Rezension: Verhängnisvolle Schatzsuche

Vorbemerkung: Die ersten beiden Folgen der zweiten Hörspiel-Staffel stellen meiner Auffassung nach eine leichte Verbesserung dar, was inhaltliche Schwächen angeht. Die Geschichte um verfluchtes Gold von Markus Topf und Timo Reuber passt durchaus nach Aventurien und die Verlagerung nach Thorwal sorgt dafür, dass weniger Widersprüche aufkommen, indem nicht ständig irgendwelche generischen Orte erfunden werden müssen, wie es anfangs in der Umgebung Gareths stattfand.

I. Inhalt und Aufbau

Nach der Eroberung der Seelenfänger besitzt die Gruppe nun ein Schiff, mit dem sich die Gefährten auf die Suche nach dem verfluchten Gold machen können, wobei Ragna und Hothar es allerdings wieder wie ihr altes Schiff in Gischttänzer umbenennen. Die Reise ist unter anderem davon geprägt, dass der sonst eher besonnene Gundar sich ausgesprochen reizbar und feindselig zeigt, bis es fast zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kommt.

Am Ziel angekommen warten einige Widrigkeiten wie ungemütliches Wetter und enge Höhlenpassagen, die nur tauchend durchquert werden können. Zudem verspürt Alinne, dass von dem Ort weit mehr Bedrohung nur als durch fragiles Gestein ausgeht, sondern dort scheinbar auch ein sehr altes Übel lauert.

Ragna und Hothar hingegen werden über einen Großteil der Handlung vom Rest der Gruppe getrennt, um den Schatz zu suchen. Dabei ergibt sich unter anderem auch die Gelegenheit für Ragna, vom Schicksal ihrer Mannschaft und dem Fluch zu berichten, was in Form einer Rückblende geschieht. Dabei wird die Mannschaft der Gischttänzer mit einem Schiff voller Toter konfrontiert, verteidigt von Soldaten, die im Kampf zu Staub zerfallen.

An Ende der Folge wird zudem deutlich, mit welchen Mächten die Gruppe sich dieses Mal auseinandersetzen muss, zudem werden auch die Dimensionen der Bedrohung deutlich, die sich eben nicht nur auf einen individuellen Fluch auf die Schatzheber beschränkt.

II. Figuren

Neben der bekannten Kerngruppe wird vor allem Ragna näher vorgestellt, die sich in erster Linie geschwisterliche Geplänkel mit ihrem Bruder Hothar liefern darf. Ein zentraler Unterschied zwischen den beiden Geschwistern ist allerdings ihr Verlangen nach dem Gold, das bei Ragna dominant ist, während Hothar deutlich vernünftiger wirkt. Gundar hingegen erscheint mit seiner Reizbarkeit zunehmend verändert, was unter anderem dazu führt, dass seine normalerweise harmlosen Streitereien mit Filoen plötzlich einen bitterernsten Charakter erhalten.

In einer Rückblende kommen zudem die beiden Thorwaler Halgir und der aus dem ersten Teil bekannte Laske vor, die vor allem ihre Reaktionen auf das unheimliche Schiff zum Ausdruck bringen. Die einzig neue Figur ist der rätselhafte Aldari, der offenkundig als Antagonist aufgebaut wird, aber hier nur kurz mit der Heldengruppe interagiert.

III. Kritik

Positiv habe ich ja bisher die Verlagerung nach Thorwal gesehen, was sich dieses Mal aber leider nicht fortführt. Sehr ungünstig ist die Reise gestaltet: Während sich die Gefährten in der einen Sekunde noch am Golf vom Prem an Bord streiten, befinden sie sich im nächsten Moment übergangslos an Land und suchen die Schatzhöhle. Hier wäre ein sanfterer Übergang deutlich praktischer gewesen, z.B. in Form einer Sichtung des Zielortes von Bord aus und mit einer klaren Benennung, wo man sich überhaupt gerade befindet, so wird der Hörer nicht wirklich mitgenommen.

