Rezension: Der Blutmond

Vorbemerkung: Anders als DSA hat DSK bislang keinen Metaplot, einzig der Moment des Erwachens ist als gemeinsamer Ausgangspunkt aller Settings gesetzt. Das neue Pfotenwerk Der Blutmond setzt allerdings jetzt ein wiederkehrendes Ereignis in den Kanon der Spielwelt, das alle bisherigen Schauplätze periodisch betrifft. Das klingt auf Anhieb nach einer lohnenswerten Idee, bei der natürlich auf die Umsetzung geachtet werden muss, viel Raum bietet ein Pfotenwerk hierzu natürlich nicht.

In Zahlen:

– 7 Seiten

– Preis: 2,99 Euro (für das Download-PDF)

– erschienen am 25.1. 2024

I. Aufbau und Inhalt

Zunächst einmal wird allgemein erläutert, was der Blutmond genau ist, wozu zur Stimmungserzeugung einleitend einige kurze Ingame-Texte verwendet werden. Dabei wird schnell klar, dass es sich um mehr handelt als nur ein Naturereignis, bei dem der Mond periodisch eine blutartige Farbe annimmt. Anschließend wird die Besonderheit angeführt, dass humanoide Wesen das Phänomen eher beiläufig wahrnehmen, während für Erwachte hieraus eine massive Bedrohung entwächst.

Darauf folgt dann eine Aufschlüsselung, wie sich der Blutmond in den drei Schauplätzen Havena, Fasar und Donnerbach jeweils auswirkt, denn tatsächlich ist der Blutmond zwar immer derselbe Auslöser für Ereignisse, allerdings mit sehr unterschiedlichen Folgehandlungen. In Havena wird eine massive Attacke durch untote Ratten ausgelöst, während in Fasar urplötzlich Gewaltexzesse unter den erwachten Hunden stattfinden (die sich dabei aber vornehmlich untereinander attackieren). In den Salamandersteinen initiiert der Blutmond vor allem verstärkte Aktivitäten der von den lokalen Erwachten gefürchteten Sulaaks, die für sie vor allem deshalb eine Bedrohung sind, weil sie über das Wissen über deren wahre Natur verfügen.

II. Kritik

Schon die länge der Inhaltsangabe verrät, dass Der Blutmond auch unter den Pfotenwerken ein sehr kurzer Vertreter ist. Das ist auch tatsächlich für mich das Kernproblem: So lohnend die Grundidee eines solchen Ereignisses auch sein mag, es bräuchte meiner Meinung nach schon etwas mehr Unterfütterung, um ein solches Kauf-PDF zu rechtfertigen. Was man hier erhält, sind lediglich ein paar Ideenschnipsel, denn man muss noch hinzufügen, dass von den sieben Seiten eine das Cover einnimmt, eine das Impressum und eine den hinteren Klappentext. Bleiben also ganze vier Seiten, um das Phänomen allgemein und an allen 3 Schauplätzen zu erläutern. Somit hat man wirklich nur ein paar Grundnotizen, was ich auch insofern schade finde, als dass gerade die Unterschiede zwischen Setting als Folge des gleichen Auslösers eine extrem reizvolle Idee ist.

Was mir dann aber fehlt, sind ein paar mehr Hilfsmittel zur Darstellung, z.B. noch jeweils eine zusätzliche Seite mit beispielhaften Ereignissen während einer solchen Nacht oder auch ein konkreter Szenariovorschlag. Denn Potential hat so etwas ja, wenn hier plötzlich ein episodischer kollektiver Wahnsinn herrscht und die Folgen in anarchischen Zuständen liegen, hier fallen mir direkt einige cineastische Vergleiche ein, z.B. zu John Carpenter-Filmen oder der Grundsituation von The Purge (auch wenn da nicht Wahnsinn der Auslöser der Bedrohung ist, vor der man sich verschanzt). Die Alternative wäre es gewesen, sich einen der Schauplätze herauszugreifen und diesen etwas genauer zu beschreiben. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass dies in einem der kommenden Pfotenwerke nochmal aufgegriffen wird. Das ändert aber nichts daran, dass ich die vorliegende Basis dementsprechend für unbefriedigend halte.

Hier muss ich generell eine Kritik an den Pfotenwerken anbringen. Allgemein sei dabei gesagt, dass ich eine solche Publikationsreihe analog zu den DSA-Heldenwerken erstmal sehr gut finde. Vor allem leisten sie etwas, was DSK davor gefehlt hat: Sie liefern Nachschub für das schöne Setting, das bislang nur in den größeren Abständen durch die Crowdfundings erweitert wurde. So erhalten die Grundbände für Havena, Fasar und Donnerbach zusätzliche Mehrwerte.

In der Anlage fallen sie aber viel gröber aus als die Heldenwerke. Oft hat man den Eindruck, dass zusammenhängende Publikationen einfach in mehrere Teile partiert werden, um auch im kommenden Monat etwas parat zu haben. Im Resultat sind das dann die oben angesprochenen Schnipsel, die sich erst allmählich zusammenfügen, z.B. gibt es ja gleich drei Pfotenwerke, die sich mit dem Thema der Zirkuserwachten auseinandersetzen oder zwei, die ein Rennen unter Fasar zum Inhalt haben. Der Blutmond ist so einfach nur eine Mini-Anregung, die erst durch weiteres Material greifbarer wird (insofern man nicht selbst kreativ werden will, was aber auch nicht allen gegeben ist). Ich kann verstehen, dass hier auch ein Problem ist, dass offenbar Philipp Baas als Redakteur nur wenige Mitstreiter hat (anders als z.B. die DSA-Redaktion) und deshalb ein Großteil der Texte aus seiner eigenen Feder stammen. Gerade deshalb würde ich das Ganze auch etwas entzerren, ich verstehe beispielsweise nicht, warum die Pfotenwerke zwangsläufig monatlich erscheinen müssen und nicht wie ihre DSA-Pendants im Abstand von zwei Monaten. Dann könnte man thematisch zusammengehörende PDF auch als eine solche Einheit veröffentlichen. Mehr Konsistenz würde helfen, denn so ist der Kontrast zu den fast durchweg sehr gelungenen regulären Publikationen noch größer.

III. Fazit

Der Blutmond ist für meinen Geschmack als Spielhilfe viel zu fragmenthaft, die beinhalteten Informationen sind eher dürftig gehalten, vor allem fehlt es an einem konkreten Fokus. Jeden Schauplatz auf einer knappen Seiten abhandeln zu wollen, wird am Ende keinem davon gerecht, auch wenn die Grundidee eigentlich wirklich gut ist.

Bewertung: 2 von 6 Punkten

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar