Rezension: Amaziella Bosvanis Bordellführer

Vorbemerkung: Heldenbreviere und Vademecum-Bände gibt es ja schon seit längerer Zeit, aber spätestens seit dem quasi überall hervorragend besprochenen Eynmaleyns der Kräuterkunde haben Ingame-Bände im Hause Ulisses Hochkonjunktur, vor allem solche, in denen Expert*innen von ihren Spezialgebieten berichten. Das gilt auch für das Die Gunst der Göttin-Crowdfunding und hat hier natürlich einen rahjagefälligen Schwerpunkt, indem mit Amaziella Bosvanis Bordellführer ein Erlebnisbericht der gleichnamigen Rahjageweihten erschienen ist, verfasst von Eevie Demirtel und Alex Spohr.

In Zahlen:

– 160 Seiten

– Preis: 39,95 Euro

– Erschienen am 21.6. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Der Band beginnt mit einem Vorwort der fiktiven Autorin, in dem Amaziella ihre Intention vorstellt, den Leser*innen einen Überblick über die Bordelle Aventuriens zu geben, durchaus auch mit einem kritischen Blick auf das Thema Prostitution. Dabei verweist sie auch darauf, dass nicht alle Berichte von ihr selbst verfasst wurden, sondern sie teilweise auf die Hilfe ihrer Freunde Alrik und Yamina saba-es Sulef zurückgreift, was ab und an um noch mehr Perspektiven erweitert wird, die teilweise anonym unterschrieben sind.

Folgend werden die einzelnen Bordelle beschrieben. Dabei erfolgt zunächst eine stichwortartige Vorstellung, in der der Ort, die Anzahl der Angestellten, Besitzer*innen, Ausstattungen und Besonderheiten genannt werden. Außerdem findet sich auch eine Bewertung von Qualität und Preis (in einer Skala von 1-6), um die allgemeinen Standards des jeweiligen Hauses mit einer einordbaren Referenz zu versehen.

Dann schließen sich die individuellen Beschreibungen von Amaziella und ihren Freunden an. Diese folgen keinem genormten Schema, vielmehr greifen sich die jeweiligen Rezensent*innen individuelle Schwerpunkte heraus. Dies kann zwar allgemeine Aspekte betreffen, wie zum Beispiel Anmerkungen zur Qualität von Essen, der Einrichtung oder den erotischen Dienstleitungen. Oft sind es aber sehr spezielle Gesichtspunkte, auf die sich fokussiert wird, z.B. ob das Bordell in Unterweltgeschäfte verwickelt ist. Manchmal ist es aber auch die persönliche Begegnung mit einer/einem der Angestellten. Konstanter Bestandteil der Texte ist aber in jedem Fall eine Bewertung, die allerdings sehr unterschiedlich ausfällt. So sind einige der besten Häuser des Kontinents vorhanden, ebenso finden sich auch Beispiele für besonders miese und schäbige Absteigen.

Der Band endet noch mit drei besonderen Kapiteln, in denen erst zwei Organisationen (Die Rotseidene Gilde von Gareth und Die Gilde der Kurtisanen zu Mengbilla) im selben Stil wie die Bordelle beschrieben werden, sowie einige wertende Anmerkungen zum Thema Prostitution im Allgemeinen.

II. Kritik

Auch wenn das Oberthema nicht unbedingt etwas ist, was mein besonderes Interesse weckt, habe ich insgesamt sehr viel für die Ingame-Bände übrig, weil sie oft spannende Perspektiven aufzeigen und Beispiele dafür geben, wie aventurische Charaktere denken könnten (eben auch als Anregung für den Spieltisch).

Die Grundvoraussetzung dafür ist allerdings ein Band, der in seiner Machart auch wirklich dazu angetan ist, interessante Blickwinkel vorzustellen. Das gilt leider aus meiner Sicht für Amaziella Bosvanis Bordellführer überhaupt nicht. Und der Grund dafür liegt diesmal weniger auf der inhaltlichen Ebene, sondern in der Art und Weise, wie der Band erstellt wurde.

