Kurzrezension: Stürmisches Herz

Vorbemerkung: Eigentlich hatte ich den Siebenwindküste-Reigen ja bereits für abgeschlossen erklärt, allerdings muss ich in dieser Hinsicht doch kurzfristig noch einmal „rückfällig“ werden. Schuld daran ist die neueste 64. Ausgabe von Mephisto, das mit „Stürmisches Herz“ ein kurzes Abenteuer aus der Feder von Philipp Neitzel enthält, welches sogar einen offiziellen Status erhalten hat. Spielbares Material zu einer neuen Regionalspielhilfe ist natürlich immer interessant, somit habe ich mir die Ausgabe besorgt, um nun meine Eindrücke zu schildern.

In Zahlen:

– 6 Seiten

– Erschienen in: Mephisto Nr. 64

Preis: 5,95 Euro (für das gesamte Magazin)

I. Aufbau und Inhalt

Das Abenteuer ist genaugenommen eher ein Szenario, weshalb es aus kurzen Abschnitten besteht, die jeweils grob einzelne Handlungsaspekte umreißen. So wird zunächst die Vorgeschichte des Abenteuers erzählt, in der eine Fee namens Goitha über eine Liebschaft mit einem Druiden ihren Weg auf die Insel Oghta gefunden hat und diese seit ewigen Zeiten durch ihre Macht vor Unwettern schützt. Just zum Zeitpunkt des Eintreffens der Helden nehmen aber Versuche ihren Anfang, die Fee zu beeinflussen, die Insel zu verlassen, um sich einer Konfliktpartei im anbahnenden Feenkonflikt in Albernia anzuschließen.

Dazu werden die anderen Handlungselemente eingeführt, natürlich vor allem der zentrale Antagonist und seine Verbündeten. Zur Rahmengestaltung gehört außerdem eine Vorstellung der gesamten Insel mit einigen zentralen Anlaufpunkten samt deren Bewohnern. Zuletzt existiert eine Beschreibung des Finalverlaufs, z.B. unter Berücksichtigung dessen, was passieren würde, sollten die Helden nicht eingreifen oder gar scheitern.

II. Kritik

Wie die obige Inhaltsbeschreibung schon vermuten lässt, kann man in der Tat nur von einem Szenario sprechen, die einzelnen Handlungselemente werden lediglich grob umrissen, einzig der zentrale Antagonist erhält eine ausführlichere Charakterisierung. Für fast alle anderen Bereiche muss der Spielleiter viele Details hinzufügen, z.B. für alle anderen Figuren oder Handlungsorte, die samt und sonders in nur wenigen Sätzen bzw. im Falle der NSCs in ein paar Stichwörtern beschrieben werden. In den meisten Fällen lässt sich dies allerdings auf der ordentlichen Grundlage leisten, als schade empfinde ich aber das Fehlen einer kleinen Karte der Insel, was zur Ausgestaltung sicherlich hilfreich gewesen wäre.

Inhaltlich fügt sich das Kurzabenteuer gut in die in der Regionalspielhilfe geschilderten Gegebenheiten ein, wird hier doch eine weitere Episode aus dem Konflikt der Feenwesen hinzugefügt. Das vorliegende Geschehen ist zwar sehr kleinformatig und auf den begrenzten Horizont der kleinen Insel beschränkt, trotzdem steht die Existenzgrundlage aller Bewohner auf dem Spiel, eine sicherlich ausreichende Motivation für heldenhaftes Eingreifen. Die Ressourcen des Antagonisten sind somit zwar deutlich eingeschränkt (eine Handvoll Anhänger und seine persönlichen Fähigkeiten), durch die im Hintergrund stehende Fee und deren mögliche Anfälligkeit für dessen Argumente ist die Bedrohlichkeit der Situation aber unter Umständen sehr ernsthaft. Mit entsprechender Ausgestaltung sehe ich hier durchaus das Potential für 1-2 unterhaltsame Spieleabende, vor allem wenn man auf die Spielhilfe zurückgreifen kann, um z.B. die Lebensweise der Inselbewohner und die an der Siebenwindküste üblichen Sitten und Gewohnheiten einzubringen. Mit den offensichtlichen Generationenkonflikten ist ein wichtiges Handlungselement vorgegeben, das sicherlich interessant ist, eben weil somit der Großteil der Gegner keine von Grund verdorbene Schurkenriege darstellt, sondern es sich um Verführte handelt, deren besorgte Eltern die Helden im Verlauf der Ereignisse kennengelernt haben dürften. Somit dürfte es schwerfallen, sie wie übliches „Schwertfutter“ zu behandeln, stattdessen scheint es sehr wahrscheinlich, dass ein Teil der Lösung darin liegen könnte, eine Möglichkeit zu finden, auch die fehlgeleiteten Jugendlichen zu retten. Ebenso kann die Konfrontation mit der launenhaftigen und manipulierten Fee reizvoll sein, stellt sie doch den absoluten Machtfaktor dar, immerhin kann sich die gesamte Insel unbewohnbar werden lassen.

III. Fazit

„Stürmisches Herz“ ist ein nettes, kleines Szenario, das den Feenkonflikt um eine weitere Episode bereichert, die vor allem von dem abgeschiedenen Kosmos der kleinen Dorfgemeinschaft mit ihren Generationenkonflikten lebt. Allerdings muss der Spielleiter eben auch viel Bereitschaft zur Ausgestaltung mitbringen, da es sich mitnichten um ein ausgearbeitetes Abenteuer handelt, sondern nur ein grobes Handlungsskelett. Aus diesem Grund nehme ich in diesem Fall auch keine Punktewertung vor.

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