Rezension: Der Götze des Affenkönigs

Vorbemerkung: Der Titel wird wahrscheinlich selbst eingefleischte DSA-Spieler*innen etwas stutzig machen, sogar im wiki aventurica findet sich derzeit kein Abenteuer mit diesem Titel, obwohl es sich tatsächlich nicht um ein Fanprodukt handelt, sondern etwas Offizielles von Ulisses. Der Grund dafür ist einfach, Der Götze des Affenkönigs von Michael Mingers ist keine eigenständige Publikation, sondern ein Bestandteil des Heftes Worlds of Ulisses, in dem kurze Abenteuer aus verschiedenen Ulisses-Publikationsreihen für die Savage-World Abenteuer-Edition aufgearbeitet wurden, so dass man diese Regeln auf den jeweiligen Setting-Hintergrund anwenden kann. Generell ist es auch nur ein zweiseitiges Szenario, allerdings weist es eine Besonderheit auf, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat: Es spielt in Uthuria.

In Zahlen:

– 1 Aufstellerheft, 1 Abeneuerheft mit 20 Seiten

– 5 verschiedene Settings (darunter auch DSA/Uthuria)

– Preis: 19,95 Euro

– Erschienen: 25.6. 2022

I. Aufbau und Inhalt

Das Abenteuer ist in eingebunden in ein kleines Gesamtpaket, bestehend aus zwei Heften, dem Regel- und Abenteuerheft und dem Aufstellerset. Letzteres beinhaltet – wie der Titel schon sagt – einfach Ausschnittseiten mit den Abbildungen von Gegnern, die man für die jeweiligen Abenteuer als Aufsteller benutzen kann, für das DSA-Abenteuer handelt es sich dabei u.a. um Affenmenschen. Für jede Spiellinie ist zudem eine A4-Seite vorhanden, auf der je vier kleine Heldenkarten abgedruckt sind. Auf der Vorderseite finden sich eine Abbildung der Figur mit deren Grundwerten, auf der Rückseite sind außerdem noch einige Spezialangaben enthalten, hier unterteilt in die Kategorien Handicaps, Talente und Ausrüstung (sowie Mächte für den Magier). Die Charaktere sind die Kriegerin Leomara, der Magier Hesindian, der Zwerg Romoxosch und der Streuner Angrond (allesamt bekannt aus der Einsteigerbox Das Geheimnis des Drachenritters).

Das andere Heft ist im Prinzip eine Art Schnellstarter, in dem die Savage World-Regeln in Kurzform vorgestellt werden, so dass man prinzipiell kein weiteres Material benötigt, um direkt losspielen zu können. Etwa die Hälfte der 5 Seiten wird für Erläuterungen zu den Charakteren und deren Werten verwendet, die zweite Hälfte widmet sich dann den Kampfregeln, zudem gibt es einen kurzen Abschnitt zum Einsatz von Mächten, dem Aspekt, unter den bei Savage World auch Magie fällt. Folgend schließen sich die Abenteuer an, von denen insgesamt 5 enthalten sind (neben DSA sind das Hexxen 1733, Myth, Torg und Fading Suns), abschließend wird noch beispielhaft erläutert, wie man eigene Settings bei Savage Worlds erstellt. Anders als ein Schnellstarter ist das Heft allerdings direkt mit dem eigentlichen Regelband für Savage Worlds verbunden, da z.B. Gegnerwerte nicht enthalten sind, sondern dafür auf diesen Band verwiesen wird.

Der Götze des Affenkönigs ist ein zweiseitiges Szenario, bei dem es die Heldengruppe nach Uthuria verschlägt. Dort erhalten sie in Porto Velvenya von dem horasischen Botschafter Francesco Bugatti einen ungewöhnlichen Auftrag: Einige Mitglieder der Botschaft haben bei einem Jagdausflug versehentlich Affen gejagt und auch gegessen. Allerdings hat sich im Nachhinein offenbart, dass es sich dabei um die Mitglieder eines intelligenten Affenvolkes handelt, die nun eine Entschuldigung einfordern. Insofern soll man eine diplomatische Mission auf sich nehmen, um den Zorn der Affenmenschen zu besänftigen. Zum einen beinhaltet das Abenteuer eine Reisepassage mit einer Flussreise, zum anderen dann eine Beschreibung der Verhältnisse im Affenreich, wo die Mission natürlich einen anderen Verlauf nimmt, als man ursprünglich erwartet hat, da man dort veränderte Verhältnisse vorfindet, die durch interne Konflikte verursacht wurden. Fortan gilt es, die Anerkennung der Affenmenschen zu erlangen, folgend muss man sich zudem in einem größeren Konflikt um die Macht innerhalb des Volkes beweisen.

