Rezension: DSK- Meisterschirm und -Kompendium

Vorbemerkung: Die meisten DSA-Crowdfundings bestehen neben den Kernprodukten aus einer Reihe von größeren und kleineren Bonuszielen, die teils aus den unterschiedlichsten inhaltlichen Bereichen stammen. Im Fall von Die Schwarze Katze werden diese Ziele im Endprodukt vor allem im Bereich des Kompendiums zusammengefasst, das somit eine Art von Sammelband darstellt, der als Beiheft zum DSK-Meisterschirm hinzugefügt wurde. Besonders interessant scheinen dabei die Erzählregeln für Kinder, die DSK somit auch den Charakter eines Einstiegsspiel für junge Rollenspieler verleihen können.

In Zahlen:

– 1 Meisterschirm

– 1 Kompendium mit 48 Seiten

– Preis: 24,95 Euro

– Erschienen am 26.8. 2019

I. Inhalt und Aufbau

Wie schon angesprochen, fasst das Kompendium mehrere Themenkomplexe zusammen, die jeweils weitgehend für sich stehen.

Zu Beginn erfolgen einige Ergänzungen zur Charakterentwicklung, indem Nuala und Wildkatze als Spezies, Waldkatze als Kultur, Barde, Felljäger, Mäusezüchterin und Wanderin als Professionen hinzugefügt werden. Neben kurzen Beschreibungen finden sich dabei auch die regeltechnischen Modifikationen.

Der Hintergrund wird um Feste und Spiele erweitert, mit denen sich die erwachten Katzen Havenas ihre Zeit vertreiben. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Mäusezucht, werden die kleinen Nager doch nicht nur als Nahrungsquelle angesehen, sondern durchaus auch als eine Art von Haustier. Im Bereich Schätze und Zauberwerk finden sich zudem einige besondere Gegenstände (z.B. eine mechanische Wundermaus, von Archon Megalon persönlich erschaffen), um die sich beispielsweise eigene Abenteuer gestalten lassen.

Den meisten Raum nehmen die Erzählregeln für Kinder ein. Hierbei handelt es sich um extrem vereinfachte Regeln, mit denen jungen Spielern ein problemloser Einstieg ermöglicht werden soll. Zunächst werden anhand einiger Fragen die wichtigsten Merkmale eines Charakters herausgearbeitet, z.B. indem Ziele einer Figur definiert werden, anstatt mit einer großen Menge an Werten zu arbeiten, gleiches gilt beispielsweise für erzählerisch relevante Schwächen, die statt den aus DSA bekannten regeltechnischen Nachteilen verwendet werden. Zudem werden die Dimensionen reduziert, indem als Hilfsmittel einfach zwei Gegenstände fungieren können, die bei Proben als Modifikatoren wirken können. Solche Regelaspekte sind aber drastisch zurückgefahren: Vor allem wird dies im Bereich der Lebensenergie deutlich, da hier jede Katze nur 3 Lebenspunkte erhält, deren Verlust somit auch nicht mit Würfen mit dem W6 ermittelt wird. Als weitere Ressourcen existieren noch die bekannten Schicksalspunkte und Freundschaftspunkte, die man für gelungene Aktionen erhält. Der Probemechanismus basiert auf Würfen mit dem W20, wobei man durch besondere Umstände für einen Versuch bis zu 3W20 erhalten kann (wenn man entsprechende Fähigkeiten hat, die zur Probe passen oder wenn es gelingt, seine Handlung nach Meisterentscheid besonders gelungen zu beschreiben). Im Kampfbereich gibt es zwar auch Proben, hier wird aber auch betont, dass ein Scheitern im Kampf meist nicht den Tod des Charakters zur Folge haben muss. Neben Steigerungsmöglichkeiten werden noch einige Optionalregeln hinzugefügt, z.B. die Möglichkeit, sich Erzählrechte zu verschaffen, d.h. in gewissem Rahmen den SpielerInnen die Schilderung einer Aktion zu überlassen.

Als Ergänzung dazu ist das Kapitel Rollenspiel für Eltern und Lehrkräfte gedacht. Hier werden die u.a. entwicklungspsychologische Leistungen des Rollenspiels erläutert, was auf verschiedenen Ebenen mit Hinweisen verbunden wird, z.B. wie man Erfolg und Misserfolg kindgerecht ausgestalten kann. Ebenso werden passende Themen von weniger geeigneten Inhalten differenziert. Ein weiterer Aspekt, auf den eingegangen wird, ist die Gestaltung von Atmosphäre, z.B. durch den Einsatz von Hilfsmitteln, die unterschiedliche Sinne ansprechen.

Das Kapitel Die bunte Katze schließlich stellt einen gänzlich anderen Aspekt in den Mittelpunkt: die künstlerische Umsetzung von DSK. Hier wird anhand von einigen Beispielen zunächst der Weg der Stilsuche vorgestellt, z.B. indem aufgezeigt wird, wie schon kleinere Änderungen eine andere Wirkung auf den Betrachter erzeugen können. Ebenso wird die Herausforderung für Zeichner demonstriert, die in der anderen Anatomie von Katzen im Vergleich zu Menschen besteht. Dazu werden Sammlungen von Porträts, Waffenzeichnungen und Kartenelementen gezeigt. Außerdem wird die Genese des Covers von Nachtgeheul vom Entwurf bis zum Endprodukt nachvollzogen. Dazu sind kurze Interviews mit den Künstlerinnen Christina Kraus, Maja Wrzosek und Sandra Braun vorhanden.

