Rezension: Katzenjammer

Vorbemerkung: Die Genese von Katzenjammer ist etwas ungewöhnlich, handelt es sich doch um ein Fanzine, das mit Unterstützung von Ulisses gedruckt wurde, um dann allerdings über System Matters erhältlich zu sein. Hintergrund ist der jährliche Fanzine-Wettbewerb von System Matters, zu dem Andre Frenzer (u.a. mein geschätzter Rezensenten-Kollege vom Ringboten) und Sarah Burek etwas zu DSK beisteuern wollte, was dann letztlich mit Hilfe von Ulisses in einer Printvariante realisiert werden konnte. DSK ist im Vergleich zu DSA ein kleines System, trotzdem freut es mich natürlich auch hier, wenn zusätzlich nichtoffizielles Material entsteht. 

In Zahlen:

– Ausgabe 1

– 44 Seiten

– Preis: 3,00 Euro (erhältlich im online-Shop von System Matters)

– Erschienen am 30.6.2023

I. Aufbau und Inhalt

Nach einem kurzen Vorwort, in dem Andre Frenzer die Entstehungsgeschichte des Fanzines skizziert, folgt zunächst der Artikel Spukgestalten, in dem mit dem Geisterbaukasten aus Die Schwarze Katze drei Geister erstellt wurden, nämlich der destruktive Feuerteufel, der rachsüchtige Fischer und die mildtätige Mutter Rainlind. Allen dreien können die Erwachten mit ihrer Geisteraffinität in den Straßen Havenas begegnen, neben der Beschreibung ist auch jeweils ein Wertekasten vorhanden.

Der Windhag ist eine Spielhilfe, die ein weiteres benachbartes Gebiet von Havena für DSK erschließt, indem das Leben von Erwachten im rauen Windhag geschildert wird. Hier sind neben den Katzen vermehrt auch Hunde erwacht. Neben den geografischen Gegebenheiten wird deshalb auch auf ein sehr spezielles Hunde- und Katzenrecht eingegangen, mit dem sich beide Spezies gegenseitig das Leben schwermachen. Zusätzlich werden auch besondere Orte und Personen thematisiert. Da das Schafhüten hier eine besondere Rolle spielt, sind auch Werte für eine Weidenschnucke beinhaltet sowie als neue Profession der Tierhüter.

Direkt anwendbar ist die Spielhilfe im folgenden Abenteuer Windhagweiß, das als Einstiegsabenteuer für die Region gedacht ist. Darin wird die Heldengruppe beauftragt, den jungen Kater Niall Steinfall zu finden, der sich in das Gebirge aufgemacht hat, um für seine Angebetete die titelgebende seltene Blume zu pflücken. Zur Ausgestaltung sind einige Reisebegegnungen beschrieben, ebenso ist eine Zufallstabelle vorhanden.

Die Kurzgeschichte Des Pudels Kern von Sarah Burek stellt die Katze Gina Naseweis und den Kater Miran in den Mittelpunkt. Der sensible Miran hat dabei ein schweres Problem, als Gina plötzlich feststellt, dass ihr Freund sich merkwürdig verhält und erkennt, dass er zeitweise von einer Art Geist besessen ist, der in seinen Körper einfährt. Als mitfühlende Seelen beschließen sie allerdings nicht, das Phänomen zu bekämpfen, sondern wollen ergründen, wie sie helfen können. Im Anschluss an die Kurzgeschichte sind Charakterbeschreibungen und Werte für Miran und Gina vorhanden, so dass man sie auch als NSC verwenden kann.

Die Spielhilfe Teegestöber widmet sich dem beliebten Heißgetränk, das auch von den Erwachten in Fasar fleißig konsumiert wird. Neben Anmerkungen zu Herstellung und Anwendung von Tee werden auch verschiedene Sorten vorgestellt.

Unter dem Titel Was schnurrt denn da finden sich Gedanken darüber, wie man als Spielleitung Charaktere darstellen kann, wozu auf verschiedene Möglichkeiten eingegangen wird, u.a. auf die Verwendung von Bildern oder Requisiten. Konkret für DSK wurde zudem 5 sich gegenseitig ergänzende Zufallstabellen hinzugefügt, mit denen man NSC erstellen kann.

Auf der letzten Seite ist der Windhager Anzeiger abgedruckt. Dabei handelt es sich um ein Pamphlet, das eigentlich von den humanoiden Bewohnern des Windhag erstellt wird, in den Artikeln kann man aber eindeutig das Wirken der Erwachten erkennen, welches dort natürlich völlig anders gedeutet wird, als es wahrscheinlich intendiert war.

