Rezension: Bestiarium – Schleichender Verfall

Vorbemerkung: Zu jeder DSK-Erweiterung hat bisher auch immer eine kleiner Kreaturenband gehört, der das jeweilige Setting um passende nicht-erwachte Wesen erweitert hat, mit denen die Erwachten interagieren können oder die als Gegner verwendet werden können. Auch Bestiarium – Schleichender Verfall von Philipp Baas nimmt die Besonderheiten von Donnerbach und den Salamandersteinen auf, wobei der Fokus hier einerseits auf dem Wildnisaspekt mit vielen wilden Tieren liegt und andererseits die fantastische Seite der Salamandersteine betont wird, indem feeisches Wirken dort deutlich gegenwärtiger als in anderen Regionen Aventuriens ist.

In Zahlen:

– 48 Seiten

– 19 profane Wesen und 9 Feenwesen

– Preis: 17,95 Euro

– erschienen am 28.7. 2023

I. Aufbau und Inhalt

Der Band beginnt mit der Bereitstellung von vielen Wesen (insgesamt 19), denen die Erwachten in Donnerbach und den Salamandersteinen begegnen können. Jede Kreatur erhält dabei eine Seite. Diese enthält immer eine Illustration und einen allgemeinen Hintergrundtext mit Anmerkungen zur typischen Lebensweise. Zusätzlich ist ein Wertekasten mit allen relevanten Angaben vorhanden, z.B. auch zum Kampfverhalten. Der Umfang ist hier breit gefächert, indem man u.a. typische Waldwesen berücksichtigt hat (z.B. die Eule, den Großen Schröter oder die Waldspinne) und genauso Tiere, die man in Donnerbach antreffen kann (z.B. Raben und Tauben). Ebenso findet eine Einordnung in die Nahrungskette statt, da aus Sicht der Erwachten sowohl Jäger (der Riesenalk oder der Weißgesichtige Tod) als auch klassische Beutetiere (z.B. der Singvogel oder das Reh) enthalten sind. Zudem finden sich hier neben den profanen Wesen auch einige fantastische Wesen wie der Waldtroll, Naturgeister oder Trollsteine. Bemerkenswert ist zuletzt, dass hier im Bestiarium natürlich auch humanoide Wesen aufgenommen wurden, denn die Krächzer (die Erwachten-Bezeichnung für Elfen) oder der Suulak-Pelzjäger können ihnen im Fall einer Begegnung selbstverständlich sehr gefährlich werden.

Das zweite Kapitel widmet sich wieder einem regionalen Sonderthema, diesmal betitelt mit Feen- und Feenwelten, die sich in den Salamandersteinen gehäuft entdecken lassen. Zunächst wird die generelle Natur von Feenwesen erläutert, zusätzlich aber auch, wie das Verhältnis von Erachten und Feen aussehen kann. Beispielsweise ist ihnen gemeinsam, dass sie sich den Menschen, Elfen und Goblins gegenüber als überlegen ansehen. Auch hier werden eine Reihe unterschiedlicher Feenwesen nach dem oben beschriebenen Muster vorgestellt (konkret der Grenzgänger, der Wasserflinke, der Wilde Kerl, kleine geflügelte Feen, Blütenfeen, Schwarzfeen, der Blättermann, Kobolde, die Dryade und die Nymphe).

Folgend werden exemplarisch einige Lebenswelten geschildert, indem auf Feenwelten eingegangen wird. Dabei spielen u.a. Aspekte wie die Differenz zwischen vergangener Zeit in einer Feenwelt und in der äußeren Welt eine Rolle, außerdem wird auf Mitbringsel eingegangen (wie diese z.B. genutzt werden können). Folgend werden einige beispielhafte Feenwelten ausgeführt, ebenso Feentore, mit denen man in diese gelangen kann. Ein Baukasten enthält zudem Fragen, mit denen man selbst eigene Feenwelten gestalten kann, ebenso gibt es eine Zufallstabelle zu Effekten, die bei der Nutzung eines Feentores in Kraft treten können.