Was zunächst auffällt, ist die extrem uneinheitliche Machart. Manche der Texte sind gut lesbar und erzählen auch eine konsistente und stimmige Geschichte, auch die sprachlichen Bilder wirken dort stimmig und erschaffen Atmosphäre. Andere hingegen sind – das muss ich leider so hart sagen – einfach nur eine Aneinanderreihung von nichtssagenden Allgemeinplätzen. Dabei werden simpelste Informationen vermittelt, in denen ich keinen spielerischen Mehrwert sehe und die eben auch überhaupt keinen Lesegenuss darstellen. Im Gegenteil strotzen manche der Texte nur so vor holprigen Formulierungen und vor allem von einer Dichte an Wortwiederholungen, bei denen ich mich frage, wie diese ein Lektorat/Korrektorat überstehen konnten. Ein Beispiel aus dem Text (Seite 12): „Ich war jedoch nicht nur wegen des Bades hier, sondern auch, um die Dienste eines Liebesdieners in Anspruch zu nehmen. Ich wusste nicht genau, was ich mir darunter vorstellen sollte, aber ich war neugierig und aufgeregt zugleich. Ich wurde zu einem separaten Raum geführt, in dem sich ein attraktiver Mann befand, der mir seinen Körper und seine Dienste anbot. Ich war zunächst etwas schüchtern, aber er war sehr einfühlsam und ich fühlte mich schnell wohl. Ich konnte mich einfach fallen lassen und genießen, ohne mich um irgendwelche Konventionen oder Erwartungen kümmern zu müssen.“ Das ist das extremste Beispiel für Wortwiederholungen am Satzanfang im ganzen Band, in der Summe findet sich das aber leider oft. Das gilt auch für Wiederholungen von einzelnen Wörtern, z.B. „Die Dekoration im Bordell Rosenkönigin ist aufwendig und sorgt für eine einzigartige Atmosphäre. Es gibt viele Kronleuchter, die das Licht sanft reflektieren und eine warme und einladende Atmosphäre schaffen. Die Möbel sind von höchster Qualität und sehr bequem, was dazu beiträgt, dass sich die Gäste entspannen und wohl fühlen. Insgesamt ist das Bordell Rosenkönigin eine einzigartige Erfahrung, die man nicht verpassen sollte.“ Im weiteren Verlauf der Seite 98 wird das Wort „einzigartig“ auch noch weitere 2x verwendet. Das erstreckt sich auch auf Redewendungen, für das Bordell Schwanenflug wird beispielsweise auf den Seiten 113-114 gleich viermal betont, man könne sich dort wie ein König fühlen.

Aber auch inhaltlich fragt man sich immer wieder, wie manche Texte so viel Redundanz enthalten können, indem die gleiche Information teilweise 3-4 Mal innerhalb desselben Textblocks stehen können, ohne dass der Ingame-Autor sich geändert hat.

Ein Beispiel aus dem Text zum Bordell Schleierträume (Seite 109/110):

1. Die meisten Menschen meiden das Bordell, aber es gibt auch einige, die sich von den Geschichten nicht abschrecken lassen und trotzdem hier übernachten.

2. Allerdings sind dies nur wenige Ausnahmen und die meisten Leute meiden das Bordell aus gutem Grund.

3. Obwohl es nicht teuer ist und eher einfach eingerichtet ist, scheinen die Geschichten über das Bordell so gruselig zu sein, dass viele Menschen es meiden.

4. Viele Einheimische meiden das Bordell Schleierträume und warnen Reisende davor, dort zu einzukehren.

Manchmal liegen solche Doppelungen aber nur zwei Sätze auseinander, was die Redundanz noch offensichtlicher macht:

Das Bordell ist nicht nur ein Ort zum Übernachten, sondern auch ein Ort, um neue Freunde zu finden und Geschichten auszutauschen. An der Theke des Bordells treffen sich zahlreiche Gäste, um einen Wein zu genießen und den Abend ausklingen zu lassen. Es ist ein wunderbarer Ort, um neue Freunde zu finden und sich mit anderen Reisenden auszutauschen.“ (Seite 143, hier sogar inhaltlich und auch auf der Ebene der Formulierungen).