Durch die wenigen Erwähnungen von Ortsmarkierung wird einmal mehr deutlich, wie wenig die Autoren über Aventurien wissen, was leider durch Dialogteile wie „Bei Firun, Herr des Meeres, des Landes und des Todes“ noch verstärkt wird. Nach wie vor stören mich solche Fehler massiv, vor allem weil das absolute Kleinigkeiten sind, die durch zwei Minuten Internet Recherche ermittelbar wären. Und es handelt sich dabei eben nicht um winzige Details, die nur Vollblut-DSAlern auffallen, sondern mit den simplen Götternamen um einen sehr basalen und einfachen Teil des Hintergrunds. Erneut werden zudem wieder Zusammenhänge hergestellt, die so im offiziellen Aventurien gar nicht existieren, wie zum Beispiel die Kultisten des Namenlosen, die einen Plan haben, der Sardos offenbar wohlbekannt ist. Zudem wird wie in der ersten Staffel wieder der Anschein erweckt, es würde sich bei den Kultisten, bzw. ihrem Anführer Aldari um eine wohlbekannte Figur handeln. Auch deren Pläne werden wieder so vereinfacht, dass es sich erneut eher um etwas generisches Böses handelt, das einfach typischerweise die Welt in die Dunkelheit ziehen will bzw. wie Sardos es ausdrückt „Auf unseren Schultern lastet nun das Schicksal ganz Aventuriens“. Genau das ist ja eher ein Aspekt, der von einer einzelnen Heldengruppe im realen Aventurien so gut wie nie beeinflusst wird, geht es dort doch abseits der absoluten Großereignisse immer nur um regionale Geschehnisse.

Das Geschehen in den Höhlen ist dafür sehr atmosphärisch gestaltet, sowohl in der akustischen Untermalung mit unheilschwangerer Musik und stetigem Tropfen, als auch inhaltlich, z.B. durch die Funde der sterblichen Überreste ihrer Vorgänger als Schatzsucher oder durch dramatische Tauchpassagen. Gleiches gilt für die Rückblende an Bord des auseinanderfallenden Geisterschiffs. Aber auch hier sind Grobheiten zu erkennen, indem viel zu wenig Informationen über das Schiff gegeben werden, etwa ob es irgendeiner der aventurischen Seefahrernationen oder -städte zugeordnet werden kann, z.B. in Form der Uniformen der Soldaten.

Vom Grundsatz her wird allerdings durchaus eine reizvolle und spannende Geschichte aufgebaut, vor allem nachdem man gegen Ende der Folge auch langsam erahnt, was sich in der erbeuteten Schatzkiste wirklich befindet. Hier verspürt man leichte Anleihen bei Klassikern wie Bram Stoker, wenn das unheimliche Geisterschiff mit seiner Aura des Todes erforscht wird. Für die zweite Staffelhälfte erhoffe ich mir deshalb vor allem eine spannende Geschichte mit der direkten Konfrontation mit den Antagonisten, wobei ich mir umgekehrt kaum Illusionen mache, dass es noch gelingen wird, die Gesamthandlung wirklich stimmig für aventurische Verhältnisse zu gestalten.

Nach wie vor völlig tadellos bleibt die technische Umsetzung: Die bekannten Sprecher leisten gute Arbeit und sorgen auch dafür, dass die einzelnen Figuren mehr Charakter erhalten. Auch die Untermalung mit Hintergrundmusik und –geräuschen ist gelungen, gerade auch in den eher unheimlichen Passagen, in die trotzdem auch immer wieder leichtere Klänge eingewoben werden, wenn eher der Humor im Vordergrund steht.

IV. Fazit

Es bleibt wie gehabt, die Stärken liegen in der sehr professionellen Machart der Hörspiele, inhaltlich wird leider oft die Gelegenheit verpasst, die Geschichte stimmig in Aventurien zu verorten. Diesmal sind für meinen Geschmack auch einige Handlungsbrüche erkennbar, in denen der Hörer nicht immer gut in die folgenden Passagen mitgenommen wird.

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