Rezension: Werkzeug des Bösen

Vorbemerkung: Die letzten Monate haben vieles durcheinandergebracht, natürlich auch in den Abläufen der DSA-Produkte. So ist es auch schon eine ganze Weile her, dass das letzte Hörspiel der Reihe von Winterzeit-Audiobooks erschienen ist. Seit geraumer Zeit geht es aber auch hier weiter und nun ist mit Werkzeug des Bösen der 11. Teil erhältlich, womit sich auch die 2. Staffel langsam ihrem großen Finale annähert.

I. Inhalt

Die Gefährten haben Thorwal nun wieder hinter sich gelassen und sind erneut auf dem Weg nach Gareth, um dort die Anhänger des Namenlosen zu stoppen. Dabei werden sie mit den Zerstörungen konfrontiert, die das Jahr des Feuers in der Hauptstadt des Mittelreichs hinterlassen hat. Ein wichtiger erster Schritt ist zunächst das Finden eines passenden Unterschlupfs, da sie ja alle seit den Ereignissen der ersten Staffel und vor allem ihrem Kerkerausbruch dort gesucht werden. In einem solchen Versteck angekommen, nutzt Sardos die Gelegenheit, die Gruppe über die Natur des Namenlosen und dessen Anhängern aufzuklären.

Genau deren Pläne werden in parallelen Szenen aufgezeigt, in denen vor allem Bragdul als Anführer verhorgehoben wird, der viel von seinem Gefolge fordert, um die Rückkehr seines Herrn erfolgreich zu gestalten und den Hammer Ingerimms unter Kontrolle zu bekommen. Ein Dorn im Auge sind ihm dabei Gundar und seine Gefährten, so dass diese in den Fokus der Aktivitäten der Kultisten gelangen.

Somit endet die Folge auch mit einer größeren Konfrontation, die allerdings noch kein endgültiges Finale darstellt, sondern ein wichtiges Vorgeplänkel, das nicht ohne Verluste vonstatten geht. All das mündet in einen großen Cliffhänger zur abschließenden Episode hin, was auch stark mit Gundars innerem Konflikt verbunden ist.

II. Figuren

Nachdem in den Thorwal-Episoden Hothar die Anführerrolle übernommen hat, rückt dieser nun wieder stärker in den Hintergrund. Stattdessen hat diesmal Sardos einen großen Sprechanteil, indem er einerseits vieles über Gareth erzählt und andererseits später seine Kenntnisse über ihre Gegner offenbart. Nach wie vor ist Alinne zudem als mittlerweile stetige Retterin in der Not tätig, indem sie die Gruppe mit ihrer intuitiven Magie immer wieder aus schier aussichtslosen Situationen rettet. Gegen Ende der Folge ist es zuletzt Gundar, der wieder im Mittelpunkt der Handlung steht, allerdings nun stark verändert durch seine inneren Einflüsse. Als Antagonist zeigt Bragdul sich als grausamer Anführer des Kultes, für den seine Anhänger allerdings völlig entbehrlich sind, solange ihr Einsatz ihn seinem Ziel näherbringt.

III. Kritik

Mein Kernkritikpunkt an den bisherigen Hörspielen ist ja eigentlich immer gleich gewesen: Aus meiner Sicht ist das fast durchweg immer viel zu sehr generische Fantasy gewesen und der Bezug zu Aventurien als Hintergrundwelt war mir viel zu lose bzw. wurden immer wieder Gelegenheiten verpasst, diese in den Momenten herzustellen, wenn es sich anbieten würde.

Das kann ich für Werkzeug des Bösen zumindest einschränken. Die vorliegende Folge bezieht durch die Rückkehr nach Gareth einiges an aventurischer Geschichte ein, so dass Sardos u.a. viel über die Geschehnisse des Jahres des Feuers erzählt, aber auch im mythologischen bzw. religiösen Bereich über die Natur des Namenlosen. Das ist meiner Meinung nach ausdrücklich löblich, endlich einmal tatsächliche Bezüge deutlich zu machen, in denen die Spielwelt einmal nicht austauschbar ist (auch wenn diese sicherlich stellenweise noch eleganter hergeleitet werden könnte, da es etwas arg exkurshaft wirkt). Andere Kritikpunkte bleiben aber nach wie vor bestehen, vor allem der Umstand, dass hier eine einfache Heldengruppe mit der quasi ultimativen Aufgabe- also der Verhinderung der Befreiung des Namenlosen – betraut wird, die sonst eigentlich weltumgreifende Auswirkungen hätte und sicherlich nicht in den Händen einzelner läge, sondern von Heeren, hohen Kirchenvertretern oder Staatenlenkern. Ob gesucht oder nicht, der gewöhnliche Aventurier würde hier einflussreiche Verbündete such, gerae bei den Kirchen der Zwölfe. Genauso ist nach wie vor die Verwendung des Hammers von Ingerimm nicht dem realen Hintergrund entsprechend, allerdings stammen diese Setzungen schon aus den vorherigen Folgen.

Erzählerisch ist die Dramaturgie ansteigend, wobei ich die Spannungskurve der Folge etwas inkonsistent wahrgenommen habe, nachdem die Handlung lange nur aus Erzählungen von Sardos und den Dialogen zur Vorbereitung der nächsten Schritte besteht und dann gegen Ende maximal anzieht, um in das folgende Finale der Abschlussfolge hinüberzuleiten, gerade was die Entwicklung Gundars betrifft. Dabei sind die Szenen im Untergrund durchaus mitreißend gestaltet, wenn die Gefährten plötzlich in eine fast ausweglose Falle hineingeraten. Zudem bekommt Gundars merkwürdiges Verhalten nach vielen Andeutungen endlich eine klare Kontur. Besonders dessen Begegnung mit Bragdul stellt eindeutig den Höhepunkt der Folge dar.

Weniger konsistent wird dafür das plötzliche Auftauchen Seminoles, die als Mitglied des Wächterbundes auch auf einmal eine völlig neue Aufgabe erhält. Zudem sind bestimmte Handlungselemente mittlerweile auch völlig verbraucht: Gefühlt enthält jede Folge eine scheinbar obligatorische Szene, in der eine bis dahin unvorhersehbare Entladung von Alinnes magischen Fähigkeiten den rettenden Ausweg bietet. Hier müsste den Autoren doch schlicht selber auffallen, dass das total ausgereizt bzw. überstrapaziert ist und – auch in Erwartung von kommenden Staffeln – endlich neue Ideen entwickelt werden müssen. Nach wie vor wirkt der erfahrene Magier Sardos auf diese Weise wie ein Amateur gegenüber der Magiedilettantin und bleibt auf die Rolle des Geschichtenerzählers reduziert. Etwas merkwürdig stößt mir zusätzlich auf, dass der bis dahin dominante Fluch überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheint. Ohnehin ist die Rückkehr nach Gareth für mich etwas unglücklich, weil die bis dahin neue Thorwal-Atmosphäre wieder dem sehr gängigen Mittelreich weicht, das ja schon in der ersten Staffel thematisiert wurde, hier hätte nach meinem Gefühl ein anderer Handlungsort, z.B. in einer der größeren Städte Thorwals, eine günstigere Wahl dargestellt. Beispielsweise drängt dies Hothar, der bislang deutlich vielschichtiger gezeichnet wurde, wieder völlig in den Hintergrund, so ist er wieder nur der polternde Thorwaler ohne Charaktertiefe.

Wie üblich tadellos sieht einmal mehr die technische Seite aus: Die Sprecher liefern hervorragende Arbeit ab und chargieren herrlich böse bzw. heldenhaft. Lobend sind auch die Soundeffekte hervorzuheben, v.a. wenn die Gruppe sich im Untergrund bewegt und um sie herum das Chaos in Form von einstürzendem Mauerwerk ausbricht.

IV. Fazit

Werkzeug des Bösen ist eine spannende Folge innerhalb der aktuellen Hörspielstaffel, wobei diesmal durchaus mehr darauf geachtet wurde, Elemente der Hintergrundwelt Aventurien zu verwenden, allerdings werden auch viele alte Widersprüche fortgeführt. Einige Handlungselemente sind für mich zudem unglücklich gewählt, vor allem die Rückkehr nach Gareth. Technisch ist das Niveau wieder sehr gut.

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