Ebenso gibt es immer wieder auch Widersprüche, indem Textaussagen nicht übereinstimmen, z.B.:   „Moribert Knechtler, der Besitzer des Bordells Stute und Rute, war eine bekannte Persönlichkeit in Lowangen und sogar in ganz Aventurien. Er hatte es geschafft, sich einen Ruf als Gastgeber zu erwerben, der die Wünsche seiner Gäste genau kannte und ihnen immer das gab, was sie brauchten. Moribert Knechtler ist allerdings nicht jedermanns Geschmack, da er einen eigenartigen Sinn für Humor hat.“ (Seite 123). Auch hier stechen die einfachen Formulierungen und die sehr simple Syntax hervor, aber es ergibt auch inhaltlich wenig Sinn, besagten Herrn Knechtler wenig einheitlich darzustellen. Außerdem ist es ein Beispiel für den mitunter sehr merkwürdigen Einsatz von Zeitformen, indem mal Vergangenheitsformen, mal das Präsens verwendet werden. Auch das zieht sich durch den ganzen Band, dass immer wieder völlig unterschiedliche Zeitformen genutzt werden, beispielsweise auch in den Texten, in denen Amaziella selbst als Autorin zugewiesen worden ist. Aus meiner Sicht ergibt das überhaupt keinen Sinn, dieselbe Autorin stilistisch zwischenzeitlich völlig anders schreiben zu lassen. Auch diese Widersprüche sind keine Einzelfälle, an manchen Stellen sind sie sogar noch augenfälliger, z.B. wenn es im Fall des Bordells Roter Salamander auf Seite 101 zunächst heißt:

Die Atmosphäre ist jedoch etwas steif und bieder, da das Personal hier eher förmlich und distanziert auftritt.

Dann wird aber wenige Sätze später gesagt:

Das Personal des Bordells Roter Salamander ist stets bemüht, den Gästen die bestmögliche Dienstleitung zu bieten und geht auf ihre Wünsche und Anforderungen ein.

Ein anderes Beispiel ist das Essen im Bordell Salzfass, über das anfangs auf Seite 104 folgendes ausgesagt wird:

Das Essen war, wie erwartet, nichts Besonderes. Das Fleisch war zäh, die Kartoffeln waren matschig und das Gemüse war verbrannt. Aber es war warm und es füllte meinen Magen.

Wenig später auf Seite 105 aber heißt es:

Das Essen im Salzfass ist bodenständig und einfach. Es gibt hauptsächlich Fischgerichte, die frisch vom Hafen kommen. Das Bier wird in Krügen serviert und ist das beste der Stadt. Obwohl das Essen nicht raffiniert ist, ist es frisch und lecker.

Für einen Ingame-Band wurde zudem sehr wenig Wert auf eine angemessene Sprache gelegt, immer wieder werden moderne Begriffe verwendet, die die Immersion stören, z.B. wenn dort von Illusionshows (S.39) und Livemusik (Seite 57) geredet wird, die Verletzungen der Menschenrechte moniert werden (S.83), in eine Herberge eingecheckt wird (Seite 110), oder im Kontext von Erotik Begriffe wie Striptease (Seite 125) fallen.

Ganz generell fällt auch die immens hohe Fehlerzahl auf: Weil mir nach den ersten paar Seiten schon einige ins Auge gefallen sind, habe ich mir diesmal die Mühe gemacht, diese zu zählen: Im Ganzen bin ich allein beim ersten Durchlesen auf über 130 Fehler gekommen. Dabei handelt es sich um Fehler aller Art, Kommata, die vergessen wurden, Sätze, die syntaktisch keinen Sinn ergeben und grammatische Fehlkonstruktionen. Hinzu kommt eine gravierende dass/das-Schwäche, hier habe ich allein weit über ein Dutzend Fehler gefunden (beispielsweise auf Seite 19 gleich 3x). Manche Textstellen sind dabei völlig verunglückt, auf Seite 121 beispielsweise finden sich gleich 6 Fehler in nur einem Absatz. Genau dort ist auch ein Beispiel für das mehr als mangelhafte Lektorat/Korrektorat vorhanden: Im Vorab-PDF wird dort eine Person beschrieben mit einer Natter, die ihr um den Hals henkt. Im Korrektorat ist der falsche Wortstamm offenbar aufgefallen und verändert worden, nur leider steht jetzt in der finalen Printversion eben hänkt, der zweite Fehler im Wort wurde trotz Verbesserung übersehen. Und das steht sinnbildlich für den gesamten Band, ein solcher Textzustand hätte niemals die Endabnahme passieren dürfen.            

In der Summe halte ich das für eine Darstellung, die für mich völlig inakzeptabel ist. Es geht nicht darum, penibel jede Kleinigkeit zu zerlegen, einzelne Fehler dürfen passieren und sind wohl auch nicht immer vermeidbar. Aber hier sehe ich eine gewaltige Summe an inhaltlichen und stilistischen Mängeln, die dafür sorgen, dass es schwerfällt, sich überhaupt auf den Band als Ganzes einzulassen. Meine Erwartungen an Lektorat/Korrektorat und vor allem auch eine redaktionelle Überarbeitung werden leider gewaltig unterschritten. Das ist auch insofern völlig unverständlich für mich, als dass das doch schon im Produktionsprozess Kritikpunkte gewesen sind, die deutlich geäußert wurden und bei denen der Verlag explizit Besserung gelobt hat. Ein solches Resultat ist daher aus meiner Sicht eine echte Katastrophe.    

Zudem sind die Schwerpunkte vieler Texte schlecht greifbar. Oft werden keine konsistenten Geschichten erzählt, stattdessen einfach wahllos die bereits erwähnten Allgemeinplätze aneinandergereiht, so dass sich das Resultat dann immer wieder liest wie die kurzen Online-Rezensionen bei google, Amazon und Co. Mir fällt es extrem schwer, einen echten Bandfokus zu erkennen, was genau die Absicht dahinter ist. Was ich mir gewünscht hätte, wäre analog zum Eynmaleyns der Kräuterkunde eine exemplarische Vorstellung von Schauplätzen, die auch in der Ingame-Perspektive so aufgearbeitet werden, dass man dort interessante Figuren findet und vor allem Abenteueranlässe erkennbar sind, die die eigene Kreativität anregen. Diese gibt es auch vereinzelt, in der Summe sind aber viele der Texte auch in dieser Hinsicht wenig nutzbar.

III. Fazit

Amaziella Bosvanis Bordellführer ist meiner Auffassung nach leider ein immense Enttäuschung. Inhaltlich wird der erwartete Fokus leider viel zu oft nicht eingehalten und die Beschreibungen konzentrieren sich auf kaum aussagekräftige oder abenteuerrelevante Aspekte. Ein enormes Manko ist aber die formale Machart des Bandes, indem viele stilistische Mängel erkennbar sind, vor allem aber auch redundante Anteile und sogar eindeutige Widersprüche in den Texten. Schade ist auch, dass es durchaus gelungene Texte gibt, die aber in der Summe völlig untergehen, was auch die merkwürdige Uneinheitlichkeit unterstreicht. Das Korrektorat ist angesichts einer dreistelligen Fehlerzahl völlig ungenügend.

Bewertung: 1 von 6 Punkten          

29 Kommentare

      1. Da entsteht das Bild bei mir in Kopf, wie Texte vom Handy auf dem Firmenrechner abgetippt werden, um die vorgegebenen Zeichenzahl zu erfüllen.

        Ich hoffe auch, dass das nicht stimmt.

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  1. Beim Lesen dieser Rezension kam mir unwillkürlich die Szene „Romanes eunt domum“ in den Sinn (https://youtu.be/8vvS7aSczm8).

    Es ist hier richtig und gut, auch einmal längere Zitate als Beispiele heranzuziehen und Fehler zu zählen um die Kritik zu untermauen. Das Kapitel zum „Salzfass“ hinterliess mich sehr verwirrt darüber, was ich da gerade gelesen habe. Es ist inhaltlich mehrfach widersprüchlich und insgesamt verworren. So als habe jemand zwei bis drei voneinander unabhängige Texte in einen verwandelt.