II. Kritik

Da Die Schwarze Katze – anders als das Vorbild DSA- nur mit wenig Abenteuermaterial ausgestattet ist, sind solche Bände wie der vorliegende aus meiner Sicht besonders wichtig, weil sie einer Spielleitung das an die Hand geben, was notwendig ist, um eigene Szenarien kreieren zu können. Dazu sind die Kreaturenbeschreibungen alleine insofern relevant, als dass sie eine ganze Reihe von potentiellen Gegnern darstellen. Die Bandbreite ist dazu passend gewählt, wie in der Inhaltsbeschreibung angesprochen wurden gleichermaßen Wesen berücksichtigt, die man in der Stadt Donnerbach als auch in den Salamandersteinen antreffen kann (wobei letztere allerdings die Mehrheit darstellen, was auch realistisch erscheint, dort müsste die Vielfalt rein sachlogisch auch größer sein). Wesen wie Hirsch, Reh oder Größer Schröter klingen zwar grundsätzlich weder fantastisch noch spektakulär, hier muss man aber den Vergleich mit den Erwachten heranziehen, für die ein Hirsch ein gänzlich anderes Bedrohungspotential hat als für humanoide Wesen. Zudem finden sich viele fantastische Wesen, die die Gegebenheiten in den Salamandersteinen illustrieren.

Hier muss man natürlich auch die Feenwesen nennen, für die ebenfalls eine vergleichsweise große Auswahl vorhanden ist. Gleiches gilt auch für die Feenwelten und -Tore. Die kurzen Schilderungen bieten eine interessante Auswahl an unterschiedlichen Orten, die mal eher konventionell klingen, mal sehr ungewöhnliche Ansätze bieten, wenn z.B. Farben dominant sind oder man sich in einem Labyrinth zurechtfinden muss oder in einer Art Gemälde unterwegs ist. Eine große Spielrelevanz haben auch die beschriebenen Mitbringsel, die unterschiedliche Vorteile bringen, aber eben auch eine gewisse Flüchtigkeit aufweisen, wenn man sie außerhalb der Feenwelten einsetzt.

Hier sehe ich aber tatsächlich den größten Nachteil des Bandes, auch im Vergleich zum ausgezeichneten Fasar-Pendant, den ich damals sogar mit der Bestnote bewertet habe. Die kurzen Beschreibungen sind im Endeffekt nicht mehr als kleine Teaser, die zwar immer auch klare Abenteueraufhänger bieten und aus denen man mit Sicherheit einiges gestalten kann. Aber das liegt eben vollständig in den Händen einer Spielleitung. Im Fasar-Bestiarium werden im Sonderkapitel quasi zwei eigene, in sich geschlossene Welten beschrieben, für die eine gute Grundlage sorgen und fast schon wie eigenständige Abenteuer funktionieren. Dasselbe hätte ich mir hier auch gewünscht, den Fokus auf 1-2 Feenwelten, die man dann ausführlicher beschreibt mit ihren Begebenheiten und ihren Figuren. So fehlen auch Individuen, stattdessen hat man hier nur generische Wesen, obwohl ja gerade bei den Feenwelten die Herrscher*innen wichtige Personen sind (von denen man hier nur den Namen erhält). Unterm Strich ist mir die Darstellung viel zu skizzenhaft, da hier ja 2-3 Feenwelten pro Seite aufgeführt werden. Grundsätzlich wäre das ja auch das eigentliche Funktionsprinzip von DSK, indem nicht allzu breit gestreut beschrieben wird, sondern mehr ausgewählte Details ausgeschmückt werden.

III. Fazit

Das Bestiarium- Schleichender Verfall ist als reiner Kreaturenband gelungen, weil es die Bandbreite an Wesen für Donnerbach und die Salamandersteine gut erweitert, sowohl was profane Wesen als auch fantastische Kreaturen betrifft. Das Sonderkapitel zu den Feenwesen empfinde ich allerdings als zu grob angelegt, hier wäre mir eine fokussierte Darstellung von ausgewählten Feenwelten deutlich sinnvoller erschienen.

Bewertung: 4 von 6 Punkten         

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