Rezension: Paläste der Pracht

Vorbemerkung: Neben inhaltlichen Aspekten war ein Kritikpunkt an Die Gunst der Göttin, dass einige im Prozess des Crowdfundings entstandenen Bonusziele nicht so umgesetzt wurden, wie es von Seiten der Unterstützer*innen erwartet wurde. Konkret handelte es sich dabei um das Kompendium der Gunst der Göttin, das eigentlich Beschreibungen der Paläste des aranischen Fürsten Arkos und der Al´Anfanischen Grandin Shantalla Karionor enthalten sollte, beide Beschreibungen nehmen aber dort jeweils nur eine knappe Seite an, die v.a. nicht die erwarteten Palastbeschreibungen beinhalten. Abhilfe soll nun das nachgelieferte Heft Paläste der Pracht schaffen, in dem diese Texte nachgeliefert werden. Genau wie die Ergänzungen zum Kampagnenband erhalten die Unterstützer*innen des Crowdfundings bzw. der entsprechenden Bände die dazugehörigen Hefte kostenfrei, Paläste der Pracht ist aber laut Ankündigung der Verlagsleitung auf der RatCon in der Folge auch als eigenständiges Produkt angedacht, mit dem man die beiden Hintergrundbeschreibungen unabhängig nutzen kann.

In Zahlen:

– 24 Seiten (plus ein externer Stadtplan)

– 1 Stadtbeschreibung, 2 Palastbeschreibungen

– Preis: 14,95 Euro (als eigenständiges Produkt, für Unterstützer*innen der entsprechenden Crowdfundinginhalte kostenfrei)

– Erschienen am 21.10. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Im Kern ist der Band in drei Schwerpunkte unterteilt. So ist eine Stadtbeschreibung mit Al´Anfa, die schwarze Perle enthalten, dem schließen sich die beiden Ortsbeschreibungen Die Villa Karinor und Der Mondpalast von Alhidor an. Gesondert vorhanden ist nun eine großformatige Stadtkarte von Al´Anfa.

Die dazugehörige Stadtbeschreibung entspricht bis auf kleine Änderungen der Beschreibung aus dem Kompendium, allerdings wurden einige Anmerkungen herausgenommen, die sich konkret auf die Rahjaverehrung in der Stadt beziehen. Um mit dem ebenfalls nachgelieferten Stadtplan zu korrespondieren, wurden zudem bei den Gebäudelisten der einzelnen Stadtteile die im Kompendium fehlenden Nummerierungen hinzugefügt.

Die Villa Karinor

Das Anwesen der legendären Grandin hat hier eine ausführliche Beschreibung auf gut 5 Seiten erhalten, in der alle relevanten Räumlichkeiten aufgeführt sind und die Begebenheiten und auch die gängige Nutzung erläutert werden, ebenso werden einige der wichtigsten Bewohner/Angestellte vorgestellt. Ebenfalls gibt es jetzt einen einseitigen Gebäudeplan für die ausgesprochen große Villa. Hinzu kommt noch eine herausgehobene Charakterisierung der Hausherrin. Um Geschehnisse in Al´Anfa noch weiter anreichern zu können, sind zudem noch drei Würfeltabellen (jeweils für den W6) enthalten, die jeweils Ereignisse auf den Straßen Al´Anfas, auf dem Silberberg und konkret in der Villa Karinor berücksichtigen.

Der Mondpalast von Alhidor

Die zweite Ortsbeschreibung führt nach Aranien und setzt sich mit dem Mondpalast von Alhidor auseinander, der südlich von Zorgan gelegen ist. Dort residiert als Provinzherrscher Amaryd al´Nabab, der den Palast unlängst von seinem Vater Arkos übernommen hat. Auch der Mondpalast erhält demzufolge eine ausführliche Gebäudebeschreibung, welche ebenfalls auch durch eine einseitige Palastkarte ergänzt wird. Als NSC werden zusätzlich Arkos und Amaryd gesondert behandelt. Ebenso sind auch hier drei Würfeltabellen enthalten, mit besonderen Vorkommnissen in Aranien allgemein, Vorkommnissen in aranischen Palästen und konkreten Ereignissen für den Mondpalast.

II. Kritik

Als Grundeindruck bleibt zunächst einmal, dass hier aus meiner Sicht genau das nachgeliefert worden ist, was auch im Crowdfunding versprochen bzw. von den Unterstützer*innen so erwartet worden ist. Sowohl die Villa Karinor als auch der Mondpalast haben jetzt eine ausführliche Beschreibung erhalten, die auch jeweils so verfasst sind, dass man den Ort im eigenen Spiel gewinnbringend einsetzen kann. Die Mischung zwischen allgemeiner Beschreibung und kleinen Details passt, z.B. sind auch witzige Zusätze enthalten wie ein Porträt des Decius Paligan in der Latrine der Villa Karinor, was dessen „Wertschätzung“ durch Shantalla illustriert. Ergänzt wird diese Spielbarkeit auch durch die beiden schönen Gebäudepläne. Ein großes Lob kann ich auch dem großformatigen Al´Anfa-Plan zollen, der sieht sehr gut aus und unterstützt jetzt auch das Spiel in einer der wichtigsten Städte des Kontinents. Natürlich wäre es wünschenswert gewesen (und hätte die teils sehr intensiven Diskussionen über die Produktqualität auch deutlich reduziert), wenn diese Inhalte direkt im Originalband vorhanden gewesen wären. Trotzdem halte ich diese Reaktion von Ulisses für angemessen kulant gegenüber den Unterstützer*innen, denn sicherlich wird die Produktion von Paläste der Pracht für den Verlag eher ein Draufzahlgeschäft, selbst wenn das Heft in Zukunft auch als eigenständiger Inhalt erhältlich sein wird.  

Etwas irritiert hat mich bei Erhalt des Vorab-PDF, das ein Ergänzungsband zum Kompendium die gleiche Al´Anfa-Beschreibung enthält wie das Kompendium selbst, aus meiner Sicht sind nur die Gebäudenummerierungen neu, für die eine reine Tabelle ausgereicht hätte und nicht ein Neuabdruck der bereits vorhandenen Texte. Erschlossen hat sich mir das dann durch Äußerungen von der RatCon, in der u.a. Markus Plötz und Niko Hoch erläutert haben, dass das Heft auch als eigenständiges Produkt funktionieren soll.

An dieser Stelle setzt dann wiederum meine Kritik an: Als kostenfreie Ergänzung empfinde ich das Heft als absolut gelungen, denn es füllt genau die Lücken auf, die ich dort gesehen habe. Als eigenständiges Produkt überzeugt mich das Bandkonzept allerdings nicht. Hier fehlt es mir dann wiederum an originär neuen Texten, weil dann die Hälfte der Texte wieder Doppellungen aus anderen Bänden sind, was die komplette Al´Anfa-Beschreibung betrifft, aber auch die Personenbeschreibungen von Shantalla und Arkos. Natürlich kann man – wie immer – auch hier argumentieren, dass es ja sinnvoll ist, wenn man zu einem Al´Anfanischen Palast auch eine Al´Anfa-Stadtbeschreibung erhält. Zudem müssen ja – bei einem Verkauf als eigenständiges Produkt – nicht zwangsläufig alle Käufer*innen im Besitz des Kompendiums der Gunst der Göttin sein. Das kann ich als Argument zwar anerkennen, ich halte es nach wie vor aber für einen zentralen Mangel von DSA5, dass Doppelungen ständig vorhanden sind. Allerdings ist der Band, selbst man dieser Argumentation folgen will, dann inkonsequent gehalten, weil die Grandenvilla zwar um die Al`Anfa-Beschreibung ergänzt wurde, der Aranische Palast in der Nähe Zorgans aber keine solche Kontextualisierung erhalten hat und komplett für sich steht. Folgt man dieser Logik, hätte entweder der Zorgan-Teil des Kompendiums hier ebenfalls beinhaltet sein müssen oder eine kurze Stadtbeschreibung von Alhidor erfolgen sollen. So bringt es eben wieder ein wenig den Eindruck mit sich, dass die Doppelung eben nicht der reinen Sachlogik folgt, sondern es eher darum geht, die Seitenzahl zu füllen, sonst hätte man konsequenter ergänzen müssen.

III. Fazit

In der Bewertung ist es schwer zu trennen: Als reine Ergänzung zum Kompendium der Gunst der Göttin empfinde ich Paläste der Pracht vollständig zufriedenstellend, denn es ersetzt genau das, was dort fehlt, die Palastbeschreibungen und die großformatige Al´Anfa-Karte. Als eigenständiges Produkt hingegen sind mir einmal mehr viel zu viele Doppelungen zu bereits existierenden Bänden vorhanden, zudem wäre diese Umsetzung inkonsequent, da nur ein Palast Umgebungskontext erhält, der andere nicht.

Bewertung: 4 von 6 Punkten                     

4 Kommentare

  1. Danke für die ausführliche Kritik.
    Was die fehlende Stadtbeschreibung Zorgans betrifft, ließe sich meiner Meinung nach jedoch einwenden, dass sich der beschriebene Palast eben nicht in Zorgan befindet, sondern einige Meilen entfernt. Er ist also durchaus problemlos bespielbar, ohne Zorgan zu betreten. Bei der Villa Karinor, die sich auf dem Stadtgebiet Al Anfas befindet und auf regulärem Weg nur durch die Stadt betreten werden kann, verhält sich dies anders. Insofern halte ich es schon für argumentierbar, dass die Stadtbeschreibung Al Anfas enthalten ist, die Zorgans jedoch nicht.
    Abgesehen davon kann ich den genannten Kritikpunkten eigentlich nur zustimmen.

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  2. Hi! 🙂
    Du schriebst „(…) Lob zollen (…) unterstützt -J-E-T-Z-T- auch das Spiel in einer der wichtigsten Städte des Kontinents. (…)“ – Tatsächlich muss ich anmerken, dass der Al’Anfa Stadtplan vor 12 Jahren im Jahr 2011 mit dem Abenteuer Rabenblut herausgekommen war ; und bereits die ganze Zeit im Ulisses-Ebook-Shop käuflich zu erwerben gewesen war.

    Mir erschließt sich auch ehrlichgesagt nicht so ganz, wieso man sich in den Palästen der Pracht – und dem Kompendium quasi textgleich – überhaupt die „““(Arbeit)“““ gemacht hat, eine „Stadtbeschreibung“ Al’Anfas zu reproduzieren auf effektiv 4 Seiten ; von denen > 50% durch Tabellen eingenommen werden ; und kleiner 50% kurze beschreibende Blurbs zu den einzelnen Stadtteilen sind.

    Relativ zur Stadtbeschreibung in den Dschungeln Meridianas, und im Abenteuer Rabenblut ( dort: 10 Seiten Stadtbeschreibung für die High-Society vornedrin, dann im Abenteuerverlauf auf weiteren 7 Seiten das Elendsviertel des Schlundes, und dann im Anhang auf 12 Seiten eine Stadtbeschreibung kontextualisiert auf den Zustand nach dem ABenteuer – für runde 30 Seiten ).

    In den Dschungeln Meridianas – mit deutlich kleinerer Textgröße und deutlich weniger leerem Raum pro Seite – hat die Stadtbeschreibung Al’Anfas übrigens auch 13 Seiten eingeräumt bekommen.

    Mir ist garnicht schlüssig wieso man diese „Stadtbeschreibung“ „erarbeitet“ hat, und sich nicht die Mühe machte, sie ordentlich anhand der bestehenden Quellen durchzuarbeiten. Ich verstehe nicht, wieso man Inhalte maximalst eindampft, anstatt sich die 43 Seiten Stadtbeschreibung – nur aus Rabenblut und den Dschungeln Meridianas – vorzuknöpfen und einmal von vorne nach hinten zu überarbeiten.

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    1. Ich habe DSA4 weitgehend ausgelassen, zu den damaligen Publikationen, die vor 2012 erschienen sind, kann ich dir kaum etwas sagen und meine Rezi beziehen sich in der Regel auch nicht darauf. Für mich ist das für die aktuelle Edition der erste Plan von Al’Anfa, davon gehe ich als Grundlage immer aus.

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