    Da es symptomatisch für den gesamten Band ist, kann ich die niedrige Wertung nachvollziehen. Es tröstet ein wenig, dass dieser Band doch sehr optional ist im Gesamtbestand von DSA(5).

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  2. Im großen und ganzen völlig Zustimmung zu deiner Rezension.
    Ergänzend sollte man vielleicht noch erwähnen, dass
    – sich häufig auch die Übersichtskästen mit der eigentlichen Beschreibung widersprechen (meist so Dinge wie: Kasten sagt keine Übernachtungsmöglichkeiten, Beschreibung erwähnt immer wieder, dass man hier gut übernachten kann).
    – die Texte, die Yasmina zugeordnet sind, sehr stimmungsvoll sind, während man vor allem, wo Amaziella dran steht, einfach nur weglaufen will. So grausames und inhaltsleeres Geschwafel habe ich bei DSA schon sehr lange, wenn überhaupt, nicht mehr gelesen.
    – offenbar auch nicht wirklich klar war, was man in einem Bordellführer schreiben will – da erwarte ich eigentlich zwangsweise, dass mir erzählt wird, was die Angestellten dort so sexuell drauf haben, aber doch nicht, wie dort das Essen ist. Wer geht bitte zum Essen ins Bordell? Das ist allenfalls eine interessante Nebenerwähnung, wenn es dazu etwas besonderes zu erzählen gibt.

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    1. Ja, auch das ist eben ein sehr merkwürdiges Phänomen, dass die Texte in der Qualität enorm differenzieren, manche sind gut und passend, es überwiegend aber leider die oben beschriebenen schwachen Beschreibungen mit den Widersprüchen und den nichtssagend Informationen. Und mir nützt halt ein Band, der überwiegend kaum vernünftig lesbar ist, leider gar nichts. Deshalb habe ich auch gar nicht erst versucht, da zu mitteln und die Bewertung hochzusetzen.

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  3. Ich kann mich leider nur vollumfänglich anschließen. Nutzen, Lektorat, Inhalt: Alles tendiert deutlich zur völligen Unbrauchbarkeit. Für mich das absolut peinliche Lowlight in diesem insgesamt äusserst enttäuschenden Crowdfunding.

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  4. Man würde sich hier wirklich einen Impressumshinweis für künftige Ulisses-Bücher wünschen: „Texte und Bilder wurden ohne KI Unterstützung gemacht“ – weil es nach der Rezension wirklich nach einigen LLM-KI Texten (ob GPT4 oder Smodin.io) für dieses Buch aussieht. Und wenn die Kundschaft es kauft und sich nicht laut genug beschwert auch in künftigen Büchern.

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  5. Bleibt eigentlich nur noch der Band Rahjas Diener (das bisher noch nicht einzeln rezensierte Material ist meiner Meinung nach nur Gedöns), bevor es abschließend heißen kann: das übelste CF, dass Ulisses Spiele bisher produziert hat.
    Ich hätte nicht gedacht, dass es nach knapp 40 Jahren noch möglich ist, DSA in seiner Existenz zu bedrohen. Mir gefällt vieles nicht, was die jetzigen Besitzer der Rechte angestellt haben, aber unterm Strich ist es für mich bisher ungefähr 50:50 gewesen, was produziert wurde. Aber dieses Jahr ist eine Katastrophe und 2023 hat noch über 5 Monate…

