Rezension: Helden der Winterwacht

Vorbemerkung: Auch der dritte Hauptband des Winterwacht-Crowdfundings Helden der Winterwacht ist das Resultat des neuen Designs, indem hier sämtliche Regelaspekte gebündelt werden, die sonst auf andere Bände verteilt gewesen sind. So sind hier unter anderem Teile der alten Regionalspielhilfe und der regionalen Rüstkammer beinhaltet. Anders als bei Die Winterwacht handelt es sich somit um einen editionsgebundenen Band für DSA5, der umgekehrt wiederum für Spieler*innen gedacht ist und nicht gesondert für die Hände der Spielleitung.

In Zahlen:

– 88 Seiten

– Preis: 29,95 Euro

– erschienen am 2.12. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Nach den üblichen Vorbemerkungen zu unterschiedlichen Regelbereichen werden im titelgebenden Kapitel Helden der Winterwacht eine ganze Reihe regionaltypischer Professionen vorgestellt. Dabei handelt es sich zwei weltliche Professionen (die Freibund-Kontoristin und den goblinischen Rattenfänger), 4 Kämpferprofessionen (den Birkholter Krieger, den Festumer Krieger, den Neersander Krieger und den norbardischen Sippenkrieger), 5 Zauberprofessionen (den Graumagier aus Festum, die Graumagierin aus Neersand, den Weißmagier aus Norburg, die bornische Zibilja und die Goblinzauberin) und 2 Geweihtenprofessionen (die bornische Rondrageweihte und den Erleuchteten des Blutes). Alle Professionen haben dabei eine Seite erhalten, auf der sich eine kurze Allgemeinbeschreibung, ein Infokasten zu Kleidung und Tracht, das Professionspaket und eine Illustration befinden. Übergreifend finden sich noch einige Würfeltabellen, mit denen man Ereignisse aus der Jugend der Charaktere bestimmen kann, um dessen Vorgeschichte ausgestalten zu können.

Regeln der Winterwacht als umfangreichstes Kapitel liefert jede Menge zusätzliche Regeldetails: Dabei wird zunächst der Goblin als Spezies berücksichtigt. Dem schließen sich dann Vorteile, Wesenszüge, Sonderfertigkeiten, Talentstilsonderfertigkeiten und Kampf(stil)sonderfertigkeiten an. Folgend werden Regeln zu den speziellen Professionen hinzugefügt: Regeln für die Zibiljas (deren Rituale und zur Sippenchronik), Goblinzauberinnen (Rituale und Goblinkeule), Vertrautentiere (für Zibiljas und Goblinzauberinnen sowie Vertrautentricks), für die regionalen Gildenmagier und Korgeweihte (nebst Regeln zum Rondrakamm bzw. Korspieß).

Zuletzt ist das Kapitel Rüstkammer der Winterwacht enthalten. Wie immer werden dabei einzelne Waffen und Rüstungsgegenstände auf einer Halbseite zunächst mit einem Ingame-Zitat eingeführt, das kurz im Text mit mehr Details ausgestattet wird, was dann von den archetypischen Helden in kleinen Dialogen kommentiert und zuletzt mit den entsprechenden Regeln versehen wird. Berücksichtigt werden dabei sowohl Statussymbole wie das Bronnjarenschwert, regionale Sonderwaffen (wie der Birkholter Drachenspeer) oder Waffen/Gegenstände der beheimateten Spezies (wie die Goblinschleuder oder die Molokdeschnaja der Norbarden). Den Rüstungsgegenständen ist dabei oft auch der Aspekt des Kälteschutzes eigen. Ebenso wurden Werkzeuge und besondere Gegenstände wie die Kaleschka, der Kufenschlitten oder ein Wechsel der Nordlandbank hinzugefügt. Auch hier gibt es natürlich einzigartige Gegenstände wie die Schwerter des Nordens und den Geweihhelm des Orvai Kurim und karmale Artefakte wie den Mantel der heiligen Mascha. Zuletzt werden als Tiergefährten der Bornländer und der Norburger Riese angefügt. Der Band endet mit einem Schlagwortindex.

II. Kritik

Von allen Elementen der Neustrukturierung halte ich die Schaffung dieses gesonderten Regelbandes für die Idee, die ich ohne jede Einschränkung als sehr positiv ansehe. Die Mischung von Regel- und Hintergrundelementen in den alten Regionalspielhilfen habe ich immer als wenig intuitiv angesehen und dort eben vor allem die Regeln eher als Störfaktoren betrachtet. In der jetzigen gesonderten Variante hat man einen reinen Spieler*innen-Band geschaffen, den man verwenden kann, um eigene Charaktere für die Winterwacht zu generieren und diese mit allem weiteren Aspekten, wie z.B. regionaltypischer Ausrüstung auszustatten.

Dabei zeigt sich einmal mehr, wie viel Vielfalt auch in den Teilgebieten Aventuriens steckt, indem man mit den Goblins und den Norbarden zwei Figurentypen hat, die dort primär angesiedelt sind und die hier viel mehr Facetten erhalten. Ebenso wird der Metaplotsetzung der Konkurrenz der Kriegsgötter hier Rechnung getragen, indem die Konzepte des Rondra- und des Korgeweihten enthalten sind. Mit je drei Krieger- und Magierakademien ist das Bornland auch auf diesem Sektor breit aufgestellt, was sich in vielen Regelergänzungen zu Talentenstilen und Sonderfertigkeiten wiederfindet. In meiner persönlichen Wahrnehmung ist das zwar immer auch ein Eindruck der Überkomplexität von DSA5, umgekehrt muss ich aber natürlich einräumen, dass es eben rein optionale Gesichtspunkte sind, was ja durch die Umschichtung in einen Sonderband sogar noch einfacher abzutrennen ist.

Besonders spannend empfinde ich außerdem immer die Rüstkammern. Die hier beinhalteten Waffen sind ja im Prinzip in ihrer Basisvariante nichts Neues, der Borndorn ist nichts anderes als ein Wurfdolch oder die Molokdeschnaja letztlich eine Axt. Aber mit diesen Sonderformen kann man eben Helden aus der Region mit etwas mehr Flair ausgestalten, wozu meiner Meinung nach auch immer die schönen und detailreichen Illustrationen gehören. Allerdings merkt man hier den Unterschied zum alten Rüstkammerkonzept, indem der für mich eigentlich reizvollste Teil hier nun ausgelagert wurde, das frühere Sonderkapitel und die Einzelgegenstände mit besonderen Hintergründen sind nicht mehr beinhaltet. Das ist natürlich insofern logisch, als dass diese nach der Definition eindeutig zu den Spielleitungsaspekten gehören, da sie ja direkt spielbar sind bzw. Abenteueraufhänger haben. Eine Sonderrolle nehmen die Schwerter des Nordens sowie der Flügelharnisch ein, da sie zwar eigentlich besondere Artefakte darstellen, allerdings in größerer Zahl vorhanden sind und auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in Spielerhände geraten können. Generell unterstreicht die Rüstkammer außerdem recht eindeutig den Charakter des Bornlands und dessen Merkmale, indem auch mit den Waffen/Rüstungsgegenständen gleich mehrere Aspekte (unter anderem die Kälte und Lebensfeindlichkeit, aber auch die extremen Standesunterschiede) im Eindruck verstärkt werden. 

IV. FazitHelden der Winterwacht gibt DSA5-Spieler*innen viel Material an die Hand, mit dem man sehr viele unterschiedliche Charaktere mit einer regionalen Prägung für die Winterwacht ausgestalten kann. Unterstützt wird dies durch das Rüstungskapitel, das viele Aspekte des Bornlands betont, die man mit entsprechender Ausstattung für die Spielercharaktere darstellen kann. Generell befürworte ich zudem den ab nun vorhandenen Trennungsfaktor zwischen Regeln und Hintergrund. Wie immer bei Bänden, in denen Regelaspekte vorrangig sind, verzichte ich auf eine Punktwertung.

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