Den größten Schauwert hat natürlich der Meisterschirm selbst. Wie schon von den DSA-Varianten gewohnt, handelt es sich um einen Schirm aus 4 DinA4-Seiten. Auf den Außenseiten befinden sich Coverabbildungen der DSK-Bände aus dem Crowdfunding, auf der Innenseite sind Regelzusammenfassungen abgedruckt, um sie bei der Spielleitung schnell verfügbar zu haben.

II. Kritik

Nur zu Beginn ein paar Worte zum Meisterschirm: Aus meiner Sicht ist es kein unbedingt notwendiger Inhalt, allerdings ist die DSK-Variante gut gemacht, der Innenteil enthalt viele nützliche Angaben, zumal ja die Regeldichte hier eher gering ist, so dass – anders als bei DSA mit seiner riesigen Regelfülle – tatsächlich eine sehr nützliche Menge an Regeln vorhanden ist und nicht nur ein vergleichsweise winziger Bruchteil. Weitaus reizvoller ist für mich aber eher das Kompendium mit seiner breiten Schwerpunktfächerung.

Im Prinzip halte ich solche Sammlungen mit extrem unterschiedlichen Themenschwerpunkten für sehr schwer zu bewerten, weil sich kein roter Faden durch die Publikation zieht. Das hat in der Tat den Effekt, dass ich die einzelnen Kapitel unterschiedlich interessant und relevant finde, vor allem die konkreten Erweiterungen zu DSK am Anfang des Heftes habe ich eher so nebenbei wahrgenommen und mich bei der überschaubaren Seitenzahl eher gefragt, warum das nicht doch noch Platz im Regelwerk gefunden hat, so kommt wieder die vom „großen Bruder“ DSA berüchtigte Herumblätterei auf, weil eigentlich zusammengehörige Themen getrennt werden.

Den sicherlich interessantesten Part nehmen die Kinderregeln ein. Hier halte ich es für einen sinnvollen Gedanken, so etwas an DSK anzubinden, weil die Protagonisten etwas mehr Distanz zu den abenteuerlichen Geschehen erzeugen, weil es sich eben nicht um Menschen, sondern um Tiere handelt, so dass die Spielsituationen nicht so realistisch wirken. Umgekehrt erzeugt es bei mir auch einen gewissen Widerspruch, weil an anderer Stelle ja mehrfach betont wird, dass man DSK bewusst nicht verniedlichen wollte. Die Ansätze der Vereinfachung halte ich für völlig richtig, hier stehen Regeln eindeutig im Hintergrund. Gut gefällt mir der Ansatz, besonders kreative Beschreibungen mit zusätzlichen Würfelwürfen zu belohnen, somit wird ein zusätzlicher Anreiz erzeugt, seine Fantasie spielen zu lassen. Allerdings wirken nicht alle Ansätze zu Ende gedacht, so ist mir beispielsweise nicht klar, welchen Zweck die sogenannten Freundschaftspunkte haben. Es ist zwar definiert, wie man sie erwerben kann, der Effekt bleibt aber undeutlich. Richtig finde ich auch den Ansatz, dies um pädagogische Anmerkungen zu ergänzen. Stellenweise werden für meinen Geschmack aber zu offensichtliche Punkte betont, z.B. dürfte jedem klar sein, dass politische Intrigenspiele für Kinder sicherlich weniger lohnenswert wirken als solche Geschichten, in denen Freundschaft und Heldentum im Mittelpunkt stehen.

Ein kleines Highlight sind für mich aber die Erläuterungen zu den künstlerischen Hintergründen von DSK, hier finde ich die vorgestellten Beispiele hochspannend, auch die Gedanken, die hinter dem Entwicklungsprozess stehen, sind sehr informativ, auch in der Frage, warum bestimmte Ideen im Laufe des Projektes wieder verworfen wurden. Gerade die Leistungen der Künstler stehen im Rollenspielbereich in der Wahrnehmung oft hinter denen der Schreibenden hinten an, somit ist eine solche Form der Würdigung eine schöne Geste, die ich in ähnlichen Produkten gerne öfter sehen würde.

III. Fazit

Das Kompendium bietet einige interessante Ergänzungen zu DSK, wobei allerdings kein roter Faden existiert. Die Kinderregeln sind in der Tat sehr regelleicht angelegt und betonen/belohnen kreative Ansätze, allerdings sind aus meiner Sicht nicht alle Gedanken zum Thema gleich relevant. Eine sehr schöne Idee ist die Hervorhebung des künstlerischen Entstehungsprozesses anhand von vielen Illustrationsbeispielen.

Bewertung: 4 von 6 Punkten

3 Kommentare

  1. Gewohnt fundierte Rezension, danke!

    Mit den Freundschaftspunkten kann man anderen Spielern Schicksalspunkte verschenken. So habe ich das zumindest verstanden.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar