkönig, die ich in kurzer Zeit herausgebracht habe. All das kostet Zeit und Energie. Meine letzte Besprechung zu einem DSA-Produkt erschien übrigens im April. Auch wenn man Beiträge zu Miniaturen vielleicht nicht Rezension nennen mag, ist auch das eine Menge Arbeit und verdient meines Erachtens nicht weniger Beachtung als die Schwarze Katze oder andere Nischenprodukte.
    Ich werde auch weiterhin schreiben, aber viel mehr als ein qualifizierter Beitrag im Monat ist eine Herausforderung. Immerhin spiele ich inzwischen auch wieder aktiver DSA und in der Pipeline liegen mehrere Beiträge die sich sehr intensiv mit einzelnen Produkten auseinandersetzen, die ich aktiv bespielt habe.

    Die Community
    Für mich waren Rezensionen und Blogs lange ein zentrales Element des Austauschs in der Gemeinschaft der DSA-Liebenden. Vieles davon hat sich in Chats und andere Medien verlagert, die mir persönlich so egal sind wie sie nur sein können. Die Zeiten in denen Menschen sich ausführliche Meinungen bildeten und diese auch noch verschriftlichten sind vorbei. Auch wenn es hier scheinbar noch Leute gibt, die sich an das legendäre Alveran-Rugby erinnern, werden diese Zeiten nicht zurückkehren.
    Ich werde da sein solange es noch andauert und ich bin immer wieder froh, dass Engor auch da ist. Genießen wir es, solange wir noch können.

    PS: Eigentlich wollte ich heute Abend weiter an meinen Texten zu Expurgico feilen. Aber diese Ressource habe ich nun hier gelassen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

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  21. Hi Engor!

    Ich bin sonst meist ein stiller Mitleser, aber für diesen guten Artikel habe ich jetzt doch mal mein WP-Konto reaktiviert. Ich kann dir nur beipflichten, die Blog-Dichte sinkt, das tiefgehende Feedback wird weniger und es wird/wurde auch seitens des Verlags nicht grade ermuntert. Man denke nur an früher, als man mit dem eigenen NSC eine Baronie erhalten konnte, übers Briefspiel öfter im Boten vorkam, auch über Rezensionen ins Gespräch kam (z.B. Anton Weste), gar direkt mit der Redax (z.B. Hadmar) kommunizierte oder zumindest Teile davon gemeinsam im gleichen Forum waren. Man hatte zumindest das Gefühl, die Möglichkeit der Einflussnahme oder gar Mitwirkung ist gegeben.

    Heutzutage klatscht einem der AB direkt entgegen, dass man sich gar nicht mühen braucht, etwas einzusenden, es landet sowieso im Papierkorb. Weder in einem Forum noch auf Social Media bekommt man direkt wen von der Redaktion dran. Die damit befassten Leute sind alle freundlich, aber halt nicht unbedingt direkt Teil der Redax, sondern maximal des Verlags. Und da kommt es dann halt vor, dass man wie in meinem Fall eine riesige Liste an Anmerkungen und Korrekturen zu einem CF-Feedback-Produkt schickt und als lapidare Antwort bekommt „zu spät und in der Form nicht nutzbar, sorry, wir haben vergessen, den Formular-Link hier mitzuschicken“. Auch da dachte ich mir noch „gut, kann passieren“, aber als sich ähnliches dann bei weiteren Produkten wiederholte und rechtzeitig geäußerte Kritik gar nichts am letztendlichen Produkt verändert hat und sogar noch im Livestream behauptet wurde, es hätte gar keine solche Kritik gegeben, habe ich verständlicherweise den Versuch der Mitwirkung aufgegeben. Ich denke auch gar nicht, dass die Redax-Mitglieder verbohrt sind, das sind alles sympathische und versierte Leute, aber für mich sieht es so aus, als wäre die Last auf zu wenige Schultern verteilt und als würde man sich eine ordentliche Endkontrolle sparen (oder auslagern und nicht beachten).

    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde eine Rezension vor allem auch deswegen schreiben, um zumindest mittel- und langfristig auf eine Besserung der Produktqualität hinzuwirken. Mir haben die letzten Jahre gezeigt, dass das (momentan) bei Ulisses quasi unmöglich ist. Insofern möchte ich meine Zeit nicht zum Klo runterspülen.

    Zweitens: Wenn ich vom Verlag hin zu den AutorInnen gehe, sieht die Sache ein wenig anders aus: Hier kann ich extrem viel Herzblut und auch Detailverliebtheit erkennen und auch (für Künstler fast ungewöhnlich) einen enormen Drive samt bisweilen sehr großer Kompetenz. Da geht mir persönlich das Herz auf. Bei den DSA4-RSHs kam das auch noch richtig rüber, bei den DSA5ern abgesehen von Havena nicht so wirklich – es wirkt alles etwas zu sehr ins enge Korsett gepresst. Egal – was ich sagen wollte: Ich bin eher dazu übergegangen, den AutorInnen persönlich mitzuteilen, was ich gut und schlecht an diesem oder jenen Abenteuer fand (und zwar beim/nach dem Leiten) – teils nur ein paar Sätze, aber teils auch sehr ausführlich. Eigentlich alle waren recht froh über die Rückmeldung und bereit Fragen zu beantworten, was sie sich bei der ein oder anderen Szene gedacht haben. Da kamen auch sehr tolle Gespräche raus, die mir persönlich dann auch beim Leiten anderer Abenteuer geholfen haben. Das empfinde ich ebenfalls als gewinnbringender als eine Rezension ins digitale Nirwana zu stellen.

    Dritter Punkt: Oft kann ich dir und anderen Rezensenten nur zustimmen und eure Bewertungen unterschreiben. Hie und da kommentiere ich, wenn ich etwas anders sehe, aber im Großen und Ganzen sehe ich keine Notwendigkeit, mir noch selbst etwas aus den Rippen zu leiern.

    Viertens bin ich selber mit meinen Baustellen genug beschäftigt und hätte auch nicht groß Zeit für weitere Schreib-Projekte. Ich binde als WA-Mod gerne deine und andere Rezensionen in die Artikel ein (hier ist eigentlich immer die erste Anlaufstelle) und schreibe dort in der WA auch hin und wieder mal einen Kommentar statt nur eine einfache Bewertung zu hinterlassen. Für mehr als das habe ich aber auch nicht die Muße. Zu Studentenzeiten hatte ich die Zeit für Rezensionen, aber kein Geld um mir Produkte zu kaufen, und jetzt ist es andersrum 😉 Das Regal wächst, aber die Zeit zum Lesen wird weniger. Meist lese ich auch ausschnittsweise (so wie es bei Quellenrecherche nun mal läuft), um mir Wissen zu einem Thema anzueignen, das meine Gruppe gerade bespielt oder ich bei der Recherche für die WA behandle. Eine solche Lektüre eignet sich aber auch nicht, um eine Rezension zu schreiben, die den Namen verdient.

    Abschließend möchte ich auch noch sagen, dass mir deine Arbeit und die aller weiteren Rezensenten viel bedeutet, nicht nur zum Anreichern der WA, sondern auch zum Erweitern der eigenen Sicht und zur Diskussion im Freundeskreis und auch in der WA. Kam nicht nur einmal vor, dass wir über Artikel hier oder z.B. auf Nandurion gesprochen haben. Von uns allen also für eure Arbeit ein herzliches Dankeschön!

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  22. Auch wenn es schon einen Monat her ist.
    Selbst Schuld, wer so gute und Ausführliche Rezensionen schreibt 🙂

    Nein Ehrlich, obwohl ich eher auf meinem DSA4 Hort sitze und DSA5 Produkte selten selbst kaufe, sind deine Rezensionen Gold wert um mit meinem liebgewordenen DSA irgendwie Kontakt zu halten.
    Ich hoffe du hast da noch lange Freude dran.

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