II. Kritik

Erstmal muss ich anmerken, dass ich mich auf das Abenteuer fokussieren möchte, nicht auf die Frage, ob es sich lohnt, DSA mit den Savage Worlds-Regeln zu spielen, dazu fehlt mir auch schlicht die Regel-Kompetenz, um das seriös zu bewerten. Diese sind offenkundig auf ein schnelleres, actionbetonteres Spiel ausgelegt und haben nicht dieselbe Detailverliebtheit wie DSA5.

Für das Abenteuer gilt zunächst, dass der Schauplatz Uthuria Exotik verspricht, was auch eingehalten wird. Man bewegt sich in einem Dschungelsetting und ist von den Affenmenschen umgeben, deren Anerkennung man erst erwerben muss. Dabei ergibt sich auf der Reise eine typische Dschungelepisode, indem man mit den Unwägbarkeiten der Umgebung konfrontiert wird. Die Affenmenschen werden zunächst sehr fremd dargestellt, indem man erst beweisen muss, dass man Herausforderungen meistern kann, denen sie sich selbst auch stellen müssen. Zudem sind sie – Vorbildern wie Planet der Affen folgend – in unterschiedliche Arten unterteilt, z.B. gibt es starke Gorilla-Krieger, aber auch gruppenorientiertere Paviane und sogar fliegende Affen. Uthuria als Setting wurde dabei wohl nicht ganz zufällig gewählt, da hier kaum feste Setzungen oder eine ellenlange Historie wie für Aventurien herrschen, die aventurische Heldengruppe dringt ja in ein Gebiet vor, das noch nie Teil eines Abenteuers gewesen ist. Das ist natürlich auch eine Stärke, dass hier Neues geboten werden kann. Grundsätzlich empfinde ich das als sehr erfreulich, dass der Südkontinent endlich wieder ein kleines Lebenszeichen senden kann. Die spannende Grundidee zeigt für mich auch, dass hier nachhaltig aufgezeigt wird, dass das Setting viel Potential hat, welches derzeit leider brach liegt.

Umgekehrt muss man auch klar sagen, dass es sich eigentlich um kein vollwertiges Abenteuer handelt, sondern wirklich nur um ein sehr grob skizziertes Szenario. Es wird zwar eine grundsätzliche Handlungsabfolge beschrieben und dazu werden auch exemplarisch ein paar Szenen entwickelt (z.B. der Angriff eines Schlingers oder Prüfungen, mit denen man die Anerkennung der Affenmenschen gewinnen soll). Alles andere muss man als Spielleitung selbst im Detail entwickeln. Das ist dann schon noch eine anspruchsvolle Aufgabe, wenn man im weiteren Verlauf einen echten Machtkampf mit Intrigen und auch einem nicht unerheblichen Schlachtgetümmel ausgestalten soll. Dafür ist das Abenteuer schon sehr großformatig angelegt.

Ich muss grundsätzlich sagen, dass die Anschaffung explizit für dieses Szenario eine Abwägungssache ist, dafür ist das Gesamtprodukt auch nicht gedacht, sondern im Vordergrund des Heftes steht eindeutig eher das Austesten der Savage-Worlds-Regeln. Trotzdem erhält man eine interessante Anregung, aus der sich einiges machen lässt, natürlich auch in einer Umsetzung für die „normalen“ DSA5-Regeln.

III. Fazit

Der Götze des Affenkönigs ist ein spannend angelegtes Szenario, das allerdings nur extrem grob skizziert ist und wirklich eher als Beispiel zum Austesten der Savage-Worlds-Regeln angedacht ist. Bemerkenswert ist allerdings auf jeden Fall die Wahl von Uthuria als Schauplatz. Aufgrund des Szenario-Charakters verzichte ich auf eine Punktewertung, dazu ist schlicht zu wenig Ausgestaltung vorhanden, um das seriös einordnen zu können.      

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