Rezension: Jenseits der Mauern

Vorbemerkung: Auch wenn im Kern des DSK-Crowdfundings die Stadtspielhilfe zu Fasar steht, gibt es im Zuge dessen auch weiteren Nachschub für die erste Veröffentlichung der Spielreihe. Jenseits der Mauern  von Stefan Tannert und Jens Ullrich führt demzufolge wieder nach Havena bzw. besser gesagt in dessen Umgebung. Im Fokus liegt nämlich nicht die Stadt selbst, sondern das Umfeld der Hafenstadt. Im DSA-Pendant Havena-Versunkene Geheimnisse wurde dieses schon beschrieben, was jetzt für DSK in einer gesonderten Spielhilfe nachgereicht wird.

In Zahlen:

– 64 Seiten

– Preis: 19,95

– erschienen am 7.12. 2022

I. Inhalt und Aufbau

Wie angesprochen nimmt den größten Teil die Beschreibung des Umlands Havenas an. Nachdem in Die Schwarze Katze bislang die Katzen alleine im Rampenlicht standen, werden nun – passend zu dem Fasar-Band – auch Hunde verstärkt in das Setting eingebunden, die außerhalb der Hafenstadt auf der anderen Flussseite im Hundeland leben (im Stadtteil Feldmark). Zunächst wird ihr Glauben thematisiert, wobei Tava und die Brüder Razu und Trach vordergründig sind. Konkretisiert wird die Vorstellung der Situation vor Ort durch eine Aufschlüsselung der einzelnen Rudel. Zudem werden wichtige Orte benannt, wobei der bekannteste das Vergnügungsschiff Rethis ist. Katzen haben es dort dementsprechend schwer.

Etwas anders gestaltet sich dies außerhalb der Stadtmauern, dort leben die einzelnen Wesen durchmischter. Die gilt u.a. für die Muhrsape. Auch hier wird zunächst auf die zentralen Orte eingegangen (auch die der Menschen), an denen Katzen und Hunde leben. Dazu gehören auch besondere Persönlichkeiten z.B. die Haijäger, drei Katzenschwestern, die sich für den Tod ihrer Mutter an einem bestimmten Hai rächen wollen. Eine Sonderrolle nehmen als weitere erwachte Spezies die Schupp-Piraten ein, eine Art Mischung aus Bären und Mardern.

Moorwinkel erscheint insofern eine Besonderheit, als dass dort Hunde und Katzen friedlich zusammenleben. Dies gelingt unter anderem durch die Pflege eines Walls aus Dornen, der sämtliche Bedrohungen fernhalten soll. Auch hier gibt es Schilderungen von relevanten Orten und Figuren.

Die Felsen von Carrag Doinan sind hingegen keine gesonderte Domäne der Erwachten, sondern vornehmlich das Revier des Schwarzmagiers Gostrabal, der dort Jagd auf Feenwesen macht, um diese für seine Alchemie-Versuche zu missbrauchen. Neben seinen Machenschaften gibt es eine ausführliche Schilderung seines Magierturms. Ebenfalls dort findet sich ein altes Katzenheiligtum, dessen Inneres ebenfalls als Schauplatz eingeführt wird.

Für die Spielleitung schließt sich folgend ein Kreaturenkapitel an, das sowohl unheimliche Wesen wie Irrlichter und Moorleichen als auch schillernde Figuren wie Feen berücksichtigt, dazu kommen noch tierische Kreaturen wie der Streifenhai oder der Moorwurm. 

Zuletzt sind einige Regelerweiterungen vorhanden. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den Regeln für Hunde, wozu die Rassen aufgeschlüsselt werden, dazu die Kultur Feldmark. Daneben existieren auch Vor- und Nachteile und Sonderfertigkeiten. Für die Katzen folgt Entsprechendes für die Kinder von Praios und dem Wanderer.

Analog zu den großen Spielhilfen schließt auch dieser Band mit einem kurzen Mysterienkapitel, dass die vorherigen Kapitel um einige besondere Geheimnisse ergänzt, in denen einige Hintergründe konkretisiert werden.

