Rezension: Die Rüstkammer der Flusslande

Vorbemerkung: Zu den DSA5-Rüstkammern pflege ich bisher ein eher gespaltenes Verhältnis: Die beiden allgemeinen Ausrüstungsbände waren mir unterm Strich etwas zu unsortiert und willkürlich in der Zusammenstellung. Dafür konnten mir die regionalen Varianten bislang durchaus gefallen, weil sie eine klaren thematischen Fokus haben und bislang auch die lokalen Verhältnisse gut mit Bewaffnung und Ausrüstung eines Helden verbunden haben. Also eigentlich eine gute Voraussetzung für Die Rüstkammer der Flusslande von Nikolai Hoch, David Schmidt und Alex Spohr, auch wenn man die Flusslande auf den ersten Blick nicht unbedingt mit waffenstarrenden Heldengestalten verknüpfen würde.

In Zahlen:

– 28 Seiten

– Preis: 11,95 Euro

– Erschienen am 13.12. 2018

I. Aufbau und Inhalt

Den anteilig größten Raum nehmen auch direkt die Waffen ein, indem 13 unterschiedliche Waffen vorgestellt werden, ein Mischung aus Lanzen und Spießen, Schwertern und ein paar Fernkampfwaffen, zudem finden sich noch drei lokale Rüstungsvarianten. Handelt es sich hierbei allerdings noch um Waffen, die vornehmlich für menschliche Helden angedacht sind, so schließt sich folgend ein sogenanntes zwergisches Arsenal mit sieben Waffen und einer Rüstung des kleinen Volkes. Für die einfache Bevölkerung gibt es zusätzlich wieder einige improvisierte Waffen, also vornehmlich Werkzeuge, die im Notfall auch dazu verwendet werden können, sich seiner Feinde zu erwehren.

Zusätzlich sind einige besondere Gegenstände enthalten wie Guldebrand, das Schwert der Herzöge der Nordmarken, dazu einige karmale Artefakte. Für den Alltag gedacht sind einige Anmerkungen zu Kunsthandwerk, Kleidung und Proviant. Direkt spielbar ist das Flussschiff Die Schwester der Fetten Jungfer, das stellvertretend ist für die Zustände in der Flussschifffahrt steht, die für die Region sehr wichtig ist. Neben einem Schiffsplan finden sich auch exemplarische Besatzungsmitglieder und einige kurze Abenteuervorschläge. Im Einband befindet sich zuletzt noch eine tabellarische Übersicht mit einer regionalen Warenliste.

II. Kritik

Nach wie vor gefällt mir an den regionalen Rüstkammern der nachvollziehbare thematische Zuschnitt, der der allgemeinen Variante fehlt: Hier ist jederzeit erkennbar, warum die einzelnen Ausrüstungsgegenstände und Waffen beinhaltet sind, in dieser Hinsicht stellt Die Rüstkammer der Flusslande keine Ausnahme dar. Die Texte sind informativ und reichern die Regionalspielhilfe um weitere interessante Facetten an. Wer einen Charakter aus den Nordmarken oder dem Kosch spielen möchte, wird hier garantiert fündig, wenn man diesen möglichst passend und authentisch ausstatten möchte.

Nach wie vor ist die reichhaltige Illustration zudem ein großer Vorteil, zu fast jedem Gegenstand ist auch wieder eine Illustration enthalten, was alles natürlich deutlich anschaulicher gestaltet, wobei die Schauwerte diesmal eindeutig bei den etwas opulenteren Zwergenwaffen liegen.

Was mir etwas missfällt, ist allerdings gerade im ersten Teil mit den Waffen der Menschen, dass hier zwar die Beschreibungstexte regionales Flair erzeugen, die Waffen selbst aber letztlich den allgemeinen Prototypen entsprechen und in der Machart keine Besonderheit darstellen. So unterscheidet sich nach meinem Verständnis die Ferdoker Kriegslanze von einer normalen Kriegslanze nur durch einen grün-schwarzen Wimpel als Erkennungszeichen der Lanzerinnen. Letztlich scheinen mir viele der Gegenstände zwar mit einer auf die Region zugeschnittene Hintergrundgeschichte versehen, entsprechen aber den Varianten, wie sie an vielen anderen Orten Aventuriens genauso üblich sein könnten. Genau hier liegt für mich aber eher allgemein noch Verbesserungsbedarf: In den regionalen Rüstkammern sollte man noch stärker darauf achten, vor allem solche Gegenstände zu erwähnen, von denen man als Leser/Spieler anschließend das Gefühl hat, dass sie eine Besonderheit der betreffenden Gegend darstellen, die man in dieser Form nirgendwo anderes antreffen kann.

Anders sieht es in dieser Hinsicht meinem Eindruck nach bei der zwergischen Rüstkammer aus, hier passt die Verbindung aus der Optik der Illustration, der Beschreibung und der regionalen Verbundenheit. Wer sich für einen zwergischen Held interessiert, der kann hier eine kleine, aber feine Auswahl an Utensilien finden.

Ähnliches gilt für die besonderen Gegenstände und die karmalen Gegenstände, die die Besonderheiten der Flusslande gut unterstreichen, hier wären mir sogar ein paar mehr Seiten ausgesprochen willkommen gewesen, vor allem könnte man gerade solche Gegenstände noch mehr mit Abenteueranregungen verbinden.

Das letzte Kapitel zur Flussschifffahrt ist alleine deshalb schon lesenswert, weil hier mit dem Flusssegler wieder eine direkt im Spiel einsetzbare Komponente enthalten ist, die sich auch gut an andere Inhalte anbinden lässt, z.B. an die Zollfeste aus der Regionalspielhilfe. Generell ist auch das ein Bereich, der im Gesamtkontext ausgebaut werden könnte.

III. Fazit

Die Rüstkammer der Flusslande bietet erneut gute Möglichkeiten, einen regionaltypischen Helden auszustatten. Das Highlight ist dabei für mich eindeutig die zwergische Rüstkammer, während einige der anderen Gegenstände und Waffen hingegen weniger regionale Originalität aufweisen. Grundsätzlich würde ich zudem mehr Inhalte mit einem direkten Spielwert, v.a. Abenteueranregungen, für sinnvoll halten.

Bewertung: 4 von 6 Punkten

2 Kommentare

  1. Einerseits stimmt es, dass die Region mehr Spielfertiges und mehr Abenteueraufhänger benötigt. Andererseits finde ich es nicht sehr sinnvoll, das gerade in eine Waffenkammer zu packen. Erstens erwartet man das dort nicht, was die Auffindbarkeit erschwert. Zweitens richtet sich die Rüstkammer vergleichsweise eher an Spieler, sodass Abenteueraufhänger dort weniger Sinn ergeben. Drittens bietet die Regionalspielhilfe schon solche Inhalte und da ergibt es wenig Sinn, diese zwischen Waffenkammer und Regionalspielhilfe aufzuteilen.

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