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  6. Ich muss dieser Rezension leider Großteils zustimmen. Was ich für sehr bedauerlich halte, hatte dieser Band mMn durchaus Potential (v.a. für Adventure Hooks), das gelegentlich auch aufblitzt. Die Wiederholungen sind wirklich sehr mühsam zu lesen, und irgendwo (bin jetzt zu faul, das rauszusuchen) wurde, glaube ich, tatsächlich ein Absatz innerhalb einer Beschreibung 1:1 wiederholt. Oft wirkt es auf mich, als wären die Texte nicht am Stück geschrieben worden und als wollte man Wörter schinden, damit sie eine gewisse Mindestlänge erreichen. Zusätzlich stimmen für mich die Textbeschreibungen gelegentlich nicht wirklich mit der im oben vergebenen Note für die Qualität überein. Dann gibt es noch ganz billige Fehler, wie die Übersichtstabelle für die beschriebenen Etablissements, wo die Spalten für „Preis“ und „Qualität“ einfach vertauscht wurden. Und bei einem In-Game Buch für mich irritierende Dinge, wie wenn zum Beispiel beim “Hof der Laternen” unter „Besonderheiten“ ganz trocken ausgeführt wird : “Keidre hängt heimlich belkelelgefälligen Riten an und gehörte zur oronischen Verschwörung”. Völlig ok für ein normales Hintergrundbuch, aber bei einem von einer Rahjageweihten geschriebenen In-Game Buch wirkt das gelinde gesagt seltsam, weil man würde meinen die Autorin weiß das entweder nicht oder würde etwas dagegen unternehmen wollen.

    Generell zeigt sich für mich das Grundproblem des „Rahjas Gunst“-Crowdfundings bei dieser Publikation am deutlichsten: Bemühen und Potential wären da, die Ressourcen aber scheinbar nicht. Dieses Buch hätte noch 2-3 Monate Zeit plus entsprechende personelle Ressourcen gebraucht, dann hätte es durchaus ein solides bis sehr gutes Produkt werden können.

    Ausdrücklich ausnehmen von der Kritik möchte ich übrigens die grafische Gestaltung und hier vor allem das mMn stimmige und gelungene Artwork. Dies ist auch der Grund, warum ich 1 von 6 für etwas hart halte, und persönlich das Buch etwas höher einschätzen würde.

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    1. Was die Aufmachung angeht und die Innenillustrationen, da kann ich dir absolut zustimmen, das ist alles gut und wertig. Aber in meiner Wahrnehmung erdrücken die oben genannten Kritikpunkte so sehr, dass ich mich für meine absolute Tiefwertung entschieden habe. Der Band befindet sich in einem Zustand, in dem er aus meiner Sicht an zahlende Kunden nicht ausgeliefert werden durfte. Erschwerend kommt außerdem noch hinzu, dass es ja nach den Vorab-PDF und den vielen Rückmeldungen dazu Besserung versprochen wurde. Und nach so einer Aussage darf dann meiner Meinung nach so ein Resultat nicht herauskommen.

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  7. Ich habe das Buch auch gestern durchgelesen und muss sagen: Ich bin wirklich einigermaßen schockiert, was Ulisses da anbietet. Sprachlich allzu oft wirklich schlimm zu lesen, zu großen Teilen sinn- und inhaltsentleert und hinsichtlich des Lektorats bleibt mir nichts anderes übrig als das Prädikat „Unverschämtheit“ zu vergeben. Es lässt mich derzeit sprachlos zurück, wie die Radaktion hinsichtlich der Publikationen derzeit irrlichtert und wie man ernsthaft der Meinung sein kann, solche Produkte seien einem erwachsenen Publikum zumutbar.

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  8. Bin etwas baff, muss ich sagen. Hab nämlich bisher nur reingelesen, wie die 4-5 Orte beschrieben wurden, wo wir schon waren. Und diese Beschreibungen waren bis auf eine Ausnahme recht gut. Hätte also mit mind. 3 Punkten gerechnet. Beim Vorlauf im CC sind mir auch Fehler aufgefallen, aber hab dann im Endprodukt nicht nochmal geschaut. Sehr enttäuschend, dass da nicht ordentlich lektoriert und korrigiert wurde. Da bin ich mal sehr gespannt, was du zu Rahjas Diener sagen wirst.

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  9. Ich arbeite jeden Tag mit KI-Sprachmodellen. Das liest sich teilweise extrem ähnlich, es sind auch die gleichen Fehler. Wäre krass, wenn Ulisses KI zum Erstellen von Texten nutzt.

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  10. Ne KI, die das/dass-Fehler produziert? Halte ich für unwahrscheinlich. Oder treten diese ausschließlich absatzweise auf – dann aber gehäuft (vgl Engors Beispiel)?
    Bin sehr froh, dass ich dieses CF bewusst ausließ, da ich ziemlich negative Erwartungen hatte! Wurden nun bestätigt.
    Ich fühle mit den Backern. Kopf hoch – bei der Winterwacht bin ich optimistisch…
    Vielen Dank an Engor, der sich den Schund für uns alle reingezogen hat!

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  11. Vielen Dank für die detaillierte und hilfreiche Rezension. Ich finde es immer extrem anstrengend schlechte Werke zu rezensieren. Die Fleißarbeit von dir weiß ich deshalb um so mehr zu schätzen und ich glaube dass solche Arbeit auch wichtig ist um die Qualität von DSA Produkten zu beeinflussen. Ich hoffe zumindest, dass ulisses Redakteure hier mitlesen und das ernst nehmen. Gerade bei solchen Zusatzprodukten gilt finde ich: Wenn ihr das nicht hinbekommt und niemanden habt der Bock hat das etwas kreatives abzuliefern dann lasst es lieber. Das müsst ihr dann ggf. klären bevor ihr ein crowdfunding startet.

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    1. So schlecht die Sachen auch sind, wenn man Konsequent ist, schickt man die Sachen zurück und bekommt das Geld wieder. Hat Ulisses ja selbst angeboten und funktioniert. Zeichen setzen tut man am Ende des Tages vor allem über das monetäre und nicht indem man irgendwo im Internet schreibt, das man enttäuscht ist aber dann keine Konsequenzen zieht.

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  12. Es ist mir wirklich Unverständlich, wie man so ein Buch überhaupt in den Versand geben kann.
    Das muss doch in irgendeiner Weise überprüft werden?
    Wenn Sie diese Bücher ohne ein CF herausgebracht hätten, dann müssten diese eine komplett andere Qualität haben, ansonsten könnten Sie nicht diese Auflagen, wie mit einem CF…
    Aber solange es genug Leute gibt, die Blind alles von Ulisses kaufen und im Ulisses Discord sich über die Kritik mit den folgenden Worten beschweren: „…Ulisses hat doch schon gesagt, dass Sie was ändern wollen, jetzt ist mal gut mit der Kritik…“ wird sich nichts ändern…

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  13. Fun Fact zur Entstehung des Werks:
    Laut Nico Mendrek und Mháire Stritter (OrkenspalterTV, https://m.youtube.com/watch?v=Laa5soeMcbI) war Eevie Demirtel lediglich eine von vielen Autor-innen u wollte gar nicht mit Klarnamen erwähnt werden (…noch ne Panne?). Verständlich – persönlich wäre ich ebenfalls ungern offizieller Autor eines Bordellführers, der anhand des Titels selbst für Spieler-innen nicht zwingend unmittelbar als DSA-Produkt erkennbar ist (für andere Menschen noch weniger) und zudem vor Fehlern strotzt. Alex Spohr fungierte wohl eigentlich als Hrsg – ähnlich wie bei den Kuzgeschichtensammlungen in diesem CF und zuvor bei WdV.
    Dass zahlreiche, anonyme Schreiber-innen beteiligt waren, würde die zahlreichen Dopplungen und Stilbrüche sowie die teils platte und unmotivierte Sprache erklären.
    Das fehlende bzw ungenügende Lektorat/Korrektorat bleibt ein Rätsel – insbesondere bei diesem Hintergrund.
    Am krassesten finde ich übrigens, dass die vertauschte Q/P-Tabelle offenbar nicht korrigiert wurde. Ein kleiner Fehler, der durchaus mal passieren kann – wer hatte noch nie nen Dreher in ner excel-Tabelle? Dieser Fehler wurde allerdings definitiv angezeigt (zB von HDSA). Dadurch wird es ein sehr grober Schnitzer.

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    1. Ich bin sehr sicher, dass da keine „anonymen Autoren“ beteiligt waren. Ulisses benennt Mitarbeitende transparent und auch fair den Autoren gegenüber. Da würden sonst mindestens Pseudonyme stehen. Mhaire/Nico haben erklärt, dass es üblich ist, dass an solchen Werken oft mehrere Autoren arbeiten und das nicht verwerflich sei. Dabei haben sie aber nicht ins Impressum geschaut, da stehen nämlich nur zwei Autoren: Eevie und Alex.