II. Kritik

Die Havena-Variante von DSK hat die Latte ziemlich hoch gehängt, da aus meiner Sicht die erwachten Katzen der Hafenstadt sehr gut und vor allem voll von Abenteueranreizen beschrieben wurden. Daran müssen sich Folgepublikationen wie Jenseits der Mauern, was ja eine direkte Erweiterung darstellt, messen lassen. Tatsächlich muss ich aber sagen, dass die Spielhilfe aus meine Sicht weitgehend nahtlos daran anknüpft und Havena um einige zusätzliche Facetten bereichert. Schade finde ich einzig, dass im Stil keine Anknüpfung stattfindet: Anders als im Hauptband findet hier keine Schilderung des Settings aus einer Ingame-Perspektive statt, indem einer oder mehrere Bewohner Havenas die Leser*innen auf einen Streifzug durch die Umgebung mitnimmt. Diesen Aspekt fand ich sehr gelungen und hätte mir das als Sondermerkmal von DSK durchgehend gewünscht. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Beschreibungstexte trotzdem gut geschrieben sind.

Vor allem sind sie inhaltlich sehr gelungen: Auch wenn man die Flussseite wechselt oder gar die Stadtmauern hinter sich lässt, stößt man gefühlt an jeder Ecke auf einen neuen Plotfaden, der ein Abenteuer verspricht. Die beiden Autoren haben darauf geachtet, überall Konflikte zu platzieren: So trifft man auf verfeindete Sippen (inklusive Romeo und Julia-Konstruktion), kann sich auf Haijagd begeben, Harpien bekämpfen oder den Mikrokosmos von Moorwinkel erkunden. Sehr konkret ausgearbeitet ist Gostrabals Unterschlupf, dessen Geschichte für mich persönlich das Highlight des Bandes darstellt (u.a. wird hier auch direkt ein alrauniger Homunculus eingesetzt).

Zudem werden verstärkt Hunde im Setting implementiert, was natürlich die Gesamtlage nochmal mehr zum Schmelztiegel werden lässt. Das Mysterienkapitel sorgt zusätzlich dafür, dass weitere Anreize gesetzt werden. Nach wie vor ist einer der großen Vorteile von DSK, dass auch die Spielhilfen so aufgemacht sind, dass mit ein wenig Bearbeitung die Inhalte direkt aus den Bänden spielbar sind. Das betrifft vor allem die Vielzahl an Figuren mit interessanten Hintergrundgeschichten, auf die man überall treffen kann. Da hier eher das Brennglas angesetzt wird und exemplarisch NSC herausgegriffen werden, wirkt alles deutlich lebendiger. In den regulären DSA-Bänden wird da oft ein viel allgemeinerer Ansatz gewählt. Das gewährt großflächigere Beschreibungen, hat aber eben den Nachteil, dass man so weniger konkrete Geschichten erzählen kann, an die man unmittelbar anknüpfen kann. Es werden zwar nur wenige neue größere Gegenden bzw. Stadtteile hinzugefügt, diese sind aber alle unterschiedlich angelegt bzw. haben verschiedene thematische Schwerpunkte.  

Die Regelerweiterungen sorgen dafür, dass man weitere Charakteroptionen zur Verfügung hat, vor allem was die Hunde betrifft, aber auch neue Katzentypen sind vorhanden. Im Kreaturenbereich erhält die Spielleitung vor allem solche Wesen, mit denen man das sumpfige Umland Havenas versehen kann.

III. Fazit

Jenseits der Mauern ist eine gelungene Ergänzung zur Stadtbeschreibung Havenas. Vor allem gelingt es, an allen beschriebenen Orten viele Abenteueranreize zu bieten, zudem sind einige Orte sehr konkret beschrieben, so dass sie direkt spielbar sind. Eine Stärke des Bandes ist zudem die dichte Beschreibung mit vielen NSC, die das Umland Havenas sehr lebendig gestalten. Etwas schade ist der Umstand, dass der Stil der Settingbeschreibung nicht identisch mit dem Hauptband ist.    

Bewertung: 5 von 6 Punkten

1 Kommentar

  1. Ja, die Wahl zwischen Ingame- und Outgamebeschreibung ist mir da nicht leicht gefallen. Da die Texte aber teilweise recht kurz sind und sehr durch die Gegend springen, habe ich mich für Outgamebeschreibungen mit Ingame-Zitaten entschieden. Reine Ingamebeschreibungen wären wahrscheinlich sehr unruhig zu lesen gewesen. Ist übrigens aus den gleichen Gründen in „Jenseits der Türme“ genauso.

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