II. Kritik

Wie schon an anderer Stelle gesagt, ist DSK derzeit noch ein vergleichsweise kleines Rollenspiel, das zwar Jahr für Jahr einen neuen großen Schauplatz hinzubekommt, trotzdem noch an diese Schwerpunkte gebunden ist und auch eher unregelmäßig Publikationszuwachs erhält (auch wenn die Pfotenwerke hier schon ein Mittel zur Ausweitung sind). Umso willkommener ist es, wenn hier von Fanseite zusätzliches Spielmaterial daherkommt.

Das Prunkstück der Ausgabe ist dabei für mich recht eindeutig der Teil des Heftes, der sich mit dem Windhag auseinandersetzt. Immerhin handelt es sich somit quasi um eine Mini-Regionalspielhilfe, in der ein neues Gebiet erschlossen wird, das zwar eine geografische Nähe zu Havena und Albernia aufweist, trotzdem herrschen dort andere Sitten und eben auch nicht nur ein anderer Menschen-, sondern auch ein anderer Erwachtenschlag. Das ist alles natürlich nur grob skizziert und kann aufgrund des knappen Seitenplatzes nur an der Oberfläche kratzen, aber zeigt einige sehr reizvolle Varianten. Dass dazu mit Windhagweiß auch direkt ein kleines Abenteuer hinzugefügt wurde, sorgt natürlich auch für ein sofortiges Anwendungsbeispiel, auch das stellt für mich einen klaren Mehrwert dar.

Aber auch die anderen, bereits beschriebenen DSK-Schauplätze Havena und Fasar erhalten neues Zusatzmaterial, wobei mir die Geisterbeispiele gut gefallen, während ich dem Tee thematisch weniger abgewinnen kann. Des Pudels Kern ist inhaltlich eine gelungene Kurzgeschichte, die die Geisterthematik und die Anfälligkeit der Erwachten für diese Wesen betont. Hier reißt mich allerdings die sprachliche Umsetzung manchmal aus Thematik, wenn Begriffe wie „Hey“, „Okay“ oder „Flohtaxi“ verwendet werden, die ich mit Aventurien und dem dortigen Sprachgebrauch einfach nicht zusammenbringen kann. Bei einem Fanwerk empfinde ich diesen Kritikpunkt allerdings nicht als allzu gravierend.

Was ich persönlich für weniger relevant halte, sind die Spielleitertipps, da sie doch sehr allgemein gehalten sind und man sie in ähnlicher Form schon an den verschiedensten Stellen gehört hat. Dafür sind die Würfeltabellen für DSK ausgesprochen praktisch. Gleiches gilt für den Windhager Anzeiger, der eine nette Ergänzung zu dem anderen Windhag-Material darstellt.

III. Fazit

Katzenjammer ist eine sehr gelungene Fanzine-Idee, der ersten Ausgabe (ich hoffe, es folgen noch viele weitere) merkt man das Herzblut, das eingeflossen ist, wirklich sehr an. Bei den Artikeln stechen für mich insgesamt vor allem die Windhag-Anteile heraus, da sie das Gesamtsetting um einen reizvollen Schauplatz erweitern. Wie immer bei Fanwerk verzichte ich an dieser Stelle auf eine Punktewertung.     

6 Kommentare

  1. Hallo Engor,
    meinen aufrichtigen Dank für die wohlwollende Besprechung! Es hat mich sehr gefreut, ein Feedback zu „Katzenjammer“ zu sehen!
    LG Seanchui

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    1. Vielleicht kannst du ja helfen, weil bei Discord die Frage aufkam: Im Print ist „Katzenjammer“ mittlerweile ja leider schon vergriffen. Gibt es irgendwo eine Möglichkeit, das PDF zu erwerben oder gibt es zumindest Pläne dazu?

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      1. Ja, da kann ich weiterhelfen. Wir wollten ganz bewußt warten, bis die Restmengen im System-Matters-Shop auf „0“ abverkauft wurden – war ja für einen guten Zweck. Da das jetzt in der vergangenen Woche passiert ist, werden wir uns nun zeitnah um eine Veröffentlichung im Rahmen des Scriptoriums im Ulisses-Ebook-Store kümmern. Ich hoffe, dass das noch vor Jahresende klappt. Dann ist das Heft wieder – zumindest digital – verfügbar.

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