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      1. Das ist allerdings nicht nur die Aussage von Mharié und Nico, sondern auch von Eevie selbst. Ich denke, die wird es wissen.

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      2. Es gibt jetzt die Aussage von Eevie Demirtel, in der Sie bestätigt, dass noch andere Menschen an diesem Buch mitgeschrieben haben, die nicht im Buch genannt werden.
        Ich denke, wir können der Aussage von Eevie glauben.

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  14. Ich würde mich über eine Stellungnahme von Ulisses freuen, die mal was zu ihrer Qualitätsoffensive sagen und wie die grade so läuft aus ihrer Sicht

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      1. Also es gab Anfang Mai ein Video, indem auf die Qualitätsmängel von verschiedenen Produkten reagiert worden ist (https://www.youtube.com/watch?v=u40DrNspJIo&t=59s) , ich schaue mir das gerade nochmal an.
        Markus erzählt dort z.b. dass ja jedes Feedback geprüft würde und dann auch eingearbeitet wird. Das kann überhaupt nicht stimmen, du hast dass ja auch schon angemerkt, dass Fehler nachweislich(!) gemeldet worden sind und dann trotzdem in dem Text geblieben sind.
        Ab der Minute 5, geht Markus explizit auf das CF „Die Gunst der Göttin“ ein.
        Er spricht davon, dass die Vorrab PDF ein Fehler war und dass die PDF´s nochmal an die Backer raus gehen sollten, damit dort besseres Feedback bekommen kann um es noch in die Bände einzubauen. Also haben Sie versprochenen eine besseres Qualität abzuliefern, dass hat ja richtig gut geklappt.
        Zitat von Markus: „…lieber die Produkte von der Gunst der Göttin später und dafür besser…“

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  15. Ich war zuerst sehr von der Aufmachung angetan, die Bilder sind wunderschön und auch der Rosenrahmen (allein der Bilder wegen hätte ich noch zwei Sterne vergeben). Ich habe jetzt reingelesen und war wirklich überrascht von den teilweise nichtssagenden Beschreibungen und auch der Fehlerquote (die OT Begriffe bereiten mir Schmerz). Andererseits fand ich fast schon, dass es auffallend viel Amaziella war bei der die Qualität low war, als wäre diese platte Art ihr Charakterzug. Viele haben jetzt ChatGPT genannt – glaube ich aber nicht. Dafür sind zu viele Tippfehler drin. Klingt eben eher, wie schnell runtergetippt. Danke für deine Rezensionen, Engor.

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  16. Ganz herzlichen Dank für deine ehrlichen und auch angenehm schonungslosen Rezensionen. Auch bei schwachen Produkten triffst du immer einen sehr objektiven Ton. Leider habe ich deine Rezension zu spät gelesen und mir dieses Produkt schon vorher gekauft. Ich kann mich zahlreichen Vorpostern und auch deiner Rezension nur anschließen. Von der angekündigten Qualitäts-Offensive merke ich sowohl in inhaltlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf z.B. das Lektorat leider gar nichts. Ganz schwaches Produkt.

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  17. Die DSA Redaktion hat meiner Meinung nach, jetzt einen ziemlichen Bock geschossen.

    In dem Bordellführer wird das Bordell Orchidee beschrieben, dort werden Knaben zu Liebesdiensten benutzt.
    Diese Festschreibung wurde zwar schon in anderen Publikationen aufgegriffen, aber deswegen muss man das ja nicht so beibehalten.

    Siehe Wiki Aventurica:

    https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Bordell_Orchidee

    „Wir verurteilen die positiv konnotierte und euphemistische Beschreibung dieses Kinderbordells in den Quellen Patrizier und Diebesbanden, Rahjas Diener und Amaziella Bosvanis Bordellführer zutiefst. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass ein Kinderbordell nicht Teil des DSA-Kanons sein sollte.
    Stip, Begomir, Aurelion“

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